Cytospora cf. erumpens

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.430 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tricholomopsis.

  • Servus beinand,


    gestern war ich in Rothschwaig unterwegs (ich mache da ein ehrenamtliches Kartierungsprojekt) und habe an einem Birkenast am Boden etwas gefunden, das für mich wie Lasiosphaeria ovina aussah:L




    Der Corti, der hier mit zu sehen ist, ist übrigens Cylindrobasidium laeve (sehr jung, aber schon sporulierend).


    Die angedachte Lasiosphaeria ist hingenen voll mit Konidien, die unseptiert, farblos-hyalin, 6-7 x 1 µm klein und leicht allantoid sind. Die Konidien werden einzeln gebildet, nicht in Ketten. Kennt jemand sowas oder habe ich da keine Chance?


    LG

    Christoph

  • Tricholomopsis

    Hat den Titel des Themas von „Imperfekter an Prunus“ zu „Imperfekter an Betula“ geändert.
  • Hallo Christoph,

    Die angedachte Lasiosphaeria ist hingenen voll mit Konidien, die unseptiert, farblos-hyalin, 6-7 x 1 µm klein und leicht allantoid sind. Die Konidien werden einzeln gebildet, nicht in Ketten. Kennt jemand sowas oder habe ich da keine Chance?

    Schwierig.

    Hast du mal mit Cytospora verglichen ?


    VG : Thorben

  • Servus Thorben,


    vielen Dank für den Denkanstoß! Mit Cytospora assoziiere ich diese gummiartigen, roten Teile... aber ich finde die Idee, den Pilz Leucostoma niveum (Valsa nivea) zu nennen, immer netter - vgl. willowleucostomacanker.pdf - die Konidien sind da nur ein Tick kürzer, aber die Breite passt. Die Ehinger haben ganz andere Maße, aber da passt auch die Konidienfrom nicht: vnivea.php

    Ellis & Ellis geben die passende Länge an, dafür sind sie dort etwas breiter. Makroskopisch kommt es jedenfalls gut hin.


    LG

    Christoph


    P.S.: hier passt die Beschreibung sehr gut - mit übereinstimmenden Konidienmaßen: leucostoma.pdf

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Christoph,


    du hast beim Präparat nicht nur oberflächlich abgekratzt, oder? Ansonsten wäre Calcarisporium arbuscula auf einer völlig überwucherten Kohlenbeere eventuell eine freche Idee. Dafür klingen die Sporen aber auch eigentlich zu schmal und länglich. Von den Sporengrößen besser passen würde Sarcopodium

    tortuosum, aber die Art wird als rötlich beschrieben und nur an den Rändern weißlich und eben nicht ganz weiß. Mehr Literatur als Ellis & Ellis hab ich zu der Art nicht. Also eigentlich: Keine Idee von mir. ;)


    LG, Jan-Arne


    Edit: Leucostoma niveum klingt wie ein Treffer! :thumbup:


    Im Forum gibt es keine Verzehrfreigaben, nur Hilfestellungen zu eigenständigen Vergleichen!


    Meine Homepage mit Kurzportraits von Pilzen und Tieren: fungaundfauna

  • Servus Jan-Arne,


    nein, ich habe den Fruchtkörper geschnitten und nicht nur gekratzt. Innen und außen Unmengen an Konidien. Die Konidien werden durch kleine Poren der Gehäusewand rausgedrückt und sind daher überall. Die Konidienmaße werden unterschiedlich angegeben, aber die oben beim P.S. angegebene Quelle passt hier sehr gut. Daher denke ich auch (allerdings ohne Erfahrung), dass Leucostoima niveum sehr gut passt. Auf alle Fälle mit einem "sensu" Sidoti et al. (2006). Je mehr ich nachrecherchiere, umso besser passt es.


    LG

    Christoph

  • Servus beinand,


    ein kleines Update... Es wurde 2017 unter anderem mit Cytospora erumpens etwas beschrieben, was dieser Kollektion von mir recht nahe kommt. Hier die Farbtafel aus der Originalbeschreibung (Norphanphoun C, Doilom M, Daranagama DA, Phookamsak R, Wen TC, Bulgakov TS, Hyde KD (2017): Revisiting the genus Cytospora and allied species. Mycosphere 8(1): 51–97):


    Cytospora-erumpens-on-Salix-fragilis-L-MFLU-15-2165-holotype-a-Stromatal-habit.jpg

    Fig. 6 – Cytospora erumpens on Salix × fragilis L. (MFLU 15-2165, holotype). a Stromatal habit in wood. b Fruiting bodies on substrate. c Surface of fruiting bodies. d Cross section of the stroma showing conidiomata. e Peridium. f Ostiolar neck. g–i Conidiogenous cells with attached conidia. j Mature conidia. k, l Colonies on MEA (k-from above, l-from below). Scale bars: a = 2000 μm, b = 1000 μm, c, d = 200 μm, e = 50 μm, f = 100 μm, g–j = 10 μm.

    (Tafel von S. 66)


    Ich habe heute an Populus eine weiße Cytospora aufgesammelt, die besser auf Cytospora (Leucostoma) nivea passt. Hier sind die Konidien 5,25-6,6-9,5 x 1-1,25-1,5 µm groß. Ich habe die Rhothschwaiger Kollektion nochmal sauber nachgemessen und die Konidien sind schmaler und kürzer: 4,75-6,0-7,0(-7,75) x 1,0-1,1-1,25 µm.


