Wuppertal & Gruiten 28.12.2017

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 2.956 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von boccaccio.

  • Hallo zusammen,


    nach dem weihnachtlichen Waagenschock ging es gestern erstmal raus in die Natur. Ziel war diesmal das NSG Krutscheid in Wuppertal-Vohwinkel sowie die Grube 7 in Gruiten. Pilzmäßig war jetzt nicht übermäßig viel los, aber für den einen oder anderen Fund hat es dann doch noch gereicht:


    1. Unbekannter Becher an Laubholz (Hasel, Esche?)


    2. Auricularia auricula-judae


    3. Rindengedöns auf Laubholz (EDIT: Von Mario mittlerweile als Schizopora paradoxa bestimmt)



    4. Steccherinum cf. ochraceum


    5. Pseudochaete tabacina oder Hymenochaete rubiginosa?


    6. Mycena sp.?




    7. Crepidotus sp.


    8. Rindengedöns auf Buche







    9. Quietschgelbe Becherchen, vllt. Bisporella citrina?


    10. Xylaria hypoxylon


    11. Ascocoryne sarcoides


    12. Exidia sp.



    13. Tricholoma sp.


    14. Den kann dann sogar ich einwandfrei erkennen, sogar mit geschlossenen Augen und offener Nase: Scytinostroma hemidichophyticum



    Björn

  • Hallo björn,


    eine schöne Fotostrecke
    für diese Jahreszeit hast du ja allerhand gefunden
    Danke fürs teilhaben lassen
    so rein optisch passt mir zur nr. 6 mycena megaspora ganz gut hab allerdings nicht viel ahnung in dieser gattung welche ähnlichen arten es da noch gibt


    lg stefan

  • Servus Björn,
    der Wahnsinn, und ich komm nicht raus in den Wald.


    Schöne Sachen hast du da wieder gefunden.


    Bei 1. deinem Becherling, :/ Sei mir nicht bös, aber der sieht wie ein Judasohr aus.
    --> der hat keinen abgesetzten Rand ist aussen wie innen gleichfarbig und hat eine flaumige Aussenseite.


    Zu diesen Porlingen / Wachshäuten und Rindenpilzen sag ich lieber nichts.


    beim Helmling fällt mir auch nur der Rillstielige -M. polygramma- dazu ein


    Grüße
    Felli

  • Hallo zusammen,


    Bei dem Becher Nummer 1 könntest du, Felli, in der Tat recht haben - das sieht jetzt nicht wie ein klassischer Ascomycet aus und war auch relativ groß. Aber zum Glück habe ich den mit nach Hause genommen, und mit dem Mikroskop läßt sich dann ja leicht klären, ob der Schläuche oder Ständer hat.


    Zur Mycena paßt polygramma sicherlich besser als macrospora. Das Substrat war auch wahrscheinlich Eiche, das würde ja auch zu polygramma passen. Das einzige, was mir bei meinem Fund direkt aufgefallen ist, wozu ich aber auf die Schnelle nirgends etwas finden kann, sind die anastomisierenden Lamellen. Kann polygramma das?


    Björn

  • Hallo Björn,


    schöne Tour, auf die Du uns mitnimmst. Und wunderbar fotografiert! :thumbup:
    Ich war gestern bei Schmuddelwetter auch unterwegs und fand einiges von dem, was Du uns zeigst.
    Bericht folgt dann Anfang 2018.


    Zurück zu den Pilzen.


    Die 1 ist sicher wie von Felli bereits geschrieben Auricularia auricula-judae, das Judasohr.


    Der Helmling (6) sieht für mich nach typischen Winterhelmlingen, Mycena tintinnabulum, aus.
    Die Art ist z.Z. an den hiesigen Baumstümpfen ziemlich dominant. Die Lamellen dürfen auch queradrig verbunden sein.
    Das kann man auch im Tintlingsportrait nachlesen.


    Die Exidia (12) würde ich mit Exidia plana=glandulosa, dem Warzigen Drüsling, auch Hexenbutter genannt, vergleichen.


