Hallo zusammen,
am vorletzten Wochenende waren wir mit unserem Arbeitskreis im Siegerland, genauer in Hilchenbach. Zweimal im Jahr findet dort ein mehrtätiges Treffen statt, bei dem nach dem Schema Exkursion, Nachbestimmung und abendliches Beisammensitzen ein paar schöne gemeinsame Tage verbracht werden. Zwei Funde (der weiße Klebrige Hörnling und den Brandstellenbecherling) hatte ich ja bereits gezeigt. Nach einem Tag Pause ging es dann weiter zum Treffen der Westfälischen Pilzfreunde in Alme (Sauerland). Das Prinzip war dasselbe, nur dass das Programm hier noch durch interessante Vorträge ergänzt wurde. Ebenfalls eine rundum gelungene Veranstaltung mit interessanten Funden und Gesprächen. Es folgen ein paar Eindrücke:
1) Der Striegelige Kreiselpilz (Cotylidia pannosa) begrüßte uns bereits am ersten Tag und am 4. Tag dann noch einmal. Der scheint ein gutes Jahr zu haben.
2) Pausen können effektiv genutzt werden. Nein, nicht zum Essen, sondern zum Fotografieren. Hier der Runzelige Glockenschüppling (Pholiotina rugosa).
3) An den Scutellinias komme ich mittlerweile nicht mehr vorbei. Mittlerweile sind die meisten mittlerweile glücklicherweise halbwegs zu bestimmen. Hier war's wieder mal nur der Gewöhnliche Schildborstling (Scutellinia scutellata).
4) Geoglossums gab es auch und zwar am 3. Tag die Trockene Erdzunge (Geoglossum cookeanum)
5) ... und am letzten Tag die Schuppige Erdzunge (Geoglossum fallax)
6) Gewissermaßen auch eine Keule ist die Kopfige Kernkeule (Elaphocordyceps capitata), die auf Hirschtrüffeln wächst.
7) Der 3. Tag war übrigens wohl der spannendste Tag. Wir fuhren etwas weiter in ein Kalkgebiet, im Sauerland eine Rarität. Wir wurden von einer Magerwiesen-Wacholderheide überrascht, die uns allerlei Saftlinge und Rötlinge preisgab. Darüber hinaus wuchs dort noch der Rostrote Körnchenschirmling (Cystoderma granulosum)
8) Einer von vielen Regentagen der letzten zwei Wochenenden ließ diesen Leberreischling (Fistulina hepatica) so schön tropfen.
9) Ein Wochenende zuvor durfte ich diese Art kennenlernen: den Fälblingsähnlicher Rötelritterling (Lepista martiorum, aktuell wohl Clitocybe martiorum). Den brachte Melanie zur MAB-Ausstellung mit und mithilfe des Grögers kamen wir sehr schnell zu einem passenden Namen, denn dort ist das auffällig kräftig gefärbte rosafarbene, fast pinke Sporenpulver erwähnt, das sich in einigen feinen Weben auf der Unterseite gefangen hatte. Hier durfte ich diese eigentlich nicht so häufige Art, die auf den ersten Blick an den Würzigen Tellerling erinnert, aber anders riecht, sehr kleine Sporen aufweist und die benannte Sporenpulverfarbe besitzt, ein weiteres Mal finden. Eventuell auch ein gutes Jahr für diese Art.
10) Egal ob man den Geruch nun als Gurke oder eingelegter Hering definieren mag (Ich bin Team Hering!): Junge Fruchtkörper kann man problemlos auch ohne Geruch erkennen. Gurkenschnitzling (Macrocystidia cucumis).
11) Der frühe Pilzler findet Pilz. Und eben auch so schicke Tautropfen, die sich in Spinnennetzen betten.
12) In einem sehr kleinen Waldbereich vor der benannten Magerwiese wuchs eine weitere Kalkart, der Rötende Erdritterling (Tricholoma orirubens), der aufgrund fehlenden Rötens vor Ort erst einmal an Tricholoma atrosquamosum erinnert, aber kleine Sporen besitzt, gelbes Basalmyzel aufweist, zumindest an den Lamellen beim längeren Liegenlassen rötet und nach einigen Tagen des Trocknens eine magentafarbene Stielbasis entwickelt.
13) Und ich verabschiede mich aus Hilchenbach mit einem weiteren Pausenbild:
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Auf geht's nach Alme...
14) Beginnen wir mit dem abendlichen Abstecher in den berühmt-berüchtigten Bender-Wald, wo u. a. die Goldgelbe Wiesenkeule (Clavulinopsis helvola) wuchs.
15) Bereits am nächsten Tag gab's sowohl haarige Schnecken - Gemeine Haarschnecke (Trochulus hispidus) (?)
16) ... als auch Kleinzeug, nämlich einen nicht seltenen Befall an Humaria hemisphaerica: Stephanoma strigusom. Verrückte Sporen.
17) ... und unbestimmbare Peziza spec.s. Diese hier war leider völlig unreif.
18) & 19) Am nächsten Tag wurde ein für das Sauerland bzw. ganz NRW eher seltener Rötlicher Gallerttrichter (Tremiscus helvelloides) entdeckt. Den kannte ich bisher nur aus dem Schwarzwald.
20) Dann noch zwei Ritterlinge in unmittelbarer Nähe zueinander, den Feinschuppigen Ritterling (Tricholoma imbricatum) bei Fichte (Picea)
21) und den Bärtigen Ritterling (Tricholoma vaccinum). Beide Arten waren, klingt komisch - ist aber so, neu für mich.
22) Und schließen möchte ich mit meinen beiden Alme-Pilz-Highlights. Zum einen ein Schleimpilz, den mir Strubbelkopfröhrling-Michael zeigte und bei dem ich recht schnell auf Diderma deplanatum kam. Diese Art wird durch das bräunliche, mit Warzen und Körnchen besetzte Capillitium und die Sporengröße von der ähnlichen Art Diderma effusum getrennt.
23) Ebenfalls Michael schleppte dann diese weißen federähnlichen Keulchen an, die auf einem alten Lamellenpilz wuchsen. Mit Ellis & Ellis gelangten wir sehr schnell zu einem Namen. Vermutlich ist die Art übersehen, also achtet gerne mal genauer auf vergammelnde Fruchtkörper. Der Pilz heißt Tilachlidium brachiatum.
Das war's auch schon wieder. 1 1/2 recht anstrengende Wochen mit wenig Schlaf. So könnte ein Fazit lauten, aber nicht meins. Ich konnte mich über die alten und neuen Bekanntschaften mit Pilzen und Menschen freuen und jede Minute genießen trotz des zumeist eher bescheidenen Wetters. Danke fürs Organisieren jeweils ans Hilchenbach- und Alme-Team. Und ein spezieller Dank noch einmal an meinen Fahrer Michael (Strubbelkopfröhrling), der verrückt genug war, diesen Tagungshalbmarathon mitzumachen und mich 1 1/2 Wochen auszuhalten.
Liebe Grüße
Jan-Arne