Erbitte Hilfe bei Ritterlingsbestimmung

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 2.655 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von ingosixecho.

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    Hi,


    eine gute Freundin von mir, die ihr Elternhaus in Eichstädt hat, zeigt mir hin und wieder ihre Pilzfunde mit der Bitte um Bestimmung. Das hat eindeutig Vorteile, denn so komme ich an Kalkpilze. :cool:


    Der Nachteil: Es kann vorkommen, dass ich die nicht bestimmen kann; und blöd wird es noch dazu, wenn es sich dabei um einen Ritterling handelt. :shy:


    Hier mal Bilder:





    Der Fund stammt aus einem fichtendominierten Wald auf Kalk; Pappeln/Espen, Kiefern waren am Fundort nicht zu sehen. Leider ist der Fruchtkörper ein Enzelexemplar und war zudem noch vor 2 Tagen entnommen worden.


    Geruch sehr leicht mehlartig mit einer dumpfen Beinote
    Geschmack: zuerst Mild nach einer Minute war ein leichter Bitterhauch festzustellen.
    Lamellenfarbe creme; kann sein, dass die auf dem Foto etwas zu gelb erscheinen; dafinitiv aber für einen Grünling zu weiß


    Sporengröße: 5-7 x 3-4 µm; also wieder mal Standardritterlingsgröße


    Ich habe eine konkrete Idee; traue mich die aber nicht auszusprechen. :shy: Fichtenwald auf Kalk, da läuten bei mir sämtliche Pilzalarmglocken. Kann ER es wirklich sein oder ist das nur ein verkappter Grünling?


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Stefan,


    ganz spontan: Was stört dich am Pappelritterling?


    LG, Jan-Arne

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Stefan,


    ganz spontan: Was stört dich am Pappelritterling?


    LG, Jan-Arne


    Dass laut der Aussage meiner Freundin da keine Pappeln waren. ;) Ich dachte auch an den, aber dafür passt mir die Lamellenfarbe nicht und eben auch die fehlenden Pappeln.

  • Hallo Stefan,
    wir könnten zuerst mal mit der Klärung der am Fundort vorhandenen Bäume beginnen. Ich meine auf deinen Fotos Kiefernnadeln zu sehen. Der Boden sieht auch sowas von überhaupt nicht nach Fichtenwald aus (z. B. keine Fichtennadel auf den Bildern sichtbar, stattdessen mMn verdorrte Grasreste und sogar graue Laubreste). Wenn Kiefern da waren, hätte ich eine Idee, sonst leider nicht.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

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    Dass laut der Aussage meiner Freundin da keine Pappeln waren. ;) Ich dachte auch an den, aber dafür passt mir die Lamellenfarbe nicht und eben auch die fehlenden Pappeln.


    Ahhh sorry! Ich las nur "Pappeln/Espen, Kiefern". :D

    • Offizieller Beitrag

    Ich kenne den Fundort leider nicht. Meine Freundin meinte nur Fichten; keine Kiefern und keine Pappeln. Alles andere wäre ja zu einfach. :D Der Ort, wo das Foto gemacht wurde ist auch nicht der Fundort. Meine Freundin hat mir den Fruchtkörper aus Bayern mitgebracht. Ich kanns ja jetzt sagen. Ich dachte, nachdem ich die Kiefern- und Pappelgrünlinge ausgeschlossen hatte, an Tr. joachimii. Die Frage ist jetzt: Darf der so aussehen?


    l.g.
    Stefan

  • Ja, das darf er und das tut er auch. An den hatte ich spontan auch gedacht. Am besten, du vergleichst den Fund mal mit dem T. joachimii-Konzept nach FN4 (Heilmann-Clausen et al.), NICHT mit den mMn unzutreffenden Konzepten vieler anderer Autoren (wie etwa in GroßpilzeBW Band 3).


    Allerdings: ohne Kiefer kein T. joachimii, das lässt sich nicht wegdiskutieren.


