Hallo liebe Foristen,
ANDERSWO wachsen Pilze, HIER aber nicht ...
... auch manchmal ...
... wenn auch nicht solche Mengen an Speisepilzen und auch nicht so wunderschöne Raritäten-Pilzen, wie sie in der letzten Zeit in großer Zahl im Forum gezeigt wurden. Das habe ich meist verspätet gelesen - und mit Begeisterung gesehen - aber nichts kommentiert - ich sage es mal in die große Runde: DANKE fürs Zeigen und ganz ganz klein: Beineid .
Trotzdem konnte ich bei ganz überwiegend sommerlich warmen Wetter - und nicht viel Regen - einige Erst- und Zweitfunde machen, manches davon ist auch reichlich "trivial" .
Am Anfang meiner neuen Zusammenstellung müssen noch ein paar 4-, 6- und 8-Beiner als Würze im Beitrag herhalten.
Ich mache da weiter, wo ich im JUNI mit >>Egal ungefähr aufgehört habe.
HIER ist wie immer der äußerste südwestliche Zipfel von Deutschland, Hochrhein, Höhenlage 270 bis 500 m (Pilzfunde im Wald, wenn nicht anders erwähnt, fast ausschließlich in der höheren Lage 450-500 m, auf stark kalkhaltigem Boden, überwiegend Buchenwald.)
Alle Bilder sind durch Anklicken auf 1200 Pixel in der Breite vergrößerbar.
01
Ein Blick in mein Balkonkasten-Biotop - und auf die vielen dort gelagerten Totholzästchen lohnt hin und wieder, im Juni wuchs ein kleiner Bienenwabenporling, Polyporus alveolarus/ Polyporus mori.
Inzwischen ist er schon mehrfach wieder eingetrocknet, wird wieder etwas frischer bei Regen - das ganze innere Holz des Stöckchens hat eine orange Färbung angenommen.
02
So wenig war los im Wald im Juni, dass ich sogar einen hübschen Behangenen Faserling, Psathyrella candolleana fotografiert habe - in besonders unwirtlich wirkendem Umfeld. Weitere ältere Fruchtkörper waren auch da, die relativ typisch "behangen" aussahen.
03 - 04
Auffälliger als Pilze waren kleine Bockkäfer auf Blüten, der >>Gefleckte Schmalbock, Rutpela (Leptura) maculata auf Giersch (03)
und der >>Gefleckte Blütenbock, Pachytodes cerambyciformis, auf Baldrian (04).
05 - 06
"Triviale" rote Früchtchen wollten gepflückt und gegessen werden, winzige Wald-Erdbeeren, Fragaria vesca (05)
- oder auch nur fotografiert werden, weil völlig geschmackslos,
Indische Scheinerdbeeren (in gefühlt 1000-facher Überzahl), Potentilla indica (06)
07 -08
Hat es hier geschneit ? Echter Mehltau, den kann man ja auch mal fotografieren: Sawadaea spec.(cf. bicornis) - auf der Blattoberfläche, abwischbar - auf Bergahorn, Acer pseudoplatanus , >>Link
09
Anfangsstadien von Pycnoporellus fulgens, Leuchtender Weichporling auf abgestorbenem Fomes fomentarius, Zunderschwamm.
Das ist immer noch die gleiche Konstellation (am gleichen Buchenstamm) wie hier im >>Wettbewerbsbild "Living together"
10-11-12
Ein leuchtend roter Fleck auf Stumpfblättrigem Ampfer entpuppte sich als sehr schöner Rostpilz, Puccinia phragmitis (kommt auf verschiedenen Ampferarten vor, soll bei den Wirtspflanzen unverwechselbar sein), er macht den Wirtswechsel zum Schilfrohr (Phragmitis spec.).
Hier im Wald war zwar kein Teich o.ä. Das Schilfrohr müsste dann an Gartenteichen deutlich entfernt gestanden haben. (Pers. Erstfund) >>Link
13
Häufiger als dieser Rostpilz sind am Ampfer "andere Flecken", helle Fleckchen mit dunklerem Rand.
Lt. Internet kommen Cercospora rumicis und Uromyces rumicis am Stumpfblättrigen Ampfer vor. Da ich innerhalb der hellen Flächen weder auf Oberseite noch auf der Unterseite irgendwelche Strukturen erkennen konnte, gehe ich hier von der Blattfleckenkrankheit Cercospora rumicis aus. EDIT: diese Information stammte aus dem Wiki-Artikel zu Rumex obtusifolius und scheint mir nicht ausreichende recherchiert zu sein. Eine sehr häufige "Blattflecken-Erscheinung" auf Rumex wird von Ramularia-Arten verursacht.
Der genaue Erreger ist nur mikroskopisch abzuklären (falls man in den Flecken auch Pilzrasen erkennt, ansonsten ist Bebrüten notwendig) - siehe Links weiter unten in den Beiträgen.
14 - 15 -16
Jetzt wird es tierisch ... und gruselig
Die Netze von Trichterspinnen waren mir schon häufiger aufgefallen, aber jetzt habe ich die Erbauerinnen (2 verschiedene Individuen) "erwischt".
