Eifelschönheiten: Knollen und Streifen

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 5.212 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rotfuß.

  • Liebe Eifelentdecker, liebe Pilzfreunde,


    in diesem zweiten Teil meines Eifel-Jahresrückblicks geht es so richtig um Pilze - genauer gesagt um die Gattung Amanita.


    Denn von diesen - meist sehr fotogenen Arten - gab es eine ganze Menge zu bestaunen.


    Legen wir mal los mit einer der häufigsten Arten (zumindest in sauren Wäldern):


    1 Gelber Knollenblätterpilz Amanita citrina


    Nicht weniger häufig ist der


    2 Graue Wulstling Amanita excelsa


    Die Giftnotrufzentralen können ein Lied davon singen: wenn es viele Pilze gibt, dann gibt es auch viele Giftpilze und dementsprechend viele Anfragen und Notrufe. Dabei steht dann eine Art immer wieder im Mittelpunkt, die man ja vermeintlich gar nicht verwechseln kann, die aber regelmäßig für einen Kampf ums Überleben sorgt:


    3a Grüner Knollenblätterpilz Amanita phalloides - hier ganz frisch geschlüpft



    3b die Schnecken haben daraus ein kleines Kunstwerk gemacht


    3c so ist er ja ganz typisch:


    3d die grünen Farbtöne sind noch gut zu erkennen


    3e manchmal ja auch mit intensivem Olivton


    3f hier wird es schon schwieriger - der Hut rein weiß, nur am Stiel vielleicht noch ein Hauch von grün


    3g und hier ist alles rein weiß, trotzdem ein Bilderbuch-Knolli


    Ein weiterer giftiger Vertreter (aber bei weitem nicht so schlimm) ist der


    4a Narzissengelbe Wulstling Amanita gemmata


    4b


    4c


    Für die Pfanne ganz gut geeignet ist dagegen die nächste Art - wenn man ihn sicher bestimmen kann und vorher die Huthaut abzieht. Die Rede ist vom


    5a Rötenden Wulstling Amanita Rubescens  


    5b der ist natürlich mehr unter dem Namen "Perlpilz" bekannt, aber das Röten kennzeichnet ihn ja maßgeblich


    5c


    Dann bin ich an unterschiedlichen Stellen auf zwei Exemplare gestoßen, die ich zunächst gar nicht einordnen konnte, hier das erste:


    6a


    6b


    Nach Stöbern in der Literatur bin ich zu der Einsicht gelangt, dass es sich ebenfalls um einen Perlpilz handelt, und zwar um den


    6c Gelbberingten Perlpilz Amanita rubescens var. annulosulfurea


    6d


    Ein Erstfund war für mich der


    7 Stachelschuppige Wulstling Amanita solitaria


    Kommen wir nun zu den Wulstlingen ohne Knolle, dafür aber mit Streifen (Untergattung Amanitopsis).
    Ein schöner Fund im Kalkbuchenwald war der


    8 Riesenstreifling Amanita caecilia


    Häufig ist dagegen der


    9a Rotbraune Streifling Amanita fulva


    9b


    Ich stehe ja mehr auf den orangegelben Typus, der in diesem Jahr erstaunlich oft zu finden war.


    10a Safrangelber Streifling Amanita crocea


    10b


    10c


    10d


    Nun wird es kniffliger - zumindest für mich.
    Den hier halte ich für den


    11a Grauen Streifling Aminata vaginata


    11b


    11c aber darf eine solch ockerfarbene Scheide haben?


    Und der hier ist zwar auch grau, hat aber ziemliche große Schollen (Hüllreste) auf dem Hut:


    12a wie der wohl heißt?


    12b


    Für den nächsten Pilz habe ich mir so gar keine Zeit im Wald genommen, den habe ich erst bei der Auswertung der Fotos entdeckt :( , kann also leider keine weiteren Angaben machen (außer Fund im Kalkbuchenwald).


    13a ????


    13b


    Zum Schluss noch ein Schwenk zurück zu den Knollies und zu zwei guten Bekannten.


    14a Pantherpilz Amanita pantharina


    14b schön zu erkennen die sehr regelmäßig verteilten Flocken


    Und immer wieder schön anzuschauen der


    15 Fliegenpilz Amanita muscaria


    Wie immer freue ich mich über Rückmeldungen; vielleicht gibt es ja auch Ideen zu meinen Unbekannten?

    Allen APR-Teilnehmern wünsche ich noch Stunden und Tage voller fiebernder Spannung :P und allen hier im Forum ein frohes neues Jahr!


    Gerd

  • Hallo Gerd !


    Schöne Amanita Sammlung !