    Edit: vor zwei Jahren hatte mir Andreas Gminder mal auf eine Tagung einen T. joachimii mitgebracht und ließ mich meine Experimente damit machen. Ich hatte folgendes notiert: KOH am Hutrand: kaltes Olivgrün ohne Orangetöne, Guajak: schnell (Blauverfärbung beginnend nach 5 bis 10 Sekunden), Geruch unverletzt: nicht mehlig, Geruch des zerkrümelten Fleisches: leicht (!) mehlig wie der Grünling.
    Wenn du den Pilz noch hättest...


    FG
    Oehrling

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    • Offizieller Beitrag


    Ja, das darf er und das tut er auch. An den hatte ich spontan auch gedacht. Am besten, du vergleichst den Fund mal mit dem T. joachimii-Konzept nach FN4 (Heilmann-Clausen et al.), NICHT mit den mMn unzutreffenden Konzepten vieler anderer Autoren (wie etwa in GroßpilzeBW Band 3).


    Allerdings: ohne Kiefer kein T. joachimii, das lässt sich nicht wegdiskutieren.


    FG
    Oehrling


    Sicher, dass der auch nicht mit Fichte kann? Ich muss das mal nachschlagen...

  • In FN4 steht Kiefer und danach ein Punkt.

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  • Hallo Stefan,


    der Pilz wird wohl über das Prädikat xxx.cf nicht hinauskommen. T. populinum und einige meiner braunen Spätherbst-Kiefernritter schauen ähnlich aus. Allerdings wäre die Erscheinungszeit völlig untypisch. Wenn da wirklich Kalk ist, sind T. populinum und T.joachimii auch aus dem Rennen.
    Am ehesten könnte es sich um eine Art aus dem Sejunctum-Komplex handeln. Dazu würden auch die Erscheinungszeit und die Fichten passen.


    Grüßlis Ingo


  • Am ehesten könnte es sich um eine Art aus dem Sejunctum-Komplex handeln. Dazu würden auch die Erscheinungszeit und die Fichten passen.


    Hi Ingo, was ist denn im Sejunctum-Komplex alles drin? Hab jetzt gerade keine Literatur zur Hand.


    T. sejunctum ansich ist ja sehr typisch, da gibts ja ansich kein Vertun.


    Beste Grüße
    Harald


  • Am ehesten könnte es sich um eine Art aus dem Sejunctum-Komplex handeln. Dazu würden auch die Erscheinungszeit und die Fichten passen.


    Hi Ingo, was ist denn im Sejunctum-Komplex alles drin? Hab jetzt gerade keine Literatur zur Hand.


    Hallo Harald,


    ich meinte eigentlich die Arten aus der Bon'schen Sektion Parafucata. Hast du die Monographie da? Bon hatte dort unter anderem T.coryphaeum-arvernense-sejunctoides-viridifucatum und - ach ja - auch T.joachimii zu laufen. T. joachimii kann schon so ähnlich aussehen. Ich vermisse aber die Schüppchen am Stiel. Die sollten eher so so wie bei Raufußröhrlingen aussehen und nicht wie angeplatzte Fasern, so wie im Bild zu sehen.


    Grüßlis Ingo


  • Wenn da wirklich Kalk ist, sind T. populinum und T.joachimii auch aus dem Rennen.


    Hallo Ingo,
    nein, eigentlich nicht, wenn du nach FN4 bestimmst. Auf S. 98 steht über das Habitat von T. joachimii: "... is found in open, dry Pinus forests on sandy, mineral rich and calcareous, shallow soils." (dt.: lichte, trockene Kiefernwälder auf sandigen, mineralreichen, kalkhaltigen, flachgründigen Böden). Meinen bisher einzigen T. joachimii fand ich am östlichen Berghang oberhalb von Hornberg im Schwarzwald. Der Boden ist dort sehr mineralreich und sicher auch etwas basisch, da dort viele Phlegmacien wachsen.
    FG
    Oehrling

