Contumyces rosellus

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.822 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Liebe Pilzfreunde


    diesen hübschen Pilz habe ich gestern in Mecklenburg Vorpommern auf einer Binnendüne gefunden. Zuerst denkt man es wäre ein Lacktrichterling, jedoch schnell kommen Zweifel. Nach dem Mikroskopieren muß man ganz schön suchen, was es ist. Eine Gemeinschaftsbestimmung mit Matthias Lüderitz Klaus Büchler und Erhard Ludwig . LG Harzi








    Kaulozystiden



    Cheilozystiden





    HDS

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    freut mich sehr, dass ihr noch einen tollen Fund hattet. Danke fürs Zeigen. Ich hoffe sehr, dass wir uns bald wiedersehen. :)


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Harzi!
    Herzlichen Glückwunsch! Auf jeden Fall ist er sehr hübsch, Euer Fund. <3 Ich mag das samtige Aussehen des Kleinen. Ich habe mal für die Nichtfachleute wie mich nachgegoogelt und fand den Namen Rosa Zystidennabeling. Kann man den so stehen lassen?

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi, Hartmut!


    Das ist ja mal wieder so ein Kracherpilzchen!
    Nicht nur wegen der offenbaren Seltenheit, sondern auch in der gesamten makro- wie mikroskopischen erscheinung.
    Glückwunsch an euch alle, die das Ding in der Hand und unterm Glas hatten.



    LG; Pablo.


  • Hi,


    freut mich sehr, dass ihr noch einen tollen Fund hattet. Danke fürs Zeigen. Ich hoffe sehr, dass wir uns bald wiedersehen. :)


    l.g.
    Stefan


    Moin Stefan
    klar sehen wir uns bald wieder. LG Harzi
    [hr]


    Hallo Harzi!
    Herzlichen Glückwunsch! Auf jeden Fall ist er sehr hübsch, Euer Fund. <3 Ich mag das samtige Aussehen des Kleinen. Ich habe mal für die Nichtfachleute wie mich nachgegoogelt und fand den Namen Rosa Zystidennabeling. Kann man den so stehen lassen?


    Liebe Tuppie


    Sorry das ich jetzt erst antworte, ichschaue zu selten rein. Als ich den Pilz fand, dachte ich gleich, das es was Besonderes sein muss. Auch der samtige Hut ist mir sofort aufgefallen.
    LG Harzi

  • Servus Harzi,


    wow, ein Spitzenfund, Gratulation. Und wirklich ein tolles Portrait!




    Ich habe mal für die Nichtfachleute wie mich nachgegoogelt und fand den Namen Rosa Zystidennabeling. Kann man den so stehen lassen?


    Servus Tuppie,


    Thomas Glaser und ich haben ihn auch so genannt:


    Glaser T, Hahn C (2014): Contumyces rosellus, der Rosa Zystidennabeling, Erstnachweis für Bayern. Mycol. Bav. 15: 9-17.


    Er gehört übrigens in die Verwandtschaft rund um die Feuerschwämme - Hymenochaetales - und hat mit "normalen" Nabelingen verwandtschaftlich nichts zu tun ;-).


    LG
    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Christoph!


    Naja, der wird aktuell bei den "Rickenellaceae" eingeordnet.
    Das soll anscheinend durch ITS - Sequenzen begründet sein. Nur: ITS - Sequenzen sind meistens ganz passable Anzeiger, wenn es um Differnzierungen einzelner Arten geht. Sobald man im Baum weiter runter geht und die Verwandschaftsbeziehungen nachvollziehen will, wird das meiner Ansicht nach aber immer wackeliger mit dieser Sequenz. Insbesondere bei "Rickenellaceae" scheint was nicht zu stimmen, meiner Ansicht nach würde man derzeit besser damit fahren, wenn man bei allem, was durch ITS - Sequenzen zu "Rickenellaceae" und damit zu "Hymenochaetales" gestellt wurde, bei Ordnung und Familie erstmal "incertae sedis" dran schreibt.
    Da müsste man wohl auf andere Sequenzen ausweichen, um tatsächlich eine vernünftige Einordnung in einen Stammbaum vornehmen zu können. Dazu müsste man wohl erstmal rausfinden, welche Sequenzen denn hier besser geeignet sind, und idealerweise auch mal enträtseln, warum in manchen Bereichen die ITS - Sequenz völlig unbrauchbar zu sein scheint, um eine Position in einem Stammbaum zu erkennen.


    Weil morphologisch passt da nichts, aber auch rein gar nichts zusammen. Contumyces passt zwar durchaus zu Rickenella, aber beide absolut nicht zu den "richtigen" Hymenochaetales. Das gleiche gilt ja auch zB für Sidera: Das sei zwar angeblich laut ITS auch eine Rickenellaceae - Gattung, ist es aber nicht (absolut subnull morphologische Parallelen) und sie gehört auch definitiv nicht zu den Hymenochaetales.
    Sich da bei der Einordnung blind auf eine einzige Sequenz zu verlassen, wenn alles andere dagegen spricht, halte ich für einen Fehler.



    LG, Pablo.

  • Servus Pablo,


    deine Skepsis ist sicher durchaus berechtigt. Im Artikel von Redhead et al. (2002) ist die ITS verwendet worden und der Bootstrapfaktor ist dort nicht optimal.


