Hallo in die Runde!
Auch dieses Jahr ging es einer schönen Tradition folgend wieder für ein Wochenende zum Wandern in das Fichtelgebirge.
Und wie 2015 und 2016 war auch Matthias (Mreul) bei einer Wanderung dabei und bereicherte diese dank seines enormen Wissens und seinem Blick für das Besondere ungemein.
An dieser Stelle schon mal ein Dankeschön an Matthias, dass ich seine wunderbaren Fotos verwenden durfte. Sie werden den größten Teil des Beitrages ausmachen.
Der Freitag diente zum Warmlaufen. Gemeinsam mit unseren Freunden erkundeten wir die Umgebung von Vordorfermühle.
Eine Oase der Stille ist der ehemalige Steinbruch "Fuchsbau". Bei den gelben Belägen an den Felsen handelt es sich um Schwefelflechten (Chrysothrix chlorina).
Es wird Herbst.
Am Zinnschützweiher. Die Blätter der Salweide (links im Vordergrund) sind wie im Vorjahr von einem Mehltau besiedelt.
Salweiden-Mehltau (Erysiphe caprae). Natürlich kann ich die Bilder vom letzten Jahr nicht toppen, möchte aber auch in diesem Jahr auf die schöne Art hinweisen.
Eine Charakterart des Fichtelgebirges ist die an Hirschtrüffeln parasitiende Zungen-Kernkeule (Elaphocordyceps ophioglossoides).
Nach anfänglichem Nieselregen, der glücklicherweise nach wenigen hundert Metern aufhörte, starteten wir am Samstag zum 953 m hohen Seehügel.
Dieses Mal war auch Matthias mit von der Partie, der auch gleich das erste Bild des Tages beisteuert.
Rötlicher Gallerttrichter (Guepinia helvelloides). Die Pilze wuchsen in mehreren Gruppen am Rand eines geschotterten Waldweges.
Da z.Z. gefühlt jede zweite Anfrage im Forum aus dem Vierwortfragesatz "Kann man den essen?" besteht, hier schon mal vorausschauend meine Antwort. Ja!
Man soll den Pilz sogar kandieren und für Süßspeisen verwenden können. Naja.
Im Mischwald in unmittelbarer Nähe entdeckten wir kräftige weißliche Ritterlinge (Foto: Mreul).
Auf die Schnelle fiel uns dazu kein Name ein. Matthias enttarnte ihn später als Birken-Ritterling (Tricholoma stiparophyllum).
Wenig später fand Matthias eine büschelig wachsende Gruppe Helmlinge an einem Fichtenstubben.
Meine spontane Vermutung "frühe Winterhelmlinge" war natürlich Quatsch, da diese an Laubholz wachsen.
Die dunklen gestreiften Hüte und der Schwimmbadgeruch verrieten schließlich die Art: Büscheliger Nitrathelmling (Mycena stipata). Fotos: Mreul
Nur wenige Meter weiter wuchsen am gleichen Substrat Blaue Saftporlinge (Postia caesia). Was für eine herrliche Farbe!
Während Frau und Freunde noch im Seehaus rasteten, machte ich mich mit Matthias auf, um nach weiteren Pilzen zu suchen.
Bereits nach wenigen Metern wurden wir in einem kleinen Fichtenforst fündig. Auf verrottenden Fichtennadeln entdeckten wir hunderte Öhrlinge!
Z.T. vergesellschaftet mit nicht näher untersuchten Haarschleierpilzen (Cortinarius spec.) Foto: Mreul
Auffällig waren neben der geringen Größe (1-3 cm), die stark kleiige Außenseite, die schlanke Form und der gelbbräunliche Gesamteindruck.
Ein weiteres Bild von Matthias.
War makroskopisch schon fast alles klar, beseitigten die kleinen elliptischen Sporen jeden Zweifel. Eigene Messung: 10-11 x 6-6,5 µm.
Kleiiger Öhrling (Otidea tuomikoskii), ein Erstfund für mich! Mikrofoto: Mreul
Auf dem Rückweg entdeckten wir an bemoosten Buchenstämmen mehrere Buchenkreislinge (Neobulgaria pura). Foto: Mreul
Es gab sogar nochmehr Glibber, wie diesen "Sternenrotz", der an einem Speitäubling andockte.
Sternenrotz: Von Greifvögeln ausgewürgte Verdauungsreste amphibischer Eileiter. Also weder eine Waldqualle noch ein Schleimpilz.
