Mit Felix in der Eifel

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 4.650 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schwammer-Dieter.

  • Liebe Pilzfreunde


    Ja, Ihr lest richtig. Diesmal war Rainer nicht dabei aber er hatte den entscheidenden Hinweis auf einen unglaublichen Wald gegeben.
    Zum Auftakt ging es noch auf einen mageren Wiesenstreifen, von dem wir uns aber bald wieder losgerissen haben. Bei mehr als 50 Exemplare dieses schönen Pilzes hätte man alleine schon zwei Stunden zubringen können.
    Braungrüner Zärtling (Entoloma incanum)


    Nicht minder schön und ebenfalls reichlich war ein blaustieliger Vertreter der Rötlinge, der sich erst nach mikroskopischer Untersuchung zu erkennen gab. Der gebräuchliche Deutsch Name ist irreführend, da die Art auch im Flachland gefunden werden kann.
    Montaner Blaustiel-Zärtling (Entoloma sodale)


    Mit blauschwarzem Hut, befasertem, blaugrauen Stiel und weißen Lamellen ohne gefärbte Schneide zeigte sich eine weitre schöne Art.
    Rabenshwarzer Rötling (Entoloma corvinum)


    Jetzt aber ab in den Wald wo uns zunächst mal die Spucke weg blieb.


    Der Ausschnitt wäre ja noch zu verkraften gewesen aber das zog sich hin soweit das Auge reichte. Um den Überfluss perfekt zu machen, standen dazwischen noch braune Milchlinge, diverse Risspilze, zahlreiche Cortinarien und diverse Kleinpilze wie z. B. Helmlinge. Was tun, um sich nicht zu verzetteln?????? Machen wir eben nur interessante Täublinge die nicht so häufig sind und Milchlinge. Der Vorsatz war jedoch schnell vergessen, da etliche Arten in verschieden Altersstufen und fast unversehrt waren.
    Sicher keine seltene Art und dazu noch an seiner satt roten Farbe und dem harten Fleisch gut zu erkennen. An so einer Gruppe von frischen Exemplaren ohne Schneckenfraß kann man doch nicht vorbeigehen.
    Harter Zinnober-Täubling (Russula lepida)


    An seinem stark gerieften Hutrand in Verbindung mit anisartigem Geruch erkennt man den
    Mandeltäubling (Russula grata)


    Ein Vertreter der Kammtäublinge mit blasser Hutfarbe und scharfem Geschmack in noch nie gesehener Zahl.
    Mehlstiel-Täubling (Russula farinipes)


    Deutliche Schärfe und weißen Lamellen hat der Blassgelbe Täubling (Russula raoultii)


    Eine Verwechselung mit ausgeblassten Exemplaren des ebenfalls scharfen Sonnentäublings wäre durchaus möglich, jedoch hat dieser ockerfarbene Lamellen.


    Extrem selten jedoch bereits der zweite Fund in den letzten Wochen. Ein Weiß-Täubling mit dotterfarbenen Lamellen.
    Gelbsporiger Täubling (Russula flavispora)


    Ein weiterer Weiß-Täubling fiel uns wegen seiner cremefarbenen Lamellen auf. Sporenpulver 2a und derb stachelige Sporen mir wenigen dünnen Verbindungen führten zu einer Varietät des
    Gemeinen Weiß-Täublings (Russula delica var. trachyspora)


    Machen wir eben nur interessante Täublinge die nicht so häufig sind und Milchlinge und ignorieren so eine Gruppe. Das geht ja gar nicht.
    Schuppiger Rauhkopf (Cortinarius humicola)


    Der erste Milchling mit schleimigem Hut, blassen Farben und recht kompaktem Stiel ist in den Kalk-Buchenwälder der Eifel regelmäßig zu finden.
    Falber oder Blasser Milchling (Lactarius pallidus)


    Gleich drei Milchlinge deren Milch sich korallenrot verfärbt trafen wir an. Bei einer Art verfärbt sich die Milch innerhalb von ca. 15 Sekunden auch isoliert.
    Rosaanlaufende Milchling (Lactarius acris)


    Bei allen anderen Arten der Gruppe verfärbt sich die Milch nur in Verbindung mit dem Fleisch, was jedoch einige Minuten dauern kann und darauf konnten wir nicht warten. Die dunkelste Art im reinen Laubwald ist der
    Dunkle Korallen-Milchling (Lactarius romagnesii)


    In der Hutmitte gerunzelt ist der Flügelsporige Milchling (Lactarius pterosporus)


    Beide Arten wurden zur Überprüfung mikroskopisch untersucht, da es noch weitere ähnliche Arten gibt.


