Beifang

Es gibt 35 Antworten in diesem Thema, welches 10.616 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Das Gebiet, wo ich die Kollektion aus diesem Thema gefunden hatte, hat eigentlich einen sauren Boden (viele Flockis, Fichtensteinpilze, Maronen...). Allerdings ist die Fundstelle direkt an einem Wegrand mit aufgehäuftem Schotter, das kann sehr gut ein basisches Material sein.


    Die Dokumentationen bei den italienischen Kollegen sind interessant. Die erste und dritte Kollektion zeigen mikroskopisch übrigens eben diese "aushalsenden Basidien", die ich selbst schon nicht nur bei Clitopilus, sondern auch bei einigen tricholomataceae (insbesondere Nabelingen) nach längerer Döschenhaltung frischer fruchtkörper beobachtet habe. Das HDS - Bild der ersten Kollektioon lässt leider nicht viel erkennen, aber ein inkrustierendes Pigment sehe ich da eigentlich nicht.
    Die zweite Kollektion schaut interessant aus, vor allem weil die Gestalt der Zystiden da eine ganz andere ist und die so dicht gedrängt sind, als wäre die Lamellenschneide wirklich komplett steril.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    N'Abend miteinander!


    Da noch immer einige Pilze nachschieben, schiebt es auch noch etwas Beifang nach. Die dürfen dann auch noch mit hier rein.


    Cyathus olla = Topfteuerling:


    Hygrocybe conica s.l. = Schwärzender Saftling:


    Lepista irina = Veilchen-Rötelritterling:


    Pleurotus ostreatus = Austernseitling (XXL):


    Spathularia flavida = Dottergelber Spateling:


    Rheubarbariboletus armeniacus = Aprikosenfarbiger Röhrling:

    Der ist mir auch schon ein paar Jahre nicht begegnet. Jedenfalls nicht der an eben dieser Stelle, die sich durch das völlige Fehlen von möglichen Mykorrhizapartnern außer Kiefer (Pinus sylvestris) auszeichnet.


    Und zwei hätte ich noch, die ich ein bissel ausführlicher zeigen will.
    Erstmal Crepidotus ehredorferi = Aprikosen - Stummelfüßchen:





    Soweit ich weiß, gbt es außer diesem bislang nur einen weiteren Fund (von Rudi) in Deutschland. und an meiner Fundstelle dürfte es bald vorbei sein, seit dem ersten Auffinden vor drei jahren hat sich der stamm mittlerweile weitestgehend zersetzt. Auch die Rosasporigen nabelinge sind da nicht mehr aufgetaucht.


    Gymnopilus picreus = Dunkelstieliger Flämmling:







    Die Art hat sich in den letzten beiden Jahren auch gar nicht gezeigt, davor aber massenhaft. Ebenso wie heuer. Sitzt hier meist auf vermorschenden Kiefernstämmen und Stümpfen, verweigert beharrlich ein richtig deutliches Schwärzen im fleisch mit KOH 20%, aber wass Besseres fällt mir bestimmungstechnisch einfach nicht ein. Soll angeblich nicht sehr häufig und eher lückenhaft verbreitet sein, ist aber sicher auch unterdokumentiert, weenn sie nur alle paar Jahre fFruchtkörper bildet. Und wird sich halt in Gegenden, wo es wenig keifern gibt und wenig Kieferntotholz rar machen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    Du mit Deinem Beifang! Ich musste das Bild mit den Seitlingen vergrößern, weil ich nicht geglaubt habe, dass Du ein ganz normales Lineal verwendet hast. Die Pilze sind ja gigantisch! Teuerlinge mit Dukaten, Veilchenritterlinge und, und


    Vielen Dank, dass mich immer mit Deinen Funden begeisterst zum Staunen bringst.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Pablo,


    danke für diese tollen Aufnahmen und deine Mühe!
    Ich bin begeistert und hätte niemals gedacht, dass ich son Spaß habe beim Pilze bestaunen.
    Was man nicht alles übersieht im Leben, wenn man wie ein roboter durch die Welt läuft.
    Habe ich vorher nie wahrgenommen, dass unsere Wälder so viel zu bieten haben.


    LG Mario

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Claudia & Mario!


    Das freut mich, wenn es euch gefällt. :)
    So vielseitig und komplex wie die Welt der Pilze ist, entdeckt man eben immer Neues und Spannendes. Und das wird ssich aauch nie ändern, weil es so viel gibt, das kann niemals ein einzelner Mensch alles gesehen haben.


    Demnöchst kommen hier noch die Ritterlinge. Also die arten der Gattung, die mir zwischen Ende September und jetzt begegnet sind, die aber für unser Forschungsprojekt nicht relevant sind.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Peter!


    Frost? Gibt's doch hier eh nicht. ;)
    Nö, die sind bei ganz normal frostfreiem Wetter gewachsen.
    Es scheint zwar eine ursprüngliche, heimische Form des Austernseitlings (Pleurotus ostreatus) zu geben, deren mycel einen Kältereiz (muss kein Frost sein!) benötigt, um Fruchtkörper zu bilden. Aber mittlerweile ist das durch die vermischung mit Zuchtformen von Pleurotus ostreatus auch nichts Besonderes mehr, "richtige" Austern (also weder Lungenseitlinge noch Rillstielige) auch mitten im Sommer in feuchten Witterungsperioden zu finden.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Salut in die Runde!


