Mein Täubling diese Woche: R. queletii

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  • Hallo liebe Pilzfreunde, mein Bestimmungsversuch Nummer 14a



    ein weiterer Täublingsfund von 2017 den ich euch gerne zeigen möchte.


    Mein heutiger Kandidat... kommt gleich im Doppelpack, hier der Erste


    Fund: 17.10.2017, Herbar: R17-018
    Arbeitsname: Russula queletii, Stachelbeertäubling, Unter-Sektion Sardoninae (Rom.)


    Makrodaten


    FUNDORT: 510 müNN, MTB 5725, bei Buche und Fichte, direkt neben Fichtenreizkern (L. deterrimus)


    PILZZUSTAND: älter, trocken, gesellig


    HUT: vielfarbig, schmutzig-violett, ocker, braun-grünlich, matt bis seidig, wachsartige Oberfläche, 8cm DM
    MITTE: oliv-bräunlich
    RAND: lappig, 1cm gerieft


    PEELING: 1/3, unter der Huthaut violett durchgefärbt


    LAMELLEN: blass-ocker, splitternd, queradrig
    LA-SCHNEIDE: am Rand schwach violett-rot


    STIEL: zylindrisch, violett-rot mit weiss, 6 x 1,5cm, weich, wachsartige Oberfläche
    BASIS: 2cm weiss mit bräunlichen Flecken
    SPITZE:
    SCHNITT: wattig ausgestopft, keine Verfärbung


    GERUCH: stark fruchtig
    GESCHMACK: sofort scharf, dann bitterlich


    SPP-FARBE: nach ROMAGNESI IId - [IIIa]


    CHEMIE: FeSo4 nichts 20sec, Guajak neg. schwach blau-grün 20sec, Ammoniak auf Lamellen negativ


    Mikrodaten


    HDS: Pileozystiden vorhanden, teils sehr lang, zylindrisch, keulig, mit Ausstülpungen, nicht septiert, bis 9(10) µm breit
    HDS: inkr. Primordialhyphen keine vorhanden
    HDS sonst: Haare rel. dünn, vielgestaltig, zylindrisch, keulig, kopfig, gabelig, mit Divertikel, bis 5 µm breit


    SPOREN: Sporen[95% –• 76 –• SAP –• v –• H2O(nat) ] = 6,8 - 7,8 - 8,7(9,2) x 5,9 - 6,7 - 7,5(7,8) µm


    SPORENMITTEL SONST: Q 1,16, V 185, A 52, n 76, Sporenform rundlich bis leicht oval
    ORNAMENT: grob, isoliert, doch mit einzelnen schwachen Verbindungen
    WARZEN: stumpf-kegelig, bis 1,2+ µm hoch


    Resultierender Kibby Code: AD-HI-L-N Q-SU-W


    Die Bilder zum Fund...


    1) Überwiegend Buchen mit eingestreuten Fichten, drei ältere Exemplare neben Fichtenreizkern, Hutdurchmesser 8cm


    2) Hut seidig, wachsartig anfühlend, Mitte ocker-olivlich, Rand kurz gerieft, Hh nur 1/3 abziehbar, darunter violettlich


    3) Lamellen blass-ocker, splitternd, queradrig, Lamelletten selten, Ammoniak auf Lamellen negativ


    4) Stiel seidig, wachsartige Oberfläche, geadert, violett-rot gefärbt mit weisslicher Stielbasis


    5) 400x, Sulfovanillin, Pileozystiden sehr lang, stark violett-schwarz eingefärbt


    6) 400x, Kongo SDS, sehr auffälliges Erscheinen, meist keulig, Septen wurden keine festgestellt


    7) 400x, Kongo SDS, teils auch mit grösseren kurzen Verzweigungen und Ausstülpungen


    8) 400x, Kongo SDS, Zystiden mit gelb-grünen Elementen, um 10 µm breit, Haare unauffällig und vielgestaltig


    9) Sporen Vermessung in H2O(nat)


    10) Grafische Darstellung der Sporenmessreihe


    11) 1000x, Melzer, Ornament kräftig, meist isoliert mit schwachen Verbindungen


    12) 1000x, Melzer, aber auch einzeln zusammenfliesend


    13) 1000x, Melzer, Warzen überwiegend stumpf-keglig und um die 1,0 bis 1,2+ µm hoch


    FAZIT:


    Die makroskopische Bestandsaufnahme passt gut
    Die mikroskopische Nachprüfung der HDS und der Sporen zeigen auch alle geforderten Merkmale.


    Betrachte ich nun bei meinem Pilz das Sporen-Ornament mit den meist isoliert "mit schwachen Verbindungen der Warzen"
    UND vergleiche dann die artikulierte Dermatozystide in meinem Bild Nr.7 mit der Mikrozeichnung der Dermatozystide B1/S.304 von Frau HELGA MARXMÜLLER, sehe ich diese Bestimmung mit Russula queletii als gar nicht mal so abwegig an.