    Aus der Gruppe der schwierig zu erkennenden rotbraunen Milchlinge zeigt eine Art mit einem rötlichen Ring an der Stielspitze ein auffallendes Merkmal, welches jedoch nicht immer deutlich ist.
    Rotgegürtelter Milchling (Lactarius rubrocinctus)


    Machen wir eben nur interessante Täublinge die nicht so häufig sind und Milchlinge :rolleyes: Das hatten wir ja schon aber doch nicht bei der Gruppe
    Wald-Schneckling (Hygrophorus nemoreus)


    Immer wieder verwirrend ist die Farbenvielfalt eines milden Dottersporers den ich ohne Überprüfung oft nicht sicher ansprechen kann.
    Weißstieliger Leder-Täubling (Russula romellii)


    Ein ebenfalls milder Dottersporer jedoch mit ungewöhnlicher Farbe stand im Übergangsbereich zu einem Fichtenbestand, wo er auch hingehört.
    Brauner Ledertäubling (Russula integra)


    Ein Dottersporer der jedoch recht scharf ist macht einem das Leben nicht ganz so schwer auch wenn man bei blassen Exemplaren ins Grübeln kommen kann.
    Gelbblättriger Spei-Täubling (Russula rutila)


    Der letzte Vertreter für Heute ist ein scharfer Dottersporer der bei Hainbuche stand und schon recht ausgeblasst war. Die Bestimmung war nur mikroskopisch möglich.
    Purpurfleckiger Täubling (Russula vinosopurpurea)
    Edit: Eine Nachuntersuchung aufgrund eine weiteren Fundes zeigte vereinzelte Divertikel an den Haaren der Hutdeckschicht, allerdings nur sehr spärlich und nicht annähernd so wie bei Sarnari oder Einhellinger gezeichnet. Nur an einer Dermatozystide war ein kleines Anhängsel zu sehen. Es handelt sich aber wohl doch um
    Purpurbrauner Dotter-Täubling (Russula cuprea)




    Wird Zeit dass ich fertig werde da es morgen wieder in die Eifel geht.


    LG Karl

  • Ich kann mir direkt vorstellen wie Oehrling nach lesen dieses Beitrags sagt:


    "Karl, das ist so schön. Ich habe Pipi in den Augen! Nimmst du mich mit in die Eifel?" :D


    Ist schon ´ne Hausnummer was du da finden darfst. Dennoch, für mich ist der Schuppige Rauhkopf der Kracher. "Endgeil!" hätte ich in den Neunzigern wohl dazu gemeint. :cool:

  • Hallo Mausmann,
    nee, das sagt er seit ein paar Tagen nicht mehr, weil er mittlerweile gemerkt hat, dass der Wald in Hohenlohe in Sachen Täublinge auch ordentlich was kann. :D
    Aber Karls und Felixens Täublinge anschauen ist schon auch schön!


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Was für Farben, lieber Karl, und was für schöne Fotos und Funde! Toll!


    ABER: Findest du das richtig, beiläufig zu bemerken, dass da auch Risspilze rumstanden und dann keine zu zeigen? Hm? Da muss ich doch schwer protestieren... :) .
    Sei dennoch lieb gegrüßt und Felix natürlich auch,
    von der Ditte

  • Hallo,


    mir bleibt gerade auch die Sprache weg. Eine Kollektion beeindruckender als die andere. 8| 8|


    Mann, ich komme doch auch aus der Eifel....

    Grüße aus dem Moseltal

    Marco
    ----------------------------------------------------------------------------
    Wenn das Leben Dir einen Korb gibt... geh Pilze sammeln. ==18

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Ja da fliegt einem ja das Blech weg. 8|
    Den Wald habt ihr aber sowas von im richtigen Moment erwischt; Cortinarius humicola zB steht schon seit langem auf meiner Fundwunschliste. :thumbup:
    Tolle Aufnahmen und was zum Nachhaken hab' ich auch gefunden: Die Hutränder bei Lactarius romagnesii waren ungerippt? Weil nach der FNE - Monografie (mit der ich mich meistens den Milchlingen nähere) scheint das ein wichtiges Trennmerkmal gegenüber Lactarius pterosporus zu sein (bei ziemlich ähnlichen Sporen), neben der dunkleren Färbung. Lactarius ruginosus wäre noch blasser mit ebenfalls geripptem Hutrand und ein (für die Gruppe) eher kleines Pilzchen.
    Aber ich denke, mal, mit der Färbung kommt auch ohne deutlich gerippte Hutränder kein Lactarius pterosporus mehr in Frage.