    Jetzt ist es ja so, daß es in der Gattung Tricholoma noch ein oder zwei weitere Arten gibt, außer den braunhütigen mit mehlgurkigem Geruch bei Kiefer und / oder Pappel.


    Diese Arten sind natürlich allesamt völlig uninteressant und bedeutungslos. Ebenso wie alle anderen bisher in diesem Thema gesammelten Pilze.
    darum dürfen die "aussortierten" Ritterlinge natürlich auch mit rein und bekommen ein oder zwei Bildchen pro Art.


    Tricholoma album = Weißer Honigritterling (oder so ähnlich, der richtige deutsche Name fällt mir gerade nicht ein)


    Die Gruppe der weißen, nicht klar gilbenden Arten ist einigermaßen schwierig, weil Bestimmungen im grunde nur durch den Geruch möglich sind. Dazu müssen die Fruchtkörper aber frisch sein, dürfen nicht zu lange vom Mycel getrennt sein und dürfen nicht zu trocken und nicht zu verwässert sein. Über den Mykorrhizapartner könnte man theoretisch auch etwas machen, aber das ist irgendwie nutzlos. wer solche Pilze öfters anguckt wird feststellen, daß ca. 90% aller Kollektionen genau in der Mitte zwsichen einer Rotbuche, einer Eiche und einer Birke stehen. Im Bergland, wo man mit Tricholoma inamoenum rechnen müsste, wird zusätzlich noch eine Fichte am standort sein.
    Tricholoma album: Geruch irgendwie süßlich, honigartig (manchmal mit muffiger, stickiger Komponente)
    Tricholoma lascivum: Geruch nach vollgepisster Unterführung im finstersten Teil der Stadt
    Tricholoma albidum: Geruch nach "Mykologenmehl"
    Tricholoma stiparophyllum: Geruch nach "Scheunenstaub", bzw. nach "Cortinarius hinnuleus", bzw. nach Rote Beete, die zu lange im Keller gelegen hat


    Tricholoma argyraceum = Beschleierter Erdritterling:




    Ein paar Gebüsche gab es am Standort noch, ich bin am Überlegen, ob eins davon vielleicht Weide sein könnte. Ansonsten wäre der Mykorrhizapartner hier Kiefer. Was aber auch nicht unbedingt stört: Tricholoma scalpturatum kann das meiner Ansicht nach ja auch.


    Tricholoma columbetta = Seidiger Ritterling:


    Fund aus dem Sommer, zwei Kollektionen im Mischwald aus Rotbuche, Eiche, Esskastanie, Birke, Hasel und Hainbuche.
    Leider ohne Guajak-Reaktion.


    Tricholoma equestre s.l. = Einer der Kiefern-Grünlinge:


    In meiner Gegend sind mir bisher nur zwei Standorte bekannt. Es sollte der selbe Grünlingstyp an beiden Stellen sein. Übrigens gerne vergesellschaftet mit Cortinarius croceus (siehe Startbeitrag). reaktion auf Guajak bei diesem Grünlingstyp initial null, erst nach mehreren Minuten schwach grün an der Stielspitze.


    Tricholoma fulvum = Gelbblättriger Ritterling:

    Auch einer der Braunen, aber Mykorrhiza mit Birke oder Fichte bildend (pseudonictitans ist genetisch wohl das Selbe) und darum für uns momentaan eher uninteressant. Leider auch ohne Guajak- Test (in Hornberg bei einem Kurzbesuch nicht dabei gehabt.)


    Tricholoma imbricatum = Feinschuppiger Ritterling:


    Im Grunde eine gut definierte und leicht erkennbare Art, vor allem auch weil ohne oder fast ohne deutlichen Mehlgeruch. Dennoch wohl eine der Arten, die noch relativ nahe an unserer "Zielgruppe" dran wäre. Würde sich lohnen, da in einem weiteren schritt genauer hinzugucken, weil ja noch Arten wie Tricholoma muricatum, Tricholoma subimbricatum und Tricholoma inodermeum in den Dunstkreis gehören und teils etwas wackelig in der Abgrenzung scheinen.


    Tricholoma portentosum = Schwarzfaseriger Ritterling:


    Leider nur eine ziemich zerfledderte Kollektion, aber reicht um die satte, schnelle und ausgeprägte Guajak - Reaktion zu zeigen.
    Fleckt an der Stielbasis bisweilen grünblau, kein Wunder, ist wohl nahe verwand mit Tricholoma columbetta. allerdings schmieriger auf dem Hut und mit deutlicherem Mehlgeruch. Ist Tricholoma columbetta eigentlich wirklich nur eine Art?


    Tricholoma psammopus = Lärchenritterling:


    An bekanntem Standort, und eigentlich nicht wirklich beim Suchen nach braunen Ritterlingen gefunden.


