Mein Täubling diese Woche: R. amoena

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 1.700 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mykovino.

  • Hallo liebe Pilzfreunde, es ist schon wieder Montag, mein Bestimmungsversuch Nummer 10


    Mein heutiger Kandidat... pers. Hammer-Erstfund den ich meinen Pilzfreunden Mainfranken e.V. bei einer Exkursion rund um Würzburg verdanke, aber der dann für mich auch mit einer Herausforderung an der Präparat-Aufbereitung für das Mikroskop versehen war. Auch das Goldblatt Phylloporus pelletieri durfte ich an diesem Tag zum ersten mal bewundern.


    Und noch ein Hammer!
    Mykovino meinte: "Dein nächster Täubling wird dann wohl Russula amoena sein" und ich würde sagen: einfach Klasse, 1a, setzen. :thumbup:


    Jetzt zum Fund: 29.08.2017, Herbar: R17-013
    Arbeitsname: Russula amoena, Brätlingstäubling-Samttäubling, Unter-Sektion Amoeninae (Rom.)


    Makrodaten


    FUNDORT: 280 müNN, MTB 6226, Mischwald, Eiche, Buche, Kiefer, Birke usw. sehr interessante Stelle, sowas habe ich bei mir in der Rhön noch nicht gesehen. Dieses Jahr muss ich unbedingt auch mal Standortaufnahmen machen.


    PILZZUSTAND: jung, trocken, zersteut und doch öfters paarweise anzutreffen


    HUT: vielfarbig, rot-braun, lila, violett, purpur, bläulich, leicht gedrückt, matt, seidig, bereift, wachsartig, 5,5cm Durchmesser
    MITTE:
    RAND: glatt, auch unrund und verdellt


    PEELING: 1/2, unter der Huthaut rötlich-violett


    LAMELLEN: creme bis blass-ocker, splitternd, mit Lameletten, Schneiden in Stielnähe violett-rot gefärbt und glitzernd


    STIEL: zylindrisch, creme, weich bis fest, 5 x 1,3cm
    BASIS: etwas zuspitzend
    SPITZE: oberes 2/3 rötlich-lila behaucht, glitzernd
    SCHNITT: wattig, voll bis gekammert, keine Verfärbung


    GERUCH: schwach, sehr angenehm nach Milch-Brätling, Lactarius volemus
    GESCHMACK: mild, und so bleibend


    SPP-FARBE: nach ROMAGNESI II b


    CHEMIE: FeSo4 nichts 20sec, Guajak neg. schwach blau-grün 20sec, >>> Phenol violett-bräunlich! 30sec <<<


    Mikrodaten


    HDS Pileozystiden: keine vorhanden
    HDS inkr. Primordialhyphen: keine vorhanden
    HDS sonst: auffällig bauchig-blasige Zellreihen, Endglied meistens spitz lanzettlich zulaufend, bis zu 4x mal septiert


    SPOREN: Sporen[95% –• 48 –• SAP –• v –• H2O(nat) ] = 5,4 - 6,4 - 7,4(8,1) x 4,7 - 5,7 - 6,6(6,9) µm


    SPORENMITTEL SONST: Q 1,13, V 109, A 36, n 48, Sporenform überwiegend rundlich
    ORNAMENT: teil-netzig, auch von isoliert bis perlschnurartig fein bis gratig verbunden
    WARZEN: stumpf-kegelig, bis 0,8 µm hoch


    Resultierender Kibby Code: ADF-I-L-N Q-T-X


    Die Bilder zum Fund...


