Borkum 2017

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.246 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von JanMen.

  • Hallöö,


    wie in einem anderen Thread versprochen hier also meine Sammlung an alten und neuen Pilzfunden...


    Als ich hier auf Borkum ankam, war es eine Weile trocken und schön gewesen und so war hier erst mal nichts los bis auf ein paar Musterexemplare einiger bekannter Gattungen, die hier residieren. Die Variicolor waren tagelang die einzigen Birkenpilze, die ich finden konnte. So langsam hat es sich dann die letzte Woche eingeregnet... die anderen Pilze kommen wieder aus den Löchern. Enthusiastisch ist anders, aber ich habe doch von so ziemlich Allem das eine oder andere Exemplar finden können.


    Dieses Jahr habe ich mich hauptsächlich auf die Birkenpilze Leccinum variicolor gestürzt, die sich mir in den Focus drängten. Diese Funde haben einen eigenen ausführlichen Thread. Diese Variation scheint wohl das trockenere Wetter zu mögen, werden sie nassgeregnet, werden sie gleich weich und schwammig und pappig wie ein feuchtes Brötchen und haben bisweilen eine glitschige Oberfläche.


    Als ich den Haufen hier sah, dachte ich zuerst am Gesäte Tintlinge - aber es sind Graublättrige Schwefelköpfchen.
    Okay, die habe ich auch im heimatlichen Wald schon zu Trockenzeiten gefunden, von einem dichtumkränzten Baumstamm (wo ich mich fragte, wie man so das Sporenpulver loslassen will bis hin zu einem übersäten Baumstumpf, auf dem die Pilzchen einzeln und in Abständen saßen wie mit dem Greifzirkel vermessen.
    Hier sitzen sie auf einem kleinen Baumstumpf.
    Tag 1


    Tag 2


    Tag 4 gabs leider nicht mehr. Irgendein Blödmann hat die Truppe wohl einen Tag zuvor zerstört, das Ganze lag in einem Gewirr durcheinander und erinnerte mit den hellbraunen Stielen an Bami Goreng.


    Diese Winzpilzchen sind mir über den Weg gelaufen:


    Der Seedeich ist auf den ersten Blick eine langweilige Gras... nee, eigentlich nicht mal Landschaft. Graswüste fast schon :D wenngleich saftig grün. Und es wird regelmäßig gemäht. Gemessen an dem Watt und der See auf der einen Seite und den Salzwiesen und dem Tüskendöörsee auf der anderen Seite vor Allem durch seine Geradlinigkeit ziemlich eintönig. Auf der Krone führt ein mit dem Lineal gezogener Weg (eigentlich eher ein Trampelpfad auf Stein, da die Steine vom Gras fast überwuchert sind) entlang vom Fluttor bis zu einem Aussichtspunkt.
    In dieser Graswüste finden sich gelegentlich vereinzelte Parasole, einmal habe ich einen Papageiensaftling erwischt (der saß oben am Weg, wieviele mögen sich auf dem kilometerlangen Deich verbergen??) und an einem Ende stehen gern Getäfelte Großstäublinge. Hier und da ist ein Hexenkreis Nelkenschwindlinge zu finden.
    Heute begleiteten mich zu meinem Unglauben und meiner stillen Ehrfurcht ein-zwei Kiliometer weit ein Trupp Schwalben beim langsamen entlangradeln, flitzten um mich herum, und spielten mit dem steifen Wind. Die Jungen sind jetzt flügge und probieren sich aus, fangen Insekten über dem Gras und haben keine Pflichten außer Reserven anzulegen.
    Heute fanden sich in der weiten Grasfläche etliche Anischamignons.
    Dieser Tage hatte ich euch schon mal einen vorgestellt, der trotzder warmen Sonne tief im Gras immer noch dicht tau- oder nieselbedeckt war:


    Nachdem es so langsam wieder feuchter wurde, fanden sich an einem der bekannten Spots wieder Butterpilze. Ich finde es immer wieder lustig, dass ich bei einem solchen angefressenen Pilz immer zuerst an einen angebissenen Apfel denke.


