Best of Hohenlohe - Teil 4

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 2.716 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Liebe Pilzfreunde,
    heute abend kommt nun der vierte und vorläufig letzte Teil der Funde aus der letzten Woche aus Hohenlohe. Fast alles ist fertig bestimmt, bald kann ich mal wieder in den Wald. Die heute geposteten Bilder stammen wieder von der Waldenburger Ebene, und da vom Neumühlsee.
    Ganz groß vertreten war die bucklige (engere und erweiterte) Pfifferlingsverwandtschaft,
    z. B. mit dem Grauen Leistling (Cantharellus cinereus), einem je nach Sichtweise "schwarzgrauen Trompetenpfifferling" oder auch einer "Totentrompete mit Leisten":

    oder mit dem Schwärzenden Leistling (Cantharellus melanoxeros), einem Leistling, der wie ein "monochrom graugelber Trompetenpfifferling" aussieht und bestimmt von etlichen Sammlern für einen solchen gehalten wird, wären da nicht das allmähliche Schwärzen der Fruchtkörper (hier nicht zu sehen, da die Gruppe stehenblieb) sowie das Vorkommen im Laubwald unter Buche:

    oft bei denen in der Gesellschaft dabei, hier auch: Krause Kraterelle (Pseudocraterellus undulatus):

    Bilder von "normalen" Laubwaldpfifferlingen oder Totentrompeten gab es in den letzten Tagen so viele, da muss nicht noch mehr vom Gleichen her.


    Allerdings gab es auch reichlich Buchenwaldkorallen. In der Reihenfolge sind zu sehen:
    Ramaria aurea (auffallend strubbelköpfig, die Arme nicht ordentlich aufwärtsstrebend wie bei anderen goldgelben Korallen)
    Ramaria botrytis ("Hahnenkamm" oder "Bärentatze"), in diesem Wuchsstadium absolut unverkennbar
    Ramaria cf. formosa, bitterlich schmeckend und dreifarbig (Strunk weiß, Äste rosa, Astspitzen abgesetzt gelb), daher mein entsprechender Verdacht



    In dieser Gesellschaft ist auch meistens dieses Hydnum repandum dabei, das nicht semmelgelb, sondern leuchtendst orange aussieht, die Hutfarbe stark kontrastierend mit dem fast reinweißen Stiel, extrem dick und groß werdend (von dem hatte ich schon orangene Klumpen mit 300 Gramm Gewicht und 20 cm Hutdurchmesser), und - vielleicht das Entscheidende - nach dem Zubereiten bitterlichem Geschmack. Dieser Pilz sieht nur lecker aus, schmeckt aber überhaupt nicht lecker, nicht mal in einem solchen Jungzustand wie auf dem Foto, wo die Stoppeln noch ganz klein sind. Tags darauf fand ich "normale" Semmelstoppel, die waren geschmacklich o. K. Vielleicht müsste ich auch mal anfangen, Semmelstoppelpilze zu mikroskopieren. Bei einer der Arten haben sie ja schon elliptische Sporen gefunden...


    Joah, und wie das oft so ist - als ich den Hang verlasse und zum Auto zurückwill, haut es mich komplett aus den Schuhen:
    ein Hydnellum, fernab jeglichen Nadelbaums (am ganzen Hang gibt es nur Buche, Eiche und Hainbuche!):



    Demnächst muss ich noch mal an diese Stelle, wenn die Fruchtkörper reif sind und Sporen haben. Dann kann ich die vielleicht auch bestimmen.


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Guten Abend Stephan,




    o man sind das tolle Funde. Wirklich klasse. Danke Dir fürs Zeigen.



    Einmal......nur einmal fand ich einen grauen Leistling. Ich kannte ihn damals nicht, sonst wäre er im Wald geblieben. Ich hielt ihn für eine Totentrompete.


    Wenn ich mir vorstelle, wenn der Hydnellum erst die roten Tropfen zeigt...............wie toll. Beobachtest Du ihn? Wenn ja.......ich möchte ihn zu gerne mit diesen Tropfen sehen.


    Das mag ich an Deinen Berichten so gerne, Du schreibst den meist den deutschen Namen dazu. Danke Dir dafür.






    Liebe Grüße





    Heidi

    Jeder Tag an dem Du nicht gelacht hast, ist ein verlorener Tag.
    Auch von mir gibt es keine Essensfreigabe.



