Ein Täubling der Woche

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.434 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Liebe Täublingsfreunde

    Neeeiiiiiiin, ich will keineswegs in Konkurrenz zu den tollen Vorstellungen von Claus treten, der ja in letzter Zeit sehr gut dokumentierte Funde mit Makro- und Mikromerkmalen vorgestellt hat. Ich möchte anhand zahlreicher Funde aus dem letzten Jahr mal auf die Arten eingehen, die ein sehr breites Farbenspektrum besitzen und bei der Bestimmung zusätzliche Schwierigkeiten bereiten können.
    Ein Beispiel hierzu ist Russula sardonia (Zitronenblättriger Täubling), eine Art die in kaum einem sandigen, sauren Kiefernwald fehlen dürfte. Neben dem Standort sind blass gelbe Lamellen bei jungen Fruchtkörpern, sehr scharfer Geschmack und fast immer mehr oder weniger rotviolette Töne am Stiel gute Erkennungsmerkmale.

    Zunächst drei Aufnahmen vom 10.10.17


    Bei dieser Kollektion konnte man von oben betrachtet schon ins Grübeln kommen, da Russula sanguinaria (Blutroter Täubling) im Alter ähnlich aussieht und am gleichen Standort vorkommt. Wenn keine jungen Fruchtkörper dabei sind, hilft nur noch eine genaue Untersuchung.


    Auf dieser Aufnahme von 2013 sieht man beim rechten Exemplar tränende Lamellen, die auch in der Literatur erwähnt werden, jedoch nicht konstant auftreten. Weiterhin sieht man, dass auch reine Grüntöne möglich sind.


    Grüne Fruchtkörper wurden von Singer als fa. viridis beschrieben, aber auf der nächsten Aufnahme von 2015 sieht man, dass auch Übergänge vorkommen.


    Zurück zum letzten Jahr. An dieser Kollektion konnte ich am 14.10.17 trotz bereits zahlloser Aufnahmen nicht vorbei gehen.


    Richtig interessant wurde es dann am 22.10.2017 bei drei Kollektionen auf ca. 10 m ². Die Fruchtkörper standen jeweils wie nach Farben sortiert und es handelt sich nicht um zusammengesuchte Exemplare gleicher Farbe.
    Schon lange hatte ich mir gewünscht mal die –žfa. viride–œ in größerer Zahl zu finden.


    Zwei Meter entfernt zahlreiche Exemplare mit besonders kräftig gefärbten Stielen


    Die Krönung waren jedoch weitere drei Meter entfernt die gelben Exemplare


    Mikroskopisch waren die drei Kollektionen absolut identisch und zeigten übereinstimmend die charakteristische Rotfärbung der Lamellen mit Ammoniak.


    Natürlich soll dieser Betrag keinesfalls von der Beschäftigung mit Täublingen abschrecken, sondern lediglich etwas zu Vorsicht mahnen. Abschließend noch ein in meinen Augen wichtiger Hinweis, der sicher nicht nur bei Täublingen seine Berechtigung hat. Das Lesen von Beschreibungen ist meistens zielführender als das Durchblättern von Bildersammlungen.


    LG Karl

  • Hallo Karl,


    abgesehen von den hervorragenden Fotos ist das eine beeindruckende Vorstellung des Variantenreichtums mancher Täublinge. Und die angemahnte Vorsicht bei der makroskopischen Bestimmung mittels Bildervergleich ist mehr als berechtigt.

  • Hallo Karl,



    schöne Bilder und ich finde deinen Beitrag seeehr passend :thumbup: da das am Montag genau mein Finalpilz sein wird.


    Leider habe ich R. sardonia bisher nur als typisch gefärbt und als Einzelgänger angetroffen, aber ich kann mir schon vorstellen, dass man bei deinen Kollektionen an Ammoniak zur Vorbestimmung einfach nicht vorbeikommt. Überhaupt muss ich meinen Vorrednern zustimmen, dass erst die Erfassung aller makroskopischen Merkmale eines Pilzes eine weitere Eingrenzung erlaubt und mir damit zeigt wo es hingehen könnte. Dabei spielt bei mir persönlich die Hutfarbe eines Täublings die allerletzte Rolle, siehe Karl ´s Bilder.


    Das beste Mikroskop nützt mir nichts, wenn ich nicht vorher weiss nach was ich suchen oder mit was ich vergleichen soll.


    Grüsse
    claus


  • Leider habe ich R. sardonia bisher nur als typisch gefärbt und als Einzelgänger angetroffen


    Servus Claus,


    dann musst du in der Saison "nur mal" in den Dürnbucher Forst gehen (Abendsberger Inlandsanddünen) und dort in die Umgebung der Sandgrube am Fuchsberg. Von dort hat Einhellinger die gelbgrünen Säufernasen beschrieben. Man findet dort immer wieder beide Aussprägungen.


