Fundbericht vom 02.10.17 - Virngrund

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 3.763 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von :)seph*.

  • Hallo zusammen,


    gestern war ich im Virngrund unterwegs. Dies ist ein sehr großes zusammenhängendes Waldstück nördlich von Ellwangen im Grenzgebiet von Württemberg und dem bayerischen Mittelfranken, welches von der A7 Ulm-Würzburg zerteilt wird. Es handelt sich um ein Mosaik vieler Waldarten (hauptsächlich Fichte-Weißtanne), ist entsprechend artenreich und kann mit den besten Stellen im Schwarzwald locker mithalten. Vor allem bietet der Virngrund eine große Vielfalt der von mir so geliebten Phlegmacien, deren beste Zeit ja gerade ist. Den optimalen Zeitpunkt habe ich voll getroffen, es gab nicht nur Phlegmacien in großer Artenzahl, sondern auch immer als ideale Kollektionen mit jüngeren und älteren Exemplaren, so wie man sich das für die Bestimmung wünscht. Natürlich brauche ich noch einige Zeit für die Aufarbeitung der Phlegmacien, aber Bilder anderer Gattungen gibt es doch auch, und das mir Bekannte stelle ich zunächst mal ein.


    Zunächst mal zu den von mir gefundenen Ritterlingen:


    Tricholoma rapipes, aus der Seifenritterlingsgruppe, mit hell olivgrünem Hut und stark rötendem Fleisch:


    Tricholoma terreum (Gewöhnlicher Erdritterling), unverletzt nach nichts, in der Hand zerkrümelt dagegen leicht fruchtig riechend; die Brauntöne hat meine Kamera dazugelogen, wahrscheinlich war die Beleuchtungskorrektur nicht richtig eingestellt:


    Tricholoma vaccinum (Bärtiger Ritterling):


    und einen interessanten Erdritterling unter Fichte, der durch die äußerst dunkle, schon schwarz zu nennende Hutschuppung sowie durch den leichten Fleischrosaschein in den Lamellen auffällt; da die Rhizomorphen an der Stielbasis weiß und nicht gelb sind, ist das nicht T. orirubens. Ich vermute hier T. atrosquamosum und werde gleich Literatur dazu wälzen und eine Geruchsprobe durchführen:


    Dagegen sind die hier wieder eindeutig: Cystoderma terrei/cinnabarinum (Zinnoberroter Körnchenschirmling):


    und die wohl auch: Hygrocybe miniata (Mennigeroter Saftling). Bitte nicht böse sein, dass ich die rausgerupft habe, am Standort (grasiger Waldweg) blieben noch ungelogen hunderte Exemplare zurück; auf dem Wegboden war sozusagen der rote Teppich ausgerollt.


    Der Fund des Tages war für mich allerdings kein Phlegmacium, sondern die Grünspitzige Koralle (Ramaria apiculata); persönlicher Erstfund und auf meiner heurigen Fundliste die neue Nr. 1:


    So, und jetzt geht es an die Phlegmacien-Bestimmung.


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

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  • Hallo,


    schöne Funde...Könntest Du bitte den T. napipes noch mal großflächiger anschneiden, diese Rotfärbung ist so interessant.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stephan!


    Sehr interessante Ausbeute. 8|
    Eine Frage: Wie grenzt du deinen Körnchenschirmling von Cystoderma granulosum ab, der ja irgendwie ganz schön ähnlich aussieht:



    LG, Pablo.


  • Hallo, Stephan!


    Sehr interessante Ausbeute. 8|
    Eine Frage: Wie grenzt du deinen Körnchenschirmling von Cystoderma granulosum ab, der ja irgendwie ganz schön ähnlich aussieht.


    Hallo Pablo,
    nach GERHARDT, Der große BLV-Pilzführer, S. 118f. anhand der Stielfarben an der Ringzone: C. granulosum hat eine im Vergleich zu den Ringflocken dunklere Stielgrundfarbe, C. terrei/cinnabarinum hellere.
    C. terrei ist auch doppelt so groß und hat einen doppelt so dicken Stiel wie C. granulosum (vgl. ebenda).
    In deinem Fund würde ich somit ebenfalls C. terrei/cinnabarinum, aber nicht C. granulosum erkennen.
    FG
    Oehrling

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stephan!


    Aufgrund der nicht vorhandenen Zystiden in allen Fruchtkörperteilen hatten bei meinem Fund allerdings Funga Nordica, Gröger und sogar Großpilze BaWüs was anderes gesagt. ;)
    Ich fürchte, die makroskopischen Merkmale könnten da etwas variabler sein, als Gerhard vermutet.



    LG; Pablo.

  • Hallo,
    ich weiß zwar nicht genau, wer jetzt was sagt, aber ich hätte Cystoderma granulosum makroskopisch als einen zu dunkel und zu rötlich geratenen Amiant-Körnchenschirmling beschrieben, also im Habitus wie C. amianthinum, nur eben dunkler.
    Irgendwo habe ich sicher noch ein Foto herumfahren, aber ich bin immer noch an meinen Phlegmacien, das hat Vorrang, weil schon bald neue Bestimmlinge kommen werden. Die beiden im GERHARDT abgebildeten Fotos halte ich jedenfalls für sehr treffend und analytisch bezüglich der makroskopischen Unterschiede.
    FG
    Oehrling

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  • [..]
    und einen interessanten Erdritterling unter Fichte, der durch die äußerst dunkle, schon schwarz zu nennende Hutschuppung sowie durch den leichten Fleischrosaschein in den Lamellen auffällt; da die Rhizomorphen an der Stielbasis weiß und nicht gelb sind, ist das nicht T. orirubens. Ich vermute hier T. atrosquamosum und werde gleich Literatur dazu wälzen und eine Geruchsprobe durchführen
    [..]


