Pilze vom Sonntag

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 7.618 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von patrickwieder.

  • Hallo,


    am Sonntag war ich im Wald um die ersten Pfifferlinge und Sommersteinpilze zu suchen. Diese beiden gab's noch nicht, aber dafür viele andere Pilze:


    Die ersten Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis):


    Rehbrauner Dachpilz (Pluteus cervinus):


    Meine ersten Mai-Schönköpfe (Calocybe gambosa):


    Mein erster Kronen-Becherling (Sarcosphaera coronaria):


    Die Varietät S. coronaria var. nivea gab's auch:


    Mein erster Mai-Porling (Polyporus ciliatus):


    Es gab aber auch unbekannte Pilze wie diesen Champignon hier:


    Er war in reinem Fichtenwald mit ein paar eingestreuten Birken. Er roch angenehm nach "Pilz" und verfärbte sich kaum. Er war ausserdem relativ klein (der Hut war ca. 4 cm. breit und der ganze Pilz ca. ebenso hoch).


    Und diesen Helmling:


    Er roch nicht nitrös, sondern im Grunde gar nicht und kam auf altem Holz vor (welches kann ich nicht sagen, aber vermutlich Laubholz).


    Habt ihr vielleicht eine Idee bezüglich dieser 2 Pilze? Danke schon mal für eure eventuellen Antworten!


    Schöne Grüsse!

  • Hallo Gernot,


    an Egerlinge trau ich mich gar nicht ran.... bin sowieso auf der Suche nach guter "Champignon Literatur". Vielleicht hat ja jemand einen Tip?



    Grüße, Alex

    Eine Onlinebestimmung ist keine Essfreigabe! Diese gibt's nur beim Pilzberater!


    Ansonsten frohes sammeln ;)

  • Hallo Alex,
    also mit Literatur kann ich nicht dienen. Habe dafür aber unmengen Championstellen, dort kannst du wenn mindestens 10 - 15 kg Champions abgrasen. Unteranderem gibt es da auch noch die Riesenchampiogns. ;)
    Grüße


    Dirk

  • Hallo Alex,


    Zitat von Alex

    an Egerlinge trau ich mich gar nicht ran


    kann ich durchaus verstehen, schliesslich gleichen sich viele Arten makroskopisch sehr. Man muss aber auch sagen, dass diese sowieso alle essbar sind und es nur vier giftige Champignons gibt, die man von den essbaren aber leicht abgrenzen kann.


    Diese werde ich hier kurz vorstellen:


    Agaricus praeclaresquamosus (Perlhun-Champignon):


    meleagris.JPG


    Dieser giftige Champignon ist, wie alle giftigen Arten dieser Gattung, durch die gilbende Stielbasis und den Karbolgeruch auffällig und dadurch kaum zu verwechseln.


    Weiters gibt es von dieser Art noch die Varietät Agaricus praeclaresquamosus var. terricolor:


    Agaricus_praeclaresquamosus_terricolor_20031012.jpg


    Diese unterscheidet sich von A. praeclaresquamosus durch die schwärzliche Mitte und die schwarzbraunen Hutschuppen auf grauem Grund. Sie ist aber trotzdem gut an der gilbenden Stielbasis und dem Karbolgeruch zu erkennen.
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    Agaricus phaeolepidotus (Rebhuhn-Champignon):


    A.x.phaeolepidotus.jpg


    Diese Art ist genauso durch die (wenn auch manchmal nur schwach, aber trotzdem immer) gilbende Stielbasis und den Karbolgeruch (der oft auch nur schwach ist, aber trotzdem immer vorhanden) gekennzeichnet und von anderen, essbaren Egerlingen zu unterscheiden.
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    Agaricus pseudopratensis (Pseudo-Karbolchampignon):


    Libero - Community - I siti personali


    Auch diese Art ist durch den Karbolgeruch und die gilbende Stielbasis leicht zu erkennen.


    Agaricus pseudopratensis var. niveus:


    A.pseudopratensis_niveus2.jpg


    Diese Art ist leicht mit dem Karbol-Champignon (Agaricus xanthoderma) zu verwechseln (da auch Karbolgeruch und gilbende Stielbasis), unterscheidet sich aber durch den Standort in Nadelstreu und den grösseren Sporen.
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    Agaricus xanthoderma var. xanthoderma (Karbol-Champignon):


    800px-Agaricus_xanthoderma_eF.jpg


    Dieser Pilz ist der wohl bekannteste giftige Champignon und ist sehr leicht an seinem starken Karbolgeruch (der sich bei Kochen noch verstärkt) und der gilbenden Stielbasis zu erkennen.