    100 Chips, da Islandwette verloren = 95 Chips
    95-2 Chips für Jan-Arnes Rätsel = 93 Chips
    93-5 Chips für Grünis Grauen Wulstling= 88 Chips
    88-10 Chips für APR 2017 = 78
    78 + 10 (APR 2017 als erste über die Hälfte der Gesamtpunkte gekommen) = 88

    88-3 Chipse für OPR = 85

    85 - 10 Chips für APR 2018 = 75

    75 + 5 fürs APR = 80

    80 -10 Chipse für APR 2019 = 70 Chipse

    70 +5 Apr 2019 = 75


    Keine Veröffentlichung ohne mein Einverständnis!!!!!!

  • Servus Stephan,


    Ramaria botrytis ist makroskopisch nicht bestimmbar. Die Arten rund um R. botyrtis sehen alle gleich aus. Es geht aber mit dem Mikroskop recht einfach (z. B. Sporenmaße). Ramaria rubripermanens (als Beispiel) ist bei mir viel häufiger als R. botrytis.


    Ramaria formosa kann sein, aber das traue ich mir makroskopisch nicht zu (wenn ich sie in der Hand habe, den Strunk anschauen kann, dann eher - aber auch dann frage ich Josef oder mikroskopiere). Ähnlich Ramaria aurea - wobei das gut passen kann. Ich meine, etwas rosa zu erkennen, was o.k. wäre (wenn nur sehr schwach) - aber es gibt so viele gelbe Ramarien...


    Craterellus melanoxeros sehe ich nur sehr selten. Bei mir ist Craterellus ianthinoxanthus deutlich häufiger.


    Tolle Funde!


    LG
    Christoph


    Zu den Hydnum-Arten... es gibt mittlerweile mehr Arten im Hydnum-rufescens-Formenkreis. Deiner sieht mir nach einem recht stark pigmentierten Hydnum repandum aus.

  • Servus pilzpic,


    Ramaria apiculata hätte grünliche Astspitzen und blassere Äste. Die kann man ausschließen.


    LG
    Christoph



    Hallo,


    statt R. formosa sehe ich da makroskopisch eher R. apiculata.

  • Hallo Christoph,


    auf meinem Monitor sehe ich grünliche Astspitzen, deswegen ja...R. apiculata.
    Noch mal das Bild anklicken, wird dann größer.

  • Servus Karl-Heinz,


    ich sehe nur zitronengelbe, kühle Astspitzen und deutlich rosa-lachsfarbene Äste. Auch die Wuchsform passt nicht auf Ramaria apiculata. Habe das Bild auch groß angeschaut. ;)


    LG
    Christoph



    Hallo Christoph,


    auf meinem Monitor sehe ich grünliche Astspitzen, deswegen ja...R. apiculata.
    Noch mal das Bild anklicken, wird dann größer.


  • Ramaria botrytis ist makroskopisch nicht bestimmbar. Die Arten rund um R. botyrtis sehen alle gleich aus. Es geht aber mit dem Mikroskop recht einfach (z. B. Sporenmaße). Ramaria rubripermanens (als Beispiel) ist bei mir viel häufiger als R. botrytis.


    Hallo Christoph,
    du schreibst "die Arten", gibt es denn da so viele? Im CHRISTAN (2008) ist als wohl einziger echter Verwechslungspartner Ramaria rubripermanens gelistet, aber das ist laut dem Autor ein Pilz aus dem Gebirgsnadelwald. Den ich übrigens in Kärnten schon habe finden können, aber im Hohenloher Laubwald (350 bis 500 m ü. NN) noch nie, und den ich für das Hohenloher Gebiet von Vornherein auch ausschließen möchte. R. rubripermanens sieht bei genauer Betrachtung schon deutlich anders aus als R. botrytis, hat z. B. keinen weißen, sondern einen blassgelben Strunk, und nur die äußeren Astspitzen sind rot.


    Hallo Karl-Heinz,
    bei der von dir gezeigten Koralle sind, finde ich, die Astspitzen schon deutlich grüner als bei meinem Exemplar, außerdem ist das Lachsorange lange nicht so freudig. Das sieht viel mehr nach R. apiculata aus als mein Fundexemplar.