Mit Matthias unterwegs zu sein ist nicht immer einfach. Manchmal ist er scheinbar verschwunden. Dann muss man ihn schon mal suchen!
Eines seiner Lieblingsverstecke sind von Kräutern und jungen Bäumen überschattete Wegränder. Da wird man in der Regel fündig.
Ganz Erstaunliches zaubert er dann unter diesem Bewuchs hervor.
Wie z.B. diesen gelbblättrigen Risspilz mit gänzlich bereiftem Stiel.
Ich nenne ihn mal Schüpplingsähnlicher Risspilz (Inocybe pholiotinoides). Alle Risspilzfotos: Mreul
Die glatten Sporen und die langhalsigen Zystiden mit auffällig kräftiger Gelbverfärbung in Kalilauge (KOH, hier 5%ig) lassen keine Zweifel an der Art.
Ein weiterer Erstfund, dieses Mal für uns beide!
Sehr gefreut haben wir uns über die Gezonten Korkstachelinge (Hydnellum concrescens).
Nach Matthias ist das erst der fünfte ihm bekannte Fundort im Fichtelgebirge. Alle Bilder der Art von Matthias.
Soeben geschlüpft.
Vom nahestehenden Grubigen Korkstacheling (H. scrobiculatum) u.a. durch deutlich gezonte Hüte und trunkate Sporenwarzen getrennt.
Letzteres ist bei einer Sporengröße von ca. 6 x 4-5 µm allerdings nur schwer zu erkennen.
Möglicherweise sprechen wir hier von zwei Varietäten einer Art? Wäre interessant, das weiter zu verfolgen.
Nach all den Großpilzen kommen wir nun noch zu einigen Kleinpilzen.
Solche, die der normale Pilzsucher nie im Leben findet. Einfach, weil sie zu klein und für das bloße Auge annähernd unsichtbar sind.
Z.B. können an Kiefern-Nadeln jede Menge dieser Winzlinge wachsen.
Matthias ist wohl der Experte hinsichtlich dieses Substrates, und demzufolge findet man auf gemeinsamen Exkursionen stets spannende Arten.
Meistens handelt es sich dabei um imperfekte Pilze, also Pilze, die sich ungeschlechtlich, idR durch Konidiosporen, vermehren.
Die folgende Art fanden wir ebenfalls auf unserer Tour, d.h. Matthias fand sie!
Sie sollte auf den Namen Discosia strobilina hören. Sollte deshalb, da uns bisher keine Funde an Kiefernnadeln bekannt sind.
Diese und alle weiteren Collagen sind natürlich wieder von Matthias.
Charakteristisch sind die dreifach septierten Sporen mit den Anhängseln.
Eine weitere Art an Kiefernnadeln fand Matthias am folgenden Tag.
Truncatella conorum-piceae, eine vor allem mikroskopisch sehr attraktive Species, die wir bereits mehrmals in diesem Forum zeigten. Gern noch einmal.
Ein dritter Kiefernnadelpilz soll erwähnt werden. Ebenfalls allgegenwärtig, den man bei gezielter Suche jederzeit finden sollte.
Der Pilz schaut aus wie ein winziges Bäumchen und nennt sich Verticicladium trifidum.
Sporenträger mit Sporen.
Soweit zu den ganz Kleinen.
Am Sonntag hieß es leider schon wieder Abschied zu nehmen vom über die Jahre lieb gewonnenen Gebirge.
Ein letzter Spaziergang führte uns rund um den Fichtelsee. Im Hintergrund der Schneeberg, mit 1051 Metern höchster Berg des Fichtelgebirges.
Hier fanden wir auch noch reichlich Speisepilze, die ich später zu einer leckeren Pilzsuppe veredeln konnte. :yumyum:
Ich hoffe, es hat Euch Spaß gemacht, mit uns ein Wochenende im Fichtelgebirge zu verbringen.
Mir jedenfalls hat es Spaß gemacht, diesen Beitrag für Euch zu schreiben.
Seid schon mal gespannt auf den 4. Teil, der sicher im nächsten Jahr kommen wird.
Liebe Grüße vom Nobi
PS.
Einen winzigen Matthias-Erstfund habe ich Euch unterschlagen.
Ein Pilzchen aus einer seiner Lieblingsgattungen.
Doch bin ich optimistisch, dass er ihn Euch noch zeigen wird.