Gefahr durch Wildschweine beim Pilzesammeln?

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 7.087 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Pilz1990.

  • Ich war gestern in einem abgelegenen Waldstück im Harz auf der Pirsch nach Pilzen.
    Bin nicht vom Weg abgegangen, sondern habe mich mit dem begnügt, was am Wegesrand wuchs. Ich bin noch Anfängerin, was das Thema Pilze angeht.
    Auf einmal hörte ich im Unterholz ein Grunzen, war höchstwahrscheinlich ein Wildschwein - ich hatte ganz schön Herzklopfen.
    Immer wieder sieht man ja Leute, die auch abseits der Wege im Unterholz Pilze sammeln. Gibt es Berichte, dass sie von Wildschweinen attackiert wurden?
    Gibt es praktische Verhaltensregeln, falls sowas passiert?

  • Hallo!


    Tja, wenn man sich im Wald aufhält, dann muß man halt auch damit rechnen, so manchem Stück Wild zu begegnen.
    In der Regel sind solche Begegnungen am Tage eher selten.
    In den frühen Morgen- bzw. späten Abendstunden aber durchaus keine Seltenheit.
    Beim Pilzesammeln hatte ich solche Begegnungen nicht allzuoft und wenn, dann war das Wild meist in größerer Entfernung zu sehen.
    Ein aufgeschrecktes Reh und ein Hirsch, der mich fast mal über den Haufen rannte, bilden da eine seltene Ausnahme.
    Einmal fanden wir in einer Mulde ein Kiez, welches noch so klein war, daß es nicht mal wegrannte.
    Wildschweine im Wald waren fast immer in größerer Entfernung zu sehen und zogen dann auch unbeirrt weiter.
    Anders war es freilich beim Nachtangeln, denn ich bin auch ein begeisterter Aal- und Zanderangler.
    Da hatte ich schon desöfteren mit Wildschweinen zu tun, aber auch mit Waschbären und Nerzen. Fast alle Begegnungen fanden in der Dämmerung oder in der Nacht statt.
    Einmal war ich in meinem Stuhl eingeschlafen (es war wohl so nachts um 01.00 Uhr rum), als ich von dem Wildschweingegrunze aufwachte.
    Es war ein Keiler, der ans Wasser gekommen war.
    Unweit des Steges, auf dem ich saß, gab es eine Stelle zwischen den Bäumen, wo einige Leute ihre Plastekähne aus dem Wasser gezogen und hochkant an die Bäume gestellt hatten.
    Das schien dem Keiler nicht zu gefallen, denn der rannte solange gegen einen Kahn, bis dieser mit einem lauten Krach umfiel.
    Ehrlich gesagt, ganz wohl fühlte ich mich dabei nicht in meiner Haut, denn erstens war es anscheinend ein Einzelgänger und zweitens war er wohl etwas gereizt.
    Nach etwas längerem Geraschel und Gegrunze zog er dann aber doch friedlich ab, ohne mich auf meinem Steg "besucht" zu haben.
    Vielleicht hatte ihn auch mein Taschenlampenlicht etwas irretiert.
    Das zweite Mal (ich war wieder mal am Schlafen) das gleiche noch einmal:
    Diesmal stand das Teil etwa einen Meter vom Steg entfernt und glotzte mich an.
    Ich leuchtete dem Tierchen mit meiner Lampe entgegen und wir standen uns beide etwa 30 Sekunden lang unbeweglich gegenüber.
    Plötzlich ging der Bißanzeiger einer meiner Aalruten los und ich leuchtete kurz auf die Stelle, an der ich meine Angeln aufgebaut hatte.
    Dann wieder zurück auf die Stelle, wo der Keiler gestanden hatte - und fort war er!
    Völlig geräuschlos hatte er sich aus dem Staub gemacht.
    Diesmal war er wohl durch das Piepen des Bißanzeigers vertrieben worden, nachdem er zuvor wohl durch das Blendlicht der Taschenlampe etwas "gelähmt" war.
    Also alles in allem - die Viecher sind zwar neugiering, haben aber vor uns mindestens ebensoviel Respekt, wie wir vor ihnen.
    Solange man ein Tier nicht mit irgendetwas ärgert oder reizt, läßt es einen auch in Ruhe.
