Hallo,
hier um Jena sind die Wälder trotz leichter Trockenheit richtig voll; die Artenvielfalt ist wirklich enorm. Der Riesenrötling steht stellenweise als Massenpilz herum, flankiert vom Grüngelben Ritterlingen und Sprödblättlern ohne Ende. Soweit so schön Aber heute ist mir der folgende Pilz vor die Füße gesprungen der mich rätselnd zurück lässt.
Beschreibung
Der Hut ist creme-weiß, in der Mitte etwas dunkler. Der Hutrand ist bei jungen Exemplaren kräftig eingerollt, bei älteren Exemplaren immernoch deutlich. Die Hutoberfläche ist nicht schmierig (fühlt sich aber so an als könnte sie mal schmierig gewesen sein?). Die wie der Hut gefärbten Lamellen sind recht dick und flexibel und haben einen ganz leichten gelbl-rötlichen Schein. Die Lamellen sind breit angewachsen und laufen teils mit Zahn herab. Ein Burggraben ist nicht zu erkennen. Der nicht schleimige Stiel ist kräftig und fest und an der Basis auffällig zugespitzt (fast wurzelnd). Am Lamellenansatz fällt eine helle leicht abgesetzte Ringzone auf. Das Fleisch ist ebenso gefärbt wie der Stiel (also creme-weiß). Der Geruch des Pilzes ist sehr auffällig süßlich und erinnert stark an Blüten wie Jasmin, Orangenblüte oder ähnliches. Der Geschmack ist mild und unauffällig. Die Spp-Farbe ist rein weiß.
Fundort
..ist der Jenaer Forst: ein Eichen-Hainbuchenwald mit Buchen und einigen wenigen eingestreuten Fichten bzw. Kiefern; das ganze auf Kalk. Andere Pilze am Fundort waren Schwärztäubling, Frauentäubling, verfärbender Schneckling, Queradriger Milchling, Eichenmilchling und diverse Korallenmilchlings-Arten. Der Pilz wuchs nicht büschelig aber in kleinen Gruppen, mitunter auch einzeln stehend. Ich konnte bei meinem Rundgang mehrere Standorte finden.
Deutung:
Nun zur Deutung meines Fundes. Die Größe und der Habitus haben mich zunächst in Richtung Ritterling denken lassen. Aber der Lamellenansatz und der zugespitzte Stiel lassen mich schon zweifeln. Mit dem Schlüssel komme bin ich bei T. album oder T. lascivum heraus. Bei T. lascivum (den ich bereits mehrfach in der Hand gehabt zu haben glaubte) passt der Geruch nicht. Bei T. album passt der Standort und die Begleitbäume nicht. Andere Ritterlinge mit derart hellen Farben und diesem Geruch sind mir nicht bekannt.
Die nächste Idee ließ mich an Lepista irina denken. Der duftet immerhin ebenso stark nach Blüten. Diesen Pilze hatte ich vor längerer Zeit schon mal in der Hand und meine dass der Geruch doch anders war. Außerdem passt der Lamellenansatz nicht - bei L. irina müssten sie ausgebuchtet angewachsen sein. Dazu die Spp-Farbe - Lepiste hätte cremfarbenes Spp. Damit sind im Grunde auch alle anderen Lepisten raus.
Die nächste Hypothese: ein Schneckling. Zunächst hielt ich das für unwahrscheinlich da meine Funde auch im jungen Stadium keinen schleimigen Hut hatten. Außerdem erscheinen mir die Fruchtkörper für einen Schneckling viel zu kompakt und kräftig - aber es könnte ja dennoch solche Schnecklinge geben. Und dann fiel mir auch ein dass es da ja auch Schnecklinge ohne Schleim gibt :-/ Für Hygrophorus sprechen wiederum die auffällig angespitze Stielbasis und die sehr anschmiegsamen Lamellen bzw. der Lamellenansatz selbst. Und mit viel Phantasie könnte man auch die Stielspitze als punktiert erachten. Beim Bon käme nur H. penarius in Betracht, aber dort wird der auffällige Geruch nicht erwähnt. Leider fehlt mir für die Gattung Hygrophorus gute Literatur. 123-Pilze kennt noch H. penarioides, hier würde der Standort und die Bilder gut passen, aber auch hier wird der Geruch nicht erwähnt. Gleiches bei H. fagi. Also auch hier kein Kandidat - wobei ich das Gefühl habe mit gescheiter Literatur käme man vielleicht doch weiter?!
Darüber hinaus gehen mir die Ideen aus. Der Habitus des Pilzes könnte auch noch in die (von mir bislang noch großräumig ignorierten) Gattungen Lyophyllum oder Calocybe gehen - aber auch hier komme ich nicht weiter.
Bleibt also die Frage: was habe ich hier gefunden? :shy:
P.S.: Ich freue mich auch über Literatur-Empfehlungen: Welche Bücher bieten einen guten Überblick über die Gattung Hygrophorus?