Klebriger Hörnling als Albino?

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 3.458 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von JanMen.

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    Hallo zusammen,


    heute entdeckten wir im Wald diesen Klebrigen Hörnling (Calocera viscosa), bei dem einzelne Stränge weißlich waren. Hat jemand sowas schon einmal gesehen? Was mag das sein? Im Internet konnte ich nichts finden. Was mich irritiert: Wenn es ein pigmentloser Fruchtkörper wäre, müssten doch alle Stränge weiß sein oder ist bei dieser Art doch ein Strang ein Fruchtkörper? An der Basis sind alle Äste zumindest irgendwie aneinandergeklebt, was aber nichts heißen muss.



    LG, Jan-Arne

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    Hallo, Jan-Arne!


    Nicht nur die Färbung, auch die Form kommt mir etwas wunderlich vor für eine Calocera. Da köntest du mal reinlinsen, ob der wirklich Dacrymyces - Basidien hat und nicht eher zu den Clavariaceae gehört. Je nach dem, wie filigran das Ding wirklich war, könnte ich mir da auch eine Ramariopsis vorstellen.


    PS.: Das Bild in deinem Link zeigt keine Calocera, Beli. Das dürfte eine Clavulina sein, höchstwahrscheinlich coralloides (Kammkoralle). ;)



    LG; Pablo.

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    Hallo zusammen,


    der wuchs im selben Wald mit 1000 anderen Klebrigen Hörnlingen. Ganz typisch im Nadelwald auf einem moosbedeckten Stubben. Ich hab mikroskopiert, eindeutig Calocera-viscosa-Sporen. Es bleibt mysteriös.


    LG, Jan-Arne

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    Hallo, Jan-Arne!


    Du meinst so eher große, teils septierte, +/- allantoide Sporen, die auch gerne mal Sekundärsporen abschnüren?
    Sowas gibt's aber halt auch bei anderen Heterobasidiomyceten, und irgendwo bei den Tremellales gibt es sogar noch die eine oder andere koralloide Art (aber ob das passt?).
    Basidien wären echt nicht schlecht ("Stimmgabeln" oder halt richtige Phragmobasidien).



    LG; Pablo.

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    Hallo,


    es hat etwas gedauert, sorry!






    Das passt doch auch für Calocera viscosa aus, oder? So stelle ich mir nach Zeichnungen Dacrymycetaceae-Basidien vor. Falls ja, ist für mich tatsächlich die Erklärung, dass es sich um pigmentlose Exemplare handelt und beim Klebrigen Hörnling die einzelnen Stränge tatsächlich einzelne Fruchtkörper sind, sodass die Farben Weiß und Gelb eben gemixt waren.


    LG, Jan-Arne

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    Hallo, Jan-Arne!


    Aber sowas von. :thumbup:
    Diesen Basidientyp findest du bei allen Dacrymycetales, also neben Calocera halt auch bei Dacrymyces, Ditiola, Guepiniopsis usw.
    Von denen kann's hier aber nichts sein, mit der Wuchsform bleibt nur Calocera, und wenn nicht irgendwer noch eine passende Art aus dem Himalaya oder was weiß ich ausbuddelt, dann muss es auch viscosa sein.
    Spannender Effekt, der Teilalbinismus hier.



    LG; Pablo.

  • Hallo zusammen


    Es gibt auf Cyberliber unter Transactions of the British Mycological Society 91 (4): 705-707, den Artikel "Calocera viscosa var. cavarae, a white variant of the species new to Britain".
    Vielleicht hilft das weiter zumindest wird dort etwas von einer weißen Art erwähnt.
    Ebenso wird auf First-Nature erwähnt, dass es eine weiße Form gibt, die aber selten sein soll.


    VG : Thorben

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    Hallo Thorben,


    ein wertvoller Hinweis - danke dafür! Im Artikel wird die (vermeintliche) Varietät durch schmaleren Wuchs und septierte Sporen abgegrenzt. Nun finde ich leider auch Calocera-viscosa-Sporen mit Septen im Internet und habe beim eigenen Mikroskopieren keinerlei Septen wahrgenommen, es kann also gut sein, dass das kein konstantes Merkmal ist. Ich werde zumindest nicht drum herumkommen, noch einmal reinzuschielen. Aber nach dem Wochenende. Übrigens: Nach dem Index Fungorum, das ja gefühlt mit der Anerkennung von Varietäten sehr sparsam umgeht, ist diese Varietät nicht anerkannt.


    LG, Jan-Arne

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    Hallo noch einmal,


    dem Artikel nach sind neben der Farbe und dem schmaleren Wuchs (kann ich beides bestätigen) die Septen der Sporen (Reif 1- bis 2-, manchmal 3-fach septiert) und bei der Originalbeschreibung der Varietät noch die Sporengrößen wichtig. Leider konnte ich keine Septen in den Sporen nachweisen und die Sporengrößen sind (wie bei der im Artikel beschriebenen Kollektion) mit denen der klassischen Calocera viscosa identisch. Der Fund wird auf jeden Fall herbarisiert, aktuell kann ich da aber leider nichts Genaueres zu sagen.


    LG, Jan-Arne

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    Hallo, Jan-Arne!


    Die Sporengrößen sind bei Dacrymycetales allgemein recht variabel und stark abhängig vom Reifezustand der Fruchtkörper. Da hilft auch kein Nachreifenlassen im Döschen: Wenn vom Mycel getrennt, reift der Fruchtkörper nicht mehr weiter und bildet keine größeren Sporen.
    Ob die Sporen septiert sind oder nicht, ist weniger vom Reifegrad der Fruchtkörper sondern mehr von dem der einzelnen Sporen abhängig. Tendenziell hat man aber bei reiferen Fruchtkörpern auch mehr septierte Sporen (und oft auch mit eher verdickten Wänden).


    Wenn bei deinem Fund Sporengrößen und Septierungen nicht so ganz zur Beschreibung passen, dann würde ich mal sagen, daß die Autoren reifere Fruchtkörper mit reiferen Sporen untersucht hatten. ;)



    LG; Pablo.

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    Hallo Pablo,



    Wenn bei deinem Fund Sporengrößen und Septierungen nicht so ganz zur Beschreibung passen, dann würde ich mal sagen, daß die Autoren reifere Fruchtkörper mit reiferen Sporen untersucht hatten. ;)


    genau das war auch meine Schlussfolgerung. Nur reichen mir die makroskopischen Merkmale in dem Fall nicht aus, um meinem Fund einen Var.-Titel zu verleihen, denn warum soll es bei identischen Mikro-Merkmalen keine schlichte Albino-Form sein? Vielleicht ist auch allgemein der Varietäten-Rang anhand der Farbe der Fruchtkörper nicht haltbar. Ich persönlich kann es nicht einschätzen, verwahre den Fund also hier und hoffe auf weitere Erkenntnisse in näherer Zukunft. :)


    LG, Jan-Arne