Runzeliger Faserling, Psathyrella pertinax ? -- » Typhrasa gossypina

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.881 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo,
    vor ein paar Tagen im rel. trockenen fast pilzleeren Wald, Hochrhein 500 m Buchenmischwald auf Kalk (ist ja nichts Neues, eine Handvoll winzige Stockschwämmchen und einen schönen madenfreien Rotstieligen Ledertäubling habe ich mitgenommen...)
    sah ich :


    auf einem morschen übermoosten geschwärzten liegenden Baumstamm (den ich mir leider nicht genauer angeschaut habe, ich vermute aber das allgegenwärtige Buchentotholz) einen Pilz, den ich von Weitem zunächst für einen Dachpilz hielt - leider habe ich nicht alles fotografiert oder ausgemessen, die folgende Beschreibung muss das einzige Foto unterstützen:


    rotbrauner runzeliger Hut, mit schwachen weißen Velumresten am Rand,
    Hutdurchmesser mindestens 5 cm
    stämmiger deutlich weiß überfaserter Stiel, Stiel hohl, trotz "Stämmigkeit" recht brüchig
    Lamellen hell blass-fahl-braun, breite Lamellen, sehr schmal angewachsen, fast frei wirkend
    kein Geruch feststellbar (trockenes warmes Wetter ca. 30 Grad), Geschmack nicht probiert


    nebenan, sehr im bemoosten Holz versteckt waren noch einige nicht aufgeschirmte Babies:
    typischer Psathyrella-Habitus, starkes weißes Velum, Stiel stark weiß überfasert, Stiel auch beim mittleren Pilz schon hohl.


    Hutfarbe wird beim Eintrocknen heller ockerlich.
    kein Sporenpulver herauskitzelbar, aber die Lamellen werden typisch fahl-dunkel-braun, Schneiden scheinen heller zu bleiben.


    Wegen des stark runzeligen Hutes und des stämmigen Wuchses vermute ich den Runzeligen Faserling, Psathyrella pertinax, was meint ihr?


    Ein Hutteilstück des großen Pilzes sowie den kleineren Pilz (auf dem Foto in der Mitte) habe ich getrocknet, falls das was Interessantes sein sollte. :)


    Bild auf 1200 Pixel vergrößerbar


  • Hallo abeja,
    Psathyrellen sind immer interessant.
    P. pertinax ist möglich, aber für Laubholz eher ungewöhnlich. An dem Runzelhut kann man das nicht festmachen. Insofern wäre ich ein dankbarer Abnehmer für dein Trockenmaterial.
    Beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo abeja,


    da Du schon auf meine inzwischen als irrig festgestellte Galerina-Anfrage geantwortet hast, verlinke ich die hier einfach mal. Das Ganze sieht schon ziemlich ähnlich aus, nur dass "meine" auf liegenden Kiefernstämmen wuchsen.


    Andreas: von mir leider kein Trockenmaterial, da ich im Wald ja mal wieder so sicher war und doch voll daneben lag.


    Bin gespannt was hier rauskommt - und ob man an meinen Fotos "drüben" auch noch was festmachen kann.

  • Hallo Andreas,
    danke für dein Angebot, die Trockenpilze gehen in den nächsten Tagen (oder heute :) ) auf die Reise.


    Den Stamm kann ich eventuell noch mal wiederfinden, ist am Rande eines "üblichen" Pfades von mir, da liegen ein paar Totholzstämme, wo ich auch immer mal nach Stockschwämmchen schaue (und Schwefelköpfe finde).
    Ich bin relativ sicher mit Buche, versuche es aber eindeutig zu klären.


    Inzwischen hatte ich gelesen, dass P. pertinax sehr angenehm süßlich duften sollte und das Fleisch Papier gelb färben sollte.
    Leider konnte ich das nicht feststellen (bzw. habe es mit dem frischen Pilz nicht probiert.)
    Zu dem Zweck habe ich heute ein kleines Stückchen vom Trockenpilz angefeuchtet - extrem angenehm würzig-"pilziger" Duft, aber nicht süßlich, Papierverfärbung durch feuchten Trockenpilz eher bräunlich, vermutlich aber nur durch braunes Sporenpulver.


    Nichts Genaues weiß man nicht...

  • Hallo,


    es gibt Neuigkeiten von meinen "komischen" Faserlingen, gestern Abend habe ich das Totholz wiedergefunden und die verbleibenden winzigen Pilzchen vom Freitagabend hatten sich zu stattlichen Pilzen entwickelt. (Alle Bilder per Klick auf 1200 Pixel vergrößerbar).