    Nr 13 mich erinnert an mein Fund , habe etwas ähnlich zuerst in Kroatien - Mediterranraum gefunden und zweites mall nähe Waging am See letztes Sommer .
    Glaube das um Amanita alba gehet . Meine beide Funde passen an dein 1 zu 1 , nur dein Fund hat noch nicht (zu jung) so intensive gereifte Hutrand
    sieche Link unten , auch Kommentare
    https://www.pilzforum.eu/board…scheidenstreifling-bayern


    LG beli !

  • Servus Gerd,


    schöne Sammlung!


    Nr. 6a-c passt für mich (wobei mich nicht wundern würde, wenn der Artrang verdienen würde).


    10a sieht für mich mehr nach Amanita subnudipes aus, aber nur am Foto ist das schwer. Der Stiel ist mir zu glatt für A. crocea.


    11a-c - Amanita vaginata ist im Moment eher ein nomen dubium und wurde in zig Arten aufgespalten. Das hier ist aber sicher nicht das, was man im weiteren Sinn als A. vaginata zusammenfassen würde. Die Scheide ist viel zu ocker. Für A. battarae i.w.S. fehlt mir die abgesetzte Zone am Riefungsrand. Für Amanita ochraceomaculata und Amanita betulae ist mir die Scheide dann doch zu ocker (die wäre creme-weiß mit ocker Areolen). Der Hut scheint einen Hauch oliv zu enthalten...
    Schwierig am Foto.


    12a kann alles mögliche sein - es gibt sooo viele graue; die Hüllreste erinnern an Amanita malleata, der auch unterschiedlich interpretiert wird. Keine Chance...


    13 ist ein Albino von irgendwas... werden die Lamellen beim Trocknen rosa? Dann könnte es ein Albino von A. ochraceomaculata sein. Da kann man so aber auch nur raten.


    LG
    Christoph

  • Hallo Gerd,


    Schöne Amanitas zeigst du uns da! Helfen kann ich bei den Scheidenstreiflingen leider nicht, aber hübsch sind sie ja!

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

  • Hallo Beli, hallo Christoph,


    Ihr habt mit Euren Antworten viel Licht ins Dunkel um meine Unbekannten gebracht - aber dann schon wieder so viel Licht, dass man ganz geblendet ist und gar nichts mehr erkennen kann :D


    Beli, vielen Dank für den Link auf Deinen Thread; dort ist die Problematik in der Bestimmung und Einordnung von Streiflingen ja bereits ausführlich diskutiert.


    Christoph, Dir vielen Dank für Deine Erläuterungen; Du hast Dich ja anscheinend schon sehr intensiv mit der Gattung (bzw. Untergattung) auseinandergesetzt.
    Mir war bisher nicht bewusst, dass die Bestimmung so schwierig ist, habe also einiges gelernt dadurch :thumbup: .


    Zu Nr 13 kann ich leider keine weiteren Angaben machen, ich hatte ihn am Standort gelassen.


    Und 10a ist vielleicht keine A. crocea? :/


    Hallo Sarah,


    mir ging es in diesem Beitrag tatsächlich in erster Linie darum, die Schönheit dieser Arten zu zeigen (viele davon sind ja alles andere als selten).


    Euch Dreien danke für Eure Rückmeldungen
    Gerd

  • Servus Gerd,


    ja, bei der 10a habe ich Zweifel, da der Stiel etwas zu glatt erscheint und die Hutfarbe etwas matt ist. Hier habe ich übrigens einen Schlüssel zu den Arten rund um Amanita crocea aufbereitet: http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,1547


    Scheidenstreiflinge sind richtig schwierig. Ich beschäftige mich seit ein paar Jahren mit der Gruppe, mache das aber ein bisserl nebenher. Es stehen sich da zudem unterschiedliche Artkonzepte gegenüber (Italien vs. Belgien vs. Ludwig vs. usw.), was es noch heikler macht. Spannend sind sie aber, die Streiflinge. Auch bei den beringten Amaniten gibt es noch einiges zu entdecken. Amanita ist spannend.


    Und klar, schön sind sie zudem :)


    LG
    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Ach, so wunderschöne Ansichten von so tollen Pilzen... und dennoch so viel zu nörgeln von uns. ;)
    Ich glaube, da sind diese wirrrigen Scheidenstreiflinge schuld. Ich mag die auch nicht, weil's nie irgendwie zusammenpasst, wenn ich mir mal einen angucke.
    Mit dem Tuloss - Schlüssel, auf dem deine Arbeit basiert, Christoph, habe ich auch die vom Monnemer Gartenstadt - Friedhof zu bestimmen versucht.
    Hat nicht ganz geklappt, ist aebr am ehesten doch subnudipes (lange Acrophysaliden, aber mit sehr stark variierenden Sporen und auch innerhalb einer Kollektion variierender Huthautschichtung):

    Da fehlt mir einfach dei Erfahrung, um die Merkmale richtig einschätzen zu können und auch das Gesamtbild richtig zu bewerten.
    Und dann muss man sich entweder in eine Gattung intensiver reinarbeiten, oder das Thema für sich selbst zurückstellen.


