Bei der Diskussion um "Sordaria" minima kommt ja meist deren parasitische Lebensweise zur Sprache, die ja auch nicht so ganz in diese Gattung passt.
Nun, es ist ja nicht selten dass Arten vom Substrat auswandern und die Unterlage besiedeln. Bei Ascobolus, P. setosa, Chaetmomium z.B., ganz besonders aber bei Sordaria kann man das beobachten. Und es passiert oft, wenn das Substrat von Köpfchenschimmeln überzogen ist. Diese und andere Arten wachsen dann auf der Unterlage, sind teilweise sogar darin eingebettet. Bei den parasitischen Melanospora, in deren Nähe S. minima manchmal gestellt wird, bilden sich die Fruchtkörper hingegen im Hyphengeflecht des Wirtes. Sie schweben teilweise darin über der Unterlage.
Doveri begründet das bei Sordaria damit, dass einige Arten Zellulose abbauen. Entweder aus dem Substrat selber, oder eben aus der papiernen Unterlage.
Ich glaube das inzwischen nicht mehr.
Mir war schon aufgefallen, dass "ausgewanderte" Sordaria fast immer von Hyphengeflecht eines Zygomyceten umgeben war. Oft nur ganz leicht, manchmal stärker.
Jetzt habe ich eine Beobachtung gemacht, die mich an der Zellulose-Theorie stark zweifeln lässt.
Eine Probe von Fuchs, wohl eher Hund (Zusendung von Hagen Graebner) war extrem stark von Mucor befallen. Auf der Unterlage kam es zu einem wahren Massenvorkommen von Sordaria. Und die wuchsen auch quasi schwebend in dem Hyphengeflecht des Mucor. Es gab bei diesen schwebenden Perithecien keinerlei Verbindung zur Unterlage. Wohl natürlich auch auf der Unterlage aufsitzende Exemplare.
Zu meiner Überraschung war das nicht nur S. fimicola, sondern in gleichem Maße auch S. humana.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass eine Zellulose abbauende Art Fruchtkörper ohne jeglichen Kontakt zum Substrat ausbildet. Es ist für mich einleuchtender, dass eine auf Mucor o.ä. parasitierende Art auch auf deren im Substrat eingebettete Hyphen wächst und so scheinbar dieses abbaut.
Die Frage ist nun, ob Sordaria fimicola und humana tatsächlich eine parasitische Lebensweise haben.
Meinungen?