Pilze richtig ernten

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 21.056 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Pilzfinder.

  • hallo mal wieder :)


    ich hoffe, ich stelle jetzt keine frage, die schon zig-mal beantwortet wurde, aber ich hab ein bisschen hier rumgeschmökert und keine wirklich befriedigende antwort gefunden.


    es geht um die art und weise, wie man pilze ernten sollte. ich kann mich erinnern, dass ich als kind oft mit meiner oma auf pilzsuche im wald war, und sie hat mich immer ermaht, die pilze BLOSS nicht einfach so auszureißen, sondern unbedingt mit einem messer den stiel knapp überm boden abzuschneiden. sie meinte, wenn man die pilze abbricht oder ausreißt, würden keine neuen mehr nachwachsen können.


    ist das jetzt wirklich so oder ist das ein ammenmärchen? ich hab nämlich hier auf vielen fotos gesehen, dass die pilze abgerissen aussehen...:rolleyes:


    ich esse zwar nicht unbedingt gerne pilze, deswegen muss ich sie auch nicht wirklich ernten, aber es würd mich einfach so interessieren :)


    lg
    stephanie

  • Hi Stephanie,


    die Diskussion um "Rausdrehen oder Abschneiden" ist vermutlich so alt wie das Pilzesuchen selbst. Meiner Ansicht nach macht es für den Pilz keinen Unterschied. Allerdings sollte man ihn nicht sprichwörtlich "herausreißen", sondern wenn, dann mit nicht mehr als der benötigten Kraftanstrengung herausdrehen. Ich persönlich gehöre zu den "Abschneidern". Da ich die Pilze, wenn nötig, sowieso an Ort und Stelle schon mal vorsäubere und Stellen wegschneide, liegt das nahe. Die Behauptung, die im Boden verbleibenden Pilzstiele würden nach dem Abschneiden verrotten und verfaulen und damit das Pilzgeflecht in Mitleidenschaft ziehen, halte ich für Blödsinn. Wenn man den Pilz Pilz sein lässt, siecht er auch vor sich hin, verfault und zerfällt - der Lauf der Natur.
    Allerdings gibt es in bestimmten Situationen einen guten Grund, den Pilz aus dem Boden möglichst komplett herauszudrehen und NICHT abzuschneiden. Und zwar dann, wenn man den Pilz nicht so ohne weiteres bestimmen kann und dafür die Stielbasis braucht: ist da eine Knolle dran oder nicht? Verjüngt sich der Stiel zum Ende hin oder wird er dicker? Weist der Stiel am Ende Verfärbungen oder eine andere Farbe als der übrige Stiel auf? Bestimmte Pilze lassen sich nur an diesen oder ähnlichen Merkmalen sicher bestimmen.


    Ich hoffe, ich habe damit zur Klärung und nicht zur Verwirrung beigetragen.;)


    Lieber Gruß,
    Meinhard

    Erfahrungen sammelt man wie Pilze: einzeln und mit dem Gefühl, dass die Sache nicht ganz geheuer ist.

  • Hallo Stephanie,
    ist im Prinzip die gleiche Antwort wie Meinhard's, nur anders ausgedrückt. ;)
    Allerdings würde mich auch die "wirklich" beste Variante den Fruchtkörper zu ernten interessieren. ;)


    Es gibt 2 Meinungen, glaube ich zumindest.


    Die Pilze ganz vorsichtig herausdrehen, um das Pilzgeflecht nicht zu beschädigen.
    --> Da sagen die anderen, es geht dabei immer ein Teil des Geflechtes kaputt
    Die Pilze immer abschneiden, dann bleibt der Pilz gesund.
    --> Daraufhin kommt die Antwort, der entstehende Schimmel schadet dem Pilz.


    Tja, wie ist es nun am besten? Laufen Pilze, die Fruchtkörper bilden und nicht "gepflückt" werden, Gefahr zu verschimmel?


    Pilzzüchter können bestimmt sagen, wie sie den Fruchtkörper am besten ernten. Schneiden sie in besser ab oder drehen sie ihn heraus. ;)


    Scherz am Ende:
    Ich habe immer ein Messer zum Abschneiden und eine Nacktschnecke zum entfernen des restlichen Frucktkörpers dabei. :D


    bis dann,
    Nando

    Seit Ende 2009 bei der Naturfotografie. Aktuelle Kamera: Canon PowerShot SX40 HS, Marumi DHG Achromat +3 Nahlinse und Slik Sprint PRO II. --- Pilzfotos
    -> Bei Beiträgen mit vielen Bildern, hilft oft der Klick mit der mittlere Maustaste auf die Bilder zum Öffnen mehrerer Tabs im Browser.

