Liebe Pilzfreunde,
ich melde mich hier mal zwischenzeitlich wieder, weil ich euch doch vom Kroatien-Pilzseminar Anfang November 2017 mit Andreas Gminder berichten wollte. Dieses fand über einen Zeitraum von 7 Tagen statt, Exkursionsgebiet war die Halbinsel Istrien, welche wir von Pazin aus, unserem "Headquarter" ausgiebig untersuchten. Leider war die Wetterlage nicht optimal (zu trocken, die Nächte mit bis zu 3 °C zu frisch), weshalb sich unsere Funde in Grenzen hielten und auch nicht immer die typischen makroskopischen Eigenschaften hatten, weshalb wir uns doch sehr nach der Decke strecken mussten. Auf jeden Fall können diese Pilzgebiete sicherlich viel mehr als sie uns offenbaren wollten.
Bei den Funden selber trat meist das Problem auf, dass die Pilze den aus Deutschland bekannten Arten oft recht ähnlich sahen, dann sich bei näherer Untersuchung aber doch als andere Arten herausstellten. Die von mir hier vorgestellten Funde, soweit sie nicht die allgemein bekannten Mittelmeerarten betreffen, sind allesamt von mir mikroskopisch untersucht und von A. Gminder bestätigt, bzw. von Andreas selber, der schon ein paar Mal die Fundgebiete beackert hatte und viele der dort wachsenden Pilze schon kennt, bestimmt worden.
Ich starte zunächst einmal mit ein paar Bildern aus unseren Untersuchungshabitaten, werde dann die aus meiner Sicht wichtigsten und schönsten Funde präsentieren und zum Schluss noch ein paar Fotos von unserer professionellen Trüffelsuche zeigen. Viel Spaß dabei.
Pilzhabitate:
Buchen-Tannenwald in Slowenien: direkt an der Autobahn Ljubljana-Koper, 2 Ausfahrten nördlich der Adelsberger Grotte, vermutete Höhenlage ca. 600 bis 700 m NN, also in etwa dem nördlichen Schwarzwald entsprechend; die Baumvegetation ähnlich wie im Schwarzwald, aber der Boden krass kalkhaltig, mit grauweißen Brocken durchsetzt, so wie man es von der Schwäbischen Alb kennt.
Schwarzkiefernwald (Pinus mugo, 2nadlig) im nördlichen Istrien, Grenzgebiet zu Slowenien, Karstgebiet, sehr trocken, Höhenlage ca. 400 m NN
Strandkiefernwald (z. B. Pinus pinaster, 2nadlig) am Kap Kamenijak (südlichster Zipfel Istriens), direkt am Meer (10 m NN)
Immergrüner Eichenwald (Steineiche, Quercus ilex) in einer Hotelresortanlage bei Porec, direkt am Meer (20 m NN)
Laubabwerfender Eichenwald (Zerreiche, bot. Name?) mit dichter Krautschicht aus Mäusedorn (eine Art Stechpalme) oberhalb einer Ferienwohnungsanlage (ca. 20 m NN)
Kurzgeschorene Magerrasenflächen, gedüngt nur auf natürlichem Weg (Ziegenbeweidung), am Kap Kamenijak, etwas oberhalb des Meeres gelegen (ca. 40 m NN)
Hangwälder über Kalk, vorwiegend Eiche, aber vereinzelt auch Buche und Kiefer, im Landesinneren bei Motovun, ca. 200 bis 300 m NN (Fundgebiet der Schwarztrüffel, Tuber uncinatum/aestivum)
Auwald über fettem Lehm-/Tonboden, stark eutrophiert und zugekrautet (v. a. Efeu), im Flusstal auf ca. 100 m NN (Fundgebiet der Weißen Trüffel bzw. Alba-Trüffel, Tuber magnatum)
(Fortsetzung folgt)
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Jetzt das erste Sixpack der Pilzfunde:
Der mit Abstand häufigste Pilz in den dortigen Kiefernwäldern, egal ob am Meer oder in der Höhenlage: Ringloser Butterpilz (Suillus collinitus), erkennbar an der striaten Hutoberfläche (eingewachsene braune Radialfasern) und der blassrosa Stielbasis:
Seinen unmittelbarsten Doppelgänger, den Mittelmeer-Körnchenröhrling (Suillus mediteraneensis) habe ich leider nicht abgelichtet. Er sieht im Prinzip genau so aus wie der erstere (Größe, Form, Hut- und Porenfarbe), hat jedoch keine blassrosa Stielbasis.
Ein weiterer Schmierröhrling in den lokalen Kiefernwäldern: Bellini'scher Röhrling (Suillus bellinii). Dieser unterscheidet sich von den beiden erstgenannten Arten in dreierlei Hinsicht: Huthaut absolut glatt wie beim Gewöhnlichen Butterpilz, Röhrenmündungen nicht leuchtend goldgelb, sondern blass und trüb ockergelb, Habitus auffallend kreiselförmig (Hutunterseite zum Stiel hin zuspitzend). Mir sind zudem noch die auffallend lachsorangefarbenen, großflächigen Drüsenpunkte an der Stielrinde aufgefallen, so dass man insgesamt S. bellinii und S. collinitus makroskopisch gut auseinanderhalten kann.
Nun zu den "typischen", von allen Kursteilnehmern erwarteten Funden:
Leuchtender Ölbaumtrichterling (Omphalotus illudens), das Leuchten wurde nachts in der Herberge überprüft:
Von uns gefundene Jungexemplare sahen Pfifferlingen übrigens wirklich sehr ähnlich - wer dort in der Tat reichlich vorkommende (Laubwald-)Pfifferlinge sammelt, sollte das Problem kennen und immer auf vereinzeltes und bodengebundenes Wachstum achten!
Eierwulstling (Amanita ovoidea), gut erkennbar an der Größe (etwa wie ein stattlicher Fransen-Wulstling, Amanita strobiliformis) und an den schnell auftretenden braunen Fleischverfärbungen nach Malträtieren:
Da der Pilz einen aus unserer übereinstimmenden Sicht unangenehmen, metallisch-chemischen Geruch hatte, sahen wir von einer Kostprobe ab.
Der durfte natürlich nicht fehlen: Gitterling (Clathrus ruber), gewachsen im Strandkiefernwald unter dicken Nadelpaketen. Dank der leuchtenden Farbe entlarvte er sich aber trotzdem:
Jetzt noch zu dem häufigsten Röhrling im Eichenwald: Leccinum lepidum (Steineichen-Raufuß), einem Doppelgänger von Leccinum corsicum, welcher freilich unter Zistrose wächst - die gab es an diesem Fundort nicht. Auch sieht der Pilz unserem heimischen Gelbporigen Raufuß (Leccinum crocipodium) ziemlich ähnlich. An diesem Pilz am markantesten ist das starke Röten (!) des Fleisches nach Anschnitt.
(Fortsetzung folgt)