    Hallo Stephan,



    ein interessanter Fund, Geruch und Geschmacksprobe wären sehr spannend! Haben Deine Funde nach einigen Stunden blaue oder lilaliche Farbflecken an der Stielbasis bekommen?

  • Hallo Oehrling,


    leider kann ich zur Wahrheitsfindung in Sachen Körnchenschirmling gar nichts beitragen. Aber ich wollte Dich wissen lassen, dass mir Deine Pilzfunde und die Fotos mit den sehr gut erkennbaren Merkmalen wieder einmal helfen, eigene Funde zu rekapitulieren und Unbekannten Namen zu geben.
    Die Grünspitzige Koralle haben wir am Wochenende im Pilzkurs auch gefunden. Andreas hat uns darauf hingewiesen, dass es eine seltene Art ist. Jetzt sehe ich sie das zweite Mal. Das schult ungemein ==Gnolm13


    Lieben Gruß Claudia

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • ein interessanter Fund, Geruch und Geschmacksprobe wären sehr spannend! Haben Deine Funde nach einigen Stunden blaue oder lilaliche Farbflecken an der Stielbasis bekommen?


    Hallo,
    am nächsten Tag hatten zwei Exemplare kleine blaugrüne Pünktchen an der Stielbasis. Zum Geruch: unverletzt nicht groß nach irgendwas (ich weiß: die Literatur sagt pfefferartig, aber das kann ich anscheinend nicht riechen), in der Hand zerkrümelt frisch-mehlig, nicht säuerlich-ranzig-mehlig.
    FG
    Oehrling
    [hr]


    Hallo,


    schöne Funde...Könntest Du bitte den T. napipes noch mal großflächiger anschneiden, diese Rotfärbung ist so interessant.


    Hallo Karl-Heinz,
    leider hat sich das Ganze wegen der zeitaufwendigen Cortinarienbestimmung etwas verzögert, aber hier habe ich für dich eines der Exemplare (im Bild der 2. von links) durchgeschnitten. Man sieht, wie sich das Rot von der Stielbasis aus das Stielfleisch hochzieht. Durchfeuchtung beschleunigt das Röten.
    FG
    Oehrling

  • Hallo,
    am nächsten Tag hatten zwei Exemplare kleine blaugrüne Pünktchen an der Stielbasis. Zum Geruch: unverletzt nicht groß nach irgendwas (ich weiß: die Literatur sagt pfefferartig, aber das kann ich anscheinend nicht riechen), in der Hand zerkrümelt frisch-mehlig, nicht säuerlich-ranzig-mehlig.


    Ich hatte am Wochenende T. orirubens (mutmaßlich) wieder in der Hand. Unverletzt hatten die Fruchkörper - vor allem nachdem sie einige Stunden im Korb lagen - einen süßlichen Kunsthonig-artigen Geruch und zugleich eine etwas pfeffrige Note. Erst bei Verletzung des Fleisches trat der Mehlgeruch zutage.


    Bei Interesse kann ich Bilder einstellen.

  • Hallo Thomas,
    man kann laut FNE4 T. orirubens und T. atrosquamosum nur an einem entscheidenden Merkmal auseinanderhalten, und das wären die Myzelfäden (Rhizomorphen) an der Stielbasis, welche bei T. atrosquamosum weiß und bei T. orirubens schwefelgelb sind. Also muss man, wenn man sich zwischen diesen beiden zu entscheiden hat, auf die Stielbasis schauen, wie die Myzelfäden aussehen.
    FG
    Oehrling

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  • Hallo Thomas,
    man kann laut FNE4 T. orirubens und T. atrosquamosum nur an einem entscheidenden Merkmal auseinanderhalten, und das wären die Myzelfäden (Rhizomorphen) an der Stielbasis, welche bei T. atrosquamosum weiß und bei T. orirubens schwefelgelb sind. Also muss man, wenn man sich zwischen diesen beiden zu entscheiden hat, auf die Stielbasis schauen, wie die Myzelfäden aussehen.


    Bei meinem Fund hatte ich auf das Basismycel geachtet - es war gelb. Laut A. Gminder kann sich das Mycel aber im Korb über die Zeit verfärben. Vermutlich ist es wichtig die Farbe direkt beim Fund zu beurteilen?


  • Zum Geruch: unverletzt nicht groß nach irgendwas (ich weiß: die Literatur sagt pfefferartig, aber das kann ich anscheinend nicht riechen), in der Hand zerkrümelt frisch-mehlig, nicht säuerlich-ranzig-mehlig.
    FG
    Oehrling


    Hallo Oehrling!
    Da hat sich meine Frage auf den Eingangspost schon beantwortet. Ich hoffe, ich werde an einem solchen Pilz mal riechen können. :)

  • Für alle, die mehr zum Thema "Nebenkappen essen" wissen wollen - gibt es hier einen erstaunlichen Bericht aus dem Jahr 2016.


    Das Protokoll finde ich klasse, ich habe so etwas auch noch nie gesehen. Gleich mit Anleitung. :)


    LG Joseph