    Als Zugabe gleich noch mal eine Russula queletii?? Oder doch was anderes??


    Mein Bestimmungsversuch 14b


    Fund: 25.10.2017, Herbar: R17-020, stand mir später zur Mikroskopie nur als Exsikkat zur Verfügung


    - Anderer Fundort 350 müNN, MTB 5726, auch bei Buche und Fichte (aber nicht sonderlich beachtet), neben R. ochroleuca
    - Einzelgänger mit anderen Farben, rauhe Hutoberfläche
    - fellea-Geruch anstelle fruchtig
    - verzögert leicht scharf anstelle sofort scharf
    - SPP-FARBE: nach ROMAGNESI IIc - IId, anstelle IId - (IIIa)
    - Sporen-Mittel 8,4 x 7,3 bei V=234 Q=1,16 (vorher bei qeletii 7,8 x 6,7 bei V=185 Q=1,16)
    - Pileozystiden bis 12 µm breit, vorher 9(10) µm breit


    Alles andere an Makro- und Mikrodaten sind für mich fast identisch gegenüber dem ersten Pilz.
    (Soweit ich das als Laie überhaupt erkennen und beurteilen kann...)


    Die Bilder zu diesem für mich nicht ganz geklärten Fund... (Bilder sind in Extra-Gross)


    14) bei Buche und Fichte, Einzelexemplar fast ohne violett-Tönung, Hut 6cm, Frass-Stellen am Stiel gelblich-rötlich


    15) Hut mehr rötlich, Mitte körnig-schwärzlich, Rand ganz schwach oliv?, Frass-Stellen rötlich, wachsartig, leicht glänzend


    16) Huthaut 1/3 abziehbar, darunter rötlich, Rand nicht gerieft, Geruch stark wie bei R. fellea


    17) Lamellen creme, blass-ocker, splitternd, wenige y-Gabel, Ammoniak auf Lamellen negativ


    18) Stiel rötlich behaucht, gelbfleckig, weiss-schuppig, wachsartig, weich, im Schnitt wattig voll, keine Verfärbung


    19) 400x, KOH + NH3, auch hier Pileozystiden sehr lang, unseptiert


    20) 400x, KOH + NH3, mit viel längeren Verzweigungen und Ausstülpungen


    21) 400x, KOH + NH3, apikal vielgestaltig


    22) 400x, KOH + NH3, Pileozystiden breiter, bis 12 µm breit anstelle 9 µm


    23) 400x, Sulfovanillin, Pileozystiden grau-schwarz eingefärbt, mit Ausstülpung


    24) 400x, Sulfovanillin, auch mal kopfig, aber auch mal apikal eingeschnürt bis verengt


    25) Sporen Vermessung in H2O(nat)


    26) Grafische Darstellung der Sporenmessreihe


    27) 1000x, Melzer, Ornament kräftig, meist isoliert mit zusammenfliessenden Warzen


    28) 1000x, Melzer, Warzen überwiegend stumpf-keglig und um die 1,0 bis 1,2 µm hoch


    FAZIT zu 14b:


    Es spricht für mich vieles für Russula cf. fuscorubroides, aber auch teils für Russula queletii.
    Mein Manko: Es hat mir noch keiner eine R. fuscorubroides gezeigt oder vorgestellt.


    Zitat EINHELLINGER S. 85/86: "Glücklicherweise hat ROMAGNESI von dieser, wie er sie auch nannte, "kräftigeren und dunkleren Varietät" von q u e l e t i i wenigstens eine Skizze der HDS-Elemenre S 449 (Fig. 402) angefertigt. Ihr kann kann man entnehmen, daß die Pileozystiden sehr kräftig, ja sagar noch kräftiger als bei t o r u l o s a sind und eine Breite von 12 µm erreichen. Auch bei meinen beiden Kollektionen sind mir voluminöse (4) 6-12 (16) µm breite Pileozystiden aufgefallen und ich bin überzeugt, daß sie auch ein wertvolles Kriterium zur Abgrenrung darstellen." Ende Zitat


    Ein Indiz für eine Russula fuscorubroides wäre es ja.
    Vielleicht liege ich hier auch komplett verkehrt und das ist was ganz anderes...?


    Hier komme ich an meine Grenzen und übergebe die Diskussion zähneknirschend an erfahrene Spezialisten weiter...


    >>> Alle Beiträge dieser Serie findet ihr mit der Forum-Suchfunktion mit "Mein Täubling diese Woche:"


    Danke für das Interesse... nächste Woche gehts weiter mit der Farbe gelb und bei weitem nicht so kompliziert.


    Grüsse
    claus

  • Hallo Claus,


    das ist ja ein spannender Vergleich, den Du hier präsentierst :thumbup: .


    Russula queletii hatte ich schon einige Male (im Nadelwald auf Kalk), Russula fuscorubroides kenne ich dagegen nicht :( , d.h. hier kann ich nichts zur Erhellung beitragen.


