Hallo zusammen,
kennt Ihr das, Ihr schließt die Augen und seht Pilze?
So geht es mir seit Sonnabend. Andreas Gminder und sein F1-Pilzkurs in Oberhof haben meine Synapsen irgendwie verknotet. Obwohl die Unmassen Pilze diverser Arten und Gattungen meine Festplatte an ihre Grenzen gebracht haben, hat mir Andreas mit seinen humorvollen, sachkundigen und verständlichen Erläuterungen Lust auf mehr gemacht. Für mich steht nach diesen vier sehr intensive Tagen in einem tollen Team von Pilzverrückten fest: Das war definitiv nicht mein letzter Pilzkurs.
Dass mich der Pilzkurs nicht überfordert hat, verdanke ich diesem Pilzforum. Also vielen lieben Dank allen, die mir im letzten halben Jahr bei der Bestimmung von Pilzen geholfen haben und denen keine meiner Fragen zu blöd war.
Hier ein paar Eindrücke von den vier total verpilzten Tagen in Oberhof.
Die erste Exkursion führte ins Luisental bei Oberhof (bergige Fichtenwälder, saurer Boden). Viele Pilze, vor allem Schleierlinge, aber auch jede Menge Pilze, die für uns mehr oder weniger gut entschlüsselbar waren.
Bild 1
Bild 2 schlechtes Foto, aber massenhaft leckere Trompetenpfifferlinge
Bild 3-4 direkt daneben, manchmal vermischt mit den anderen, stand das giftige Gallertkäppchen. Das habe ich so noch nie gesehen. Auch den Trompetenpfifferlingen muss man also genau unters Röckchen gucken, bevor sie in den Korb wandern.
Andreas fand dann noch einen offenbar besonderen Pilz, der mir gar nichts sagte, aber für einige von Euch vielleicht von Interesse ist. Eine Limacella. Von Schleimschirmlingen hatten die allermeisten im Kurs noch nie etwas gehört
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7 Und wer diesen kleinen braunen Pilz nicht (er)kannte, musste nachsitzen bei Wasser und Brot und musste bei Regen drei Runden um den Block laufen .... (Scherz==Gnolm7. Logisch, dass den keiner vergisst.
So viele und verschiedene Pilze wie am zweiten Tag auf der Hohen Maas bei Meinigen auf Kalkböden mit verschiedenen Waldarten habe ich noch nie gesehen. Schleierlinge, einer schöner als der andere, Blutreizger, Fälblinge, Korkstachelinge, Helmlinge. Denkt Euch einfach, Ihr blättert das Pilzbuch durch. Hier nur eine winzigkleine Auswahl von meinen Favoriten.
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9-11 Drei verschiedene Sternchen-arten durften wir dort bewundern. Es gibt aber noch weitere Arten. Die haben wir uns für die nächste Exkursion aufgehoben. Leider habe ich hier die Formatierung vermurkst. Ein Sternchen ist im Anhang, das andere lasse ich besser weg, um nicht den ganzen Beitrag zu verschlimmbessern.
12 Andreas zeigte uns den "richtigen" Ziegenbart. PSH (Pilzspürhund) Minnie modelt, damit die Größenverhältnisse klar werden.
13 Zu unserer Verwunderung stapfte Andreas plötzlich ins Dickicht und pulte ca. 10 Meter vom Weg ein kleines unscheinbares Etwas aus dem Boden. Eine "Rhodocybe stangliana", wie er erfreut erklärte. Ein auf einem Graublatt parasitierender Tellerling. Erstaunlich, was Pilze so alles tun und klasse, dass Andreas sein Insiderwissen nicht für sich behält, sondern es an Unbedarfte wie uns weitergegeben hat. Eine gute Würze im reichhaltigen Pilzgericht.
14-16 Nach jeder Pilzpirsch ging es in den Seminarraum. Die Pilze wurden ausgelegt, nach Hellsporern, Dunkelsporern, Schleierlingen, Milchlingen etc. Mir war bis dato gar nicht klar, um wie viel einfacher die Bestimmung ist, wenn man sich darüber erst einmal Klarheit verschafft hat, bzw. dass das überhaupt erst die Voraussetzung ist. Dann übten wir mit Pareys Schlüssel und auch die sieben Siegel des Schlüsselns habe ich endlich kapiert, auch wenn ich gelegentlich falsch abbiege. Jedes Pilzlein bekam am Ende sein Namensschild. Und jeden Tg wurden die Funde ausführlich besprochen und damit die Systematik verfestigt.
Das Prinzip war nach allen Exkursion dasselbe. Wir haben bis zum Abend diskutiert, gelacht, gelesen, gelernt, mikroskopiert und manchmal verzweifelt gestöhnt. Danach war Freizeit==Gnolm8 In dieser Gruppe war das völlig tiefenentspannt.
Am dritten Tag ging es in nährstoffarme Kiefernwälder bei Unterpörlitz. Da haben wir zwar nicht diese Fülle an Pilzen gesehen, aber dafür einige Pilzarten gefunden, die wir an den Vortagen nicht gesehen hatten. Nur ein kleiner Auszug:
17 Hier wird unter einer Zungenkernkeule nach einer Hirschtrüffel gebuddelt. Die wurde am Ende sogar gefunden. Leider war sie nicht mehr richtig schön. Wer mag, kann hier ein Bild von einem weniger betagten Exemplar sehen: https://www.pilzforum.eu/board/attachment.php?aid=199444
18 die allgegenwärtigen Schleierlinge. Hier vermutlich Cortinarius traganus. Der einzige Schleierling, zu dem ich eine Beziehung und dessen "schlau-deutschen Namen"* ich deshalb behalten habe. Ich habe gelernt, dass es nicht nötig ist, die lateinischen Namen der Pilze zu kennen. Entscheidend ist es, die Pilze mit ihren Risiken und/ bzw. (Nicht-)Nebenwirkungen zu kennen. Das erleichtert ungemein. Aber ich merke, dass sich mir bei manchen Arten/Gattungen die lateinischen Namen langsam einprägen, weil ich sie oft gelesen/gehört habe. *Zit. Andreas==Gnolm3
19 Nerdpilze gab es natürlich auch, wie z.B. den Grünspanbecherling
20 und Liebhaberpilze wie diese Helmlingsgruppe
Abschließend in aller Kürze von der vierten Exkursion in Buchenwälder bei bei Zella-Mehlis, Die Herbst- und Grubenmorchel zeige ich nicht, auch nicht Craterella. Aber weil ich sie sonst nie finde, drei Andere.
21 Der Orangebecherling, für den ich einfach kein Auge habe.
22 Ein Schillerporling, dessen Kante tatsächlich schillert wie ein Wackelbild. Das sieht man leider nur, wenn man ihn in der Hand hält und ihn bewegt, eben wie ein Wackelbild.
23 Der orangemilchende Helmling, eine kleine Schönheit, mit dessen Saft frau Fingernägel lackieren (nicht sehr dauerhaft) und schreiben kann.
24 Das große Finale: Nach Jahrzehnten wieder Totentrompeten==Gnolm7==Gnolm7==Gnolm7 - sind leider in den Anhang verrutscht.
Auf Wiedersehen
Danke für's Anschauen, Danke Euch im Kurs, dass Ihr nur gute Stimmung verbreitet habt und Danke vor allem Andreas! Das war großartig und damit spreche ich glaube für alle, die dabei waren. Ich bin jedenfalls nächstes Jahr wieder dabei.
Lieben Gruß Claudia