Bericht vom 30.07.2016: Farbenfrohes Pilzfestival XXXL - Teil 4

  • 30.07.2016: Farbenfrohes Pilzfestival XXXL - Teil 4

    Liebe Pilz-Freunde,
    dies ist Teil 4 des Berichtes vom 30.07.2016.

    Teil 1 findet Ihr hier
    Teil 2 findet Ihr hier
    Teil 3 findet Ihr hier
    Teil 5 findet Ihr hier
    Teil 6 findet Ihr hier


    Und weiter geht's...

    Fundnummer:
    2016-07-30-11
    17
    Der Fleischrote Speise-Täubling (Russula vesca) - eine sehr häufige Art in diesem Gebiet:
    mush-11224.jpg

    gleich daneben - vermutete ich diese Art nochmals - doch sie war rein makroskopisch gar nicht klar:

    Fundnummer:
    2016-07-30-1122


    Morphologische Daten:

    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, bei Kiefer, Fichte und Birke
    Fundzeit: 30.07.2016
    Wuchsform: einzeln
    Hutform:
    stark trichterförmig vertieft, am Rand stark grubig
    Huthaut-Konsistenz: stark glänzend, pocken-narbig
    Huthaut-Farbe: rosa, Olivtöne, Grautöne, weiße Flecken am Rand
    Huthaut-Abziehbarkeit: 1/2 abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut
    : graubraun und wie Hut gefärbt
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine Fraßstellen
    Hutrand: gerieft, an einigen stellen zurückgezogen wie Russula vesca
    Lamellen: cremeweiß, stark braunfleckend, viele Y-Gabeln, keine Zwischenlamellen, Lamellenschneide auch braunfleckend, schartig gekerbt
    Lamellensprödigkeit: nicht getestet
    Lamellen-Stielübergang:
    am Stiel herablaufend
    Stiel:
    weiß, fein runzelig, zylindrisch, voll, beim Trocknen etwas gilbend
    Stielbasis: spitz, braunfleckig
    Fleisch: weiß, beim Trocknen etwas gilbend
    Verfärbungen auf Druck: nicht getestet
    Größe: Hutdurchmesser 7 cm, Stiellänge 8 cm, Stieldurchmesser ca. 15 mm (nur aus dem Gedächtnis aufgeschrieben da vergessen zu messen)
    Sporenpulverfarbe:
    Schwer zu beurteilen wegen geringer Menge. Außerdem dunkelte es sehr stark nach. Ich würde es als "hell" bezeichnen. Irgendwas bei Romagnesi II vielleicht.
    Geruch:
    neutral
    Geschmack: mild (und mild bleibend), nussig

    Hier passt am besten Fleischroter Speise-Täubling (Russula vesca).
    Ich schaute mir aber zur Absicherung die Mikroskopische Daten an.

    Mikroskopische Daten:
    Die Huthaut des Exsikkates war leider nicht mehr intakt, das heißt es waren quasi keine brauchbaren Zystiden und Hyphen mehr zu finden.
    Ich suchte also nur nach den "Crins" also die Wimpernhaare, und schaute mit die Sporen an. Und diese beiden Merkmale bestätigten den Pilz als Russula vesca.


    Sporen:
    Präparat: Sporenabwurf; Untersuchungsmedium: Melzers Reagenz; Messwertanzahl: n = 41
    Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: Länge: normalverteilt; Breite: nicht normalverteilt; Q: normalverteilt
    Standardabweichung S. D.: von L × B: 0,5 × 0,3 µm; von Q: 0,1; von V: 18 µm³
    Median: von L × B: 6,2 × 5,1 µm; von Q: 1,2; von V: 87 µm³
    Arithmetischer Mittelwert Me: von L × B: 6,3 × 5,2 µm; von Q: 1,2; von V: 89 µm³
    Abmessungen nach Quantil-Verfahren mit 80%-Standardbereich:
    für L × B: (5,3) 5,8 - 6,9 (7,9) × (4,7) 4,8 - 5,7 (5,8) µm; für Q: (1,1) 1,1 - 1,3 (1,4); für V: (61) 71 - 116 (132) µm³

    Warzen:
    Präparat: Sporenabwurf; Untersuchungsmedium: Melzers Reagenz; Messwertanzahl: n = 16
    Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: normalverteilt
    Arithmetischer Mittelwert Me: 0,32 µm; Standardabweichung S. D.: 0,12 µm; Median: 0,3 µm
    Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren: mit 80%-Konfidenzintervall: (0) 0,16 - 0,48 (0,54) µm; mit 90%-Konfidenzintervall: (0) 0,11 - 0,53 (0,54) µm

    Crins:
    Von 3 auf 1 µm auslaufend, 80µm lang und länger

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    Ornament:
    sehr feinwarzig, manchmal 2-3 Warzen durch haarfeine Linien verbunden
    Das ist A(B)1 nach Woo und Romagnesi
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    Hier also nochmals der Fleischrote Speise-Täubling (Russula vesca):
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    Fundnummer: 2016-07-30-1130

    Ein sehr schöner Milchling...

