Hier um Jena tobt bekanntlich der Kalk. Und wenn in die Wälder ordentlich Feuchtigkeit abbekommen haben wie in diesem Sommer, dann sprießen die Pilze dass es eine Pracht ist. Die folgenden Funde habe ich in den letzten vier Wochen bei mehreren Touren finden können. Alle Funde stammen aus dem Jenaer Forst. Dort ist herrscht ein Eichen-Hainbuchen-Mischwald vor mit eingestreuten Birken und Fichten. Aber es gibt auch kleine Flecken an den sich Kiefern angesiedelt haben bzw. Hänge an denen nur Rotbuchen zu finden sind. Dementsprechend abwechslungsreich und vielfältig sind die vorkommenden Arten. Aber jetzt möchte ich Bilder sprechen lassen.
Zum Start ein Spitzschuppiger Schirmling (Lepiota aspera) der direkt am Straßernrand wuchs.
Der Semmelstoppelpilz (Hydnum rufescens) hatte vor zwei Wochen "seinen Schub" und war in großer Zahl zu finden. Ich finde ihn sehr lecker. Hilfreich für den Speisepilzsammler ist dass er (meiner Erfahrung nach) quasi nie verwurmt ist. Habt Ihr auch diese Beobachtung gemacht?
Der Edelreizker (Lactarius deliciosus) ist jedes Jahr an einem feuchteren Senke mit vielen Kiefern zu finden. Dieses Jahr stand dort jedoch noch einen anderen Milchling den man von oben auch für einen Edelreizker halten könnte. Beim Blick auf die Unterseite wird man aber eines Besseren belehrt: die Lamellen mit einem violettlichen Schimmer sowie die sofort weinrote Milch entlarven ihn als Blutreizker (Lactarius sanguifluus). Persönlicher Erstfund!
Der Trockener Eichenschneckling (Hygrophorus penarioides) ist eine erst 2007 beschrieben Art, die in enger Verwandschaft mit dem Trockenen Schneckling (der aber viel kleiner ist) und dem Trockenen Buchenschneckling H. fagi (der nur bei Buchen zu finden ist) steht. Er ist streng an die Eiche gebunden und hat einen sehr auffälligen Geruch der einerseits an Orangenblüte oder Jasmin, aber auch an Pudding erinnert. Dieses Merkmal grenzt ihn vom sehr ähnlich aussehenden Trockenen Buchenschneckling ab. Er war dieses Jahr ein an vielen stellen in größerer Menge zu finden. Er schmeckt übrigens ganz ausgezeichnet! :yumyum: Interessant fand ich folgende Beobachtung: immer wenn ich auf diesen Schneckling gestoßen bin wuchsen im näheren Umkreis Grünblättrige Knollenbllätterpilze (amanita phalloides).
Den Riesenrötling (Entoloma sinuatum) hatte ich erst ein mal in der Hand - dieses Jahr habe ich genau "seine Zeit" abgepasst und konnte ihn in großer Zahl und allen Stadien antreffen. Ein schöner großer Pilz der kräftig nach Mehl riecht und noch kräftiger Magen-Darm-giftig ist.
Gut dass ich etwas Chemie dabei hatte. So kann ich den Beweis antreten dass sich bei meinem Fund um den Gelbverfärbender Schneckling (Hygrophorus discoxanthusssss) handelt und nicht um den (zumindest frisch) ähnlich aussehenden Verwandten Elfenbeinschneckling (H. eburneus) der nicht auf KOH reagieren soll.
Dieser Stacheling ist jedes Jahr in großer Zahl an immer der gleichen Stelle zu finden - jenes oben beschriebene Areal mit Kiefern und einigen Birken. Hier ist es meist feuchter als im umgebenden Laubmischwald. An dieser Stelle tritt diese Art stellenweise wie gesät auf. In trockenem Zustand riecht sie zudem kräftig nach Maggi. Mir fehlt die Erfahrung mit den Stachelingen, würde ihn aber als den Schwarzen Duftstacheling (Phellodon niger) ansprechen.
Der Unverschämter Ritterling (Tricholoma lascivum) hat einen süßlichen Geruch in dem aber stets eine widerliche Note ala Schwefelritterling mitschwingt.
Korallenmilchlinge - Milchlinge mit rosa verfärbender Milch - tarnen sich mit ihren bräunlich-gräulich fleckigen Hüten gut im alten Laub, sind aber häufige Arten im Forst. Gemeinerweise sehen viele Arten sehr ähnlich aus und wachsen auch durchmischt am gleichen Standort. Während der Rosaanlaufende Milchling (Lactarius acris) leicht zu erkennen ist weil die Milch innerhalb von wenigen Sekunden verfärbt (sowohl am Fleisch als auch isoliert davon) ist für mich die Unterscheidung der anderen sehr ähnlich aussehenden Arten L. pterosporus, L. ruginosus und L. azonites kaum möglich. Gibt es da verlässliche makroskopische Merkmalsunterschiede? Hier zu sehen sind vermutlich verschiedene Arten. Nr. 3 ist zweifelsohne L. acris. Ob die anderen unterschiedliche Arten sind...tja.. :shy:
Stets an Eichen zu finden ist der Spindeliger Rübling (Gymnopus fusipes).