    Gleich dabei stand ein Saftling, der hier seinen Spot hat.


    Später fand ich in einem Vorgarten noch ein Trio allerschönster Butterpilze - und hab sie zuerst gar nicht erkannt. Naja, ich denke mir, dass der andere Spot wohl zu bekannt ist, als dass dort einer so groß werden kann.
    Im Gegensatz zu dem anderen Standort mit vermischten Strauchzeug ist hier der Wirt nicht zu übersehen.


    Kurz darauf ging mir auf, dass auch hier ein Saftlingsspot direkt daneben ist (okay: einen Garten weiter), aber das ist wohl mehr Zufall.
    In einem anderen Vorgarten vor einer Pension bekamen die gelben Blümchen mit zunehmender Feuchte ebenso gelbe Gesellschaft.

    Spitzkegeliger Saftling


    Wieder im Greune Stee: diesmal sind es aber Gesäte Tintlinge!


    Ein Stück weiter finde ich auf einer umgestürzten Birke auf Weißfäule meine ersten Blutmilchpilze und fotografiere sie an zwei Tagen.
    Hier ganz frisch(?):


    Frische mit einen Tag älteren:


    Die zwei einen Tag später:


    Die frischen hatten tatsächlich innen eine "Blutmilch" in dem Farbton wie ihr Äußeres, die etwa die Konsistenz von Hautmilch hatte. Bei den älteren Exemplaren wurde das Innere pastös, schließlich trocken-pappig und als ich beim Fotografieren irgendwo auf den verrotteten Stamm griff, erwischte ich mit den Fingern versehentlich noch ein paar gereifte, aus denen helle Wolken Sporenpulvers hervorschossen.


    An der Stelle, da die Fotos von den Blutmilchpilzen weißfauliges Holz als Hintergrund haben, habe ich hier noch ein Foto von derselben zerfallenden Birke einen Meter weiter - hier hat sie Braunfäule. Bei Weißfäule zerfasert das Holz längs, bei Braunfäule zerbricht es quer:


    Ein Fischeierschleimpilz lungerte da auch noch rum.



    Als ich irgendwann abends nach Hause trödelte, fielen mich auf den Seitenstreifendiese Gesellen an. Rechts und links ingsgesamt 5 Stück, alle noch so klein.
    Hier merkte ich dann, wie lehrreich es ist, hier im Forum zu stöbern, alles mögloiche, immer wieder gesehene setzt sich fest und so spuckte mein Hirn gleich mal "Espenrotkappe!!" aus. Erstfund für mich...
    OK, sie saßen unter Birken, aber soweit ich weiß ich, das bei dem dasselbe.
    Und bei der laut "nimm mich mit!" brüllenden Hutfarbe habe ich natürlich keine weiteren Bilder von einem größer gewachsenen Pilz...


    X-mal dran vorbeigelaufen, entschied ich mich am Ende doch mal, diese kleine Tramete an einem Birkenstumpf abzulichten unter dem Motto "endlich mal kein Birkenporling!"


    Da wartete der Stumpf doch gleich mal mit noch mehr auf. Leider unscharf gewordener oranger Bewuchs... muss ich noch mal ran.


    Diese schwierig scharf zu bekommenden Kügelchen waren auch dabei:


    Der zweite abgesägte Stamm der Birke wartete mit noch ein paar netten Gesäten auf. Sehr kleines Blumentöpfchen für gerade mal ein paar Pilzchen:


    Und jetzt lassen sich dann doch mal ein paar Birkenpilze blicken. Dieser Kaventsmann war trotz seiner Größe noch gut (zumindest äußerlich) und Stunden später natürlich von irgendwem einkassiert worden.


    An einer Stelle saßen Flaschenstäublinge jeder Größe und jeden Alters.
    Ich denk natürlich prompt: das sind doch die aus dem Blöd-Thread mit dem Koks dran. Nee, is kla.