    Übersicht:
    Alle Pilze bis auf einen ganz jungen Pilz waren stark ausgeblichen, in der Mitte eine orange-braune dunklere Scheibe verbleibend.
    Alle Hüte stark runzlig, aus der Entfernung eher faserig wirkend (aber es gibt ÜBER den Runzeln nur leichte weiße Faserreste, diese auch bei den aufgeschirmten Pilzen noch mehr oder weniger sichtbar)
    Weißlicher Velumrest am Hutrand bleibt auch bei älteren Pilzen sichtbar. (o.k. älter heißt hier: 3-4 Tage alt)



    Größen:
    der größte Pilz (ganz rechts unten am Bildrand der Übersicht ) hatte 8 cm Hutdurchmesser, 8 cm langen Stiel (ev. etwas länger, da abgebrochen), Stiel bis 12 mm dick und hohl
    von der Dreiergruppe rechts unten habe ich den Pilz ganz links vorsichtig entfernt:
    Hut 4cm Durchmesser, Stiel unten stark verbogen, insgesamt 9 cm lang, 8 mm dick, stark ausgeprägtes feinfaseriges Mycelgeflecht an der Basis
    die weiteren Pilze liegen aufgeschirmt in den Maßen ungefähr dazwischen.


    Übersicht


    Dreiergruppe von oben


    Dreiergruppe von der Seite


    Hutdetail


    Der linke Pilz der Dreiergruppe, ein junger Pilz, Fragment des größten Pilzes


    Geruch (wiederum 30 Grad, trockenes Wetter): völlig unauffällig, jedenfalls nichts Süßliches feststellbar
    Geschmack: sehr neutral, unauffällig
    Durch das Fleisch konnte auf Papier keine Gelbfärbung hervorgerufen werden.



    Holz (alle Pilze im direkten Kontakt zum Holz wachsend):
    m.M nach kein Nadelholz - aber seht selbst:
    sehr wahrscheinlich Buche (winziger Rindenrest sichtbar, glatt, rel. hellgrau)
    Einziger Begleitpilz schwarze stark höckerige Kruste, eventuell Eutypa spinosa (die hatte ich schon mehrfach), allerdings sind die "Kreuzschlitzschraubendreherpits" hier nicht eindeutig zu sehen ... kann das so verwittern?
    Oder ... wahrscheinlich ... gibt es noch viele ähnliche Pilze? Auf Anhieb habe ich nichts Passendes gefunden.


    Morsches Holz


    Kleiner Rindenrest


    Begleitpilz


    Begleitbäume: überwiegend Buchen (Fagus sylvatica), Rot-Eichen (Quercus rubra, forstlich angepflanzt), einzelne Fichten und Lärchen.


    Also wird P. pertinax eigentlich immer unwahrscheinlicher ... ich bin gespannt, was dabei herauskommt :)

  • Hallo abeja & zusammen,
    ich habe den Fund untersucht. Es ist Typhrasa gossypina. Durch die merkwürdigen Zystiden mit großem Tropfen gut kenntlich und durch die größeren, dunklen Sporen von Typhrasa nanispora zu trennen.
    Abeja, darf ich zwei deiner Bilder verwenden?
    Beste Grüße,
    Andreas

  • Hallo Andreas,
    danke nochmal für deine Mühe :sun: - klar kannst du meine Fotos (wie bisher auch gehandhabt) auf deiner Seite verwenden, ich freue mich.


    Klasse, dass der Pilz jetzt einen Namen hat. Ich hatte eigentlich auch noch ein bisschen auf diversen Seiten gestöbert und war darauf gestoßen (in einem Beitrag hier im Forum irgendwo), dass Wühlmull mal P. gossypina (jetzt Typhrasa g.) als alternative Art mit stark runzligem Hut genannt hatte.


    Und dann habe ich nicht zu Ende recherchiert, sondern mich von der "Begriffsverwirrung" auf diversen Seiten "anstecken" lassen.
    Auf deiner Seite und bei Jürgen Marqua (der Pilz taucht auch ja auch im Forum auf hier ) sowie im Pilzepilze-Forum (da gibt es ein Rätsel), handelt es sich überall um diesen rel. "stämmigen" Pilz mit Runzelhut (finde ich auch makroskopisch sehr ähnlich).


    Aber welcher Pilz wird deiner Meinung nach z.B. bei 123 unter "artemisiae" ( dort gleich "gossypina", gleich "squamosa" )gezeigt - diese Synonymerie erscheint mir fraglich ?
    Sollte das da DIE "artemisiae" sein, die jetzt aber "fibrillosa" heißt, die ich auch schon mal hatte hier ? ) Ich glaube ... nicht
    Oder sollte das da die Art sein, die ich jetzt gefunden habe (weil meine Pilze waren runzliger und größer, und ich wusste nicht, dass die sowohl auf Totholz als auch dem mulmigen Boden wachsen könnten), die hätte ich da auch nicht "wiedererkannt". https://www.123pilze.de/DreamH…load/Beifusszaertling.htm

  • Hallo abeja,
    super, schon eingebaut.
    Ps. artemisiae ist ein dubioser Name, warum der allgemeine Verbreitung fand, weiß ich nicht. Korrekt ist fibrillosa, was bei 123P fehlt. Diverse Autoren belegten die Art mit Namen anderer Pilze (squamosa, gossypina); man müsste also stets dahinter schreiben sensu...
    Beste Grüße,
    Andreas