    LG, Pablo.

  • Hallo Karl,


    was für eine Täublingsvielfalt (und noch einiges an Beiwerk)!


    Mich erstaunt vor allem das Massenaufkommen im Nadelwald - bisher habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich in den Laubwäldern einiges regt, aber in den Nadelwäldern so gut wie nichts.


    Hoffentlich hält das Feuerwerk noch ein paar Tage an ...
    Ich will morgen auch noch mal los.


    Viele Grüße
    Gerd


  • nee, das sagt er seit ein paar Tagen nicht mehr, weil er mittlerweile gemerkt hat, dass der Wald in Hohenlohe in Sachen Täublinge auch ordentlich was kann. :D


    Freut mich, das es bei Dir auch losgeht und Deine Berichte habe ich bereits gelesen



    Was für Farben, lieber Karl, und was für schöne Fotos und Funde! Toll!


    ABER: Findest du das richtig, beiläufig zu bemerken, dass da auch Risspilze rumstanden und dann keine zu zeigen? Hm? Da muss ich doch schwer protestieren... :) .


    Danke für das Kompliment und den Einwand mit den Risspilzen habe ich auch von climbingfreak erwartet :D Es war einfach zu viel, um Alles zu machen. Wir haben leider aus Zeitgründen auch tolle Kollektionen von weiteren Gattungen nicht fotografieren können ;)




    Den Wald habt ihr aber sowas von im richtigen Moment erwischt; Cortinarius humicola zB steht schon seit langem auf meiner Fundwunschliste. :thumbup:
    Tolle Aufnahmen und was zum Nachhaken hab' ich auch gefunden: Die Hutränder bei Lactarius romagnesii waren ungerippt? Weil nach der FNE - Monografie (mit der ich mich meistens den Milchlingen nähere) scheint das ein wichtiges Trennmerkmal gegenüber Lactarius pterosporus zu sein (bei ziemlich ähnlichen Sporen), neben der dunkleren Färbung. Lactarius ruginosus wäre noch blasser mit ebenfalls geripptem Hutrand und ein (für die Gruppe) eher kleines Pilzchen.
    Aber ich denke, mal, mit der Färbung kommt auch ohne deutlich gerippte Hutränder kein Lactarius pterosporus mehr in Frage.


    Hallo Pablo, ich kenne L. romagnesii nur schwach bis ungerippt und L. pterosporus mit runzliger Hutmitte. Die Arten sind bei manchen Kollektionen oft nur durch den direkten Vergleich der Sporen nebeneinander zu trennen. L. ruginosus kann auch sehr dunkel sein, aber der Rand ist richtig gekerbt. Leider ist auch L. azonites manchmal in der Mitte schwach gerunzelt und etwas gerippt können die Ränder aller Arten gelegentlich sein. Ohne mikroskopische Absicherung benenne ich nur äußerst selten einen Fund.


    Mich erstaunt vor allem das Massenaufkommen im Nadelwald - bisher habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich in den Laubwäldern einiges regt, aber in den Nadelwäldern so gut wie nichts.


    Hallo Gerd, spare Dir die Nadelwälder, da war doch nur R. integra


    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Merci. :thumbup:
    Eben mit den Sporen tue ich mich schwer in der Gruppe (also die mit den großen, weit abstehenden Graten), was aber auch an bisher nur sehr wenigen untersuchten Funden liegt. zB pterosporus habe ich noch gar nicht selbst untersucht. Verbeeken, Heilmann-Clausen & Vesterholt ziehen da noch weitere Merkmale hinzu (eben Farben, Hutrunzeln, Hutrand, Habitus); aber ob das auch die beste Referenz ist, das weiß ich nun eben nicht so genau.
    Immerhin kam auch differenzialdiagnostisch mit Gröger geschlüsselt bei diesen Pilzen romagnesii raus:



    LG, Pablo.