    Morphologische Daten:

    Fundort:
    ca. 550 müNN. ca. N50, O12, bei Kiefer, Fichte und entfernt stehend Birke
    Fundzeit: 30.07.2016
    Wuchsform: gesellig
    Hutform:
    konvex
    Huthaut: braun mit Violettstich, silbrig bebändert, glatt, matt
    Hygrophanität: nicht beobachtet
    Hutrand: jung: eingerollt
    , alt: nur noch leicht eingerollt
    Lamellen:
    cremeorange, mit Zwischenlamellen, sichelförmig
    Lamellenschneiden: glatt, ohne Besonderheiten
    Lamellen-Stielübergang:
    gerade angewachsen
    Stiel:
    violettgrau, deutlich grauweiß bereift, Bereifung vor allem an der Spitze, hohl
    Stielbasis: rund, runzelfaltig
    Milch: weiß,
    sehr scharf
    Milch auf Papier: graulich eintrocknend
    Milch nach Anschnitt der Lamellen:
    grünlich-grau eintrocknend (nach 1 Stunde geprüft)
    Milch + 3% KOH:
    absolut keine Reaktion
    Milch + 40% KOH:
    absolut keine Reaktion
    Fleisch:
    bräunlich-beige, weiß milchend
    Größe: Hutdurchmesser ca. 3-5 cm, Stiellänge ca. 3-6 cm, Stieldurchmesser ca. 1-2 cm
    Geruch: neutral
    Geschmack: sehr scharf

    Diesen konnten wir erst im Jahr 2017 bestimmen - es ist der Graufleckende Milchling (Lactarius vietus):
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    Fundnummer: 2016-07-30-1137

    Ein weiterer underschönder Täubling...

    Morphologische Daten:

    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, bei Birke, Kiefer und Zitterpappel
    Fundzeit: 30.07.2016
    Wuchsform: einzeln
    Hutform:
    flach (leicht konvex)
    Huthaut-Konsistenz: matt, samtig, Rand bereift
    Huthaut-Farbe: ocker, rosaroter Fleck, Zentrum leicht oliv
    Huthaut-Abziehbarkeit: komplett abziehbar
    Fleischfarbe unter Huthaut
    : vollkommen weiß
    Hut-Fraßstellen-Rand-Verfärbung: keine Verfärbung
    Hutrand: stumpf, kaum gerieft
    Lamellen: weiß, keine Y-Gabeln, wenige Zwischenlamellen
    Lamellensprödigkeit: nicht getestet
    Lamellen-Stielübergang:
    ausgebuchtet angewachsen
    Stiel:
    weiß, fein runzelig, zylindrisch, nicht verfärbend am Standort, zusammendrückbar, sehr weich, innen hohl, nicht rosa überhaucht, leicht grau-bräunend beim Trocknen
    Stielbasis: rund
    Fleisch: weiß, leicht grau-bräunend beim Trocknen
    Verfärbungen auf Druck: nicht getestet
    Größe: Hutdurchmesser 5 cm, Stiellänge 6 cm, Stieldurchmesser ca. 10 mm
    Sporenpulverfarbe:
    nicht zuordenbar zu Pantone, am ehesten Ib-IIa im direkten Vergleich mit der Romagnesi-Tafel
    Geruch: völlig neutral, zerrieben neutral und minimal fruchtig
    Geschmack: völlig
    mild (unmittelbar und auch nach 1 Minute Kauen)

    Alles deutet auf den Rotstieligen Reif-Täubling (Russula lilacea) hin. Allerdings ist die Hutfarbe schon etwas seltsam.
    Schauen wir uns also die Mikromerkmale an. Er sollte ja stark inkrustierte Primordialhyphen haben.

