Zweifelhafter Orangebecherling -> Sowerbyella rhenana

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 3.824 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Liebe Leute,


    ich brauche mal wieder eure Hilfe. Bin gerade beim Fotos sortieren und bekam plötzlich Schweißperlen auf die Stirn.


    Diesen Fund von Sonntag hatte ich als hübschen, aber doch Gemeinen Orangebecherling (Aleuria aurantia) abgetan. Gleichwohl ich mich stark gewundert hatte, ihn mitten (!) im Buchenwald zu finden. Daher auch das nicht einfache Übersichtsbild der Gruppe mit 45 mm/Crop 2 (=90 mm KB) Brennweite.


    Mein Gedanke: Vielleicht ist es ja etwas viel Besseres!? Da gab es doch noch eine Seltenheit in dieser Farbe mit STIEL! Seht mal auf Bild 4, das macht fast den Eindruck.


    Was meint ihr: Lohnt es sich, die morgen Abend noch einmal zu besuchen und eventuell ein Pröbchen zu Mikroskopieren mitzubringen? Und was zum Teufel schwirrt mir da im Hinterkopf herum? Mal weiter googeln; weiß nur nicht so recht, wie.


    1_Buchenwald


    2


    3


    4

  • Hallo Verena,
    Zum Beispiel der hier :
    https://www.123pilze.de/DreamH…enderWurzelbecherling.htm
    War heute als Sensationsfund in Dillenburg sogar in unserer Tageszeitung.
    Lieben Gruß
    Norbert

    ------------------------------------------------------
    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

    ------------------------------------------------------

  • JA! Ihr seid super! Genau, von der Pilzsuchmaschine kenn ich den auch! Aber da steht Nadelwald?


    Ich bin den morgen holen und halte euch auf dem Laufenden :thumbup:

  • Hallo Verena,
    Auch die Bilder bei Mushroom Observer deuten alle auf Nadelwald , aber bei einem Streuzersetzer muß das nicht Pflicht sein.
    Auf jeden Fall ist das kein Gemeiner Orangebecherling , also einer Überprüfung wert.
    Lieben Gruß


    Norbert

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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  • JA! Ihr seid super! Genau, von der Pilzsuchmaschine kenn ich den auch! Aber da steht Nadelwald?


    Ich bin den morgen holen und halte euch auf dem Laufenden :thumbup:


    Hallo Verena!


    Das sieht makroskopisch wie Sowerbyella rhenana aus, den ich vor einigen Tagen in der Nähe von Dillenburg gefunden habe. Fundort war ein Eichen-Hainbuchen-Mischwald, kein Nadelbaum in der Nähe. Den Fund hatte ich hier im Forum mit Mikrobildern vorgestellt.


    Grüße,


    Frank


  • Hallo Frank,


    dann bist du also der in der Presse gefeierte Erstfinder für Hessen :thumbup: !! Und klasse, dass du die Mikro-Untersuchung veröffentlicht hast. Das macht es für mich jetzt sehr komfortabel, meinen Fund zu abzugleichen. Es reicht also, sich nur die Sporen anzuschauen? Dann zeige ich die Bilder hoffentlich morgen!



  • Hallo Verena!


    Ja, ich bin der Erstfinder für Hessen. Jedenfalls mit mikroskopisch bestätigtem Nachweis. Mit Sowerbyella kenne ich mich ansonsten überhaupt nicht aus und die im Netz frei verfügbare Literatur ist etwas dürftig. Daher hatte ich das Pilzchen nach Wolfenbüttel zu Uschi (Gelbfieber) geschickt, die ist die Asco-Spezialistin und verfügt über entsprechende Literatur und Untersuchungsmethoden.


    Auslöser für den Presserummel war aber der Fund des Königs-Röhrlings vor drei Wochen an fast der selben Stelle, nur einige Meter entfernt. Jürgen aus Obernburg, der Röhrlings-Spezialist, hatte mir geraten, diesen Fund dem zuständigen Forstamt mitzuteilen, damit Schutzmaßnahmen ergriffen werden können. Das hatte ich getan und beiläufig den noch wesentlich selteneren leuchtenden Wurzelbecherling (RL-R klassifiziert) erwähnt.


    Das Forstamt Herborn war übrigens sehr kooperativ und interessiert!


    Die haben die Stelle markiert und im Geoinformationssystem gespeichert, damit dort kein Holzeinschlag und keine Rückegasse angelegt wird. Dafür gibts von mir :thumbup:



    Der zuständige Revierförster hat dann Hessen-Forst in Kassel informiert, die haben daraus eine Pressemitteilung gemacht (etwas Werbung in eigener Sache) und dann ist über dpa etc. die Sache einmal quer durch die Medien gegangen.


