Hallo Foristen,
die Pilzberatung ist meiner Ansicht nach suboptimal organisiert. Es gibt einige Ballungsgebiete, in denen Pilzberatungsstellen mit Öffnungszeiten existieren. Das ist, wenn ich es richtig verstehe, ein Angebot von Vereinen, bei dem Pilz-Sachverständige ehrenamtlich (unentgeltlich?) die Pilzbestimmung übernehmen, richtig?
Ansonsten gibt es Listen mit Pilzberatern, also Sachverständigen die in ihrer Freizeit, wenn sie nicht gerade im Urlaub oder durch den Job verhindert sind, die Pilzbestimmung übernehmen. Geld gibts nicht dafür, auch keinen Kostensatz für die in Anspruch genommene Zeit, richtig?
Der Giftnotruf hingegen ist eine staatliche Aufgabe, also steuerfinanziert. Aber wir sind uns sicher einig, dass Vorsorge besser ist, als dann zu helfen, wenn das Kind schon im Brunnen liegt.
Wenn ich mich so umsehe, arbeiten Sachverständige normalerweise nicht ehrenamtlich. In vielen Sparten gibt es festgelegte Kostensätze. Manchmal leben Gutachter von ihren Expertisen, z.B. bei Kfz- oder Immobilien ist das so. Manchmal ist es ein Nebenverdienst, wenn ein Gutachter Friseurarbeit oder Porzellan bewertet. In einigen Bereichen, vor allem dort, wo erwartet wird, dass die Gutachten besonders hohen Ansprüchen genügen, werden Gutachter sogar öffentlich bestellt und vereidigt (leider ist das nicht so nicht im Gesundheitswesen).
Ich verstehe nicht, warum Pilzsachverständige in ihrer Freizeit eine Aufgabe übernehmen sollen, bei der es um Leben und Tod gehen kann, und dafür nicht angemessen entschädigt werden. Ich habe viele Jahre als Rettungsschwimmerin gearbeitet. Da ging es manchmal auch um Leben und Tod und es gab immer eine Aufwandsentschädigung. Nix zum reich werden, aber eine die Anerkennung für die Arbeit.
Ich verstehe, dass der Zugang zur Pilzberatung so niedrigschwellig wie möglich seien sollte. Schließlich sollen unsichere Pilzsucher ihre Funde möglichst begutachten lassen, bevor sie sie verspeisen. Kosten dafür wären eine kleine Barriere, die würde m.E. kompensiert dadurch, wenn möglichst zuverlässig wohnort- oder pilzfundnah Pilzberater zu finden wären. Damit meine ich nicht, dass jedes Dorf einen haben sollte. Aber mehr als eine halbe Autostunde entfernt sollte der Berater nicht sein.
Pilze sammeln ist ein Hobby. Wer einen schönen Tag im Wald verbringt und dabei Pilzfunde macht, wird sicher kein Problem haben, einen angemessenen Obolus zu entrichten, um unbeschwert die Pilze zu genießen und damit dem Pilzberater eine Anerkennung für die geopferte Freizeit zuteil werden lassen. So denn einer in der Nähe und die Information einfach zugänglich ist.
Meine Frage ist, seht ihr das auch so und gibt es seitens der der organisierten Mykologen eine Diskussion und/oder das Bestreben, das Pilz-Sachverständigenwesen einheitlicher und für die Sachverständigen und Ratsuchenden attraktiver zu organisieren?
Oder aber, wie könnte Eurer Meinung nach eine Regelung aussehen, die die unterschiedlichen Interessen besser in Einklang bringen könnte, so dass am Ende auch die Giftnotrufzentrale weniger zu tun bekäme?
Lieben Gruß Claudia