Hallo ihr lieben,
wie der Zufall so wollte hat es mich letztes WE nach Wiesbaden verschlagen, wo ich auch die dortige "Pilzausstellung" im Landesmuseum besucht habe. Ich war sehr gespannt, denn ich wusste, dass Frau Mag. Hermine Lotz-Winter und Frau Prof. Dr. Meike Piepenbrink diese konzipiert hatten. Da ich die beiden Damen persönlich kenne und um ihre Liebe zum Detail und ihre Pilzliebe auch weiß, war ich besonders gespannt, ob es ihnen auch gelungen ist, diese Liebe auch in der Ausstellung zur Geltung zu bringen. Um es vorweg zu nehmen. Es ist ihnen sehr gut gelungen.
Als ich die Ausstellung betrat, fühlte ich mich auch gleich heimisch sozusagen, begrüßt von Überlebensgroßen Fliegenpilz-, Steinpilzmodellen sowie dem Modell einer auskeimenden Pilzspore mit Primärmycel und Hermine, die ich dort zufällig traf. Zufälle gibts aber auch.
Die Ausstellung ist auch sehr durchdacht konzipiert. Der erste Raum vereinigte die Grundlagen: Sporenbildung, Verbreitungsmechanismen, Anwendungsmöglichkeiten von Pilzen (Pilze als "Hersteller/Lieferanten" für bestimmte Chemikalien, Arzneimittel und Lebensmittelzutaten), Heilpilze, Speise- und Giftpilze, Zuchtpilze (auch die Exotischen), Pilze zum Färben von Stoffen, phytopathogene Pilze, coprophile Pilze, die einen recht großen Bereich einnahmen, humanpathogene Pilze, Spaltblättling und dessen Rolle beim Fracking für Erdöl, Schleimpilze und noch vieles mehr. Fast jeder Aspekt war beleuchtet, kurz und knackig aber infortmativ genug um die Besucher auch für die bestimmten Themenbereiche zu sensibilisieren. Eine hohe Kunst, die nur wenige Menschen beherrschen. Hermine und Meike beherrschen die perfekt, wie ich ja schon bei ihren Fachberaterkursen kennen gelernt habe.
Hier mal ein paar Fotos:
Coprosektion: Das Pilobolus-Modell ist wirklich genial.
Nun aber wieder zurück zu den wirtschaftlichen Anwendungen und weiterer Thematiken.
Auch alltägliche Anblicke boten sich mir.
Ein weiterer Raum hatte die Ökologie zum Grundthema. Das Hauptaugenmerk waren einige große Plakate (insgesamt als Säule angeordnet) wo die wichtigsten Naturräume vorgestellt wurden. Vor jedem dieser Plakate waren 2 große Vitrinen aufgestellt, wo die jeweiligen typischen Pilzarten dieser Habitate als täuschned echt aussehende Modelle präsentiert wurden. Drumherum wurde die Rolle der Pilze nicht nur als Mykorrhiza beschrieben, nein es wurde auch eindrucksvoll gezeigt, was mit den Wäldern passieren würde, wenn eben keine Destruenten das Totholz zersetzen würden, es keine insekten- und phytopathogene Pilze gäbe usw. Auch hier wurden Überlebensgroße Psilocyben ausgestellt, die auch noch witzigerweise mit verschiedenen Lichtfarben illuminiert wurden. Ein Geniestreich. Zudem wurde dort auch das Thema Flechten und Insektenpathogene Pilze ausgiebigst beleuchtet.
Auch wurde ein großer Teil der Ausstellung dafür verwendet um mal zu zeigen, wie die Pilzmodelle hergestellt wurden. Es wurden in der Ausstellung so viele Facetten angesprochen, die ich nicht alle hier wieder geben kann. Am besten ihr sehts euch selbst mal an, wenn ihr in der Gegend seid. Für alle Pilzinteressierten ist das auf alle Fälle ein absolutes Muss diese Austellung besucht zu haben. Lasst euch dafür Zeit, denn die läuft noch bis nächstes Jahr Mitte August.
Falls ihr während des Museumsbesuches mal ne Pilzpause braucht; es gibt auch eine wunderbare pomologische Ausstellung dort bis Januar. Nach den vielen Apfelmodellen als Pause hatte ich wieder Lust auf Pilze.
Fazit: Eine sehr gelungene Austellung, die fast alle Seiten der Hobby- und Berufsmykologie vereinigt, wunderbar dargestellt, teilweise auch genialst interaktiv aufgearbeitet. So gab es auch immer wieder Mikroskopiestationen, wo man sich bestimmte Dinge genaue betrachten konnte. Um es kurz zu machen. Für interessierte Anfänger, Hobbymykologen und Profis eine wunderbare Sache und auch eine der wenigen Plattformen, wo sich auch diese Leute austauschen können.
l.g.
Stefan