    Ich habe auch später erlebt, daß selbst Wildschweine, die den Umgang mit Menschen gewohnt waren, weil sie sich abends zu einer bestimmten Zeit regelmäßig einige Küchenabfälle "abholten", nie einen gewissen Sicherheitsabstand überschritten haben.
    Das Camp in dem ich damals war, lag mitten im Wald und war komplett eingezäunt.
    Die Rotte (und was für eine!) kam immer abends zu einer bestimmten Zeit in die Nähe des Zaunes, um sich ihr "Abendbrot" abzuholen.
    Wir fütterten die Schweine durch die Maschen des Zaunes mit Küchenabfällen, die wir ihnen hinwarfen.
    Geriet ein Wurf zu kurz, traute sich keines der Tiere heran - von einem "aus der Hand fressen" ganz zu schweigen (sollte man bei Wildschweinen eh nicht unbedingt machen;))!
    Es war, wiegesagt eine riesengroße Rotte, wie ich sie niemals zuvor gesehen hatte, bestimmt mehr als 50 Tiere.
    Und was für "Giganten" dabei waren! Es gab uralte Viecher die schon fast haarlos waren und fast die Größe einer Kuh erreichten.
    Ich hätte nie zuvor gedacht, daß Wildschweine dermaßen groß werden können.
    Erstaunlich ist auch, wie sie nachts (wenn sie auf der Flucht sind) nicht gegen diverse Bäume rennen, speziell wenn es durch niedrigen Wald geht.
    Das ist übrigens auch etwas, was ich an Rehen und Hirschen jedesmal bewundere: Die springen mit einer Sicherheit mitten durch eine Schonung hindurch, als würden sie sich auf einem freien Weg befinden.
    Aber zurück zu den Wildschweinen. Die hatten natürlich auch etliche Frischlinge dabei, die aber von den "Alten" ebenfalls streng auf Abstand gehalten wurden.
    War ihr "Abendbrot" beendet, zog die ganze Rotte friedlich weiter.
    Sicherlich hört man immerwieder irgendwelche Geschichten, daß Menschen von Wildschweinen angegriffen wurden. Meist handelt es sich dabei aber eher um das Gegenteil und das kann dann auch tragisch enden.
    So kam es einmal zu einem Zwischenfall, wo Kinder mit dem Rad durch den Wald fuhren. Ein Kind fuhr dabei ausversehen einen Frischling an.
    Den Rest kann man sich denken - ein Kind konnte noch flüchten, das andere wurde von der Bache attackiert und verstarb.
    Also ein tragischer Unglücksfall, denn die Bache wollte lediglich ihr Junges beschützen.
    Wiegesagt, läßt man die Tiere in Ruhe und verhält sich bei Begegnungen ganz normal (also weder wegrennen, noch das Tier anschreien oder irgendwelche hastigen Bewegungen machen), dann passiert auch nichts.
    Die Tiere ziehen weiter und auch wir können unseren Weg fortsetzen.
    Meistens haben sie uns in dem Moment, wo wir sie entdeckt haben, bereits auch schon gewittert und flüchten dann auch postwendend.
    Sollte man das Glück haben, dem Wild mal gegen den Wind zu begegnen, dann sollte man sich ebenfalls ruhig verhalten und kann es so auch noch ein Weilchen beobachten. Angst vor irgendwelchen Angriffen braucht man in solchen Fällen meiner Meinung nach nie zu haben.
    Auch die Angst vor Wölfen ist völlig unbegründet.
    Ich habe sie im Oderbruch sehr oft in der Nacht gehört - aber niemals einen zu Gesicht bekommen. Die haben noch eine viel viel größere Scheu vor dem Menschen als alle anderen "Waldbewohner".
    Das nur mal zur Beruhigung...


    MfG,
    Thomas2

  • Sehr guter Beitrag! :thumbup:


    Ich möchte nur noch was ergänzen. In den Monaten Juni bis Ende August/Anfang September sind Wildschweine völlig harmlos. Nur in den anderen Monaten könnten sie etwas gereitzt sein, da dort die Balz, die Fortpflanzung und usw. stattfinden. Ich halte es auch so für besser sich ruhig zu verhalten, anstatt panisch auf irgendeinem Baum zu hetzen, wo man genau weiß, dass man es eh nicht schafft;):D
    Damit regt man die Tiere nur auf. Das sollte man nur in absoluten Notfällen tun.


    Viele Grüße


    Christian