    Einmal editiert, zuletzt von Nando ()

  • Hallo zusammen,


    bei meinen gezüchteten Pilzen würde ich niemals einen Pilz abschneiden und den Stumpf vergammeln lassen. Da würde ruckzuck die gesamte Kultur verschimmeln.


    In der freien Natur wird so ein gammeliger Rest aber sehr schnell von diversen Organismen entsorgt, selbst Schimmel hat da kaum eine Chance, das gesamte Mycel zu befallen.


    Der Trick mit der Nacktschnecke ist natürlich genial!


    Grüße, Carsten

  • hallo und danke für die antworten :)


    wobei ich ja jetzt nicht wirklich viel schlauer bin, als vorher *gg*


    aber nachdem ich ja eh nicht vorhabe, die pilze zu pflücken, ist es im endeffekt für mich eh mehr oder weniger egal ;)

  • Hallo!


    Also ich drehe die Pilze stets vorsichtig heraus und schneide sie nach Möglichkeit nie ab.
    Die Betonung liegt hier wirklich auf "vorsichtig".
    Das entstandene Loch wird danach wieder behutsam eingeebnet, sodaß auch an derselben Stelle wieder neue Fruchtkörper ausgebildet werden können.
    Das ist besonders in Trockenzeiten wichtig.
    Speziell bei den Pfifferlingen läßt sich das sehr gut beobachten: Stellen, die von anderen Pilzsammlern aufgewühlt wurden, sind meist für den Rest der Saison unbrauchbar geworden. Kleine, noch vorhandene Fruchtkörper bereits einen Tag später vertrocknet.
    Ich gehe seit 30 Jahren Pilze sammeln und einige Stellen, die ich besuche sind schon genauso alt. Obwohl sich der Wald in dieser Zeit naturgemäß extrem verändert hat, gibt es dort immernoch die gleichen Pilze in gewohnter Menge.
    Also kann das Herausdrehen, denke ich mal, so schlecht nicht sein.
    Dazu kommt, daß duch das Abschneiden (egal, ob Pfifferling oder Steinpilz) immer ein nicht geringer Teil des Pilzes "verschenkt" wird.
    Der Stiel kann, wenn er frisch ist, genausogut gegessen werden, wie die Kappe. Voraussetzung ist natürlich, der Pilz wird noch am gleichen Tag verwertet. Liegen die Pilze über Nacht, verholzen die Stiele bei Steinpilz, Marone, Rotkappe usw. naturgemäß extrem schnell und sind danach natürlich kein Genuß mehr.
    Was das Verschimmeln abgeschnittener "Stümpfe" betrifft, so kommt dies sicherlich auch auf das Wetter drauf an.
    Meistens vertrocknen die Dinger auch nur.
    Nacktschnecken, die an einem Stumpf oder oder auch einem "kompletten" Pilz herumknabbern, sondern zusätzlich ein Sekret ab, welches die angefressene Stelle wieder schützt, sodaß ein normaler gesunder Pilz auch noch weiterwachsen kann (natürlich nur, wenn der Schneckenfraß nicht Überhand nimmt).
    Ähnliches gilt für den Madenbefall. Viele Pilze, insbesondere leider auch Steinpilze, werden praktisch mit den Maden groß.
    Bei kleinen Exemplaren meist erst nur im Stiel vorhanden, geht es dann später auch in den Hut über. Ist der Pilz ausgewachsen, hängen die meisten Maden nur noch in den Röhren und kurze Zeit später ist der Pilz (praktisch von den Röhren her) verfault. Dazu braucht es keinen Regen oder ähnliches, das passiert auch bei vollständiger Trockenheit.
    Bei Butterpilzen ist es teilweise noch schlimmer. Die Maden gehen seitlich durch den Stiel oder direkt in die Röhren und bleiben praktisch zwischen Hut und Röhren hängen. Regnet es dann noch und der Pilz ist bereits soweit gewachsen, daß die schützende Schicht unter den Röhren aufgerissen ist, dann verfault er durch den verbliebenen Ring am Stiel in Verbindung mit den Maden in kürzester Zeit.
    Das ist halt der Lauf der Natur und trotzdem wachsen an derselben Stelle immer wieder neue Pilze...
    Theoretisch ist also gegen das Abschneiden ebenfalls nichts einzuwenden.
    Wenn ich es trotzdem nicht mache, dann aus dem oben genannten Grund und letztendlich auch darum, weil abgeschnittene Stümpfe nun eben keinen schönen Anblick bieten.
    Egal, ob Abschneiden oder Herausdrehen, die Umgebung darf auf keinen Fall aufgewühlt werden, damit das Myzel nicht zerstört wird.
    Man kann bei einem gefundenen Pilz auch erstmal in der Hocke bleiben und die unmittelbare Umgebung genauestens unter die Lupe nehmen.
    Wenn man das von verschiedenen Seiten macht, findet man die eventuell vorhandenen restlichen Pilze ebenfalls und braucht nicht den ganzen Boden aufzuwühlen, egal, ob es sich um Eichenlaub oder in einer Schonung um Nadeln oder Moos handelt.
    Wer das mißachtet, richtet meiner Meinung nach den größten Schaden an.
    Viele werden nun sagen: Die Wildschweine, wenn sie denn durch eine Schonung ziehen, wühlen ebenfalls alles auf.
    Das tuen sie auch und die Folgen sind danach auch stets sichtbar: Die Pfifferlinge werden weniger.
    Trotzallem ist es nicht ganz so schlimm, da einerseits der Boden gelockert wird, andererseits bei dieser Art der Wühlerei auch nicht jedesmal ein Pilzmyzel "erwischt" wird.
    Anders halt dagegen die Wühlerei der unachtsamen Pilzsammler: Die erwischen ein Myzel fast mit 100%er Sicherheit.
    So, das war es, was ich zu diesem Thema nochmal loswerden wollte.
    Wenn es sicher für die meisten hier auch nichts neues enthält, so werden vielleicht doch wenigstens ein paar "Neueinsteiger" dazu angehalten, etwas behutsamer zu sammeln.
    Schließlich wollen wir ja alle im nächsten Jahr an den gleichen Stellen wieder etwas finden...


