Hallo zusammen,
bevor die ersten Bodenfröste die Pilzsaison im Offenland vorerst beenden, habe ich mich am letzten Sonntag noch zu einem kleinen Ausflug in die nähere Umgebung aufgemacht. Ziel war die Pferdeweide im NSG Moosheide, wo ich 2015 auf dem Dung der Senner Pferde die Punktierte Porenscheibe (Poronia punctata) entdecken konnte.
Umfangreiche Informationen zu dem dortigen Beweidungsprojekt finden sich auf den Seiten der Biologischen Station Paderborn-Senne.
Mittlerweile mit einer Betretungserlaubnis ausgestattet, wollte ich die von mir erwartete Ausbreitung von Poronia punctata dokumentieren, musste aber feststellen, dass die Art sich hier seit 2015 nicht so recht vermehrt hat. Auf der großen Weide (ca. 20 ha) liegt zwar jede Menge Pferdedung unterschiedlichen Alters, Poronia war daran aber nur sehr vereinzelt zu entdecken.
Natürlich gab es noch andere Pilze wie z. B. den Frostschneckling (Hygrophorus hypothejus), der massenhaft bei den Kiefern zu finden ist, die am Rand der Fläche und in den zahlreichen Gehölzinseln innerhalb der Weide stehen.
Ähnlich frisch wie die Frostschnecklinge sind auch noch die Erdzungen, die in großer Zahl auf der kurz gefressenen Weide zu entdecken sind. Es sind hier zwei Arten miteinander vergesellschaftet, zum einen die weit verbreitete und allgemein bekannte Schleimige Erdzunge (Glutinoglossum glutinosum) und zum anderen die in Deutschland lange Zeit verkannte Geoglossum elongatum, die mit ihrem geschuppten Stiel der Täuschenden Erdzunge (Geoglossum fallax) sehr ähnlich ist, aber wohl nur auf sehr basenarmen und sauren Sandböden siedelt, die wiederum von G. fallax gemieden werden.
Erdzungen im Moos der Pferdeweide
Im recht guten Zusand waren auch noch verschiedene Häublinge, hier der für trockene und nährstoffarme Gras- und Heidelandschaften typische Gestiefelte oder Glockige Häubling (Galerina pumila).
Galerina pumila, junge Exemplare
Mit zunehmenden Alter schirmt aber auch dieser Häubling so weit auf, dass sich die Glockenform der jungen Hüte kaum noch erahnen lässt.
Zu den Charakterarten der Senne zählt auch der Mennigrote Saftling (Hygrocybe miniata). Die jetzt noch auf der Pferdeweide zu entdeckenden Exemplare waren aber alle schon ziemlich verwässert und farblos, hier deshalb ein Foto mit Exemplaren, die sich im Oktober (unter optimalen Bedingungen) entwickeln konnten.
Bei den Rötlingen gibt es dagegen Arten, die man Ende November noch im sehr frischen Zustand antreffen kann. Zu diesen zählt auch der recht seltene Weinrote Rötling (Entoloma vinaceum), ihn findet man nur auf sauren und sehr nährstoffarmen Sandböden. In Dänemark wird er aufgrund seines späten Erscheinens November-Rötling genannt.
Bodenbewohnende Strauchflechten haben es auf einer Pferdeweide schwer und werden durch den Tritt der Tiere immer wieder stark geschädigt. Langfristig überstehen das nur wenige "robuste" Arten. Die besonders schönen, aber auch sehr zerbrechlichen Rentierflechten (eine kleine Artengruppe innerhalb der sehr vielgestaltigen und großen Gattung Cladonia) behaupten sich hier nicht. In einem kleinen Heiderest außerhalb des umzäunten Geländes standen aber einige Exemplare der in der Senne noch weit verbreiteten Ebenästigen Rentierflechte (Cladonia portentosa).
LG Ingo