Pilze mit einfacher Ausstattung (Handy, Billig-Knipse) fotografieren

Es gibt 25 Antworten in diesem Thema, welches 7.730 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo,


    EDIT: lese gerade Craterelles Antwort ...


    ich habe auch jahrelang - von 2006 bis 2014 - mit zwei eher einfachen Kompaktkameras fotografiert.


    Das ging natürlich auch alles irgendwie, aber manchmal nur mit "Trick 17".
    @ Josef: deine Ausführungen beziehen sich m.M. schon auf die "besseren" Kompaktkameras ... wie die neuesten Modelle in der günstigeren Klasse zur Zeit ausgestattet sind, weiß ich gar nicht.


    Bei den wirklich günstigen/ einfachen Kameras hatte ich eher diese Erfahrungen gemacht:
    Fokus:
    die meisten Kameras dieser Klasse (um 120 Euronen damals) hatten keinen manuellen Fokus (der war mir bei einer Neuanschaffung wichtig, hin und wieder verwende ich den auch, vor allem bei konstrastarmen Motiven)


    Die meisten Kameras dieser Klasse haben einen Autofokus, wo in der Normaleinstellung die Kamera mit mehreren Feldern etwas "anvisiert" und im Bildmotiv analysiert, was "wichtig" ist.
    Für die Pilzfotografie (und auch für Pflanzendetails etc.) sollte man, wenn möglich auf 1-Feld-Fokus umschalten.
    Bei diesen Kameras ist normalerweise der 1-Feld-Fokus nicht skalierbar und nicht verschiebbar, sondern es ist ein relativ großes Feld und das liegt in der Mitte.
    Manchmal wird exakt auf etwas scharf gestellt, was kurz hinter dem liegt, was man selbst scharfstellen möchte.
    Dann hilft es manchmal, etwas neben das Motiv zu halten (kann auch die eigene Hand sein), was möglichst genau in der gleichen Entfernung liegt und die Kamera darauf scharf stellen zu lassen und dann wieder (ohne die Entfernung merklich zu verändern) mit halbgedrückter Auslösetaste zurückzuschwenken und dann auszulösen.
    Oder man kann den Hintergrund, der beim Fokussieren stört, mit einer Pappe o.ä. abdecken (!) , dann beim Auslösen natürlich die Pappe wieder entfernen - oder mit halbgedrückter Auslösetaste den Autofokus arbeiten lassen und dann mit "einem winzigen Fingerzucken" die Entfernung zum Objekt minimal vergrößern - oder auch für den besseren Bildaufbau das zwangsweise mittig liegende Objekt anfokussieren und dann mit halbgedrückter Auslösetaste die Kamera leicht seitlich versetzten ... das ist natürlich alles hochgradiges "try and error" - aber von 3-4 Fotos ist meist eines o.k. gewesen.
    Das sind natürlich alles Fotos "aus der Hand" und keine Aufnahmen mit Stativ.
    Jedes Bild sollte man sofort daraufhin kontrollieren, ob es wirklich scharf ist, wo es scharf sein soll .
    (Bildansicht in der Kamera vergrößern!!)


    Bei Fotos "aus der Hand" darf man den ISO-Wert (falls beeinflussbar, das ist nicht immer so!) nicht so niedrig (80 oder 100 ist "niedrig" stellen, dass ergäbe eine oft zu lange Belichtungszeit, die einfacheren Kameras haben keine besonders lichtstarken Objektive...
    Jede Kamera rauscht aber einer ISO-Einstellung mehr oder weniger stark, je hochwertiger desto weniger "Rausch".
    400 ISO war auch bei meinen alten Kameras noch o.k,
    800 ISO ergaben schon körnigere Bilder (und das ist bei meiner jetzigen Kamera auch noch so, für reine Dokuaufnahmen ist es jedoch noch "erträglich".)


    Die einfachen Kameras haben meist keine Einstellung für den Modus "Blendenpriorität" (A-Modus), sondern unterscheiden nur zwischen "Blümchen-Modus" und "Gebirgs-Modus".
    Für Nahaufnahmen ist natürlich der Blümchen-Modus anzuwenden, die Blende ist dann automatisch vorgegeben (ich meine, so um Blende 4komma noch was herum). Bei einem einfachen, alten Smartphone (mit sehr einfacher Kamera), kann man aber schon in mehreren (sehr groben) Stufen zwischen Blümchen und Gebirge herumwandern (zwischen Blende 2,8 und 8).