    MfG,
    Thomas2

  • ich würde an dieser stelle gern nochmal auf die von wildschweinen aufgewühlten stellen eingehen.


    nach meinen beobachtungen sind solche stellen eine goldgrube für mich.
    gerade an diesen stellen konnte ich beobachten, das die maronen nur so aus den kuhlen schossen...
    meistens direkt an den rändern und den oberen böschungen der kuhlen.



    letztes jahr hatte ich fast alle meine maronen aus solchen wildschweinkuhlen und genau danach werde ich dieses jahr an meinen pilzstellen wieder ausschau halten.

  • Hallo Randy,
    das erstaunt einen schon etwas. Man selber misst den unkontrollierten Aufwühlen von Schweinen doch mehr Schaden zu. Einige schöne Steinpilz-/Hexenpilzstellen brachten nach großflächigen Aufwühlen keine Fruchtkörper mehr hervor. Aber man kann den Grund nicht immer genau zuordnen, vielleicht liegt dieser ganz woanders.


    Danke für deine Erfahrungen. :thumbup:



    ein schönes Wochenende,
    Nando

    Seit Ende 2009 bei der Naturfotografie. Aktuelle Kamera: Canon PowerShot SX40 HS, Marumi DHG Achromat +3 Nahlinse und Slik Sprint PRO II. --- Pilzfotos
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  • Hallo,


    den Ausführungen von Meinhard stimme ich voll zu.
    Die meisten Pilze dieser Welt werden sicher nicht geerntet, sondern vergammeln nach Erfüllung ihrer Funktion.
    Es würde heute sicher keine Pilze mehr geben, wenn das schädlich wäre.


    In meinen Augen ist es wichtig, dass ein Myzel nicht austrocknet. Ein freigelegtes (z.B. durch Schweine) Myzel wird an bestimmten Stellen austrockenen, mitten in der Kuhle wirst du daher wahrscheinlich keine Pilze finde. Die Beobachtung, dass Pilze an den Rändern dennoch erscheinen, kann man gut dadurch erklären, dass Nahe der Ränder ja noch intaktes Myzel im Boden ist und dass die Pilze an den äußeren Rändern ihrer Myzele besonders aktiv sind.
    Die Beobachtungen müssen sich daher nicht widersprechen.
    Ich habe in meinem Sammlerleben jedenfalls noch keinen Unterschiede zwischen Herausdrehen und Schneiden gemacht, je nach Situation mach ich beides. Ich bedeckt große Löcher im Boden aber immer mit Substraten aus der Umgebung der Fundstellen.
    Gruß
    Bernd

    Ich bin kein PSV, also gibt es von mir auch niemals eine Freigabe zum Verzehr! Wenn ich "essbar" schreibe, dann bezeichnet das eine Art im idealen Zustand, das lässt sich anhand von Fotos niemals beurteilen!