    Und in einem Eichenhain fand ich dann den Hübschen hier. Den sprach ich erst mal prompt mit Perlpilz an. Er war etwas heller als auf dem Foto.
    Hmtjaaa... Stiel haben wir noch nicht wirklich, keinen Ring und so wirklich röten wollte der auch nicht, obwohl Maden drin waren...
    Mehr amüsante, aber höchst unzuverlässige Bestimmungshilfe: er stand nicht etwa, sondern lag im Laub - irgendwer hat den gepflückt und vermutlich verloren. Nur: er war auch der Einzige in dem Hain. Hat ein anderer Sammler...?


    Das wars für den Moment... ich bleib noch dran :)

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz:

  • Hallo Marion,
    Wunderschöner Bericht aus dem hohen Norden mit schönen Bildern.
    Komisch , hier im Mittelgebirge mitten in Deutschland würde man Borkum nie mit Pilzen in Verbindung bringen.
    Aber man weiss oft zu wenig.
    A (mein Nachbar) : " der schöne Fichtenwald da links , mit weichem Moos , hab ich noch nie Steinpilze gefunden"
    B (ich) "Da wirst du auch keine finden"
    A : "Warum nicht , sind doch Fichtensteinpilze ?"
    B : "Das ist aber kein Fichtenwald , das sind angepflanzte Douglasien"



    Gruß Norbert

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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  • Hallo Marion,


    sehr schöner Bericht, man fühlt sich gleich an die Nordsee versetzt! Und ich hätte auch nie gedacht, dass auf Borkum doch so viel Pilzreichtum zu finden ist!


    Das letzte Bild halte ich auch für einen jungen Panther - der Perlpilz hat nicht dieses "Söckchen" um die Knolle sondern ist einfach nur abgerundet. Farben und Größe der Flocken auf dem Hut passen auch nicht, aber das ist (gerade auf Fotos) kein so eindeutiges Merkmal wie die Form der Knolle.

  • Moin Marion,


    sehr schöne Funde... und auch net dokumentiert drum herum :thumbup:


    Und ein imposantes Messer auf Bild 1. Da würde Crocodile Dundee sicher nicht mehr sagen "Das ist doch keine Messer..." :D

    Grüße aus dem Moseltal

    Marco
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    Wenn das Leben Dir einen Korb gibt... geh Pilze sammeln. ==18


  • Hallöö,


    Und in einem Eichenhain fand ich dann den Hübschen hier. Den sprach ich erst mal prompt mit Perlpilz an. Er war etwas heller als auf dem Foto.
    Hmtjaaa... Stiel haben wir noch nicht wirklich, keinen Ring und so wirklich röten wollte der auch nicht, obwohl Maden drin waren...
    Mehr amüsante, aber höchst unzuverlässige Bestimmungshilfe: er stand nicht etwa, sondern lag im Laub - irgendwer hat den gepflückt und vermutlich verloren. Nur: er war auch der Einzige in dem Hain. Hat ein anderer Sammler...?


    Hallo,


    hier noch einmal die Merkmale des Pantherpilzes, soweit bei Deinem Exemplar sichtbar, treffen sämtliche zu.

  • Hallo Marion, schöne Küstenpilze zeigst Du. Auch mich überrascht es, dass die Pilzwelt dort so abwechslungsreich ist. Dein Irrtum mit dem kleinen Panther ist schon aufgeklärt und so bleibt mir nur, Dir zu danken für's Zeigen.


    Lieben Gruß Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Grüß Dich Marion,




    ja ein toller Bericht......und sooo schön eingepackt. Da weiß ich dann ja, was mich in Norddeutschland erwartet. Was mir auch gut gefällt ist die "Geschichte" mit dem Blutmilchpilz.


    Danke Dir fürs mitnehmen und Zeigen. Das macht doch gleich mehr Vorfreude auf mein neues zu Hause.





    Liebe Grüße





    Heidi

    Jeder Tag an dem Du nicht gelacht hast, ist ein verlorener Tag.
    Auch von mir gibt es keine Essensfreigabe.



