Spadicoides bina

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    ich möchte einen Hyphomyceten vorstellen, der mir kürzlich begegnet ist. Er hört auf den Namen Spadicoides bina und war, zugegebenermaßen, ein Zufallsfund, den ich zuerst unter dem Mikroskop entdeckte, um anschließend die entsprechenden Fruchtkörper dazu zu finden. Vermutlich ist die Art gar nicht selten, aber mit 0,1 mm Größe kaum zu entdecken.


    Makroskopisch:




    Mikroskopisch:






    Sporen:




    Bestimmt habe ich mit Ellis & Ellis: Microfungi on land plants und Seifert et al: The Genera of Hyphomycetes.



    (Ellis & Ellis: Microfungi on land plants - S. 62)



    (Ellis & Ellis: Microfungi on land plants - Plate 24, Nr. 244)



    (Seifert et al: The Genera of Hyphomycetes - S. 406)



    (Seifert et al: The Genera of Hyphomycetes - S. 650, Plate 168A)


    Falls euch mal sowas unterm Mikro begegnet, wisst ihr Bescheid und so. ;)


    LG, Jan-Arne



    PS: Unter Namensnennung dürfen die Scanauszüge doch erlaubt sein, oder? Wenn nicht, nehme ich sie natürlich direkt raus.

  • Hallo Jan-Arne


    Was für ein genialer Fund :)
    Du darfst gerne mehr zeigen ;)


    Zitat


    [font="Tahoma,Verdana,Arial,Sans-Serif"]Falls euch mal sowas unterm Mikro begegnet, wisst ihr Bescheid und so. [/font]


    :thumbup:


    VG : Thorben

  • Hallo Jan-Arne,


    gefühlt schon tausend mal gesehen - jetzt hab ich nen Namen dazu wenn er mir nächstes mal begegnet! Danke! :)


    beste Grüße,
    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    hübscher Fund. Was mich ein bisschen verwundert; du sprichst von einem Fruchtkörper. Hast du von dem auch ein Teleomorphes Stadium nun gefunden oder nicht?


    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    es freut mich, dass der Fund auf Interesse stößt. :)


    @ Stefan: Kann man nicht alle Teleomorphen und Anamorphen gleichermaßen Fruchtkörper nennen, also als Oberbegriff? Anamorphen fruchten ja auch auf ihre Weise. Ich meine natürlich hier die Konidienträger.


    LG, Jan-Arne

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    nein der Begriff Fruchtkörper ist nur für teleomorphe Strukturen vorbehalten. Anamorphe fruchtkörperähnliche Strukturen wie Acervuli oder Pyknidien heißen Konidiomata. Der einzige Begriff für deinen Fund, der meiner Meinung nach passt, ist der Konidienträger.


    l.g.
    Stefan

  • Hi Stefan,
    da gibt es auch andere Ansichten, als deine. ;)
    z.B.
    "Konidienfruchtform


    Das asexuelle Reproduktionsstadium eines Pilzes, das aus solchen Konidien entstanden ist, heisst Konidien(frucht)form, Konidienstadium oder auch Nebenfruchtform, imperfekte Form bzw. Anamorphe. Diese imperfekten Fruchtkörper weisen eine andere äußere Gestalt auf als die aus sexuellen Sporen ( = Asco- oder Basidiosporen) gekeimte perfekte oder Hauptfruchtform bzw. Teleomorphe. Das Konidienstadium wird üblicherweise getrennt vom geschlechtlichen Stadium auf morphologischer Basis klassifiziert, so dass beide Formen in der wissenschaftlichen Nomenklatur unterschiedliche Namen haben. (Beispiel: Der Rotpustelpilz heisst im perfekten Stadium Nectria cinnabarina, während die imperfekte Form als Tubercularia vulgaris bezeichnet wird.) Diese unterschiedliche Benennung begründet sich in einer Zeit, in der man die morphologisch verschiedenen teleo- und anamorphen Fruchtkörper ein und desselben Pilzes noch nicht als ein und dieselbe Art erkennen konnte. Heutzutage ist es oftmals möglich mittels genetischer und molekularbiologischer Verfahren die Zusammengehörigkeit dieser äußerlich verschiedengestalteten Entwicklungsformen festzustellen. Es können beide Formen nebeneinander vorkommen, oft kommt jedoch das Konidienstadium am häufigsten in der Natur vor. Einige Pilze pflanzen sich sogar ausschließlich ungeschlechtlich fort, so dass von ihnen keine Hauptfruchtform bekannt ist. Historisch wurde sie als Deuteromycetes bzw. Fungi imperfecti bezeichnet."
    http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/787826


    VG Jochen


  • nein der Begriff Fruchtkörper ist nur für teleomorphe Strukturen vorbehalten.