Nr. 1 war extrem schnell zwischen ihrem Versteck unter einem Blatt und dem Trichter unterwegs.
Nr. 2 saß sehr sehr ruhig im Trichter und hatte so allerlei Leichen im Gespinst, z.B. >>Buchsbaumzünsler Cydalima perspectalis, der dieses Jahr mit bisher zwei Generationen im Buchsbaumwald wieder sehr aktiv war ... es sieht da sehr traurig aus.
Bei der Spinne handelt sich wahrscheinlich um die Art >>Agalena labyrinthica (cf.)
17
Leichen pflasterten ihren Weg ... und die Geier ...ähm Schmeißfliegen kreisten.
Toter Maulwurf (Talpa europaea) mit einer Fliege, die grün und golden schillert, wahrscheinlich eine Goldfliege, Lucilia spec. (Mehrere ähnliche Arten gibt es da...)
Aber hier geht es doch um PILZE! ... ==18... Jaa, jaaaa, doch:
18
Noch mehr Leichen am Wegesrand: alte ... sehr seltsam madenzerfressende ... Weißtäublinge, Russula delica, mit recht weit auseinander stehenden Lamellen, blaue Töne waren da nun nicht mehr feststellbar. Die Pilze kommen immer an der gleichen Stelle, in diesem Jahr schon zweimal - witterungsunabhängig, wie es scheint.
In diesen Zeitraum fallen auch meine >>"Mit seltsamen Röhrlingen wieder nur gespielt"-Funde und der kleine Gelbporige Raufuß (Leccinellum crocipodium), den ich mangels rauem Fuß - trotz der typischen Wuchsform für Baby-Raufüße - nicht erkannte (war ja auch mein erster Raufuß). Etwas später fand ich exakt so einen (angefressenen einzelnen) Winzling noch einmal.
19
So viel Verfallendes, was soll man da machen?
WEITERHÜPFEN, meint der >>Gemeine Grashüpfer, Chorthippus parallelus
20
Oder für einen Neubeginn sorgen (... überall Herzen), das beherzigen diese beiden:
>>Hauhechel-Bläulinge Polyommatus Icarias
Das war auf der Wiese am Wasserkraftwerk u. Umgebung, nichts Pilziges außer trockenen Nelkenschwindlingen und noch winzigen Rasen-Scheinhelmlingen und vertrocknetem Schwefelporling.
21
Wir sind immer noch im Juni, da brummte und summte es mehrfach zu abendlicher Stunde (in der Dämmerung) vor dem Küchenfenster und am Balkon, es waren sehr viele Junikäfer (der Begriff ist nicht eindeutig), m.M. nach >>Gerippte Brachkäfer, Amphimallon solstitiale unterwegs.
Diese hier verabredeten sich zum flotten Dreier (geblitzt).
Im JULI
22
Auch diese Tierchen konnte ich im Balkonkasten-Biotop bewundern, die leeren Eihüllen klebten noch an meinen kleine Gleditschien, die Wanzennymphen sind aber schon in einem fortgeschrittenen Stadium. Die "Stacheln" hielt ich für unverwechselbar, trotzdem habe ich länger gesucht. Es sollte sich um ein Neozoon, die >>Marmorierte Baumwanze, Halyomorpha halys - handeln, in Ausbreitung begriffen.
23
Anderswo regnet es vielleicht, hier zieht das Gewitter von Süden nach Norden vorbei.
24 - 25
Ein kleiner Dachpilz, den sah ich mehrfach (auch in den Vorjahren schon), Hut etwas gerieft, mit so einer Art Glimmerschüppchen besetzt, Stiel leicht bereift, Stielbasis etwas knollig, Lamellen sehr breit gewölbt, Geruch unbedeutend, Wachstum auf sehr morschem Totholz.
Da war ich immer in der Pluteus semibulbosus-plautus-depauperatus-Ecke (und das sollten alles Synonyme sein). Wie es jetzt gerade aussieht, da trennt man doch P. semibulbosus (die kleinen gelblich-weißen leicht bekörnten, gerieften Pilze) von dem dunkleren kräftigeren P. plautus.
Ich schreibe ein cf. daran: Pluteus cf. semibulbosus, Geriefter Dachpilz.
Und noch ein cf.: ein kleiner Schleimpilz, wahrscheinlich Stemonitopsis spec. (cf.typhina), Glänzendes Fadenkeulchen (Erstfund)
26 -27
Es geht weiter mit "richtigen" (essbaren) Pilzen, Düsterer oder Falscher Rotfußröhrling, Xerocomellus porosporus.
Den hatte ich zwar schon öfter, aber nie madenfrei oder schimmelfrei.
Die zu hastig abgeschnittene Stielbasis war ganz schwarz (iiih ... ist ja ganz schwarz! ... abgeschnitten und zack und weg...), die Pilze waren sehr klein, ca. 3 cm der Hut. Sie platzen leicht auf - und zeigen unter der Huthhaut keinerlei Rötung.
