Russulafrage

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.399 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Hallo zusammen,


    ich habe gestern einen ganz beeindruckenden Täubling gefunden, den ich ad hoc gar nicht einordnen konnte. Leider verfüge ich nicht über vernünftige Literatur über Täublinge. Der große BLV führt mich in die grobe Nähe des Stachelbeertäublings (R. queletii). Allerdings dürfte die Farbe des Stiels ungewöhnlich deutlich für diesen ausgeprägt sein. Außerdem habe ich in den Lamellen, die (real=|=Fotos) maximal leicht cremeweiß sind, keinerlei Grüntöne ausmachen. Der Geruch ist ganz leicht säuerlich-obstartig, evtl in Richtung Kiwi o.ä., die Huthaut lässt sich nur ein paar Millimeter abziehen. Der Geschmack ist scharf-sehr scharf, ich habe aber schon deutlich schärfere Täublinge und Milchlinge gehabt. Nach etwa 30 Sekunden war keine Schärfe mehr zu schmecken. M.E. würden andere, nur im Internet gefundene, eher seltene Arten in Frage kommen?





    Danke und Grüße!

  • Hallo zusammen,


    meines Wissens kommt Russula queletii streng unter Fichte, nicht unter Kiefer vor. Die "Schwester" unter Kiefer wäre Russula sardonia, die man hier auch aufgrund der sehr schönen Farben am Hut und am Stiel vermuten könnte. R. queletii ist typischerweise farblich blasser und trüber (=graugrünlicher) als das hier zu sehen ist. Mir ist bekannt, dass wenn man so etwas findet, man zu beachten hat, ob Kiefern oder Fichten dabei stehen. Denkmöglich wäre auch noch R. torulosa, ein sehr ähnlich aussehender Täubling, der das Merkmal hat, dass die Schärfe nicht so stark ist wie bei den beiden anderen Arten und schnell wieder abklingt (also so wie es beschrieben wurde), der aber calciphil (kalkfordernd) ist, im Gegensatz zur acidophilen, gerne auf armen Sandböden wachsenden R. sardonia. D. h. man darf auch die allgemeinen Bodenverhältnisse (sauer oder basisch) nicht außer acht lassen.


    Ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel Information, aber für mich stellt sich der Fall alles andere als eindeutig dar.


    FG
    Oehrling

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  • Hallo zusammen,


    ich werfe mal Russula fuscorubroides in die Runde. Farblich würde das ganz gut passen und ich meine, auch Fichtennadeln auf einem der beiden Fotos erkennen zu können.
    Russula sardonia hätte gelbere Lamellen.
    Mir wurde kürzlich erzählt, dass Russula queletii mittlerweile als eine rein Kiefern begleitende Art interpretiert wird und die unter Fichte offenbar dann allgemein Russula fuscorubroides sein soll (Hampe et al, wenn ich's mir richtig gemerkt habe). Bislang war für mich die "echte" Russula fuscorubroides eine "queletii" ohne grün. Ich muss mal schauen, dass ich die passenden Literaturzitate rausfinde und mir die Artikel besorge und nachlese.
    Russula torulosa habe ich erst einmal bewusst gesehen/gefunden und die war wirklich so gut wie mild, nur sehr schwach schärflich - das ist aber nur eine Einzelmeldung anhand eines Fundes.
    Letzten Endes geht in der Gruppe ohne Kenntnis des Sporenornaments offenbar wenig.


    LG
    Christoph

  • Wow! Danke Oehrling!


    Also das Exemplar stand im Mischwald in der Nähe von Kiefern. Fichten waren auch in der Nähe, aber nicht so unmittelbar (Kiefer 5m, Fichte 30m). Die gesamte Region (Vorderröhn) ist sehr basisch und mit Ausnahme von wenigen Hotspots, sind mir keine sauren Böden bekannt. Tatsächlich hat es mich gewundert, wie schnell die Schärfe gänzlich vergangen war, nachdem ich die Probe ausgespuckt hatte. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, meinen halben Spaziergang mit diesem Brennen im Mund fortsetzen zu müssen. Dann war es aber überraschend schnell wieder abgeklungen.


    Grüße


  • Hallo Christoph,


    also auf meinem Monitor sind die Lamellen schon ziemlich gelb, aber ich wollte eigentlich nicht darüber streiten. Das muss man ohnehin live beurteilen, wie gelb die letztlich sind. In diesem Alter sind vielleicht auch die Lamellen jedes Kandidaten gelb, schon wegen des generell gelben Sporenpulvers.


    Aber die Geschichte mit R. fuscorubroides klingt mir etwas schrill in den Ohren. Ich muss dazu vorausschicken, dass ich vor drei Jahren mit W. Jurkeit auf einer Tagungsexkursion im sächsischen Vogtland war, bei der er am Wegesrand im garantiert reinen Fichtenforst, an welchem reichlich R. queletii vergesellschaftet mit Lactarius deterrimus wuchs (das übliche Bild halt), ausrief: "DAS also ist fuscorubroides, seit 40 Jahren renne ich dem hinterher, ich habe schon gedacht, den gibts gar nicht..." Angelockt durch das Rufen eilte ich herbei. Zwischen den bekannten schmutzig-grünlichvioletten R. queletii wuchsen ganz vereinzelt ein paar etwas größere, deutlich anders als R. queletii aussehende, auf dem Hut und am Stiel freudig purpurrote Exemplare, die ohne Jurkeits Anwesenheit wahrscheinlich in der Exkursion völlig untergegangen und als R. queletii abgetan worden wären. Eine abendliche mikroskopische Untersuchung ergab von queletii abweichende Mikromerkmale, was Jurkeit natürlich in höchste Begeisterung versetzte. Das also war meine erste Begegnung mit der "echten" R. fuscorubroides, leg. und det. Jurkeit. Aber es waren eben auch reichlich eindeutige grünviolette R. queletii-Fruchtkörper an diesem Wegesrand dabei, die von Jurkeit nicht anders als queletii eingeschätzt wurden - warum auch?. Wenn also stimmen sollte, dass R. queletii ein strikter Kiefernpilz sein soll, was sind dann all die violettgrünen Pilze am Wegesrand in Fichtenforsten, die man zu Dutzenden vergesellschaftet mit eindeutigen Fichtenreizkern sieht, und die sowas von überhaupt nicht aussehen wie R. fuscorubroides? Also irgendwas kann da nicht ganz stimmen, auch wenn prominente Namen über der Geschichte stehen.


    FG
    Oehrling

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  • Joah, das ist ungefähr so, wie wenn Schwammer-Dieter und Krötenhocker über Sporenmaßstatistik diskutieren :D .
    Worin wir beide übereinstimmen, ist, dass das Teil mikroskopiert gehört, bevor man den exakten Artnahmen sagen kann.

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  • Hallo Suillus,
    so weit würde ich nicht gehen. Die Sektion ist unstrittig. Es ist nicht nur "ein interessanter Täubling", sondern es ist entweder R. fuscorubroides oder queletii oder sardonia oder torulosa, einer von den vieren. Niemand hindert dich daran, mit diesen Namen im Internet und in Pilzbüchern auf Suche zu gehen und dir selber eine Meinung zu bilden, was das am ehesten ist. Zumindest verschafft dir das eine nützliche Übersicht über die Sektion der "Säufernasen" (Sardoninae).
    FG
    Oehrling

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