    Ich bin mal gespannt, ob es dazu noch Expertenmeinungen gibt.


    Danke für die viele Arbeit, die Du in Deine Portraits steckst - das ist wirklich toll!


    Viele Grüße
    Gerd

  • Moin Moin


    eine Verwechslungsart wäre Russula torulosa, riecht ebenfalls nach Obstkompott und wächst unter Kiefern auf Kalk.
    Die Sporen sind fast netzig, wogegen Russula queletii isoliert stachelige Sporen besitzt und unter Fichten auf sauren und neutralen Boden wächst.


    Russula torulosa vom 26.10.2016 NSG Kiefernwäldchen bei Rieder (Nordharz):




    LG Harzi

  • Hallo Claus,


    Carlos Monedero schreibt in seinem Bestimmungsschlüssel:
    8A Pilz auf Böden über Kalk, in Nadelwäldern fruchtend, meist etwas größer als die folgende Art. Hut 2-7(-10) cm, violettpurpurn, blutrot, oft stellenweise grün umschlagend und dann auch scheckig von bräunlichen, olivgrünen oder gelblich verblaßten Flecken und Zonen. Stiel auf blassem Grunde rot, oft intensiv; Bisweilen scharlach-, blut- oder kupferrot. Lamellen schließlich ziemlich entfernt, weißlich bis blaßcremefarben, jedoch nicht zitronengelb. Geruch nach Stachelbeerkompott. Dermatozystiden 4-6(-9) µm breit –¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦ R. queletii


    8B Pilz auf sauren Böden über Silikat mit Calluna (Heidekraut) und Vaccinium (Heidelbeere) fruchtend, mittelgroß. Hut 3-5(-7) cm, jung nahezu schwarz, dann dunkelpurpurn oder weinrot, Rand oft karminrot, kaum ausblassend und nie olivlich werdend. Stiel besonders gegen die Basis rosaviolett oder purpurrosa. Lamellen kaum gedrängt, creme-ockerlich, schließlich ocker. Geruch schwach fruchtartig. Dermatozystiden 4-11(-16) µm breit –¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦–¦. R. fuscorubroides


    L.G. - Bernd

  • Hallo Harzi,



    danke erstmal für den weiteren Verwechslungspartner.
    Wie man auf deinem Sporenbild schön sehen kann hat Russula torulosa aber ein netziges Sporenornament.
    Den kann man sicherlich ausschliessen.


    Ich habe mal die mir bekannten Teilnehmer der Sektion Sardoninae aufgelistet und warum sie ausgeschieden sind:


    R. BADIA: Sporenpulver zu dunkel
    R. CAVIPES: NH3 Reaktion positiv
    R. HELODES: Pileos bis 6mü, Ornament netzig
    R. RHODOPUS: Pileos zwar bis 12mü, aber Ornament teilnetzig mit niederen Warzen
    R. SANGUINARIA: Pileos bis 8mü und mehrfach septiert
    R. SARDONIA: NH3 Reaktion positiv
    R. TORULOSA: netziges Sporenornament


    was mir bleibt ist
    R. FUSCORUBROIDES: mit Pileos mit bis 12mü
    R. QUELETII: mit Pileos mit max 9(10)mü


    Bernd
    auch dir Danke für den weiteren Schlüssel, das deckt sich mit der Angabe von EINHELLINGER.
    GRÖGER hat leider keine R. fuscorubroides aufgeführt.


    Halte ich mich jetzt strikt an die Schlüssel und Zitate von MONEDERO, EINHELLINGER und Fr. MARXMÜLLER,
    komme ich an dem Namen R. fuscorubroides nicht vorbei. Meine Überzeugung wäre es ja...


    Grüsse
    claus

  • Hallo Claus,


    kannst was zu den Bodenarten deiner beiden Funde sagen oder zu den Begleitpflanzen/Begleitfunga?


    L.G. - Bernd

  • Zitat von Bernd  Miggel


    Hallo Claus,


    kannst was zu den Bodenarten deiner beiden Funde sagen oder zu den Begleitpflanzen/Begleitfunga?


    L.G. - Bernd


    nein, da war ich zu nachlässig. Diesen Standort habe ich zum ersten mal besucht, ist nicht weit weg von mir.



    Für mich war das halt erstmal eine farb-intensive queletii und Fichten standen da ja.
    Ob da vielleicht Kiefer oder sonstwas rumstand werde ich dieses Jahr nachholen und mir die Bäume genauer ansehen.
    Auch zur Bodenbeschaffenheit muss ich passen.


    Grüsse
    claus


  • Hallo,


    ich glaube, dass in dieser Gruppe noch das eine oder andere noch nicht publizierte auf uns zukommen wird. So soll z. B. R. queletii zukünftig enger gefasst und als reiner Abies-Begleiter definiert werden, und unser bisheriger Fichten-queletii könnte dann durcvhaus fuscorubroides heißen - oder einen ganz neuen Namen bekommen.


    beste Grüße,
    Andreas