Geschmacklich ganz gut, die beiden zumindest waren nicht säuerlich.
(Pilze, die bei Trockenheit wachsen schmecken mir besser als "Regenpilze".)
28
Trivialster Trivial-Erstfund - Einzelfund (auch keine Hexeneier zu sehen) : Gemeine Stinkmorchel, Phallus impudicus - stank in diesem Zustand kaum, so ein bisschen wie Mottenkugel.
Die Rothalsigen Silphen Oiceoptoma thoracicum, hatten schon alle Gleba abgefressen.
29
Doch mal ein bisschen Regen, direkt danach leuchtete Stereum hirsutum, Striegeliger Schichtpilz (hier mit ausgeprägtem Geotropismus) in sehr intensiven Farben. (Irgendwie sehe ich ein Gesicht ....)
30
Wieder gab es viele Weißtäublinge, mit sehr vielen engstehenden Lamellen, deutlichem Blauschimmer an der Stielspitze. Hier mit einer kleinen Anomalie an den Lamellen: Russula chloroides, Schmalblättriger Weißtäubling.
31 - 32
Wenn es mal "richtig" geregnet hat, dann bekommen meine gelagerten Hölzer im Balkonkasten-Biotop auf der Unterseite (wo sie fast plan auf der Erde aufliegen, mit wenig Luftkontakt), einen porenlosen dicken warzigen Belag in violett-bräunlicher Tönung /Helligkeit scheint feuchtigkeitsabhängig zu sein, der Pilz wird manchmal auch relativ hell.
Das müsste eigentlich was ganz Häufiges sein - und es trocknet bei Trockenheit zur Unkenntlichkeit ein.
Ich dachte an Kellerschwamm, Coniophora puteana, den ich im Wald schon mal sah - allerdings kommt der doch wesentlich ocker-bräunlicher daher. Im Zuwachsstadium hat der Pilze ein ausgeprägtes weißes Mycel am Rand.
Kann es eine Peniophora sein, P. quercina eventuell?
Hmmm, bei Regen irgendwie wachsartig, später nur ein dünner Belag, aber auch nicht an ein Substrat gebunden: auf Buche, auf Ahorn, auf Esche, berindet, unberindet, auch auf dem "Stückchenhaltigen" Boden? Oder eine Exidiopsis?
cf. Großes-Fragezeichen-keine-Ahnung spec.
33
Am alten Birnbaum auf einer Wiese ... kein frischer Schwefelporling wie erhofft, sondern ein Hornissennest in der Höhle, da war was los - rein - raus -rein -raus, von mir ließen die sich nicht stören!
Fliegende Hornissen, Vespa crabro (edit: Tippfehler verbessert)
34 -35
Immer wieder am Wegesrand im Wald, diese Zierlichen Mehlschirmlinge (im letzten Jahr zum ersten Mal dort entdeckt), Cystolepiota seminuda
Ganz frische (feuchte, nach Regen) und etwas ältere Exemplare
36 -37
Kohlenkugelpilze an Esche, Daldinia cf. concentrica . In dieser Größe und im frischen Zustand mit dieser rötlichen Färbung hatte ich die noch nicht gesehen. Wahrscheinlich Daldinia concentrica s.str., das mit dem KOH-Test habe ich gerade hier im Forum gelesen, das werde ich mal ausprobieren.
38
Auf dem Hörnli-Friedhof in der Schweiz gab es auch keine Pilze (von ein paar Grünblättrigen Schwefelköpfchen an einem Stumpf, ein paar Samthäubchen im Gras und einer Neubildung von Ganoderma cf. australe/ Wulstigem Lackporling am Fuß einer lebenden Linde mal abgesehen).
Jedoch ein Grüppchen von mehreren Rehen, Capreolus capreolus machte die Gegend "unsicher". Ich "pirschte" mich heran und konnte mehrere Fotos machen (hinter einer Hecke versteckt)... das Maximum aus meinem kleinen 4-fach Zoom herausgeholt.
In diesen Zeitraum fällt auch meine Erstentdeckung von >>Antrodiella serpula, Spitzwarzige Tramete.
Schon ist AUGUST!
Anfang August hatte ich bereits einige Arten von einem Friedhof eingestellt, inkl. des schönen Fundes von >>Hohenbuehelia petaloides, Erd-Muscheling.
39
Der letzte Fund davon war 2014, jetzt hier ein einziges älteres Exemplar: Amanita ceciliae, Riesen-Scheidenstreifling.
40
Und doch noch ein "Trophäenbild", zum ERSTEN Mal Steinpilze, die von Farbe und Festigkeit zum Verzehr geeignet schienen: exakt zwei Stück. Sommersteinpilze, Boletus aestivalis.
Leider doch zu 7/8 madig, die verbleibenden Achtel machten geschmacklich nicht sehr viel her und gingen in meiner Mischung von roten milden Täublingen hoffnungslos unter (vermutlich hätte ich sie trocknen sollen für Pilzbutter).
Es geht noch weiter mit einem >>zweiten Teil ...