    Mikroskopische Daten:

    Sporen:
    (5.9) 6.2 - 7.2 (7.7) x (4.8) 5.1 - 6 (6.2) µm
    Q = (1.1) 1.14 - 1.3 ; N = 54
    V = (75) 85 - 134 (153) µm³
    Me = 6.7 x 5.5 µm ; Qe = 1.2 ; Ve = 105 µm³

    Präparat: Sporenabwurf; Untersuchungsmedium: Melzers Reagenz; Messwertanzahl: n = 54
    Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: Länge: normalverteilt; Breite: normalverteilt; Q: normalverteilt
    Standardabweichung S. D.: von L × B: 0,4 × 0,3 µm; von Q: 0,1; von V: 19 µm³
    Median: von L × B: 6,6 × 5,4 µm; von Q: 1,2; von V: 100 µm³
    Arithmetischer Mittelwert Me: von L × B: 6,7 × 5,5 µm; von Q: 1,2; von V: 105 µm³
    Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren: mit 80%-Konfidenzintervall:
    für L × B: (5,9) 6,1 - 7,2 (7,7) × (4,8) 5 - 5,9 (6,2) µm; für Q: (1,1) 1,1 - 1,3 (1,3); für V: (75) 81 - 130 (152) µm³

    Warzen:
    Zylindrisch bis babyschnullerförmig
    Präparat: Sporenabwurf; Untersuchungsmedium: Melzers Reagenz; Messwertanzahl: n = 70
    Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: normalverteilt
    Arithmetischer Mittelwert Me: 0,67 µm; Standardabweichung S. D.: 0,15 µm; Median: 0,65 µm
    Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren: mit 80%-Konfidenzintervall: (0,32) 0,47 - 0,86 (1,02) µm; mit 90%-Konfidenzintervall: (0,32) 0,41 - 0,92 (1,02) µm

    Epikutis-Endhyphen:
    Präparat: Huthaut - Skalpellschnitt (Exsikkat) --> Ammo 10% --> Karbolfuchsin --> P. Wäsche; Untersuchungsmedium: GSM; Messwertanzahl: n = 12
    Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: normalverteilt
    Arithmetischer Mittelwert Me: 3,1 µm; Standardabweichung S. D.: 0,6 µm; Median: 3 µm
    Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren: mit 80%-Konfidenzintervall: (2,2) 2,3 - 3,9 (4) µm; mit 90%-Konfidenzintervall: (2,2) 2,1 - 4,1 (4) µm

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    Ornament:
    Isoliert, einige Dopplungen, aber doch A nach Romagnesi/Woo

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    Inkrustierte Primordialhyphen:
    vorhanden, mehrfach septiert, stark inkrustiert, über 100 µm lang
    Präparat: Huthaut - Skalpellschnitt (Exsikkat) --> Ammo 10% --> Karbolfuchsin --> P. Wäsche; Untersuchungsmedium: GSM; Messwertanzahl: n = 15
    Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: normalverteilt
    Arithmetischer Mittelwert Me: 3,4 µm; Standardabweichung S. D.: 0,8 µm; Median: 3,4 µm
    Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren: mit 80%-Konfidenzintervall: (1,9) 2,3 - 4,4 (4,4) µm; mit 90%-Konfidenzintervall: (1,9) 2 - 4,7 (4,4) µm

    Pileozystiden:
    nicht vorhanden

    1000-fache Vergrößerung:
    mush-11385.jpg


    2500-fache Vergrößerung:
    Nach einigen Experimenten mit Karbolfuchsin und Russula-Exsikkaten gelingen mir nun inzwischen trotz der Problematik mit der Huthaut von Exsikkaten meiner Meinung nach gute Ergebnisse und Bilder von den inkrustieren Primordialhyphen. Vor allem bei 100×10×2,5 (meine Lieblings-Vergrößerung für Digital-Bilder) kommen sie gut heraus.
    Was meint Ihr:
    mush-11386.jpg

    Ja, zu diesen Mikroskopische Daten muss ich wohl nichts mehr weiter sagen.
    Das ist der Rotstielige Reif-Täubling (Russula lilacea) der uns hier an diesem Standort nun schon das 4. Mal begegnet ist:
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    Fundnummer: 2016-07-30-1206

    Morphologische Daten:
    Fundort:
    ca. 550 müNN. ca. N50, O12, bei Fichte
    Fundzeit: 30.07.2016
    Geruch: harzig

    Der Lila Dickfuß (Cortinarius traganus):
    mush-12848.jpg'

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    Fundnummer: 2016-07-30-1221
    Lustig sehen sie aus die Knopfstielrüblinge (Gymnopus confluens):
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    mush-12852.jpg

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