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  • Hi Stephan,


    wenn sich das so verhielte, wäre T.joachimii eine ziemlich variable Art. Nur - an den wenigen Stellen bei mir im Revier fruktiziert er tatsächlich nur an den wirklich armen Stellen im Kiefern-Nadelstreu. In Nachbarschaft von T. focale und den Phellodon-Arten. An diesen Stellen wachsen nicht einmal Täublinge. In leicht basischen Bereichen oder gar an Wegrändern hatte ich noch keinen einzigen Joachim gesehen. Möglicherweise haben wir es hier auch mit einen Artkomplex zu tun, der sich aufgrund seiner Seltenheit näheren Untersuchungen entziehen möchte. Die Funde aus den FNE4 wurden ja bereits genetisch untersucht und von den Autoren in die Nähe von T.Equestre gestellt. Bei Bon allerdings ...siehe oben.
    Wir sitzen hier ja irgendwie zwischen den Stühlen. Ich denke, man kann nicht alles, was bei den Skandinaviern gefunden wird, auf Mitteleuropa herunterbrechen. Du hattest ja selbst von verschiedenen Grünlingskollektionen berichtet, die völlig verschiedene Reaktionen auf Guayak und KOH zeigen.



    GR Ingo


    Grüßlis Ingo

  • Hallo Ingo,


    genau das ist auch mein Verdacht: dass nämlich "dein" T. joachimii aus der Kiefernheide in Brandenburg was anderes ist als der Pilz, den CHRISTENSEN/HEILMANN-CLAUSEN als T. joachimii bezeichnen, so ähnlich wie beim Artkomplex T. batschii/T. striatum.


    Der Hauptunterschied zwischen dem Konzept nach FN4 und den anderen Konzepten, etwa von RIVA oder BON ist, dass laut FN4 an T. joachimii nichts Grünliches ist, insbesondere nicht die Lamellen, und dass das Fleisch weiß ohne jeden Gelbschimmer ist - sodass, wenn man im Feld T. joachimii vor sich hat, nicht einmal auf die Idee kommt, es könne sich eventuell um einen Grünling handeln. So wie bei dem hier angefragten Pilz. Du gibst mir sicher recht, wenn ich sage, dass man bei diesem Pilz nicht mal ansatzweise einen Grünling vermuten würde.


    FG
    Oehrling

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    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    also ich hab nochmal meine Freundin gefragt. In der Nähe des Fundortes standen auch vereinzelte Kiefern zwischen den Fichten. Pappeln und Espen aber standen über 50 m weg.


    l.g.
    Stefan

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    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


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  • sodass, wenn man im Feld T. joachimii vor sich hat, nicht einmal auf die Idee kommt, es könne sich eventuell um einen Grünling handeln. So wie bei dem hier angefragten Pilz. Du gibst mir sicher recht, wenn ich sage, dass man bei diesem Pilz nicht mal ansatzweise einen Grünling vermuten würde.


    Hallo Stephan,


    wenn du vor meinen Joachimiis stehst, denkst du erst mal, dass du Grünlinge vor dir hast. Siehe Bild. Bei dem von Stefan/Climbingfreak bin ich mir nicht mal sicher, ob er in diese Sektion gehört. Eigentlich schaut er aus wie ein Braunweisser aus der Genuina-Sektion. Was die Sache nicht einfacher macht.


    Wir wollen nun aber unser Ritterlingsprojekt angehen und sind eben dabei, ein einheitliches Fundprotokoll auszuarbeiten. Wir haben optional auch Chemiereaktionen nach deiner Vorgabe mit hineingenommen. Ich würde mich freuen, wenn du dich da mit einbringen und vorab mal einen Blick auf diese Liste werfen würdest. Dazu müsstest du mir allerdings deine aktuelle E-mail Adresse (per PN) mitteilen. Das Teil ist eine Standard-Excel 2010 Datei. Man könnte sie auch in Office 97 umwandeln.


    GR Ingo



     
    [hr]


    Hi,


    also ich hab nochmal meine Freundin gefragt. In der Nähe des Fundortes standen auch vereinzelte Kiefern zwischen den Fichten. Pappeln und Espen aber standen über 50 m weg.


    l.g.
    Stefan


    Hallo Stefan,


    Andreas Gminder hatte mir in einem vergleichbaren Fall einmel mitgeteilt, dass ich bestimmt den Espensprössling übersehen hätte, der in drei Meter Entfernung stand. Wenn da wirklich irgendwelche Pappeln im Umkreis von 100m standen, sind die Sprösslinge tatsächlich nicht weit. Als Pilznovize achtet man auf so etwas meistens nicht!


    LG Ingo