Fragen zu einem Hallimasch

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 7.161 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von :)seph*.

  • Liebe Foristen,


    ich bin zur Zeit auf den Hallimasch gekommen - und bin bemüht, die aktuellen Funde richtig zu bestimmen. Es gibt ja doch einige Arten , aber ich gehe von Armillaria mellea aus. Nur finde ich die überaus zahlreichen Funde ungwöhnlich zierlich und zu wenig gelb. Das kann an der offenen Lichtung liegen. Sicherheitshalber hab ich einen kurzen Steckbrief verfasst.


    Vorkommen: Nadelwald-Stümpfe
    2 bis 10 mm dünne Stängelchen, glatt, hohl, 10- 12 cm lang.
    2 bis 4 (8) cm große Hüte
    eine deutlichen abstehenden Ring mit braunen Punkten an der Unterseite (nichts gelbes!)
    herablaufende cremefarbene Lamellen
    fein geschuppte Hüte, gelblich bis ockerbraun, dunklere Hutmitte,
    Geruch: angenehm, Wald
    Geschmack: Senf
    Sporenpulver: weiß



    Jetzt die eigentliche Frage: Hat jemand mit der Heilwirkung Erfahrung, ev. direkt aus der TCM? Wie werden die dort verarbeitet?


    Bei uns werden sie zu Speisezwecken abgekocht und das Kochwasser weggeschüttet.


    Verwirrend finde ich, dass einige Quellen den A. mellea als nicht genießbar und andere widerum als bedingt genießbar ansehen.






    Einige Bilder:
    1. vorne liegt ein kleiner (weißmilchender Helmling?) - die wuchsen mittendrunter und kamen so mit aufs Bild



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    6.
    Das Habitat ist ein abgeholzter Nadelwald, Fichtenstümpfe - wie eine Lichtung





    Liebe Grüße, Joseph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Joseph!


    Ich halte das eher für Armillaria ostoyae (Dunkler Hallimasch): Mit häutigem Ring, eher dunklen Schuppen und eben ohne "honiggelbe" Farben auf dem Hut sowie dem Wuchs an Nadelholz trifft das ja eigentlich ganz gut die typische Ausprägung dieser Art.
    Der ähnliche Honiggelbe (Armillaria mellea) sollte in dem Entwicklungsstadium doch deutlich gelber sein und bevorzugt Laubholz.


    Zu den medizinischen verwendungsmöglichkeiten können andere sicher mehr erzählen.
    Die uneinheitliche Beurteilung des Speisewertes liegt halt daran, daß alle Arten dieser Gattung bei verhältnismäßig vielen Leuten Verdauungsprobleme verursachen.
    Wobei nach wie vor die meisten den problemlos vertragen. Ich selbst koche die auch nicht vor (außer zum einlegen), sondern haue sie wie jeden anderen Pilz einfach in die Pfanne, gare sie ausreichend durch und gut ist. Bisher keine Probleme dabei, und sie gehören geschmacklich zu meinen Lieblingspilzen.



    LG; Pablo.

  • ups, gut, dass ich nachgefragt habe. Ich finde nämlich manchmal so richtig dunkle Exemplare, und ich hatte die eben für den dunklen bzw. den gemeinen H. gehalten. Hab ´mich nie so damit auseinander gesetzt.
    Interessant, Pablo, dass du den zu deinen Lieblingspilzen zählst. Muss ich auch mal probieren.


    Der Abdruck ist auf der nächstbesten Teedose entstanden. Wieso? :D


    Das mit dem Abkochen steht in vielen Kochanleitungen - das hängt doch mit dieser Gift-Panik zusammen. Das giftige Wasser
    abschütten.


    Uwe, dein Exemplar ist jetzt aber nicht wirklich so bilderbuchgelb. Aber er ist zur Hutmitte hin gelb. Alles klar.


    LG J.

  • Hallo Joseph,


    das Wort "Hallimasch" soll ja "Heil im Arsch" bedeuten :D Da ich dort zum Glück bis jetzt keine Probleme hatte kann ich auch aus eigener Erfahrung nicht sagen ob Hallimasch da tatsächlich hilft ;)


    Ich kann nur sagen dass ich Hallimasche seit meiner Kindheit gegessen habe, immer ohne Probleme. Meine Mutter hat Hallimasch jahrelang süß-sauer mit Essig eingekocht, lecker :yumyum: . Ausserdem kann man Hallimasch auch sehr gut trocknen.


