Liebe Pilzfreunde,
wie ihr sicherlich mitbekommen habt, war ich im vergangenen November auf einem von A. Gminder veranstalteten Mediterranpilze-Seminar in Kroatien dabei. Einen Nachmittag verbrachten wir mit dem Wissenserwerb über Trüffeln, wobei im Mittelpunkt die Arten Tuber magnatum ("Weiße Trüffel", "Alba-Trüffel" - also die ganz teure) sowie Tuber aestivum var. uncinatum ("Schwarze Trüffel", "Sommertrüffel", "Burgunder-Trüffel" - nicht zu verwechseln mit der sogenannten "Perigord-Trüffel") standen, die im Nordteil Istriens hauptsächlich und kommerziell gesammelt werden.
Die Trüffelhauptsaison (Spätherbst 2017) wurde von den dort ansässigen professionellen Trüffelhändlern und -verwertern als relativ schlecht angesehen - es gab ziemlich geringe Ausbringungsmengen, und die wenigen gefundenen Exemplare waren überwiegend klein und hutzelig. Die Trüffelpreise waren daher kaum besser als in den superteuren Konkurrenzregionen Italiens oder in den Feinkostgeschäften Deutschlands, so dass man für seine Euros nur recht wenig Material erhalten konnte. Was hingegen sehr lustig war: bei einer professionellen Trüffelsuche mitlaufen und den Sammlern bei ihrem Tagesgeschäft über die Schulter schauen zu dürfen.
So betraten wir also zunächst das Trüffelhaus Karlic nahe des Städtchens Motovun, von welchem Beli schon in dem anderen Thread ein Foto gezeigt hatte:
Zur Begrüßung nahmen wir an einem kurzen Trüffel-Seminar des Hauses teil, bei dem man uns zunächst die Trüffelregionen im nördlichen Istrien auf der Landkarte zeigte:
Anschließend gab es reichlich Trüffel-Demo-Material zu bestaunen. Vorne im Bild Tuber magnatum, hinten Tuber aestivum var. uncinatum:
Bei dem linken Exemplar auf dem folgenden Bild handelt es sich um einen sogenannten "Joker", also eine Trüffel von der Größe einer superdicken Kartoffel und dem Wert eines deutschen Kleinwagens. Diesen Joker bekamen sie leider nicht heil aus der Erde, sondern er zerbrach beim Ernten in mehrere Teile, wodurch mehr als die Hälfte des Wertes vernichtet wurde. Da frische Trüffeln nur eine Haltbarkeit von wenigen Tagen haben - sie verlieren an der Luft relativ schnell ihr Aroma, sind schimmelempfindlich und beherbergen manchmal unsichtbar kleine Insekteneier, aus denen schnell Maden werden, und sich auf die Schnelle kein geeigneter Abnehmer finden ließ, haben sie den Joker zusammen mit ein paar kleineren Stücken tiefgefroren - das soll bei Weißtrüffeln angeblich funktionieren, im Gegensatz zu trocknen oder blanchieren. Also: Finger weg, wenn euch jemand getrocknete oder abgekochte Trüffeln verkaufen will!
Außerdem erfuhren wir einiges über die Ausbildung zum Trüffelhund. So sehen die Wufftels typischerweise aus - da ist genmäßig alles Mögliche mit drin:
Nach so viel Theorie und einer anschließenden (kostenlosen!) Trüffel-Degustation ging es dann in den Wald. Das Trüffelsuchen ist in Kroatien eine quasi-öffentliche Angelegenheit, es gibt entgegen meinen Vorab-Vorstellungen keine mit Schrotflinten bewaffneten Wachen vor den Fundstellen. Alles ist öffentlich zugängliches Gelände, nur müssen Trüffelsucher, die Hunde einsetzen, bei der Behörde eine Art "Jagdschein" mit Prüfung (!) machen, bevor sie dann als Sammler für eines der Trüffelhäuser arbeiten können. Der Wald selber sieht so uninteressant aus, dass man ihn als Unbedarfter nicht einmal mit dem A***h angucken würde: ein stark hypertrophierter, total zugekrauteter Auwald über fettem lehmig-tonigem Boden, in welchem man außer Trüffeln keine Mykorrhizapilze finden kann:
Professionelle Trüffelsucher gehen stets mit drei Hunden los. Schlägt einer der Hunde an, heißt das noch gar nichts. Erst wenn alle drei an der gleichen Stelle zu scharren anfangen, ist wohl etwas da. So wie hier:
Leider war es diesmal nichts Edles, sondern nur eine Balsamtrüffel (Balsamia vulgaris), welche mit ihrem Teer-/Petroleum-/Erdölgestank nicht zum Essen taugt:
Andere Sucher waren da erfolgreicher als unser Sprengsel. Z. B. die Dame links - übrigens die Mutter (? oder Oma?) unseres Exkursionsleiters - fand an diesem Nachmittag ein schönes Tütchen voll:
Fazit: Ein solches Trüffelseminar sollte man durchaus mal mitgemacht haben. Das war schon ziemlich interessant.
FG
Oehrling