Gelbbraune Wurzeltrüffel ?

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 5.265 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo,


    Fund vom 04.11.17; MTB –“ 4553, 42 ; –ž Muskauer Heide –ž ; Höhe 130 m NN ; TÜP –“ abseits der Ortslage Boxberg , linksseits der Bundesstraße 156 in Richtung Bad Muskau, Flechtenreiche Kiefernbestände über Sand
    Nach warscheinlich frostreichen Nächten der zurückliegenden Tage, war an Pilzen nichts mehr zum Sammeln.
    Auf dem Rückweg fiel mir dann diese Trüffel in ´s Auge, die unter günstigen Bedingungen im Gebiet sehr häufig zu finden ist und von der ich meine,
    es könnte sich um Rhizopogon luteolus FR. et NORDHOLM 1817 ( Gelbbraune Wurzeltrüffel ) handeln.




    Das Röten an den verletzten Stellen ist mir das Erste Mal aufgefallen...





    Ich kann im Augenblick leider keine Mikrobilder einstellen, da der Sensor der Kamera zur Reinigung ist. Vielleicht kann jemand trotzdem eine zielführende Aussage zur Definition der Art treffen (?).


    LG; Peter

    Wissen ist das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.
    Marie Freifrau von Ebner - Eschenbach (1830 - 1916 )

  • Servus Peter,


    schwer zu sagen am Foto. Rhizopogon luteolus (=Rh. obtextus) würde von der Peridienfarbe her gut passen. Ich kenne diese Wurzeltrüffel aber sehr stark vom Rhizomorphenfilz umhüllt. D.h. es gehen Rhizosmorphen rund um den Fruchtkörper - die sind dann rotbräunlich. Rhizopogon luteolus wird zudem sehr groß.


    Rhizopogon roseolus ist halt sehr variabel - auch in der Form und Farbgebung. Ich würde nur am Foto das nicht ausschließen können. Die beiden Arten unterscheiden sich aber anatomisch deutlich - bei Rh. luteolus besteht die Peridien aus sehr auffälligen Hyphenbündeln - dadurch ist die Art zusamen mit der Makroskopie unverwechselbar.


    Beide wachsen, wie (fast) alle Wurzeltrüffeln, unter Kiefern (die Kiefer ist daher kein Hinweis auf die Art bzw. auf Rh. roseolus, da muss ich beli widersprechen). Ich kann da die Monographie von Maria Paz-Martin wärmstens empfehlen. Da sind 20 Arten (für Europa) enthalten - inzwischen müssten es ein paar mehr sein, da der Rh.-villosus-Komplex überarbeitet wurde und aufgespalten wurde.


    @beli: Rhizopogon vulgaris wird bei Paz-Martin als Synonym von Rh. roseolus geführt.


    Ich muss aber dazu sagen, dass ich selbst auch erst drei Arten der Gattung in der Hand hatte / gefunden habe:


    Rh. roseolus (sehr häufig)
    Rh. luteolus (ziemlich häufig im passenden Habitat - ich kenne sie aus Sandkiefernwäldern)
    Rh. melanogastroides (extrem selten oder übersehen) - kenne ich von der oberen Isar bei Hinterriss (Fundort ist auch publiziert - Stefan Reidl hat die Mykorrhizen beschrieben und den Fund aufgearbeitet - er hat sie auch entdeckt, war eine gemeinsame Exkursion)


    LG
    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Peter!


    Ui, was für ein schönes Gebiet. :)
    Wenn ich könnte, würde ich glaube ich sofort hinfahren. Frost hin oder her, das sieht äußerst spannend aus.
    Nur für die Ritterlinge müsste man wohl im nächsten Herbst hin, die sind dort durch, oder?



    LG, Pablo.


  • Hallo Christoph,


    danke für das Feedback.
    Das Fehlen der Wurzelstränge bei den beiden Trüffeln der ersten beiden Bilder könnte dem Umstand geschuldet sein, das mein Begleiter beim Freilegen für die Foto ´s, die feinen Härchen einfach abgewischt hat. Ich habe die Knollen ( ca 45 mm lang ) nämlich vor mir liegen und da sind die Rhizomorfen auf der Unterseite noch vorhanden.

    Die beiden letzten, leider qualitativ mangelhaften Bilder zeigen nach Deiner Beschreibung möglicherweise die gleiche Art, auch mit großzügigem Rhizomorphenfilz. Diese Trüffel habe ich auch in dem Areal aber an anderer Stelle gefunden. Die ragte auch mit dem Scheitel aus dem Sand, rötete aber beim ankratzen nicht.
    Diese Trüffeln scheinen nicht mal den Wildschweinen zu schmecken, sonst müsste man eigentlich Flurschäden sehen.


    LG; Peter

    Wissen ist das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.
    Marie Freifrau von Ebner - Eschenbach (1830 - 1916 )


  • [hr]
    wo ist mein Beitrag? :(

  • Servus Peter,


    jetzt sieht es sehr nach Rhizopogon luteolus aus. Auch die Fruchtkörpergröße passt gut.


    LG
    Christoph


  • Servus Peter,


    jetzt sieht es sehr nach Rhizopogon luteolus aus. Auch die Fruchtkörpergröße passt gut.


    LG
    Christoph


    Hallo,


    Dies Jahr auf der Boletus-Tagung hat Gunnar Hensel und Rhizopogon verii vorgestellt, bei dem sind die Rhizomorphen viel feiner als bei R. luteolus. Dies Jahr hab ich selbst nur R. verii gesehen, aber letztes Jahr hatte ich R. obtextus und da sehen die Rhizomorphen wirklich anders aus.
    Diesen Pilz würde ich auch R. verii nennen.