    Agaricus xanthoderma var. griseus (Grauer Karbolchampignon):


    A.x.griseus1.jpg


    Diese Varietät hat die gleichen Merkmale wie Agaricus xanthoderma, ist aber durch den grauen Hut gut zu unterscheiden. Nicht leicht zu unterscheiden ist er allerdings von ähnlichen grauen, giftigen Champignons (Agaricus phaeolepidotus, Agaricus praeclaresquamosus).


    Agaricus xanthoderma var. lepiotoides (Schirmlingsartiger Karbolchampignon)


    A.x.lepiotoides1.jpg


    Diese Art ist gut von Agaricus xanthoderma durch die graue Hutschuppung und den schirmlingsähnlichen Habitus zu unterscheiden.
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    Ich hoffe mit diesem Beitrag einen guten Überblick über die giftigen Champignon-Arten gemacht zu haben.


    Man kann also generell sagen, dass Agaricus-Arten mit gilbender Stielbasis und Karbolgeruch für die Küche zu meiden sind. Wenn man sich daran hält, sind Vergiftungen innerhalb der Gattung Agaricus so gut wie ausgeschlossen.
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    Zitat von Alex

    Vielleicht hat ja jemand einen Tip


    Auf ein spezielles Buch kann ich auch nicht hinweisen, ich kann nur sagen, dass in Pilze der Schweiz, Band 4, sehr viele seltene, aber auch die häufigsten Arten gezeigt werden.


    Schöne Grüsse!

  • Hallo,


    ich glaube, ich habe mir das Rätsel um meinen gezeigten, unbekannten Champignon gerade selber gelöst: Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich um den Sommer-Champignon (Agaricus aestivalis [Moll.] Pil.) handelt.
    die makroskopischen Merkmale sowie Standort und Erscheinungszeit passen perfekt.


    Schöne Grüsse
    Gernot

  • Hallo Alex,


    Zitat von freeze


    an Egerlinge trau ich mich gar nicht ran.... bin sowieso auf der Suche nach guter "Champignon Literatur". Vielleicht hat ja jemand einen Tip?


    - Warum diese Scheu? Einen Fund als Champignon zu erkennen, dürfte kaum Probleme machen. Anders sieht es aus, wenn man die Art bestimmen will.
    ---> Schau einmal hier: sind-meine-gartenpilze-essbar-t-114-2.html#pid2176
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    Die mir bekannte auch heute noch zitierte Champignon-Monografie ist:


    A. Cappelli (1984): Agaricus L.: Fr., Fungi Europaei, (Sprache: Ital.)


    - Das Buch bietet leider keinen Schlüssel. Doch das macht nichts, denn nachträglich wurde ein deutscher Schlüssel veröffentlicht:


    Meusers, M. (1986): Bestimmungsschlüssel für europäische Arten der Gattung Agaricus L.: Fr., Beiträge zur Kenntnis der Pilze Mitteleuropas, II:27-56
    Zusammenfassung: Der nachfolgende Bestimmungsschlüssel wurde unter weitgehendster Berücksichtigung aller Originalbeschreibungen und auf der Grundlage der 1984 erschienenen Agaricus-Monographie von A. C a p p e l l i erstellt. Insgesamt wurden 73 Arten und 19 Varietäten berücksichtigt.
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    Doch da gibt es ein kleines Problem:


    - Nur wenige Champignon-Arten lassen sich aufgrund der makroskopischen Merkmale bestimmen. Zur Bestimmung müssen sowohl die "Schäffer"-Reaktion" festgestellt als auch die Mikromerkmale mikroskopiert werden.


    ---> Insofern ist das Buch, wenn ich das richtig einschätze, wohl nix für Dich.


    ---> Geeigneter wäre da vermutlich "Marcel Bon (1987): Pareys Buch der Pilze. Über 1500 Pilze Europas davon 1230 in Farbe." Anmerkung Gerd: Zeichnungen, keine Fotos.


    - Dieser "Klassiker" (da gibt es zwischenzeitlich eine Neuauflage) füllt die Lücke zwischen der einfachen Anfängerliteratur und den Standardwerken und wissenschaftlichen Schlüsselwerken. Kurz, das ideale Buch für den Pilzfreund, der das Anfangsstadium hinter sich hat.