    Lieber schiele ich mit einem kritischen Blick (och nö...) noch auf die 7: So richtig schön pyramidal bzw. kegelig zugespitzt sehen die Schuppen da ja nicht wirklich aus. Da wäre eventuell ein Sporenabwurf interessant gewesen und / oder mal einen längs durchgeschnittenen Fruchtkörper über nacht liegen zu lassen. AmanEx (s.l.) ist mir auch schon mit solchen Schuppen begegnet, traurigerweise.



    LG, Pablo.

  • Hallo Christoph,


    danke für den "Crocea"-Schlüssel - den speichere ich mir mal ab.


    Hier sind noch zwei Fotos zu 10a:




    Hallo Pablo,


    nörgeln ist kein Problem - ich bin dankbar für Anmerkungen, Zweifel und Kritik.


    Aber die 7 soll eine A. excelsa sein?
    Bei dem Exemplar wäre ich da mit Dir einig


    Hier ist die 7 noch mal im Schnitt


    Trägt das zur Aufklärung bei?


    Viele Grüße
    Gerd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gerd!


    Hm, nun ist da ja doch eine Natterung zu sehen bei dem Scheidenstreifling. Aber da habe ich ohnehin noch ein Erkenntnisdefizit: Wo nämlich liegt die Grenze? Wie viel Natterung darf eine Amanita subnudipes oder eine Amanita flavescens haben, im vergleich zu einer "richtigen" crocea? Also muss der Stiel wirklich glatt sein? Oder ist schon alles, was nicht deutlich farblich kontrastierend genattert ist, schon keine crocea mehr? Letzteres kann ich mir eigentlich nur schwer vorstellen, aber dazu müsste man die beiden anderen Arten eben besser kennen, nicht nur aus drei Kollektionen von einem Fundort...


    Vergleich mal die Anatomie der Velumbrocken bei 7 mit der auf dem neu hinzugefügten Bild von AmanEx. Und dann mit weiteren Bildchen von >AmanEchi<.
    Ich bin mir bei deinem Fund nur unsicher, kann ja auch gut sein, daß das schon eine richtige AmanEchi ist, aber man muss da halt aufpassen. Gute Trennmerkmale sind das Sporenpulver im Abwurf (grünlichgrauer Schimmer, wenn auch sehr blass) und wenn sich das Fleisch im Schnitt langasm etwass nach grünlichgrau verfärbt. letzteres passiert allerdings nicht immer, und es dauert. Analog zu AmanRub, da wird ja im schnitt erstmal auch nicht gleich was rot, sondern das dauert bis zu einem Tag.



    LG, Pablo.

  • Hallo Gerd!
    Da ich mich der Schönheit der Natur sowieso nicht verschließen kann, verdienen Deine Models allesamt den Titel "Miss Eifelknolle". Eine schöne Sammlung ist Dir da gelungen. Danke fürs Zeigen der unterschiedlichen Amanitae. <3

  • Hallo Pablo,


    ich wäre bei der 7 nie auf A. excelsa gekommen, aber jetzt hast Du mich doch zum Nachdenken gebracht :/ .
    Es ist ja auch noch ein ganz junges Exemplar, dass noch nicht alle Merkmale ausgebildet hat.


    Leider lässt sich das Rätsel nun nicht mehr auflösen, aber dank Deiner Erläuterungen weiß ich, worauf ich beim nächsten Mal achten muss - danke! Ich hoffe, dass der Pilz da im Herbst wieder auftaucht ...


    Dir und natürlich auch Christoph (ich glaube, er ist auch noch im Rennen?) wünsche ich noch viel Erfolg beim APR!


    Hallo Tuppie,


    Dir erst mal herzlichen Glückwunsch zum APR-Erfolg! Du bist ja schon nah ran gerückt an die Top Ten.


    Und danke für die Verleihung des Model-Titels; man könnte ja tatsächlich mal einen "Knollenwettbewerb" starten - mein Favorit wäre 3g .


    Viele Grüße
    Gerd

  • Hallo Gerd,


    Danke für diese tolle Amanita-Parade! Schöne Funde, die du da gemacht hast.


    Liebe Grüße
    Rotfüßchen

    "Pilze sind erst einmal nicht anwesend, sie verstecken, verbergen, verschließen und tarnen sich, aber es gibt eine Wahrscheinlichkeit und eine Hoffnung, sie zu finden. Die Suche bedeutet Aufbruch, Verheißung, Abenteuer, und je vergeblicher und erfolgloser der letzte Pilzgang war, desto mehr Spannung, Erfüllung, Belohnung verspricht der nächste." (Hans Helmut Hillrichs: Pilze sammeln)


    Pilzmärchen