    1) Im abwechslungsreichen Mischwald, Eiche, Buche, Kiefer, Birke usw. fast immer 2-3 Stück beisammen



    2) Hut Dm 5,5 cm, Stiel oberes 2/3 rötlich-violett behaucht, schwacher Milch-Brätling Geruch



    3) Hut samtig, matt, bereift, wachsartige Oberfläche



    4) später, gegen Abend sonderbar ins violett-bläuliche übergehend, Huthaut 1/2 abziehbar, unter der Hh rötlich-violett



    5) Stiel mit Phenol nach 30 sek. violett-braun!, die braune Verfärbung der Stielbasis rechts kommt vom Transport mit anderen NICHT Speise-Pilzarten



    6) mit Lameletten, Schneide am Stiel violett-rot, am Hutrand ungefärbt



    7) Stiel oben und Schneiden wie bepudert glitzernd (bitte vergrössern)



    8) 400x, Kongo SDS, auffällig bauchig-blasige Zellreihen


    9) 400x, Kongo SDS, Endglied der Elemente überwiegend spitz lanzettlich zulaufend, nicht immer



    10) 400x, Kongo SDS, die Zellen bis zu vier mal septiert



    11) 100x, KOH 3%, dünner Lamellen Querschnitt, diese Herausforderung musste dieses mal wohl auch sein...
    Zitat Frau MARXMÜLLER: Bei R. amoena sind neben dem Vorkommen auf Silikatböden, oft im Gebirge, dem spezifischen Geruch und der Phenolreaktion auch die mikroskopischen Merkmale zur Bestimmung erforderlich, und zwar nicht nur die Sporen und Epikutishaare, sondern auch Form und Größe der Zystiden, sowohl der Pleurozystiden als auch der am Lamellenrand vorstehenden Marginalzystiden. Ende Zitat.



    12) 400x, KOH 3%, näher ran, an der ja hochkant-liegenden Lamellen-Schneide (Glück gehabt!) nun die Cheilo-Zystiden, überwiegend dünn, spitz zulaufend, teils büschelig



    13) 400x, KOH 3%, eine einzelne Cheilo-Zystide, Breite 7 µm und um die 60 µm lang, Pleurozystiden (an der Lamellen-Fläche) wurden an diesem einen Präparat keine gefunden



    14) Sporen Vermessung in H2O(nat)



    15) Grafische Darstellung der Sporenmessreihe



    16) 1000x, Melzer, Ornament von isoliert bis perlschnurartig fein bis teilnetzig-gratig verbunden



    17) 1000x, Melzer, Sporenform rundlich, Warzen stumpf-kegelig und bis zu 0,8 mü hoch



    FAZIT:


    Meine makroskopische Bestandsaufnahme passt soweit, inkl. der Phenol-Reaktion
    Die mikroskopische Nachprüfung der HDS und der Sporen zeigen auch die in meiner Literatur geforderten Merkmale.


    Zitat Frau MARXMÜLLER: ...viele spitze, schlanke Marginalzystiden (am Lamellen-Rand). Huthaut weder mit Pileozystiden noch mit inkrustierten Primordialhyphen, aber mit langen, pfriemförmigen Haaren, auf etwas asymmetrischen, relativ wenig voluminösen Tönnchenketten aufsitzend; letztere können auch ohne schmale, pfriemförmige Endzellen mit einer breiten Zelle an der Oberfläche enden. Ende Zitat.


    Auch bei diesem Punkt sehe ich in meinem Pilz eine Russula amoena und keine Russula amoenicolor. Und nur das wollte ich mir nachweisen.


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    Danke für das Interesse... nächste Woche geht es weiter mit der Farbe Rot und scharf...


    Grüsse
    claus

  • Hallo Klaus,


    ich liebe Deine Täublingsportraits!


    Und Russula amoena ist ja ein wunderschöner Pilz (den ich leider noch nie in der Hand hatte).


    Kibby schreibt über ihn u.a.
    Appears to be genuinely rare in Britain with only two valid collections known from southwest England; most herbarium material under this name has been redetermined as purple forms of R. violeipes.



    Also wirklich seltene Exemplare.
    Ich wundere mich allerdings über die Verwechslungsmöglichkeiten mit R. violeipes; das Lila dieser Art ist lange nicht so intensiv wie das von Dir gezeigte.


    Viele Grüße
    Gerd


  • Hallo Mykovino,


    ???????????? :/,
    ich kann Deinen Satz nicht richtig interpretieren! Du meinst, ich soll R. violeipes mit ins Boot holen?


