Raufuß bei Eiche (u.a.), Leccinum aurantiacum (inkl. quercinum)? >> L. scabrum

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.911 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo,
    mit Raufüßen habe ich - außer den L. crocipodium-Winzlingen - noch gar keine Erfahrung, die wachsen hier "irgendwie" nicht (oder selten). Ein paar Kilometer weiter fand ich gestern doch mal 2 ältere Exemplare, die Verfärbung kann ich aber nicht gut einordnen.


    Fundort:
    Hochrhein/Dinkelberg bei Rheinfelden/Baden ca. 400 m, Übergang Wald zum Feld, feuchtes Gras, Begleitbäume Eiche, Weide am Waldrand, im Waldinneren überwiegend Buchen, einzelne Fichten über 20 m weit weg, keine Birken.
    Boden (Dinkelberg) kalkhaltig, aber oberflächliche Versauerung möglich.


    Nur 2 ältere Exemplare, nur 6 cm Hut (schon weich) , Stiel aber endlos lang.
    Huthaut überstehend, relativ schmierig und sehr dunkelbraun
    Fleisch und Poren weiß, Poren leicht grauend-gilbend
    Stielbekleidung ziemlich dunkel, aber nicht schwarz, eher dunkel-braun mit rot-gelben Anteilen


    Im Schnitt zuerst sehr lange weiß bleibend, in der Stielbasis diese gelb-braunen Flecken schon vorhanden
    10-15 min später (da war ich woanders - und habe das nicht fotografiert) leichte Rosafärbung, später leichte Grauung, die zu Hause dann doch eher wieder gelb-bräunlich erschien.
    Mit Eisensulfat keine temperamentvolle RK. , leicht grauend, ev. mit blau-grün Anteil.


    Stückchen gekocht: nicht schwärzend.


    Neu angeschnitten und über Nacht gelagert:
    der alte Schnitt (mit Schnittfläche nach oben) schwärzlich-bräunlich, die dunkelste Stelle ist die mit dem Eisensulfat.
    neuer Schnitt fast ohne Verfärbung,
    der alte Schnitt (mit Fläche auf Glasplatte, also mit wenig Sauerstoff) seltsam rot-braun-leuchtend verfärbend.


    Die Eichen-Rotkappe, Leccinum quercinum (Pilat) sieht m. M. so aus, Verfärbungsbeschreibung ist nicht so ganz einheitlich, dieses seltsame Rotbraun im Fleisch wird nicht erwähnt ... die Art wird aber z.Zt. mit der Espen-Rotkappe unter Leccinum aurantiacum zusammengefasst, als Laubwald-Rotkappe (das gefällt mir irgendwie nicht... :giggle: )



    Bei Mycobank ist L. quercinum Pil. eine gute Art,
    bei Index fungorum nicht,
    bei boletales.com auch nicht - mit dem Hinweis auf die Bearbeitung von Noordeloos 2005 .
    Welchen Namen darf ich hier vergeben? Leccinum aurantiacum?

    Alle Bilder per Klick vergrößerbar (1200 Pixel breit im Querformat, 800 Pixel im Hochformat)





    Am Abend bei Kunstlicht


    Am Abend bei Kunstlicht


    Nach Lagerung über Nacht, gelb-orange-braun mit wenig Sauerstoff, helle Flächen sind die frischen Schnitte vom Vorabend, dunklere Flächen sind die Schnitte vom späten Nachmittag in der Natur, dunkelste Stelle ist mit Eisensulfat (war kurzzeitig leicht bläulich-grünlich-grau-undefinierbar)

  • Hallo abeja,
    das ist der gewöhnliche Birkenpilz...
    Keine Ahnung, warum du die Birke nicht gesehen hast, aber auf deinen Fotos sind jedenfalls ein paar Birkenblätter drauf.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

    • Offizieller Beitrag

    Bonjour!