    Liebe Grüße vom Nobi

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Beim ersten Rindengedön (nr.3) rate ich mal ganz verwegen auf Schizopora paradoxa, oder Schizopora radula.
    Beim zweiten Rindengedöns (nr.8) kalkuliere ich mal auf Phanerochaete sordida, kann natürlich auch eine andere art der Gattung sein. Oder eine andere Art aus einer anderen Gattung.
    Beim Drüsling (nr.12) würde ich eher an den Stoppeligen denken (Exidia truncata = Exidia glandulosa s.orig.). Zumindest beim ersten Bild, denn der Warzige (Exidia nigricans = Exidia plana = Exidia glandulosa s.auct. / misappl.) sollte doch mehr oder weniger komplett dem Substrat aufliegen und keine derart gestoppelte Außenseite haben. Die allerdings deutet sich bei den Jüngeren auf den weiteren Bildern auch schon irgendwie an. Im Jungzustand sind die beiden arten undankbar zuu bestimmen.



    LG; pablo.

  • Hallo,
    überall gibt es Pilze zum "Gucken" (Neid! ... gleich kommt auch noch was von mir ... aber nicht von EINEM Tag, sondern von anderthalb Monaten ==8- hier kann man stundenlang durch den Wald laufen, ohne dass man überhaupt ein Pilzchen sieht, Kohlbeeren und uralte Porlinge mal ausgenommen ... trotz extremer Feuchtigkeit im Dezember, das ist schon seltsam.)


    Schöne Fotos, ich schaue die immer wieder gerne an!

  • Hallo zusammen,


    Nummer 1 hat sich dann auch im Mikroskop als Judasohr erwiesen :)


    Nummer 3 war beim Mikroskopieren irgendwie nicht sonderlich kooperativ. Am Ende hatte ich nur wildes Pilzgulasch vor Augen, was dann so aussah und an den meisten anderen Stellen noch viel geschredderter wirkte:


    Nummer 5 war dann im Mikro sehr hübsch. Nach etwas Recherche würde ich hier aufgrund der orangenen Zuwachskante auch zu H. rubiginosa tendieren.






    Die Mycena bei 6 war auch nicht sonderlich kooperativ im Mikro, da gucke ich später noch mal in Ruhe rein. Danke auch an Nobi für den Hinweis zu H. tintinnabulum.


    Der Crepidotus Nr 7 hat sich im Mikro folgendermaßen präsentiert: Eine Basidie in voller Länge




    Schnallen hat er auch:

    Und sogar Sporen :D


    Nr. 8 sieht so aus...viel erkenne ich da ja nicht, außer diesen dünnen Fäden mit variabler Länge, die sich auf der Oberfläche befinden und dunklen Streifen im Inneren...





    Bei Nummer 9 hatte ich ja erst an Bisporella citrina gedacht, aber irgendwie habe ich den Eindruck, daß das mikroskopisch nicht so recht paßt.




    Bei der Exidia hatte ich im Vorfeld schon mit truncata und nigricans verglichen, bin da aber zu keinen richtigem Entschluß gekommen, weil das junge und das alte Exemplar irgendwie in unterschiedliche Richtungen zu deuten schienen. Aber jetzt würde ich dann wohl auch eher zu Pablos Diagnose tendieren.


    Die Tricholoma Nr. 13 wollte unterm Mikro auch nicht so wie ich wollte. Das einzige was ich da heute noch zusätzlich zu sagen kann ist, daß der Pilze nicht gilbt und beim quetschen einen Geruch hat, der an Salatgurke erinnert.