    Servus Stefan,


    da muss ich ebenfalls widersprechen. Nimm z.B. die Gattung Glomus (Glomeromycota) - man kennt keine Hauptfruchtform in dieser Gattung. Manche Arten bilden aber Fruchtkörper aus (Hypogäen, makroskopisch sichtbar). Siehe z. B. hier: http://www.fichasmicologicas.com/?micos=1&alf=G&art=1244


    Genau genommen müssten dann zweisporige Schwärzende Saftlinge auch keine Fruchtkörper bilden (sie haben zwar Basidien, aber dort findet keine Mewiose statt - es sind Fruchtkörper des Einkernmyzels, daher asexuell).


    Zitat

    Anamorphe fruchtkörperähnliche Strukturen wie Acervuli oder Pyknidien heißen Konidiomata.


    Was natürlich richtig ist. Es gibt mehrere Bennungssysteme parallel. Der Begriff Pyknidien gibt detailliertere Information an und ich würde ihn auch bevorzugen. Nur würde es mir eben schwerfallen, die Fruchtkörper z.B. von Glomus macrocarpum, nicht als Fruchtkörper zu bezeichnen. ;) Daher geht es nicht ganz so dogmatisch.


    Zitat

    Der einzige Begriff für deinen Fund, der meiner Meinung nach passt, ist der Konidienträger.


    Da widerum gebe ich dir recht, denn Spadicioides bina bildet ja gar keine Struktur, die die Konidienträger bündelt, sammelt, schützt - es sind nackte Konidienträger, also eben gerade kein Fruchtkörper. :D


    LG
    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jochen,


    danke für die Aufklärung. :D Ob dus glaubst oder nicht, ich muss mich fast täglich mit der Problematik auseinandersetzen. Unlängst auch hier im Forum zusammen mit Björn Wergen und Christoph wegen Helminthosporium. Es ist jetzt inzwischen sogar so, dass die "anamorphen Gattungsnamen" für die offizielle Nomenklatur durchsetzen, wie z.B. Trichoderma oder Helminthosporium.


    Björn und ich hatten uns auch noch mal am Montag darüber ausgetauscht. Ich finde aber sehr gut, dass du das alles noch mal klargestellt hast, denn wir haben hier im Forum einige Leute, die solche taxonomischen Informationen langsam interessieren wird.


    Hallo Christoph,


    war ja klar, dass du einzelne Gegenbeispiele rauskramst. :D :thumbup: Ich finde deine Einwände herzlich erfrischend; also bitte mach damit weiter. :) Von den Glomeromycota habe ich erst beim Fachberaterkurs bei Hermine gehört. Ich gebe auch offen zu, dass die nicht in meinem Blickfeld sind und auch wohl sehr wahrschieinlich nicht sein werden. Dafür habe genug mit meinen Arbeitsschwerpunkten (Ritterlinge, Risspilze, Tintlinge und Phytos) um die Ohren.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Servus Stefan...



    war ja klar, dass du einzelne Gegenbeispiele rauskramst. :D :thumbup:


    Hihi - ohne Beispiele wären Argumente austauschbar: "Es ist so!" - "Nein, ist es nicht!" - "Doch!" - "Nein!" - "Oh doch!" (usw.) ;)


    Zitat

    Von den Glomeromycota habe ich erst beim Fachberaterkurs bei Hermine gehört.


    Wir haben sie explizit in der PSV-Ausbildung der BMG mit drin (ich meine jetzt nicht normale Pilzberater, sondern "echte" Sachverständige - unsere PSV-Ebene entspricht mehr den früheren Referenten der DGfM). Glomeromycota sind mit die wichtigste Pilzgruppe, da sie die Hauptsymbionten von Gefäßpflanzen sind.


    Zitat

    Ich gebe auch offen zu, dass die nicht in meinem Blickfeld sind und auch wohl sehr wahrschieinlich nicht sein werden.


    Das müssen sie ja nicht sein. Aber du weißt zumindest, dass es mehr als nur Ektomykorrhiza gibt, du weißt, dass es diese Pilze gibt. Das reicht ja. Ein Botaniker, der sich z.B. mit Doldenblütlern befasst, sollte ja eigentlich auch wissen, dass es Farne, Schachtelhalme, Bärlappe und auch Moose gibt. Ja, er sollte auch wissen, dass es Grünalgen gibt und auch Rotalgen usw. Deshalb muss man sich ja nicht damit beschäftigen. Ich nenne das botanisches Basiswissen - genauso wie ich z.B. das Wissen um die Existenz und den ökologischen Impact der Glomeromycota als mykologisches Basiswissen bezeichne.


    Zitat

    Dafür habe genug mit meinen Arbeitsschwerpunkten (Ritterlinge, Risspilze, Tintlinge und Phytos) um die Ohren.


    Immer diese Ausreden :D . Es hat ja auch niemand verlangt, dass du Glomus-Arten bestimmen sollst. Oder Saftlinge. Zumal es hier ja um eine Begriffsdefinition ging und nicht um die Spezialgebiete, die einen interessieren. Da sind bei mir die Glomeromycota auch nicht enthalten. Wobei ich zugeben muss, dass ich gerne mal einen Glomus-Fruchtkörper live sehen will. Ich habe auch mal ein Hornmoos live gesehen und fand das mehr als genial, werde dennoch kein Bryologe werden. :)


    LG
    Christoph