    Oui, etwas anderes als Leccinum scabrum kann man da wohl kaum draus machen. Mit oder ohne Birke. ;)
    Alle "Rotkappen" müssten nach einiger Zeit irgendwie typisch verfärben, allerdings so innerhalb von 5-10 Minuten (was schon langsam wäre), nicht innerhalb mehrerer Stunden.



    LG, Pablo.

  • Hallo,




    uiih ... ==Pilz26





    da kann man mal wieder sehen, wie unterschiedlich man einige Merkmale ohne entsprechende Erfahrung interpretieren kann - obwohl es ja immer heißt: auf die Begleitbäume achten und auf die Verfärbung.


    @ Oehrling:
    wie weit kann denn ein Birkenblatt bei stürmischem Wetter in offener hochgelegener Landschaft fliegen? :/
    Ziemlich weit ...
    Und wie weit darf ein Mykorrhizabaum vom Pilz entfernt stehen ? :rolleyes:
    ... auch ziemlich weit bis sehr weit.


    Jedenfalls sah ich im direkten Umfeld (10-20 m) keine Birke - Birken sind hier im Wald auch gar nicht häufig, eher Einzelexemplare als Pioniere im gestörten Gelände oder in Gärten und im Straßenrandbereich anzutreffen.
    .... Doch wie ich mich kenne, werde ich noch mal schauen, ob ich die Birke finde - irgendwo muss ja eine sein. :cursing:


    Du hast ja auch den Birkenpilz nicht anhand des Blattes benannt, sondern weil er so typisch ist - nehme ich an ...
    vom Habitus so dünnstielig, der Hut schon weich und von der Färbung her.


    Ich "scheiterte" ohne Raufuß-Erfahrung schon am Merkmal "Huthaut überstehend" oder nicht.
    Für mich steht sie über, das soll sie aber beim Birkenraufuß nicht (oder "nur ein bisschen").


    Die Stielkörnung habe ich nicht als schwarz (oder dunkelbraun bis schwarz) interpretiert, sondern als braun (eventuell von rötlich-braun herkommend) und im Alter nach schwarz verfärbend.


    @Pablo:
    stimmt, eine Verfärbung im Schnitt soll beim Birkenpilz nicht auftreten, heißt es normalerweise.
    Bei mir trat ja nach ca. 10 min ein leichte Rosafärbung auf (weil im Auto, nicht fotografiert... und etwas später schon wieder verändert in Richtung grau und später noch mal... das konnte ich nicht dokumentieren).
    Also diese Art von Schnelligkeit bzw. Langsamkeit der Vefärbung und diese schwache Verfärbung reicht nicht für Rotkappe und ist kein "Kill-Merkmal" gegen Birkenpilz.
    Jetzt lese ich auch im Gerhardt zum Birkenpilz: "manchmal schwach und langsam rosalich anlaufend" .
    O.k - exakt so war das, aber nur beim Schnitt in den frischen Pilz, später nicht noch mal hervorzurufen.


    Dann steht überall, dass der Birkenpilz (allerdings auch die Laubwaldrotkappe) beim Kochen schwärzen soll - hat mein komischer Pilz (das Probierstückchen) auch nicht gemacht.


    Ich sehe schon, das wird noch "lustig" mit den Raufüßen, wenn ich denn mal welche wieder finden sollte.
    Besser wäre es ja auch gewesen, wenn da mehrere in unterschiedlichem Alter gewesen wären.


    Jedenfalls danke ich euch für eure Hilfe. ==Pilz25

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Also einen beim Kochen schwärzenden Leccinum scabrum hatte ich noch nicht, jedenfalls nicht bewusst. Rotkappen eher und auch Hainbuchenröhrlinge, da kann das schon passieren.
    So ein bissel rosa nach einiger Zeit im Hutfleisch (und Stielspitze) darf Leccinum scabrum schon, manche Autoren stellen auch Sippen mit blauender Stielrinde im Stielbasisbereich dazu, dem kann ich aber nicht folgen.
    Bei den meisten "Rotkappen" (also zB auch bei Leccinum duriusculum und grauhütigen Formen von Leccinum versipelle) gibt es oft (leider auch nicht immer) mehr oder weniger deutliche blaue Flecken an der Stielbasis. Und eben eine deutliche Verfärbung von rosa über violett nach grauschwarz im Fleisch.