    LG
    Christoph

  • Hallo Karl,
    eigentlich hatte ich mir vorgenommen, in der nächsten Saison die Täublinge hier in der Gegend unter die Lupe zu nehmen. Aber nach Deinem Beitrag bin ich nicht mehr so ganz sicher, ob ich das noch will. Na gut, immerhin gibt es auch dank Claus etliche gute Portraits. Aber wenn dieselbe Art so unterschiedlich daherkommen kann, wird das eine echte Herausforderung. bis jetzt hatte ich auf der Agenda: Stachelbeertäubling und Zitronenblättriger Täubling sind rotviolett, der Stiel mehr oder weniger auch und sehr scharf. Nun gibts die Säufernase auch in allen möglichen anderen Farben. Wo soll frau da anfangen 8|

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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    Einmal editiert, zuletzt von Wutzi ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Eine bemerkenswerte Präsentation der farblichen Variationsbreite. :thumbup:
    Wenn ich mir das so angucke frage ich mich, wie oft ich den wohl schon nicht erkannt habe, weil er in einer mir unbekannten Farbe im Wald stand.



    LG, Pablo.


  • eigentlich hatte ich mir vorgenommen, in der nächsten Saison die Täublinge hier in der Gegend unter die Lupe zu nehmen. Aber nach Deinem Beitrag bin ich nicht mehr so ganz sicher, ob ich das noch will.


    Servus Claudia,


    warum denn? Das macht es doch spannend. Immerhin erkennt man die ganze Gruppe ja gut am Geruch und den oft verwaschen trüben Farben. Und bist du im Kiefernwald und die Lamellen sind deutlich zitronen-getönt, der Stiel knackt laut beim Durchbrechen, dann ist die Hutfarbe doch egal...


    Zitat

    bis jetzt hatte ich auf der Agenda: Stachelbeertäubling und Zitronenblättriger Täubling sind rotviolett, der Stiel mehr oder weniger auch und sehr scharf. Nun gibts die Säfernase auch in allen möglichen anderen Farben. Wo soll frau da anfangen 8|


    Oh, da gibt es noch viel mehr...
    Russula queletii - klar, mit Weinrot und eingemischten Grüntönen
    Russula fuscorubroides - ohne Grüntöne und mit klarem dunkelrot
    Russula torulosa - ähnlich wie R. fuscorubroides, aber mehr ins violettrötliche gehend (so wie ich sie kenne) und Geschmack ziemlich mild, nur wenig scharf bis ganz mild!
    Russula torulosa var. fuscorubra - sieht aus wie R. fuscorubrioides, aber andere Mikroskopie...
    Russula sardonia (wie oben)


    Es sind ja nur fünf Taxa, mit der gelbgrünen R. sardonia sechs. Das ist doch sehr übersichtlich - man braucht halt ein Mikroskop, um bei manchen Taxa wirklich sicher zu gehen. Russula queletii mit deutlichem, verwaschenem Grün, Russula sardonia über die Lamellen und Russula torulosa über den Geschmack sind die einzigen, die ich mir makroskopisch zutraue. Und gerade Russula sardonia ist da ziemlich leicht kenntlich, finde ich ;)


    LG
    Christoph


  • Hallo Karl,
    eigentlich hatte ich mir vorgenommen, in der nächsten Saison die Täublinge hier in der Gegend unter die Lupe zu nehmen. Aber nach Deinem Beitrag bin ich nicht mehr so ganz sicher, ob ich das noch will. ... Wo soll frau da anfangen 8|


    Hallo Claudia,


    mit der Erkenntnis, dass man bei scharfen lilahütigen Täublingen, vor allem bei denen mit rosavioletter Stielüberhauchung, grundsätzlich Ammoniak auf den Lamellen testen sollte (außer bei R. sardonia wird es z. B. auch bei R. cavipes rot). Das gibt es für drei Euro im Myko-Shop, also hindert einen nichts, sich so etwas mal zu kaufen. Das hält ein paar Saisons lang, so lange man es nicht großer Wärme aussetzt und es nie mit geöffnetem Deckel herumstehen lässt.


    Weiter achtest du bitte immer genau auf das Biotop, in dem deine Pilze stehen. Stehen mitten im sauer-sandigen Kiefernwald etwa zwischen weißbraunen Ritterlingen so aussehende Täublinge, können sie eigentlich nicht R. queletii/fuscorubroides sein, sondern dann geht der Primärverdacht in Richtung R. sardonia, und du würdest zur Untermauerung deines Verdachts Ammoniak einsetzen, genauso, wenn du unter Weißtanne lilahütige scharfe Täublinge findest.


    Solltest du eine grün- bzw. gelbhütige R. sardonia nicht als solche erkennen - nun, das passiert sogar erfahrenen Täublingsspezialisten immer mal wieder. Wichtiger ist, dass du dir nach mehrfacher Überprüfung dieser Art ein inneres Bild von der "typisch" aussehenden R. sardonia machst, mitsamt dem "typischen" Biotop, in dem sie vorkommt.