    Den Weißabgleich konnte man auch schon bei den einfachen Kameras von "auto" auch auf Sonne, Wolken, mehrere Formen von Kunstlicht etc. umstellen.
    Der automatische Weißabgleich funktioniert meist nur dann zufriedenstellend, wenn sich wirklich etwas Weißes auf dem Foto befindet und man ist auch nur dann damit zufrieden, wenn nicht durch eine tatsächlich gegebene seltsame Lichtsituation, wie gelb-grünes Blätterdach, der optische Eindruck in der Natur selbst verfälscht ist.
    Ist die hellste Stelle im Bild z.B. ein leicht gelblicher Fleck, dann interpretiert die Kamera das als weiß ... und um ihn "weiß" darzustellen, wird zum Ausgleich die Farbtemperatur etwas von gelb nach blau verschoben - und alle anderen Farben werden mit von gelb nach blau verschoben. Schatten erscheinen dann oft tiefblau verfälscht.
    Ein manueller Weißabgleich war meistens auch bei einfachen Kameras möglich (weißes Blatt in der gleichen Lichtsituation wie das zu fotografierende Objekt anfokussieren und Einstellung speichern.)
    Meist ebenso gut funktioniert es aber, das Bild mit einer der vorhandenen Voreinstellungen möglichst naturgetreu zu machen und eine Kleinigkeit hinterher per Bildbearbeitung zu verändern.


    Schärfentiefe ist bei einfachen Kompaktkameras normalerweise wirklich kein Problem ... ABER wenn man die Makrofunktion voll ausnutzt und ganz nah an das Objekt herangeht (da gibt es große Unterschiede, wie nah man heran kann), dann kann es schon sein, dass nicht alles scharf ist, was scharf sein soll, sondern nur Teilbereiche.
    Für eine komplett scharfe Übersichtsaufnahme empfiehlt sich eher ein etwas größerer Abstand, 30 cm oder 50 cm oder noch mehr und eventuell leicht zoomen (das muss man ausprobieren!!)


    Belichtung:
    Auch bei meinen einfacheren Kompaktkameras konnte man die Belichtung in 1/3 Schritten verändern (ist wahrscheinlich fast überall so).
    Bei Übersichtsaufnahmen bei sehr ausgewogenen Lichtverhältnissen und Motiven, wo die Helligkeitswerte sehr durchschnittlich verteilt sind, liefert die Automatik meist gute Ergebnisse.
    ABER gerade bei Pilzfotografie und auch oft bei Pflanzendetails klappt das nicht gut (weißes Blümchen und Pilzchen im Grün, vielleicht noch im dunklen Wald).
    Die Belichtungsmessung erfolgt ja meist integral (mehrere Felder) oder mittenbetont, da hat z.B. der grüne, dunkle Untergrund oder Hintergrund viel Gewicht, das helle für einen selbst wichtige Objekt wird sehr leicht überstrahlt dargestellt, auch sonst gibt es oft viele ausgefressene Spitzlichter (z.B. wo der helle Himmel durchs Blätterdach kommt, wo die Lichter auf den Blättern sind etc.).
    Ob die einfacheren Kameras z.B. so eine "Spitzlichter-Anzeige" beim gemachten Bild ermöglichen, weiß ich nicht. Bei meiner jetzigen kann man das per Einstellung sehen (an den Stellen "flimmert" es in der Ansicht des gemachten Bildes).
    Hilfreich ist auch eine Histogramm-Anzeige (falls vorhanden). Da sieht man, wie sich die Helligkeitswerte im Bild verteilen, ob die dunklen Stellen "abgesoffen" sind, ob die hellen Stellen "ausgefressen" sind.


    Es sich auch bei mir SEHR bewährt, knapp bis sehr knapp zu belichten (vor allem im Wald) und hinterher leicht aufzuhellen. Die Automatik macht bei mir (bei allen Kameras bisher) in eher dunklem Umfeld die Bilder deutlich heller, als ich das ganze Ambiente vor Ort mit eigenen Augen sehe bzw. empfinde. Ausfressen von weißen Stellen vermeide ich so komplett (egal mit welcher Kamera).


    Durch das knappe Belichten entstehen dann auch noch kürzere Belichtungszeiten, was gut gegen Verwackeln ist (sofern man die Kamera nicht aufliegen hat, kein Stativ verwendet und nicht per Auslöseverzögerung fotografiert.)
    Auslöseverzögerung hatte sich bei den einfachen Kameras bei mir auch sehr bewährt.