    - Um bei den Champignons zu bleiben: Es werden immerhin 25 Arten abgebildet und ein gut handhabbarer Schlüssel zur Gattung gibt es auch.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo Pilzfreunde,
    ich will mich kurz vorstellen: Ich heiße Patrick und habe ich gerade erst im Forum angemeldet. Pilzesammler bin ich auch erst seit letztem Jahr. Gestern habe ich einen Egerling gefunden, von dem ich leider kein Bild hochladen kann, weil er schon zum Trocknen auf dem Fensterbrett liegt. Nach Konsultierung meines Pilzbuches entschied ich: der ist Eßbar! Denn von ihm ging keinerlei Geruch aus. Ein älteres Exemplar des Pilzes roch angenehm nach Pilz. Allerdings war die Stilbasis gelb verfärbt und auch am Schnitt, in einem dünnen Streifen zwischen Huthaut und Lamellen verfärbte er sich gelb. Ist jetzt der fehlende Karbolgeruch ein ausreichendes Indiz für seine Eßbarkeit oder sollte ich ob der gelben Verfärbung doch lieber Abstand von ihm nehmen?


    Mit pilzigem Gruß
    Patrick


  • bin sowieso auf der Suche nach guter "Champignon Literatur". Vielleicht hat ja jemand einen Tip?


    Da gibts eigentlich nur teures: Pilzkompendium 2 von LUDWIG und FUNGI EUROPAEI - VOL. 1, AGARICUS von PARRA (italienisch).
    Das von Gerd erwähnte Werk von CAPELLI ist veraltet.[hr]


    Allerdings war die Stilbasis gelb verfärbt und auch am Schnitt, in einem dünnen Streifen zwischen Huthaut und Lamellen verfärbte er sich gelb. Ist jetzt der fehlende Karbolgeruch ein ausreichendes Indiz für seine Eßbarkeit oder sollte ich ob der gelben Verfärbung doch lieber Abstand von ihm nehmen?


    Wenn sich die Stielbasis schön ordentlich gelb verfärbt isses ein Karbol - Finger weg!

  • Hallo Harald !
    Hast ja völlig Recht , aber wieso denn Finger weg ( anfassen kann man ihn ) besser wäre doch Zunge weg :)
    Gruss Harry und schönen Sonntag noch ;)

    Essensfreigaben gibts nur beim Pilzsachverständigen vor Ort

    Chipcounter : 115

  • Zitat

    Wenn sich die Stielbasis schön ordentlich gelb verfärbt isses ein Karbol - Finger weg!


    Naja, die Färbung war nur sehr gering und ich probierte auch ein kleines Stück. Laut BLV-Pilzführer sollte der Karbol 'widerlich' schmecken, schmeckte aber nur nach Champignon...
    Ich nehme jetzt aber mal an, daß die gelbe Verfärbung, auch wenn nur sehr gering, bei Egerlingen immer ein Indiz für Gift ist. Liege ich da richtig?


  • Ich nehme jetzt aber mal an, daß die gelbe Verfärbung, auch wenn nur sehr gering, bei Egerlingen immer ein Indiz für Gift ist. Liege ich da richtig?


    Nein, es gibt andere gilbende Champignons, die nach Anis riechen. Das sind die guten...
    Wenn Deiner nicht nach Anis gerochen hat, isses eben dann ein Karbol-Champignon - was anderes kann dabei nicht herauskommen.
    Davon abgesehen müssen Gerüche auch trainiert werden, nicht alles was Pilz ist riecht auch so, eigentlich gibts ziemlich häufig spezifische Gerüche bei den einzelnen Arten.


    Gruß Harald

  • Hallo Partrik !
    Tätest gut daran auf Harald zu hören .
    Schon viele Leute haben den Karbolegerling gegessen und vom schlechten Geschmack nichts bemerkt , manche vertragen Ihn auch ohne was zu spüren ( Magen - Darmbeschwerden ) . Also ich würds nicht riskieren , hätte keine Lust darauf die Kloschüssel zu umarmen :
    Harald ist ein kompetenter Sachverständiger und ich selbe ´st bin schon seit 30 Jahren Speisepilzsammler und rate Dir auch dringend vom Genuss ab .
    Gruss Harry

    Essensfreigaben gibts nur beim Pilzsachverständigen vor Ort

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  • Danke auch dir Harry für deine warnenden Worte.
    Also auf alle Fälle, und wie es ja auch immer heißt: Nur bei 100%iger Bestimmung essen.
    Also mal sehen, was ich als nächstes für einen 'richtigen' Fund vorweisen kann.


    Es grüßt
    Patrick