    100 Chips, da Islandwette verloren = 95 Chips
    95-2 Chips für Jan-Arnes Rätsel = 93 Chips
    93-5 Chips für Grünis Grauen Wulstling= 88 Chips
    88-10 Chips für APR 2017 = 78
    78 + 10 (APR 2017 als erste über die Hälfte der Gesamtpunkte gekommen) = 88

    88-3 Chipse für OPR = 85

    85 - 10 Chips für APR 2018 = 75

    75 + 5 fürs APR = 80

    80 -10 Chipse für APR 2019 = 70 Chipse

    70 +5 Apr 2019 = 75


    Keine Veröffentlichung ohne mein Einverständnis!!!!!!


  • Hallo Marion, schöne Küstenpilze zeigst Du. Auch mich überrascht es, dass die Pilzwelt dort so abwechslungsreich ist.


    Naja, Borkum ist die größte der friesischen Inseln und hat auch den größten Wald. Schon vor dem WK2 hatte dort ein Lehrer mit seinen Schülern eine reichhaltige Flora angepflanzt, die im WK2 abgeholzt, in den 50ern aber wiederaufgebaut wurde. Da hat sich einiges an Humus und natürlich auch einiges an gastfreundlichen Pflanzen angesammelt, allen voraus die Birke, aber auch viele und (durch die klimatischen Bedingungen) teilweise unglaublich schöne Eichen.
    Ich kann daran verzweifeln, sie zu fotografieren.


    8stämmige Eiche. Die Moosfläche, sie nach links weggeht, ist ebenfalls ein Stamm, der außerhalb des Bildes quicklebendig hochkommt und austreibt. Vermutlich mal gefällt, dann bildeten sich aus dem Stumpf nach allen Richtungen Schösslinge. Möglicher Wirt des Pantherchens.


    Unter meiner Lieblings-Eiche fand sich heute dagegen dieser hier. Geriefter Ring und rötend ist eindeutig, aber er zeigt vor Allem kein Söckchen, deswegen poste ich den auch mal.



    Das zweite Stäublingsbild könnte ein Beutelstäubling sein.


    Hm, alle oder keine, da sie 1. alle auf wenigen qm sind und rundherum keine und 2. heute die kleineren auch so groß sind. Der Laux schreibt bis zu 8cm vom Flaschenstäubling, die hier sind spielend bis zu zwölfe.


    Eigentlich wundert es mich, warum die Blutmilchpilze Schleimpilze sind und keine Stäublinge. Sie haben sowas wie winzige "Würzelchen".
    Die von gestern haben sich nicht geändert und sind immer noch "tupffest".


    Der Inhalt ist allerdings Pulver.

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz:

  • Hallo Marion,
    die Bäume finde ich grandios - ich mag es sehr, wenn die Wuchsform klimatisch beeinflusst ist und anders aussieht als "normal".


    Mit solch einem großen Stäubling "hadere" ich auch im Moment, 10 cm oder größer (nicht gemessen), feine Stacheln oder abgefallen, kein Netz sichtbar ... größenmäßig so an der Grenze, aber lauter Flaschenstäublinge im Wald - wenn auch nicht direkt daneben.


    @ Pilzpic: tolles Bild mit den herausgearbeiteten Merkmalen vom Pantherpilz, danke!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Marion!


    Eine späte Antwort von mir: Schöne Eindrücke! :thumbup:


    Und richtig. Auf dem ersten Bild sind die Blutmilchpilze noch recht frisch und hätten bei etwas kräftigerem Drücken noch diese rosaschleimige Flüssigkeit abgesondert, die sich auf dem folgenden Bild dann zu Sporenpulver entwickelt hat.


    Zumindest der zweite Stäubling ist recht sicher ein Beutelstäubling (Lycoperdon excipuliforme). Wenn ich von 12 cm höre, abeja, vermute ich selbige Art.


    Die beiden Pilze auf dem Stumpf: Der erste Pilz ist wohl irgendeine Nebenfruchtform, der sieht feinflauschig aus. Nummer 2 ist ein Pustelpilz (Nectria).


    LG, Jan-Arne


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