Hallo liebe Pilzfreunde, mein Bestimmungsversuch Nummer 16
mein letzter Täublingsfund von 2017 den ich euch gerne noch zeigen möchte.
Zum heutigen Kandidat...
Fund: 03.11.2017, Herbar: R17-021
Arbeitsname: Russula sardonia, Zitronenblättriger Täubling, Unter-Sektion Sardoninae (Rom.)
Makrodaten
FUNDORT: 390 müNN, MTB 5726, Nadelwald bei Kiefer und Fichte
PILZZUSTAND: älter, trocken, einzeln
HUT: violett, purpur, schwarz, matt, seidig, klebrig, wachsartig, leicht gebuckelt, 7,5cm DM
MITTE: violett-schwarz
RAND: glatt, nicht gerieft
PEELING: 1/3, unter der Huthaut violett
LAMELLEN: engstehend, ocker-gelblich, splitternd, Y-gegabelt, Stielgabeln, Lameletten, am Rand queradrig
LA-SCHNEIDE:
STIEL: weiss-violett behaucht, fest, wachsartig, 8 x 2,5cm
BASIS: gelblich-weiss 3cm
SPITZE: creme-weiss
SCHNITT: gelblich, wattig ausgestopft
GERUCH: schwach fruchtig
GESCHMACK: brennend-scharf in 5sec, sehr lange anhaltend, das ist echt was für Mutige!!!
SPP-FARBE: nach ROMAGNESI III a
CHEMIE: FeSo4 blass-rosa 15sec, Guajak pos. grün 10sec, Lamellen: KOH 20% violett-rot 5sec + >>> Ammoniakdämpfe rosa-rot 15sec
Mikrodaten
HDS: Pileozystiden vorhanden, zylindrisch, spindelig, kopfig, gabelig, Divertikel, um 6 µm breit
HDS: inkr. Primordialhyphen keine vorhanden
Sonst: Pleurozystiden mächtig, kopfig bis zuspitzend, 110+ x 12 µm, Cheilos ähnlich, 80 x 8 µm
SPOREN: Sporen[95% –• 122 –• SAP –• v –• H2O(nat) ] = (6,5)6,6 - 7,6 - 8,5(8,7) x (5,7)5,8 - 6,5 - 7,2(7,4) µm
SPORENMITTEL SONST: Q 1,16, V 170, A 50, n 122, Sporenform ellipsoid
ORNAMENT: mehrheitlich fein netzig bis gratig verbunden
WARZEN: stumpf-kegelig, um 0,5 µm hoch
Resultierender Kibby Code: DF-H-L-N Q-S-W
Die Bilder zum Fund...
1) im Moos bei Kiefern und Fichten, Hut-Frass-Stellen violett umrandet
2) Hut 7,5cm, trocken, matt, seidig, wachsartig, Mitte violett-schwarz, Peeling 1/3, darunter violett
3) Lamellen blass-ocker bis gelblich, Y-Gabel und Stielgabeln, am Rand queradrig
4) Stiel keulig, fest, violett behaucht, 8 x 2,5cm, Oberfläche wachsartig, im Schnitt gelblich, wattig, voll
5) Geruch fruchtig, Geschmack brennend-scharf!!! Lamellen gelblich und mit NH3 Dämpfen rosa-rot, mit KOH 20% violett-rot
6) HDS 400x, Kongo-NH3, Pileozystiden gegabelt, keulig, spindelig, kopfig, mit Divertikel
7) HDS 400x, Kongo-NH3, auch mal verzweigt
8) HDS 400x, Kongo-NH3, im Durchschnitt bis 6 µm breit
9) HDS 400x, Sulfovanillin, Pileozystiden mit schwacher Färbung in grau-schwarz
10) HDS 400x, Sulfovanillin, auch hier wieder kopfig-gabelig, selten septiert
11) 400x, KOH 3%, Pleurozystiden mächtig, über 100 µm lang und bis 12 µm breit, Form der Cheilos ähnlich 80 x 8 µm
(Pleurozystiden an der Lamellenfläche, Cheilozystiden an der Lamellenschneide)
12) 400x, KOH 3%, Basidien (Sporenständer) bis 10 µm breit
13) Sporen Vermessung in H2O(nat)
14) Grafische Darstellung der Sporenmessreihe
15) 1000x, Melzer, Ornament mehrheitlich fein-netzig bis grob-gratig verbunden
16) 1000x, Melzer, Sporenform ellipsoid, Warzen stumpf-keglig, nur max. 0,5 - 0,6 µm hoch
FAZIT:
Die makroskopische Bestandsaufnahme passt
Die rosa-rote NH3 Reaktion auch, soll ja DAS Merkmal für R. sardonia in der Sektion Sardoninae sein
Die mikroskopische Nachprüfung der HDS und der Sporen zeigen auch alle geforderten Merkmale.
Russula cavipes hat zwar auch diese rosa-rote NH3 Reaktion, scheidet aber wegen der bis zu 2/3 abziehbaren Huthaut und der etwas helleren Sporenpulverfarbe makroskopisch und dann mit höheren bis 1,2 µm und isoliert bis nur fein verbundenen Warzen auch mikroskopisch aus.
Und somit sollte Russula sardonia stimmen...
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Ich danke euch allen für das Interesse an meinen Täublings-Beiträgen und auch für die vielen Antworten dazu.
Mir hat diese Vortragsreihe Spass gemacht und von mir aus kann er jetzt aus seinem Winterschlaf kommen, der Frühling...
Grüsse aus der Rhön
claus