    Mikroskopische Bilder von R. violeipes habe ich selbst leider keine, aber kann makroskopisch R. violeipes solche Farben haben?


    Grüsse
    claus

    Einmal editiert, zuletzt von kuhmaul () aus folgendem Grund: LINK-Fehler behoben

  • Hallo Pilzfreunde,


    jetzt bin ich wieder bei meinen Unterlagen und kann auch den Einwand jetzt besser verstehen.


    R. violeipes ist damals bei meiner Bestimmung wegen des etwas helleren SpP (IIa), bestimmt mit der Farbtafel von H. MARXMÜLLER, dem mehr netzigen Ornaments und im Volumen etwas grösseren Sporen rausgefallen.


    Da ich in der Bringschuld R. amoena versus R. violeipes stehe, bin ich die Schlüssel nochmals durchgegangen.


    >>Die Ergebnisse bei R. violeipes!<<
    - EINHELLINGER: Pleurozystiden häufig, gross, meist 10-15(19)mü grosses Bauchteil (ich habe keine gefunden)
    - ROMAGNESI: Epikutis-Hyphen breit, meist 10-15mü, Sporen tragen oft grosse Kämme (meine HDS-Hyphen max 10mü breit, siehe Bild)
    - MARXMÜLLER: "...die zum Teil riesenhaften Basalzellen unterhalb der pfriemförmigen Haare besonders ins Auge fallen" (bei mir max 10mü)
    - MONEDERO: Haare bis 16mü, Hut auch über 100mm DM, Phenol braun (bei mir max 10mü, Hut max 55mm, Phenol violett-bräunlich)
    Edit:
    - GRÖGER: Basalglieder der Hh-Haare überwiegend kugelig-blasig, kurz ellipsoid, X 10- 18 (20) (bei mir ja max 10mü)
    Edit Ende


    Mit diesem Resultat fällt es mir nicht allzu schwer zu meinem Pilz R. amoena zu sagen.
    Und für KIBBY mag die Art R. amoena in England wohl "sehr selten" sein, jedoch im Raum Würzburg in den Weinbergen sieht die Sache schon anders aus.


    Ich kehre die Beweislast jetzt um bis mir jemand das Gegenteil beweist.


    Hier nochmals ein Foto mit der Bemassung der HDS-Hyphen, eindeutig an der dicksten Stelle max 10mü breit.


    Grüsse
    claus

  • Hallo Claus,


    es war gar nicht meine Absicht, Dich in Beweislast zu bringen. Sorry, da habe ich mich wohl recht unglücklich ausgedrückt :( - dafür verdiene ich Haue :haue: .


    Meine Anmerkung über Verwechslungsmöglichkeiten mit R. violeipes bezog sich auf das Statement von Kibby: most herbarium material under this name has been redetermined as purple forms of R. violeipes.



    Bei Deiner Kollektion habe ich überhaupt keinen Zweifel an R. amoena, eben weil sie sich so deutlich von den vielen Exemplaren unterscheidet, die ich schon von R. violeipes gesehen habe. Ich habe mich deshalb gefragt, ob man die beiden Arten wirklich verwechseln kann?


    Ich hoffe, Du kannst mir verzeihen, wenn ich Dir unnötig Arbeit gemacht habe.


    Viele Grüße
    Gerd

  • Hallo Claus,


    vorbildliche Arbeit!
    Meiner Erfahrung nach sind Russula amoena und Russula violeipes rein makroskopisch manchmal sehr ähnlich.


    L.G. - Bernd


  • Hallo Claus,


    vorbildliche Arbeit!
    Meiner Erfahrung nach sind Russula amoena und Russula violeipes rein makroskopisch manchmal sehr ähnlich.


    L.G. - Bernd


    Hallo Bernd, hallo Claus,


    beim Nachschlagen in Helga Marxmüllers Werk habe ich gesehen, dass ausgeblasste Exemplare von R. amoena tatsächlich fast so aussehen, wie ich R. violeipes kenne.
    Da habe ich auch wieder 'was gelernt.


    Viele Grüße
    Gerd