    "Überstehende Huthaut" ist bei älteren Exemplaren manchmal auch nicht mehr leicht zu beurteilen. Je jünger ein Fruchtkörper ist, umso deutlicher ist das Merkmal ausgeprägt.
    Meine Beurteilung ging hier auch vor allem vom Gesamterscheinungsbild aus (klingt immer so blöd, und ist auch echts chwer zu erklären). Wenn tatsächlich nirgendwo im Umkreis von 15 Metern wenigstens eine kleine Jungbirke stand oder bis letztes oder vorletztes Jahr eine ältere gestanden hatte, dann wird's natürlich schwierig. Von Ausreißern in der Mykorrhizapartnerwahl bei L. scabrum habe ich noch nichts gehört. Allerdings kann zB der Hainbuchenraufuß auch bei Hasel (Corylus) wachsen, was ich erst in diesem Jahr auch wieder beobachten konnte.


    Aber ja: Auch die Raustielröhrlinge haben so ihre Tücken, bestimmungstechnisch.



    LG; pablo.

  • Hallo,



    @ Pablo: danke noch mal für die wertvollen Ergänzungen!


    Und ja:
    BIRKEN gefunden!


    Das war ja eigentlich keine Überraschung mehr ... dieses Mal habe ich erst mal von Weitem geschaut, und
    ... "Birken, ich seh' euch zipfeln!" ... ziemlich eindeutig.


    Von Nahem sind die Birken (es sind mehrere Exemplare) kaum zu sehen, weil sie in zweiter Reihe stehen, vorne am Wiesenrand sind Sträucher, dann in 7m Entfernung von den Pilzen (die Reste habe ich mit Mühe wiedergefunden) steht die Eiche (zu der ich die Pilze ursprünglich zugeordnet hatte) und noch mal ca. 2-3 m dahinter steht die größte Birke - also 9-10 m von den Pilzen entfernt, waldeinwärts.
    Wenn man ganz genau schaut, sieht man auch den Stamm durch das Unterholz .
    Da ich mich beim ersten Besuch aus südlicher Richtung, von unten aus dem Fichten- und Buchenwald angenähert hatte, hatte ich die "Unterschiedlichkeit" des inneren Waldes an dieser Stelle gar nicht richtig bemerkt.
    Da muss mal einiges gefällt worden sein, und dann ist da "Pionier-Naturwuchs" entstanden.
    Am nördlichen Rand des Wäldchens gibt es ganz dünnstämmige dichtstehende Bäumchen, darunter auch wieder viele Birken, am Rand habe ich auch Weiden und sogar Schwarz-Erlen gesehen (was mich da wundert, da muss auf der Höhe seltsamerweise viel Grundwasser sein).
    Dieser Teil des Wald ist aber nicht oder sehr schlecht begehbar.


    Pilze fand ich im Umfeld nicht, aber ich kann ja mal ein bisschen Landschaft zeigen (Bilder sind per Klick auf 1200 Pixel Breite vergrößerbar.)



    Blick auf das Wäldchen, Birken zipfeln heraus (vor allem Mitte rechts)





    Blick nach Süden, alles dunstig
    (aber nicht erst heute, am "Dunnschtig", sondern schon bei dem tollen Wetter spätnachmittags am "Mentig")





    Vom Dinkelberg aus gesehen (hier Nähe "Hexenplatz 435 m" bei Obereichsel, Rheinfelden) sieht der Schwarzwald nicht besonders hoch aus, die Bäume sind Birnbäume.





    Etwas weiter unten in Richtung Unterminseln (Rheinfelden) Blick nach Norden