    In einem gebe ich dir aber nicht Recht:



    Weil morphologisch passt da nichts, aber auch rein gar nichts zusammen. Contumyces passt zwar durchaus zu Rickenella, aber beide absolut nicht zu den "richtigen" Hymenochaetales.


    Schau dir mal die Cystiden von Rickenella an und vergleiche die mal mit den Setae der Hymenochaetales. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sie sich daraus entwickelt haben.


    Für Rickenella bei den Hymenochaetales spricht auch die LSU, nicht nur die ITS (Larsson et al. 2006 - sie nahmen einen konseravtiven Bereich der ITS und die LSU). Ich finde Skepsis angebracht und gut, habe aber kein Problem damit, dass Lamellenpilze mehrfach konvergent entstanden. Bei drei Ordnungen isz es klar: Agaricales, Russulales, Boletales - warum dann nicht auch bei den Hymenochaetales? Incertae sedis ist sicherlich eine Lösung, klar. Vielleicht kommt ja mal ein Stammbaum, der auf z.B. 6 Loci basiert, an die Öffentlichkeit. Wäre spannend.


    Zitat

    Nur: ITS - Sequenzen sind meistens ganz passable Anzeiger, wenn es um Differnzierungen einzelner Arten geht. Sobald man im Baum weiter runter geht und die Verwandschaftsbeziehungen nachvollziehen will, wird das meiner Ansicht nach aber immer wackeliger mit dieser Sequenz.


    Stimmt - aber... es gibt in der ITS auch konservative Bereiche, wobei das verwandtschaftsabhängig ist. Es gibt Arten, di in der ITS identisch sind, weil sie in der Artengruppe zu konservativ ist. Bei anderen werden manche Bereiche kaum repariert, also kann man dann Arten ganz gut erkennen. Auf Ordnungsebene gebe ich dir recht, da wäre was deutlich konservativeres besser.


    Zitat

    Das gleiche gilt ja auch zB für Sidera: Das sei zwar angeblich laut ITS auch eine Rickenellaceae - Gattung, ist es aber nicht (absolut subnull morphologische Parallelen) und sie gehört auch definitiv nicht zu den Hymenochaetales.


    Nein, nicht nur ITS, sondern auch LSU... und subnull? Ich finde anatomisch einige Parallelen zu Hyphodontia s.l. - und zu Resinicium. Ganz so abwegig ist es m.E. nicht.


    Zitat

    Sich da bei der Einordnung blind auf eine einzige Sequenz zu verlassen, wenn alles andere dagegen spricht, halte ich für einen Fehler.


    Immerhin zwei Sequenzen und auch nicht blind und allein deshalb. Jedenfalls nicht bei allen aktuell als Hymenochaetales klassifizierten Gattungen.


    Warten wir's ab ;)


    LG
    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Christoph!


    Erstmal: :thumbup:


    Nun frage ich mich natürlich: Warum soll denn nun die konsevativere LSU aussagekräftiger sein als die ITS? Und warum kann man sich in dieser Gruppe nun darauf verlassen? Denn nach wie vor sprechen halt allzu viele morphologische Details dagegen.


    Wenn man nun bei allen Blätterpilzen mit +/- großen Zystiden eine Verwandschat zu den Hymenochaetales vermuten würde, warum sind dann packt man nicht einen Großteil von Melanoleuca (siehe Brennhaarzystiden) und Inocybe (Lamprozystiden / Metuloide) auch dazu? ;)
    Rhetorische Frage, ich gehe hier stark davon aus, daß da auch die Sequenzen (ITS und LSU) so eine Eingruppierung mitnichten unterstützen würden.
    Nur damit wird halt ein morphologisches Argument doch ziemlich dünn.
    Weil sobald man noch ein paar andere Details anguckt (Basidien, Sporencharakteristika, insbesondere Hyphenstrukturen) überwiegen eben doch die offensichtlichen Unterschiede. Mal ganz abgesehen vom unterschiedlichen makroskopischen Erscheinungsbild.


    OK, Sidera - subnull... stilitische Übertreibung. Aber abgesehen davon: Ja, diese morphologischen Ähnlichkeiten sind absolut nachvollziehbar, wenn man mal vom Aufbau (konstant und stark ausgeprägte Skeletthyphen + andere Basidienform) und der völlig anderen Sporenanatomie absieht. Nur stellt sich mir dann die Frage: Warum stehen die Schizoporaceae (also Hyphodontia s.l.) eigentlich bei den Hymenochaetales? ebenfalls rhetorische Frage --> LSU & ITS. Immerhin: Da sind schon noch einige Parallelen erkennbar, das ist allerdings auch eine morphologisch ganz uneinheitliche Gruppe (Hyphodontia s.l.).
    Nur: Warum dann Sidera zu den Rickenellaceae und nicht zu den Schizoporaceae? Da scheint doch irgendwas nicht zu stimmen.


    Ich bleibe da nach wie vor skeptisch. Auch wenn ich natürlich die systematischen Bäumchen, so wie sie erstmal gedruckt und argumentiert sind übernehme, finde ich das trotzdem wichtig, zu kritisieren und infrage zu stellen.
    Letztlich ist das ein Thema für Genetiker, Spezialisten. Nur glaube ich halt nicht, daß das ein vernünftiges Ergebnis sein kann, wenn man die Morphologie dabei ignoriert.
    Die Frage, warum da was nicht zusammenpasst, sollten sich eigentlich die Genetiker schon selbst stellen. Und ihr nachgehen. :)



    LG; pablo.