  • Eben mit den Sporen tue ich mich schwer in der Gruppe (also die mit den großen, weit abstehenden Graten), was aber auch an bisher nur sehr wenigen untersuchten Funden liegt. zB pterosporus habe ich noch gar nicht selbst untersucht. Verbeeken, Heilmann-Clausen & Vesterholt ziehen da noch weitere Merkmale hinzu (eben Farben, Hutrunzeln, Hutrand, Habitus); aber ob das auch die beste Referenz ist, das weiß ich nun eben nicht so genau.
    Immerhin kam auch differenzialdiagnostisch mit Gröger geschlüsselt bei diesen Pilzen romagnesii raus:


    Hallo Pablo


    Mit den Sporen habe ich mich früher auch schwer getan. Mann muss schon etliche Sporen aus einem Abwurf beobachten und fleßig fokussieren. Bei L. romagnesii sieht man dann neben den Graten immer wieder Querverbindungen wenn auch bei weitem nicht bei jeder Spore. Bei L. pterosporus hat man die umlaufenden Grate und seltener Verbindungen. Nach aufmerksamem Lesen in der Arbeit von Verbeeken, Heilmann-Clausen & Vesterholt und wenn man mal beide Arten unter dem Mikro hatte, wird das sehr gut nachvollziehbar. Am Besten Du verwahrst mal Sporenpulver von L. romagnesii bis Du L. pterosporus findest.


    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Einen Sporenabwurf haben mir die oben gezeigten Pilze verweigert. Obwohl es eigentlich reichlich Sporen gab, und da eben immer wieder Verbindungen zwischen den einzelnen Graten. Was ja einer der Punkte war, wegen denen ich dann zu der Bestimmung kam. Einige weitere Sporenbilder habe ich noch, die aber erstmal bearbeitet werden wollen. Das kommt nach dem Urlaub, dann komme ich vielelicht auch mal dazu, eine kleine Vorstellung des Fundes zu schreiben.
    Jedenfalls weiß ich, wo die wohnen, und daß es da auch noch mindestens eine weitere Art der Sektion gibt. Mit kleineren, helleren Fruchtkörpern, die aber noch nicht untersucht ist.



    LG, Pablo.


  • Hallo, Karl!


    Einen Sporenabwurf haben mir die oben gezeigten Pilze verweigert. Obwohl es eigentlich reichlich Sporen gab, und da eben immer wieder Verbindungen zwischen den einzelnen Graten. Was ja einer der Punkte war, wegen denen ich dann zu der Bestimmung kam.


    Hallo Pablo


    Nur um nicht falsch verstanden zu werden. An L. romagnesii habe ich keinen Zweifel


    LG Karl

  • Hallo Karl,
    der Beitrag war mir durch die Lappen gerutscht. Ein tolles Lehrstück in Sachen Täublinge. Danke für den Beitrag, durch den ich wieder ein paar Dinge mehr verstehen kann.


    Lieben Gruß Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.


  • Danke Dieter


    Das irre an dem Tag war ja, dass fast Alles so stand und wir nur Pilze dazu legen mussten damit man die Unterseite sieht. Hätten wir jedes Mal Kollektionen zusammensuchen müssen, wären wir nur halb so weit gekommen. Grundsätzlich hast Du jedoch recht. Ich versuche von einer Art möglicst verschiedene Alterzustände und Farbvarianten in einem Bild darzustellen was bei Massenvorkommen jedoch seine Grenze hat da es leicht passieren kann Mischkollektionen zu produzieren.
    Deine Art Pilze zu zeigen hat ja auch was. Zahlreiche Einzelbilder in verschiedenen Zuständen durch Detailaufnahmen ergänzt zeigt ja noch besser alle wichtigen Merkmale. So hat eben jeder seine Methode ;) .


    LG Karl

  • Hi Karl,
    Deine Methode ist spitze!
    Ich versuch das natürlich auch - also ne Gruppe zusammenzustellen - aber das gelingt halt nur dann wenn genügend FK da sind.
    Von den Arten die Du zeigst kann ich nur träumen überhaupt einmal ein Exemplar zu sehen.
    Das ist einfach wunderbar was Du da machst und eine Augenweide! Vielen Dank dafür!
    Gruß
    Dieter