    Allerdings sträube ich mich energisch gegen den in den Medien verwendeten Titel "Experte". Expertin ist insoweit ganz klar Uschi, die hat meine bloße Vermutung bestätigt.


    Freundliche Grüße,


    Frank

  • Hallo Frank,


    sehr spannend und toll gelaufen! Und du hast immerhin sofort die gestielten Becher als Besonderheit erkannt, während ich nur Fotos gemacht habe ==becher.


    Außerdem hast du neulich auch hübsche Ramaria-Kollektionen gezeigt. Waren die auch dort? Ich bin nämlich auf eben diesen Hügel mit den Becherlingen gestiegen, weil an der Stelle ungewöhnlich viele Korallen-Arten standen! Wäre ja vielleicht ein indirekter Hinweis. Es gibt ja gelegentlich Pilz-Hotspots, die man sich kaum erklären kann :/


  • Hallo Frank,


    sehr spannend und toll gelaufen! Und du hast immerhin sofort die gestielten Becher als Besonderheit erkannt, während ich nur Fotos gemacht habe ==becher.


    Außerdem hast du neulich auch hübsche Ramaria-Kollektionen gezeigt. Waren die auch dort? Ich bin nämlich auf eben diesen Hügel mit den Becherlingen gestiegen, weil an der Stelle ungewöhnlich viele Korallen-Arten standen! Wäre ja vielleicht ein indirekter Hinweis. Es gibt ja gelegentlich Pilz-Hotspots, die man sich kaum erklären kann :/




    Hallo Verena!


    Ja, die verschiedenen Ramaria waren auch dort zu finden. Der Laubwald - überwiegend Eichen-Hainbuchen-Mischwald an einem recht steilen Hang mit südlicher bzw. westlicher Ausrichtung - ist aufgrund der kargen basischen Basaltböden ein regelrechter "Hotspot" für Arten, die man anderswo kaum findet.


    Dort finde ich immer wieder Kalkliebhaber (genauer gesagt: Basenliebhaber): Gold-Täubling, grüngelbes Gallertkäppchen, Herkules-Keule und viele viele Leistlinge (tausende von Herbsttrompeten!).


    Grüße,


    Frank

  • Man kann euch beiden eigentlich nur herzlich gratulieren zu einem so schönen und noch dazu seltenen Fund! Das Erstfinden ist natürlich noch sehr viel erquicklicher.
    Möge dieser Flecken Natur noch lange seine Wunder mit uns teilen. Und großartig daß das Forstamt sich um entsprechenden Schutz bemüht. :thumbup:

  • Hallihallo,


    wie versprochen kann ich Euch jetzt die Bestimmung nachliefern: es ist Sowerbyella rhenana.


    Die Bilder oben sind von Sonntag (27.08.), die folgenden von gestern Abend (30.08.). Gestaunt habe ich über die farbliche Veränderung der nun reiferen Fruchtkörper: Ein viel stärkerer Kontrast zwischen innen und außen.


    1_Die zur Bestimmung entnommenen Frk. Sichtlich gestielt, mit weißem Filz


    2_Noch ein neues, ganz junges Grüppchen


    Nun die Sporen zur Bestimmung. Ein wunderschönes Ornament mit bis 1,5 µm hohen verbundenen Graten plus Gelhülle und zwei inneren Öltropfen. Mit kleiner Cam schnell durchs Okular geknipst. Zusätzlich hat der Hans supertolle Stacks aufgenommen - mal sehen, vielleicht fügt er sie ja noch hier ein, wenn er mit der Bearbeitung fertig ist ;)


    3_Fokus aufs Innere: Öltropfen


    4_Fokus aufs Ornament

  • Hallo zusammen,


    sehr spannender und schöner Bericht. :)


    Gratulation zu den schönen und seltenen Funden. Und ein ganz grosses Lob für Eure Hingabe zur Pilzwelt. :thumbup: :thumbup:

    Grüße aus dem Moseltal

    Marco
    ----------------------------------------------------------------------------
    Wenn das Leben Dir einen Korb gibt... geh Pilze sammeln. ==18


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    Antonius behüt' ;)

  • So, bisserl jongliert mit den Sporen. Grüße gehen raus an die Spaßbremse der Mikroskopie, John William Strutt (https://de.wikipedia.org/wiki/Rayleigh-Kriterium). Sind ja schon klein die Biester, trotzdem nett anzugucken:

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