    FG
    Oehrling

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    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Oehrling,


    zu Deiner Bemerkung mit dem bitteren Geschmack bei den "Riesen" Semmelstoppeln.
    Ich habe mal von einem Pilzkontrolleur den Tip bekommen, diese anzubraten und dann den entstehenden Sud abzugiessen. Dann einfach wieder in die Pfanne und die Bitterkeit ist nicht mehr da. Hatte das Problem nämlich auch schon. Nachdem ich das so mache, habe ich keine Probleme mehr damit. So Reisensemmelstoppel kommen bei uns auch von Zeit zu Zeit vor und mir schmecken sie richtig gut.


    Trompetenpfifferlinge, graue Kraterelle und schwärzende Pfifferlinge habe ich dort auch in unmittelbarer Umgebung gefunden.


    Gruss, Reinhard

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stephan!


    Was soll man da schreiben, außer: Schaut geil aus. :thumbup:
    Bei den Stachelingen bin ich der Ansicht, daß manche Arten eine etwas größere Auswahl an Mykorrhizapartnern haben, als oft angegeben ist. Und da gehen auch Laubbäume. Hydnellum compactum kenne ich aus Oberitalien aus reinem Rotbuchenwald (im Odenwald stehen auch zwei Kiefern in der Umgebung), Hydnellum concrenscens kann auch mit Laubbäumen Mykorrhiza bilden (ebenfalls in Oberitalien so beobachtet, Fund von Frank Dämmrich abgesichert).
    Allerdings: Wie das bei weiteren Arten der Gattung aussieht, weiß ich nicht, und concrescens und compactum dürften bei deinem Fund beide nicht in Frage kommen.



    LG; Pablo.


  • Hallo Christoph,
    du schreibst "die Arten", gibt es denn da so viele? Im CHRISTAN (2008) ist als wohl einziger echter Verwechslungspartner Ramaria rubripermanens gelistet, aber das ist laut dem Autor ein Pilz aus dem Gebirgsnadelwald.


    Die dritte Art ist Ramaria rubrievanescens.


    Zitat

    R. rubripermanens sieht bei genauer Betrachtung schon deutlich anders aus als R. botrytis


    Hm, Josef selbst kann die beiden im Gelände (ohne Melzers) nicht trennen. Ich empfehle dir folgende Arbeit:
    Christan J. (2016): Zur Verbreitung von Ramaria botrytis und Ramaria rubripermanens in Bayern. Mycol. Bav. 17: 47-64


    Ich zitiere daraus:

    Zitat

    R. botrytis und R. rubripermanens sind makroskopisch kaum, beziehungsweise gar nicht zu unterscheiden, zumal beide Arten in Laub- bzw. Mischwäldern meist unter Buchen (Fagus) mit eingestreuten Kiefern (Pinus) bzw. Fichten (Picea) vorkommen.
    Lediglich mit Hilfe von Melzers Reagenz lässt sich anhand der Reaktion im Strunkfleisch eine Vorabbestimmung im Feld vornehmen: bei einer deutlichen blauen bis violetten Reaktion R. rubripermanens, bei fehlender oder sehr langsamer, schwacher
    Reaktion R. botrytis.


    Ich bin und war viel mit Josef zusammen im Wald unterwegs. Daher weiß ich, dass er die beiden rein makroskopisch (ohne Chemie) nicht auseinanderhalten kann. Ramaria rubripermanens ist die häufigere der beiden und kommt in Buchenwäldern vor. Sie können auch im gleichen Gebiet zusammen vorkommen. Nur Ramaria rubrievanescens ist bisher nur aus dem Gebirge bekannt. Ramaria rubripermanens wächst bei mir aber auch neben Rubroboletus rhodoxanthus und Butyriboletus fuscoroseus im wärebegünstigten Buchenwald.


    Zitat

    hat z. B. keinen weißen, sondern einen blassgelben Strunk, und nur die äußeren Astspitzen sind rot.


    Wie gesagt, ich kann da nur weitergeben, was ich von Josef gelernt habe. Zumal es mikroskopisch wirklich einfach ist, die Arten zu trennen. Es reicht ja schon Sporenmessen:


    Ramaria botrytis:
    Sporen 11-17(-18) x 4-6 µm; Basalmyzel nicht gelifiziert; Reaktion mit Melzers negativ oder erst nach ca. 30 Mintuen schwach positiv


    Ramaria rubripermanens:
    Sporen (8,5-)9–“13(-14) × 3,5–“5,0 μm; Basalmyzel gelifiziert; Reaktion mit Melzers rasch und deutlich.