    Tricholoma roseoacerbum = Rosastreifiger Kiefernritterling:

    Auch ein Hornberger (also auch nicht mit Guajak behandelt), leider ein ziemlich alter Einzelfruchtkörper (aber was für ein Brummer mit an die 20cm Hutdurchmesser).


    Tricholoma saponaceum = Seifenritterling:

    In diesem Fall die "var. atrovirens" mit dunkel bis schwarzem Hut und dunkel schuppigem Stiel und ohne Guajak - reaktion. Das ist auch ein interessanter Komplex...


    Tricholoma sciodes = Schärflicher Ritterling:

    Ein etwas ungewöhnliches, weil auch stark schuppiges Einzelexemplar. dank des beim kauen bald fies und anhaltend scharfen Geschmacks aber gut zu erkennen. Fruchtkörper mit aufschuppenden Hüten sind mit schon mehrmals auch in Kollektionen mit ansonsten normal faserigen Hüten begegnet.


    Tricholoma sulphureum = Schwefelritterling:

    naja... Muss man nicht viel zu sagen. Es gibt ein paar weitere Arten, die so riechen, Tricholoma bufonium ist wohl keine eigne Art, sondern nur eine Farbvariation vom normalen Schwefelritterling. Allerdings hat Tricholoma sulphureum nach FNE4 auch mindestens zwei ITS Sequenzen. Das kann aber passieren, hat ja auch zwei Zellkerne. ;)


    Tricholoma terreum = Gemeiner Erdritterling:


    Auch eine Art mit krasser Guajakreaktion, und auch wohl eher eine "Sammelart" in die man momentan wohl Tricholoma gausapatum und Tricholoma myomyces einbeziehen muss. Jedenfalls lassen sich die Taxa morphologisch nicht konstant abgrenzen, ebensowenig wie genetisch. Dennoch steckt da meiner Ansicht nach auch noch mehr als eine Spezies drin.


    Tricholoma ustale = Brandiger Ritterling:

    Das Einzelexemplar hatte ich eigentlich nur darum mal fotografiert, um von der Art eine Guajak-Reaktion zu haben. Negativ, wie erwartet. Das ist wohl die häufigste Braunhütige Art in Laubwäldern.

    Tricholoma vaccinum = Bärtiger Ritterling:


    Steht morphologisch auch nicht allzu weit von unserer Zielgruppe weg. Sieht aber makroskopisch doch ziemlich charakteristisch aus und biledt vorwiegend mit Fichten statt mit Kiefern Mykorrhiza.


    So, damit wäre mein diesjähriges Repertoire erschöpft. Tricholoma scalpturatum habe ich doch tatsächlich vergessen zu fotografieren. dabei hatte ich davon sicher ein paar dutzend Kollektionen gesehen...


    dafür zum Abschluss noch ein paar Kiefern-Habichtspilze / Sarcodon squamosus:


    und Gestreifte Erdsterne / Geastrum pectinatum:



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    schon wiederhübscher Beifang :D und ein beeindruckendes Rittergeschwader diesmal. Der Weiße am Anfang ist auch wieder so ein Verwechslungskandidat. Deshalb werde ich die Finger von weißen Pilzen lassen. Jedenfalls von allen, die so ähnlich aussehen, auch wenn ich inzwischen glaube, ein paar zu kennen.


    Weißt Du, beim Scrollen über die Ritterlinge fiel mir auf, dass das praktischer ist, als ein Pilzbuch, weil Pilze einer Art hintereinander kurz beschrieben sind und gezeigt werden. Bei fast allen Pilzpprtraits im Netz muss man immer erst mal einen kennen und sich dann zu den Ähnlichen klicken.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Claudia!


    Und doch nur ein Bruchteil dessen, was diese Gattung an Arten beinhaltet.
    Sicher ist es praktisch, wenn man mal so eine Übersicht hat und die Arten direkt im vergleich sieht. Aber wenn man genauere Infos zur Bestimmung braucht (und das braucht man in der Gattung), dann müssen die Beschreibungen schon ausführlicher sein, idealerweise müsste man auch mehrere Kollektionen abbilden um einen Eindruck der Variationsbreite zu vermitteln. Dadurch wird es - wenn man alles so hintereinander weg zeigt - schon wieder unübersichtlicher.
    In den richtig guten Büchern (Gattungsmonografien) ist der Aufbau darum meistens so, daß man einen Einführungsteil hat (wie welche Merkmale zu beobachten und zu beurteilen sind + systematischer Überblick) darauf folgend einen Schlüssel für die Artbestimmungen, und anschließend einen Beschreibungsteil für den detaillierten Vergleich.
    Persönlich gefällt es mir am besten, wenn Bilder und Beschreibung zu jeweils einer Art beisammen stehen (wie zB in der "Fungi of Northern Europe" - Reihe), manchmal stehen die Abbildungen aber auch stattdesen zusammengefasst im letzten Teil des Buches (wie zB in der Fungi Europaei - Reihe).



    LG, Pablo.