    Wenn du Täublinge unter die Lupe nehmen willst (was man über einen Zeitraum von mindestens 8 bis 10 Jahren vornehmen sollte, um so etwas wie den Durchblick zu bekommen), geht das am besten zusammen mit erfahrenen Täublingskennern, von denen es in Thüringen ja einige gibt, und die vielleicht nach Terminvereinbarung mit dir mitlaufen bzw. umgekehrt. Ich habe immer viel von Leuten - gerade aus Thüringen - profitiert, die mich mit vielen Tipps und Tricks zur Täublingsbestimmung versorgt haben, und mache nun selber nichts anderes, als einiges davon weiterzugeben. Die Alternative besteht darin, sich gute Täublings-Spezialliteratur anzuschaffen, in denen diese ganzen Tipps und Tricks stehen, aber da muss man sich sicher sein, mit Täublingen langfristig weiterschaffen zu wollen, da diese Literatur schwer zu bekommen ist.


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Karl,


    danke für die eindeutige "Warnung". :) Den letzten hätte ich dir auch ohne große als Russule aeruginea abgekauft. 8| 8| 8| Leider ist es ja so, dass in den Kiefernwäldern auch immer mal ein paar vereinzelte Birken rumstehen und da ist das besonders tückisch.


    l.g.
    Stefan


  • Hallo Karl,


    danke für die eindeutige "Warnung". :) Den letzten hätte ich dir auch ohne große als Russule aeruginea abgekauft. 8| 8| 8|


    Aber sicher nicht nach einer Kostprobe vor Ort. R. sardonia treibt dir geschmacklich die Schmerztränen in die Augen, was R. aeruginea nicht tut.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    • Offizieller Beitrag


    Normalerweise koste ich beide Arten nicht; nur im Zweifel. :) und erst recht nicht R. sardonia. Danach schmecke ich 30 min gar nix mehr.


    l.g.
    Stefan


  • Normalerweise koste ich beide Arten nicht; nur im Zweifel. :) und erst recht nicht R. sardonia. Danach schmecke ich 30 min gar nix mehr.


    Servus Stefan *hihi*,


    ich finde Russula sardonia angenehm scharf (leider schlägt die Schärfe später in eine Bitterkomponente um). :evil: Ich habe aber auch kein Problem, in einen Zedernholztäubling zu beißen :D
    Es stimmt aber natürlich, Russula sardonia ist gut erkennbar scharf. Man muss aber ja nicht reinbeißen, um die Art zu erkennen, stimmt - es ist aber doch toll, eine Art mit allen Sinnen wahrzunehmen.


    LG
    Christoph

    • Offizieller Beitrag


    Du wieder. :D Sagen wir mal so. Ich hab R. sardonia oft genug gekostet um zu wissen, wie scharf der ist. Wenn ich eine Art gefühlt 20 mal verkostet und sicher bestimmt habe, dann brauche ich die dann auch nicht mehr verkosten, weil ich ja weiß wies mir nach der Verkostung geht. :evil:


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Seht gelungenes Thema!


    Leider kenne ich hier um Kassel nur eine Stelle mit Kiefern auf sandigem saurem Grund.
    Und die ist nur mit einigem Aufwand zu erreichen, dafür aber sehr interresant. :)


    LG Brassella


  • Nun gibts die Säufernase auch in allen möglichen anderen Farben. Wo soll frau da anfangen 8|


    Hallo Claudia


    Zu dem Thema Täublingsbestimmung gibt es ja inzwischen erfreulich ausführliche Antworten, die Deine Bedenken hoffentlich zerstreuen. Natürlich geht Täublingsbestimmung nicht von Heute auf Morgen und ich stoße immer wieder auf nicht eindeutig bestimmbare Funde. Du musst ja nicht gleich mit Einzelfruchtkörpern anfangen, die oft nicht alle beschriebenen Merkmale zeigen, aber zahlreiche Arten sind makroskopisch eindeutig bestimmbar. In jedem Fall solltest Du immer versuchen einen Sporenabdruck zu erhalten und zur weiteren Untstützung gibt es ija noch das Forum ;)


    LG Karl

  • Hallo Oehrling,
    Christoph und Karl, mit Euren wohlgemeinten Hinwiesen habt Ihr mich jetzt völlig aus dem Ruder geworfen. Aber vielleicht bin ich auch nur gerade zu vergrippt, um mir den Aufwand um die Russula-Bestimmung vorstellen zu können. Ich schätze, bei den Täublingen bleibt es bei mir bei der Täublingsregel - naja, Ammoniak werde ich mir wohl beschaffen, aber 10 Jahre.... wer weiß was in 10 Jahren ist. Bin ja kein so junges Kücken mehr wie ihr ==Gnolm3.


    Aber es stimmt ja, ich habe ja Euch. Mit Mikroskop und Sporenabwurf werde ich ein paar Arten erforschen und dann schaun mer mal.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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