    Geschmacklich ist es immer eine Geschmackssache. Meine Tochter mag Hallimasch sehr. Ich persönlich finde andere Pilze viel besser - Pfifferlinge, Maronen, Semmelstoppepilze, usw


    Es gibt Leute die Hallimasche vor dem Braten bzw. Einlegen abkochen und das Wasser wegschütten. Ich mache das auch, aber nur weil ich finde dass das Kochwasser dann etwas fies riecht... Obwohl die Pilze selbst einen herzhaften Waldpilz-Geschmack haben. Hallimasch hat ja auch sehr viel Eigengeschmack und ist nach zehn Minuten Abkochen keineswegs geschmackslos.


    Ich habe schon u.a. in einer Pilzberatung erlebt, dass nach der "Unverträglichkeitsbelehrung" durch PSV die Hallimasche komplett angelehnt wurden. Ich finde das man Hallimasch ruhig probieren soll. Zuerst natürlich in einer kleinen Menge...

  • Hallo Alexander,


    das ist ja sehr cool, was du da alles erzählst.


    Das mit dem "Heil im Arsch" kenn ich natürlich :D Ich hielt es zuerst für einen blöden Scherz, aber anscheindend helfen die bei Hämhorriden.


    du sagst den kann man trocknen - das interessiert mich am meisten. Ich kann zwar Google bemühen, aber das muss es ja sein, wenn es die Chinesen es verwenden. Die verkaufen ja in ihren Apotheken keine eingelegten Pilze.


    Mit Geschmack hast du natürlich völlig recht. Ich habe mir gerade zu Forschungszwecken so eine "Laborportion" gekocht - und ich finde die nicht schlecht. Sie zerfallen nicht, gute Eigenschaft.
    Ich hab sie in Wasser gekocht, und sie schäumen extrem. Ich hab wenig Wasser genommen, 2 mal abgeschüttet. Keine Ahnung was das ist. Bei Pflanzen oder z. B. Kichererbsen sind das Saponine - die man auskocht. Was es bei einem Pilz ist, weiß ich nicht.
    Ich hab mir die paar Hüte mariniert, mit Balsamico und Olivenöl. Das war gut.


    Also hab ich auf dem Umweg über die Heilwirkung meinen Speiseplan unabsichtlich erweitert. Schon verrückt, weil da liegt noch einen schöne Portion Lachsreizker bei herum. :) die mach ich mir dann morgen zum Brunch.


    LG Joseph


  • Auf was für einem schwarzen Untergrund erstellt ihr euren Sporenabwurf?
    LG
    Lars


    Hallo Lars,
    Tonkarton funktioniert genau wie jeder andere schwarze Untergrund. Ich lege meist ein Stück schwarzen Tonkarton auf ein weißes Blatt, dann sehe ich sowohl helles, wie auch dunkles Sporenpulver gut. Ich muss mit nur nochmal die Schwarz-Weiß Kombi Lamellieren, damit ich das wiederverwenden und einfach abwischen kann.


    Viele Grüße


    Pilzklaus

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    hier noch mal ein pdf zur Hallimaschbestimmung; neben dem Gröger-Schlüssel und der FN vielleicht das einzige brauchbare Dokument für eine gescheite Bestimmung.


    Klick


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


  • Hier ein heutiger Fund vom Honiggelben:


    Glaub ich nicht. Ich denke, das ist A. gallica.
    Das ist nach meiner Erfahrung mittlerweile der häufigste der Hallimasch-Arten, Typisch Standort: Wald und Laubholz.


    A. ostoyae ist der "Braune" auf Nadelholz.


    Der Honiggelbe, mellea ist typischerweise meist außerhalb der Wälder anzutreffen, ein "Vorgartenpilz".


    Beste Grüße
    Harald

  • Vielen Dank, Stefan!


    Armillaria borealis


    ist es nach diesem Schlüssel, und damit ist für mich die Art genau bestimmt. Es ist so, dass dort ein kältere Gegend ist, vom Mikroklima her, der Schnee liegt dort bis ins Frühjahr.
    Der Schlüssel beschreibt den auch als kleiner, ocker, usw. und somit ist das Rätsel gelöst - auch der wattige, stabile Ring usw.
    Mir sagt die Zeichnung die genaue Beschreibung nämlich mehr als die Bilder, die man dann auf google findet. Die sind wieder irreführend.
    Damit hast du mir sehr weiter geholfen.


    LG Joseph