    Viel ist es nicht, aber im Vergleich der beiden Aufsammlungen doch deutlich. Die Gattung Cytospora i.w.S. ist sehr unübersichtlich - es wurden ca. 300 Namen in den Ring geworfen, die im Mikroskop alle irgendwie ähnlich aussehen. Sauber bestimmen kann man sie vermutlich nur über Sequenzierung und / oder Kulturen. Die Arten mit weißem Überzug auf ihren Pycnidien sind jetzt natürlich weniger, aber auch Cytospora erumpens hat dieses Merkmal.

    Norphanphoun et al. (2017) geben an, dass die Konidien von Cytospora nivea bis 9 µm lang werden, die von C. erumpens nur bis 7 µm.


    Leider lassen sich die beiden nicht sauber über die Loculi im Stroma abgrenzen - hier hat C. nivea offenbar so gut wie immer 3 Loculi, während C. erumpens 1-3 hat (also sich überschneidend). Ich werde den Ast, an dem ich die Kollektion aus Rothschwiag hatte, wohl nochmal genauer nachbestimmen müssen. Anhand der Knospen habe ich Betula als treffend empfunden - da muss ich wohl nachhaken.


    Jedenfalls will ich nur - nach meiner Recherche - die Warnung aussprechen, nicht wie ich hier nur aufgrund der weißen Oberfläche den Namen Cytospora nivea zu verwenden. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal.


    Irgendwie kommt mir das gerade so vor, als würde ich komplett neu in die Pilze einsteigen. ==Gnolm9


    Und um das klarzustellen: Ich habe den Rothschwaiger Fund nicht als Cytospora erumpens bestimmt. Ich nehme nur den Arbeitsnamen Cytospora cf. erumpens. Der heutige Fund (anderes Habitat) hingegen passt auch vom Substrat (Populus), den Sporenmaßen (etc. - ich habe bisher kein widersprechendes Merkmal gefunden) und finde, dass das was anderes als der Fund aus Rothschwaig ist. Zudem habe ich an dem Ast auch die krebsartige Wucherung, die beim Rothschwaiger Fund fehlt.


    LG

    Christoph

  • Tricholomopsis

    Hat den Titel des Themas von „Imperfekter an Betula“ zu „Cytospora cf. erumpens“ geändert.
  • Servus beinand,


    noch ein kleines Update (ich habe auch den Thread umbenannt). Ich habe mal die Sporen von Cytospora nivea an Pappel mit denen von dieser Kollektion gegenübergestellt. Da ich keine Fotoeinrichtung habe und per Handy frei Hand durchs Okular knippse, ist der Maßstab nicht völlig exakt, sondern nachträglich gebastelt. Mehr geht nicht, da ich keine Fotomöglichkeit habe. Ich zeichne sonst lieber.




    Die lange Spore im linken Bild misst 9,5 x 1,5 µm (die Breite ist sehr unsicher zu messen, aber sie war dicker als 1 µm und schmaler als 2 µm, kann auch 1,25 µm sein...).

    Man sieht aber gut, dass links die Sporenlängen stärker streuen als rechts. Die Sporenbreiten sind bei beiden ungefähr zwischen 1 µm und 1,5 µm. Hier sieht es links fast etwas schmaler aus, aber die Messung an verschiedenen Stellen im Präparat hat auch hier breitere Sporen ergeben. Hier ist aber der Messfehler prozentual riesig - sie sind halt alle um 1 µm breit, links aber im Schnitt länger und weiter nach oben streuend.


    LG

    Christoph

  • Hallo Christoph


    Das Thema finde ich richtig spannend, weshalb ich morgen auch mal nach Cytospora Ausschau halten werde.

    Bewahre mal das Material auf, wer weiß was sich aus diesem Thread noch ergibt.

    Mich würde es mal interessieren was die Aufsammlungen von anderen ergeben hat.


    VG : Thorben


    P.S: Eventuell könnte auch hier Björn Wergen weiterhelfen, weil ich meine das er sich auch mal mit der Gattung Leucostoma (Valsa) auseinandergesetzt hat.

  • Das Thema finde ich richtig spannend, weshalb ich morgen auch mal nach Cytospora Ausschau halten werde.

    Servus Thorben,


    dann wünsche ich viel Erfolg. Ich war gleich bei der ersten Pappel, von der Äste durch Sturm runterbrachen, erfolgreich.

    Bewahre mal das Material auf, wer weiß was sich aus diesem Thread noch ergibt.

    Mich würde es mal interessieren was die Aufsammlungen von anderen ergeben hat.

    Natürlich bewahre ich das Material auf. Beide Kollektionen haben bereits ihre Herbarnummern. Die Rothschwaig-Funde werden eh herbarisiert, da es ja ein Kartierungsprojekt ist. Und gerade bei solchen, eigentlich nicht wirklich auf klassischem Weg bestimmbaren Arten sind Belege wichtig. Falls nötig, kann man dann auch nachträglich ja sequenzieren.


    P.S: Eventuell könnte auch hier Björn Wergen weiterhelfen, weil ich meine das er sich auch mal mit der Gattung Leucostoma (Valsa) auseinandergesetzt hat.


    Valsa und Leucostoma existieren ja nicht mehr - dank des aktuellen Codes heißt das jetzt alles Cytospora *grumpf*. Björn habe ich schon wegen der Lophiostoma angeschrieben. Mal schaun, wann / ob er reagiert. Ich denke aber, dass er auch nicht weiterhelfen kann, da man diese Cytosporae ja klassisch eben kaum bestimmen kann. Der Wirt ist ein Hinweis, aber so wirtstreu sind sie ja nicht. Zudem werden im Moment am laufenden Band neue Cytospora-Arten beschrieben, die eben alle quasi gleich aussehen.


    LG

    Christoph