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Hallo, Markus & Joseph!
Es ist eigentlich sogar noch ein Stück komplizierter. Wie die Bäumchen (genetische Verwandschaften / Stammbäume) in dem Bereich aussehen, weiß ich nicht so genau. Aber im Hintergrund spielen da noch einige nomenklatorische / systematische Probleme mit rein. Nur so ganz grob umrissen: Für jede Gattung muss es eine Typusart geben. Also sowas wie eine "Leitart", die irgendwann mal als eine Art "Stammvater" für die Gattung definiert wurde. Das ist jetzt erstmal nicht unbedingt von den genentsichen Daten abhängig, sondern betrifft die Standards und regeln der Taxonomie an sich. Wenn bei einer Gattungsbeschreibung / Gattungsdiagnose eine solche Typusart festgelegt wurde, dann ist das zunächst mal gültig, auch wenn diese Festlegung vor 50 Jahren stattfand. Zu der Zeit spielte Genetik bekanntlich noch keine Rolle in der Mykologie.
Bei Clitocybe ist es blöderweise auch noch unklar, welches nun diese Typusart sein muss. Offenbar gibt es verschiedene Gattungsdefinitionen von verschiedenen Autoren, was jetzt warum Gültigkeit hat, müsste man mal einen richtigen Experten auf dem Gebiet fragen. In den Großpilzen BaWüs wird dieses Problem bereits angerissen, je nach Gattungsdefinition ist dort als Typusart der Gattung Clitocybe entweder der Ockerbraune Trichterlinge (Clitocybe gibba) oder die Nebelkappe (Clitocybe nebularis) definiert.
Blöd nur, daß der Ockerbraune Trichterlinge mittlerweile gar keine Clitocybe ist, sondern (nach nomenklatorischen regeln gültig!) nch "Ampulloclitocybe" umkombiniert wurde. Das bedeutet folgendes: Legt man ein Gattungskonzept zugrunde, in welchem Clitocybe gibba die Typusart von Clitocybe wäre, existiert die Gattung gar nicht mehr (es sei denn, man hätte das Gattungskonzept völig überarbeitet und eine neue Typusart definiert, was aber - soweit ich weiß - mit erheblichen Schiweirgkeiten verbunden wäre.
Wenn man ein Gattungskonzept zugrunde legt, nach dem Clitocybe nebularis die Typusart von Clitocybe wäre, und kombiniert dann die Nebelkappe gültig zu Lepista um, müssen eigentlich alle weiteren aktuell in der Gattung befindlichen Arten ebenfalls zu Lepista gestellt werden.
In dem Fall würde bedeuten: Wenn man "Lepista nebularis" sagt, muss man auch "Lepista ditopa", "Lepista fragrans", "Lepista metachroa", "Lepista phaeophthalma" sagen.
Aber letztlich müssen sich damit Gattungsexperten auseinandersetzen, die eben auch die ganzen ursprünglichen Artbeschreibungen und Gattungsdiagnosen kennen und das nach taxonomischen regeln aufdröseln können.
LG; pablo.
Hi,
sorry für die Klugsch****erei. "C. gibba" steht nicht zu "Ampulloclitocybe" das wäre dann der Keulenfuß gewesen, sondern zu "Infundibulicybe" umkombiniert; ebenso wie wie "C. geotropa" und "C. costata".
l.g.
Stefan