    Alternativ kann man (bei Detailaufnahmen) auf Spotmessung umzustellen (hatten meine einfachen Kameras auch schon), und damit das anvisieren, was "genau richtig" belichtet werden soll.
    Man muss nur daran denken, dass das bei Landschaftsaufnahmen, Schnappschüssen etc. keine gute Einstellung ist (also immer schauen, wie das Ding eingestellt ist.)



    @ Ricky: das Bildrauschen durch Aufhellen entsteht m.M. nur da, wo schon deutliches Bildrauschen vorhanden ist (aber im dunkleren Bild noch nicht so sichtbar war).
    Solche Bilder kenne ich natürlich auch, wo ich unbedingt etwas in sehr ungünstigen Lichtverhältnissen machen wollte, manchmal geht es eben nicht ohne Stativ und sehr lange Belichtungszeiten bzw. künstl. Licht oder Aufhellen. Ich bin aber fast immer nur mit IDA (immer-dabei, Lumix LX7) unterwegs ohne Zusatzausrüstung, dann muss man manchmal auch "verzichten" können - oder das Bild als reine Doku betrachten.


    @ Ralph: meine Kamera "kann" zwar RAW, aber ich nutze es trotz der (theoretisch vorhanden sein müssenden :) ) Vorteile (immer noch) nicht.
    O.K. wenn ich jetzt denke "WOW" , was für ein Motiv... da könnte sich das mal lohnen ... aber für reine Doku halte ich das für mit "Kanonen auf Spatzen" schießen (und ich nehme an, das war Craterelles Intention in dem Thread: bessere Dokufotos mit einfachen Mitteln.)
    Ich habe in den letzten Jahren - auch mit den einfachen Kameras - sehr viel fotografiert, Pflanzendoku, dann auch Pilzdoku, alle möglichen Details, mehrere tausend Fotos liegen im Bildarchiv.
    Manches ist aus heutiger Sicht "Dokuschrott" (obwohl ich auch auf "Hübschheit" geachtet habe).
    Trotzdem sind die Bilder für meine Zwecke gut verwendbar ... nur für diese Art von Foto brauche ich wirklich nicht zig-MB pro Bild - frisst Speicherplatz, längere Zugriffszeiten, oft habe ich mehrere Sachen gleichzeitig geöffnet, da lahmt schon mal der "Läppi".
    Wenn ich meine Doku-jpgs noch etwas bearbeitet habe, dann ging das auch bei mehreren geöffneten Fotos "zack-zack-zack".


    Bei mir gab es - als ich es ausprobierte - vermutlich systembedingt damit auch ein Problemchen. Fast hätte ich damals einen Thread über "schwer verdauliche Rohkost" gestartet - aber das war mir dann so "wichtig", dass es bis jetzt auf Eis liegt.
    Ich verwende nämlich ein (zur Zeit nicht mehr ganz aktuelles) Linux-System mit einem (inzwischen) älteren GIMP , und obwohl die damalige Info besagte, dass das alles kein Problem sei, mit einem Zusatzmodul würde dies und das voll funktionieren ... und die Kamera bzw. das RAW-Format von Panasonic sei kompatibel, so öffneten doch alle "ausprobierten" (freien) Programme (die aber intern das gleiche Modul verwendeten, u.a. Rawtherapee und Darktable ) die RAW-Bilder extrem verwaschen, farblos, rosastichig, absolut ungenießbar (während die "Vorschau" des RAW-Bildes im gleichen Programm noch genauso knackig aussah wie das JPEG, was ich zeitgleich machte.) Möglicherweise hätte man auch das "geradebiegen" können, aber das hätte für mich "Lightyears" gedauert und hinterher hätte ich eine "Therapee" gebraucht. Und Bekannten mit Windowssystemen wollte ich mit dem Problemchen nicht auf den Keks gehen, wie gesagt, es war für mich nicht so wichtig.
    Inzwischen ist aber dringend ein grundsätzliches System-Update notwendig, damit verknüpfe ich dann "elegant" eine Hardware-Neuanschaffung, und darauf soll dann auch wieder ein Dual-Boot-System, mit Windows 10 und einem aktuellen Linux-System. Dann werde ich das noch mal alles erkunden - ob da auch der "rosa Hase im Pfeffer liegt".