    Ramaria rubrievanescens:
    Sporen 9–“15,5 × 4,0–“7,0 μm ; Basalmyzel nicht gelifizert; Reaktion mit Melzers rasch und deutlich.


    Wir haben den Ramaria-Schlüssel im Ramaria-botrytis-Formenkreis deshalb auch nicht auf makroskopische Merkmale aufgebaut. Der Hauptschlüssel im Buch stammt von mir - ich habe da ganz bewusst an Schlüsselfrage 37 nur anhand der Sporenmaße geschlüsselt:


    Zitat

    37 Sporen 9- 13,5 x 3,5-5 µm . .... ...... ...... .. ... ...... . . .. ... . . . . . .. ..... . . 38
    37* Sporen 9- 17 x 4-7 µm . . ... .. . .. . ... . .. . .. .. .. . ...... . .... . . . . .. ...... .... 39


    38 führt dann zu Ramaria rubripermanens und R. pallidissima und 39 zu Ramaria botrytis, R. rubrievanescens, R. strasseri usw. (es gibt ja einige Arten rund um R. botrytis, aber hier geht es ja nur um die "weißen mit roten Spitzen")


    Lies dir mal den Artikel von Josef durch - er hat einige Funde von "Ramria botrytis" nach Sichtung des Herbarmaterials revidiert (es ging um die Evalutation der Kartierungsdaten der drei Arten in Bayern). Ich will damit nicht sagen, dass dein Fund keine Ramaria botrytis s.str. ist. Rein makroskopisch ist es aber nur geraten. ;)


    LG
    Christoph


    ---------------------------


    Servus Karl-Heinz,


    dein Bild zeigt eine wunderschöne Ramaria apiculata. Die sieht aber doch deutlich anders aus als die hier als R. cf. formosa vorgestellte.


    LG
    Christoph


  • Joah, und wie das oft so ist - als ich den Hang verlasse und zum Auto zurückwill, haut es mich komplett aus den Schuhen:
    ein Hydnellum, fernab jeglichen Nadelbaums (am ganzen Hang gibt es nur Buche, Eiche und Hainbuche!):


    Demnächst muss ich noch mal an diese Stelle, wenn die Fruchtkörper reif sind und Sporen haben. Dann kann ich die vielleicht auch bestimmen.


    Hallo Stephan


    Ich hatte gestern mit Rainer an einem ähnlichen Standort Hydnellum concrescens. Sieht Deinem Fund zuindest täuschend ähnlich.



    LG Karl

  • Hallo Stephan,


    tolles Gebiet, feine Fundstrecke.


    Erinnerst du dich an den Ramaria Fund am Plöschenberg? Da hast Ramaria rubripermanens angezweifelt, "könnte auch botrytis" sein. Seit damals habe ich den Christan, die Sporenvermessung bestätige den rubri. Genau so gut hätte aber botrytis rauskommen können. Markorskopisch getraue ich mich nicht, die auf Artebene anzusprechen. R. rubrievanenscens hatten wir dabei beide nicht im Visier.


    Um Korallen machen ich eigentlich eine Bogen, voriges Jahr, mit dir und Matthäus bei den  Saligen Weibern  , Bild 8, wäre ich beinahe schwach geworden.


    Zu jung für eine Bestimmung auf Ramaria testaceoflava, in der mykodata wurde er für Kärnten noch nicht eingetragen. M. sein Hausberg, den würde ich mir mit euch gerne noch einmal ansehen.


    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

    Einmal editiert, zuletzt von Habicht (†) ()

  • Hm, Josef selbst kann die beiden im Gelände (ohne Melzers) nicht trennen. Ich empfehle dir folgende Arbeit:
    Christan J. (2016): Zur Verbreitung von Ramaria botrytis und Ramaria rubripermanens in Bayern. Mycol. Bav. 17: 47-64


    Hallo Christoph,
    allerbesten Dank für deinen Crashkurs im Rote-Korallen-Bestimmen. Vor allem für den Tipp mit dem Melzers Reagens. Ich finde es klasse, dass du nicht einfach nur Literaturstellen zitierst, sondern das Wesentliche daraus kurz, knackig und verständlich zusammenfasst.
    Das Mikroskopieren der Sporen könnte ich nachholen, es stehen noch alt gewordene Strünke der Koralle da.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!