Der Hellgelbe Violett-Milchling (Lactarius flavidus) ist laut Literatur eine seltene Art, hier aber häufig anzutreffen. Jung hat er eine hellgelbe und recht schleimige zonierte Hutoberfläche; im Alter wird der Hut dunkler. Die Milch verfärbt innerhalb einiger Minuten ins lebhafte lila.
Die Herkuleskeule (.............) zaubert mir jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht wenn ich sie antreffe.
Der Brandige Ritterling (Tricholoma ustale) ist ein typischer Laubwaldbewohner.
Immer wieder hübsch - der Grünspanträuschling (Stropharia aeruginosa).
Dieser Fund setze mich in Erregung. Diese Größe, dieser stabile Ring und vor allem die eigenartige Hutzeichnung - das musste doch etwas Besonderes sein! Mit etwas Schlüsseln und Bildervergleich bin ich letzten Endes beim profanen Schiefknolligen Anisegerling (Agaricus essettei) heraus gekommen. Etwas enttäuschend - aber dennoch schön anzuschauen!
Ein einzelner Grubiger Milchling (Lactarius scrobiculatus) hat sich auch in den Wald verirrt.
Diese Farben...hach! Goldporiger Röhrling (Aureoboletus gentilis).
Wie jedes Jahr steht der Satansröhrling (Rubroboletus satanas) treu an seinem Standort. Dieser Fruchtkörper stammt bereits aus dem zweiten Schub, der erste war bereits Anfang August (von diesem fand ich vor einigen Wochen nur noch die riesige stinkende Pilzleichen).
Der Leberreischling (Fistulina hepatica) wächst immer am Fuße von Eichen. Er soll essbar sein, jedoch konnte ich mich noch nicht durchringen ihn zu verkosten. wie findet Ihr ihn geschmacklich?
Der Grüngelbe Ritterling (Tricholoma sejunctum) leuchtete ganz wundervoll mit seinen kräftigen Farben.
Einige kleinere Parasole (Macrolepiota procera) hatten sich auch in den Wald verirrt.
Hübsch anzusehen ist der Igelstäubling (Lycoperdon echinatum).
Der Wollige Scheidling (Volvariella bombycina) ist für mich eine der Schönheiten des Waldes.
Der Morsetäubling (Russula illota) gehört zu den Stinktäublingen und riecht kräftig nach Bittermandel mit einer ganz leicht chlorigen Note. Im August war er stellenweise in Massen zu finden. Mitunter waren auch Exemplare ohne die typischen Pünktchen an den Lamellenscheiden aber gleichen Geruch zu entdecken, vermutlich war dies der sehr ähnlich aussehnde Mandeltäubling (Russula grata).
Bei diesem Fund bin ich mir nicht sicher, leider habe ich keinen Fruchkörper zur genaueren Bestimmung mitgenommen. Für mich einer der Erdritterlinge, mit kräftigem Mehl-Geruch. Am bereits gut angetrockneten Fruchtkörper fiel eine rote Verfärbung des Hutrandes bzw. der Lamellenscheiden auf. Diese Eigenschaft kenne ich vom Rötenden Erdritterling (Tricholoma orirubens) den ich mal als als Hypothese in den Raum werfe?
Der Birnenrisspilz (Innocybe fraudans) ist hier ein sehr häufiger Gast - und der einzige Risspilz den ich ganz gut erkennen kann. Spätestens beim Geruch ist klar wen man da vor sich hat. Manch einer mag dieses stechend fruchtige Aroma mit Williams Birne assoziieren - ich persönlich finde ihn ziemlich widerlich. Diesen sehr spezifischen Geruch teilt sich er sich mit zwei weiteren Risspilzarten.
Das bestes habe ich mir zum Schluss aufgehoben - mein persönliches Highlight der bisherigen Saison. Beim ersten Anblick bin ich tatsächlich wie angewurzelt stehen geblieben. Nie selbst gefunden, nie in Natura gesehen - und doch wusste ich quasi sofort was ich hier (vermutlich) vor mir hatte. Ich präsentiere voller stolz meine erste Schleiereule (Cortinarius praestans). Laut Datenbank der Jenaer Pilzflora ist dieser Standort bislang unbekannt (die Art kommt aber an anderen Standorten um Jena vor).
Ich hoffe die Bilder konnten etwas von der Freude und Faszination vermitteln die ich bei meinen Touren und Funden hatte Danke fürs anschauen!