    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Um das nun im Einzelnen aufzulösen, müsste man vermutlich auch noch ein wenig an den Mikros schrauben. Allerdings sind da auch wirklich sehr undankbare Kandidaten dabei, solche Pilze wie -3- haben schwer zu präparierende, oft ziemlch winzige und dann noch schwer zu beurteilende Charakteristika...
    Es könnte dennoch sein, daß auf dem Mikrobild zu -3- recht typische schizopora - Hyphen zu sehen sind, eben recht verschieden dickwandig und mindestens mal pseudodimitisch, vielleicht sogar dimitisch. Die Schwierigkeit liegt da auch darin zu wissen, welche Hyphen aus welchem teil des Fruchtkörpers stammen, ob an den dickwandigen hyphen im Subikulum Schnallen sind und solche Details...
    -5-: Mit der Hutform auch makroskopisch schon ziemlich eindeutig rubiginosa. ;) An den Setae kann man die beiden nicht auseinanderhalten, ich müsste jetzt nachgucken, ob man mikrokopisch zB noch über Sporenanatomie oder Aufbau der Fruchtkörper was machen kann.
    -7-: Ich habe noch nie so eine lange Crepidotus - Basidie gesehen. 8| aber Sterigmen hat das Ding ja mal, das ist gut zu erkennen.
    Man müsste noch wissen, ob die Sporen glatt oder warzig sind, und die ungefähre Größe wäre nicht verkehrt. Sporenornamente siehst du in der Regel besser, wenn du die Blende viel weiter aufschiebst, also weniger Kontrast und dafür mehr Schärfe.
    -8-: Ziemlich sicher eine Phanerochaete, die Sporenform passt da zu einigen Arten und die inkrustierten lamprozystiden sind auch zu erkennen. Schnallen dürften dann wenn überhaupt nur an den Hyphen im Subikulum vorhanden sein. Nun wäre der nächste Schritt, sich eben die Subikulumhyphen genauer anzugucken, wie die verknüpft sind, wie breit sie sind, wie dick die Hyphenwände. Die Zystiden müsste man untersuchen, wie sie genau geformt sind und wie groß in etwa.
    Was würde dich denn mikroskopisch bei -9- an >Bisporella citrina< stören? Weil auf den Mikrobildern sehe ich jetzt nichts, was die Art ausschließen würde.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    wie kriegt man denn raus, aus welchem Teil des Pilzes Hyphen stammen, wenn man so Zeugs wie Nummer 3 vor sich hat? Ich als Grobmotoriker habe da halt einfach Pilz vom Holz abgekratzt und das Ergebnis dann mit der Rasierklinge weiter zerkleinert. Gibt es Tricks, wie man da gezielt einzelne Teile des Pilzes extrahiert? Viel Angriffsfläche bietet der ja nicht gerade...


    So eine lange Crepidotus-Basidie habe ich bisher auch noch nie gesehen, aber das ist auch nicht schwer, war ja meine erste ;) Ich kann nochmal versuchen, ob ich da mit der Blende was machen kann und Ornamente erkenne, sonst muß es eben beim spec. bleiben.


    Ich werde die Nummer 8 dann bei Gelegenheit mal diskret an Mario weiterreichen ;)


    In den PdS steht bei B. citrina, daß die (reifen) Sporen einfach septiert sind, davon sehe ich bei meinen Sporen aber nichts. Kann natürlich sein, daß die einfach alle nicht reif sind sondern von mir brutal aus ihren Asci herausgeschnitten wurden :D


    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Nuja, PdS ist zur Bestimmung von Ascos - sagen wir mal - suboptimal. Da wurde meines Wissens vorwiegend Herbarmaterial untersucht, also Totmaterial, und dann funktioniert bei solchen Ascos ganz viel eben nicht mehr. Die Sporen von Bisporella citrina (gehört aktuell meines Wissens nach Calycina) sind wirklich erst im letzten Reifestadium septiert. Auch außerhalb der Asci bei naturgemäßem Abschuss sind sie erstmal unseptiert.
    Die Darstellungen von Ingo dazu sind schon sehr präzise, wenn sich da Differenzen zu denen in PdS ergeben: Bei Ascos immer der Darstellung von Ingo folgen. ;)


    Die Präparation von solchen Pilzen wie -3- ist in der Tat ein nervenaufreibendes Gefissel. Da gibt's einige Tricks, von denen wenige sogar funktionieren (wie zB das vorherige Eineisen vor dem Schnitt), aber letztlich ist es immer eine feinmotorisch anspruchsvolle Aufgabe, weil man tatsächlich hauchdünne Schnitte machen muss. Die meisten Kollegen, die ich kenne, machen das dann unter der Stereolupe.



    LG, Pablo.

  • Servus Björn,
    Wegen der Bisporella, wie groß sind denn die Sporen überhaupt ?
    Die Septierung ist eigentlich nicht bestimmungsrelevant.
    Versuch doch mal einen Ascus zu erwischen um bei diesen die Lugolreaktion zu sehen/testen.
    Bei Bisporella müsste der Apikalring deutlich blau werden während bei Hymenoscyphus nur 2 dünne Striche zu sehen sind.
    Außerdem ist das Excipulum anders aufgebaut.
    Hymenoscyphus mehr zellig,
    Bisporella citrina mehr hyphig und die Konturen meist nicht deutlich erkennbar
    Auf den Bildern sehen die Apothecien schon recht "alt" aus, ist natürlich schwierig da noch alles sehen zu können.


    Grüße
    Felli