    VG, Tanja


  • Hallo Tanja, hallo Christoph,


    danke an beide für die aufklärenden Beiträge.


    VG; Peter

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    Marie Freifrau von Ebner - Eschenbach (1830 - 1916 )

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Ui, Rhizopogon verii?
    Nie gehört: Danke für den Hinweis, Tanja! :thumbup:
    Heißt also, daß ich zukünftige Funde mal kritischer betrachten muss. Ausgerechnet, wo am Sonntag im Pfälzer Wald doch alles voll lag mit diesen "Trüffeln". So viele habe ich noch nie an einem Tag gesehen, und blöderweise keine mitgenommen. Hätte ich das mal früher gewusst...




    LG, Pablo.

  • Servus Tanja,


    Rhizopogon verii kenne ich nicht aus eigener Anschauung, sondern nur virtuell aus der Monographie von Paz Martin. Beide haben anatomisch den gleichen Peridientyp, also mit diesen Hyphenbündeln. Rh. verii hätte aber u.a. deutlich abgestutzte Sporen. Makroskopisch müsste Rh. verii durch eine "Scheinduplexperidie" auffallen (laut Monographie). Es müsste also so aussehen, als hätte er eine doppelte Peridie, was Paz Martin durch die Pigmentverteilung erklärt (d.h. die Peridie müsste außen klar gefärbt sein, innen dann abgesetzt blasser sein).
    Was die Rhizomorphen angeht, sieht dann Rh. luteolus zumindest von außen nicht anders aus. Ich kenne genau so auch Rh. luteolus (mikroskopierterweise). Das zeigt aber, dass man wirklich alle vermeintlichen Rh. luteolus mikroskopieren muss (wie gesagt: die Gattung hat mindestens 20 Arten in Europa!). Danke für die Infos, Tanja. Spannend - ich würde gerne mal Rh. verii real in Händen haben :)


    LG
    Christoph


  • Hallo Christoph, Tanja, Peter und Pablo,


    leider ist die Welt nicht so heil, wie man den Eindruck beim Lesen der Beschreibungen bei Maria Paz Martin gewinnen muss. Die Mehrzahl der Sporen bei Rh. verii ist eben nicht truncat. Zumindest nicht bei meinen Aufsammlungen. Man muss eher dananch suchen.
    Maria hat für ihre Arbeit Exsikkatenmaterial aus allen ihr zugänglichen Herbarien untersucht. Ich untersuche eher Frischpilze. Da sind die Peridenverhältnisse, die bei Maria ja bestimmungsrelevant sind, nur mit einiger Fantasie nachvollziebar. Der Schlüssel ist deshalb für Einsteiger m.E. nicht brauchbar. Man müsste tatsächlich mal eine Serie von Exsikkaten mikroskopieren...
    Alle Aufsammlungen von Rh. verii hatten bei mir bisher kleinere Fruchtkörper als Rh luteolus. Darüber hinaus waren sie gegenüber Rh. luteolus rundlicher. Ob die Rhizomorphenfarbe als Merkmal taugt, muss beobachtet werden. Bisher waren Rhizomorphen bei Rh. verii spärlicher, zarter und mit einem rötlichen Schein (wohlgemerkt dfie Rhizomorphen, nicht die Fruchtkörper - dann siehe Rh. roseolus agg.). Rh. luteolus hat kräftige Rhizomorphen, die zumindest später braun sind. Das kann allerdings durch Licht und Luft induziert sein und sollte auch beobachtet werden.
    Die Sporen von Rh. luteolus sind schmaler (bis 3,2μm Breite und Q um 2,5-2,6), die von Rh. verii breiter (bis 3,5μm und Q um 2,2-2,35). Damit dürfte der Sporenquotient ein verhältnismäßig sicheres Merkmal sein.


    Gruß Gunnar

  • Servus Gunnar,


    vielen Dank für die detaillierten Infos! Schön, dass du dich als Spezialist zu Wort meldest! Dann muss ich mal meine alten Belege von Rhizopogon luteolus nachmikroskopieren, denn ich hatte mich (logischerweise) auch oder insbesondere auf die abgestutzten Sporen als Trennmerkmal gestützt. Ob ich den Sporenquotienten groß beachtet hatte, weiß ich nicht mehr.
    Da meine Funde ziemliche Brummer waren und klar kartoffelförmig langgezogen, wird das vermutlich wirklich alles Rh. luteolus gewesen sein. Aber ich werde dann zukünftig explizit auf die Rhizomorphenfarbe auf der Peridie achten (und Form unf Größe) - ich würde gerne mal was anderes bei uns finden als die häufigen beiden ;-).


    LG
    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gunnar!


    Die Form finde ich allerdings ganz schön variabel, zumindest am letzten Sonntag fanden wir Kollektioonen, innerhalb derer die Fruchtkörper von kugelig bis unregelmäßig kartoffelförmig variierten. Aber das soll ja ohnehin kein sicheres merkmal sein.


    danke dir für die Infos; vorerst bleibt mir nur, die bisherigen Bilder und Funde mal mit einem "cf" / "s.l." zu versehen und zukünftige Kollektionen mal genauer anzugucken und vor allem auf den Sporenquotienten zu achten. Die oben gezeigte Kollektion wäre immerhin mal reif gewesen, da hätte sich das sogar gelohnt.



    Lg; Pablo.