Lophiostoma caulium s.l. (?) an Clematis

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 2.036 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bergwald.

  • Servus beinand,


    heute (bzw. mittlerweile gestern) habe ich in Rothschwaig an der wohl feuchtesten Ecke (am Rand eines immer wieder austrocknenden Tümpels am Boden einer Kiesgrube) eine trockene Clematis-Ranke mitgenommen. Unter dem Bino zeigt sich eine Vielzahl an schwarzen Kügelchen, "Beilen" usw. Die "Beile" habe ich mir zuerst angesehen...




    .. und wurde durch wunderbare Sporen belohnt. Unter dem Beil findet man eine recht große schwarze Kugel, die Asci sind bitunikat bzw. fissitunikat, die Sporen stecken in einer Schleimhülle und zeigen apikal deutliche Anhängsel. Ich habe versucht, sie zu fotografieren, klappt aber kaum (ich habe die Hülle mit roten Punkten angedeutet, auch die Appendices und mit Pfeilen angeziegt, wo man sie erkennen kann - am Mikroskop kann man mit dem Feintrieb spielen und sieht sie deutlich - Tinte habe ich im Moment nicht im Haus...):




    Die Sporen messen 20,5-25,1-29 x 7,0-8,0-9,0 µm; Q = (2,6-)2,8-3,14-3,7 und sind meist fünffachseptiert (genau genommen 3-5-fach septiert, aber meist eben fünffach - eine einzige Spore war sechsfach septiert):




    Folge ich dem Schlüssel von Tanaka & Harada (2003), lande ich klar und deutlich bei Lophiostoma caulium (s.l.). Die von Holm & Holm (1988) aufgetrennten Varietäten "a-e" sind vermutlich jeweils eigene Arten, was für drei bisher genetisch gezeigt wurde. Durch die sehr breiten Sporen passt das aber alles nicht ganz zusammen.


    Die Paraphysen waren banal fädig, 1-2(-3) µm dick und teils verzweigt, oft unverzweigt.


    Hat jemand Erfahrung mit der Gattung und kennt solche breitsporigen Lophiostomae mit Appendices?


    LG

    Christoph


    P.S.: die Studie von Holm & Holm (1988) habe ich leider nicht - falls sie jemand hat, wäre ich ein dankbarer Abnehmer ;)

  • Tricholomopsis

    Hat den Titel des Themas von „Lophiostoma cauliuzm s.l. (?) an Clematis“ zu „Lophiostoma caulium s.l. (?) an Clematis“ geändert.
  • Noch einmal ich (servus beinand!)...


    Wie es der Zufall will, habe ich beim Untersuchen eines anderen Belegs (auch aus Rothschwaig) - diesmal verholzter Artemisia-Stengel vom Vorjahr - erneut eine Lophiostoma gefunden, wieder mit (4-)5(-6) Septen und mit Appendices / Schleimhülle:



    Hier sieht man ein Appendix recht gut (ich habe es mit roten Punkten umrahmt und der Pfeil zeigt es auch "dezent" an...




    Die Sporenmaße bei diesem Fund liegen aber bei 19,0-23,0-26,5 x 5,5-6,2-7,0 µm; Q = 3,1-3,7-4,3


    Die Sporen sind deutlich schmaler, der Quotient deutlich größer. Das entspricht jetzt sehr gut Lophiostoma caulium "var. a" und sieht wirklich anders aus als das, was ich an Clematis gefunden habe.


    Vielleicht hilft das weiter bei der Interpretation des breitsporigen Fundes. Wer hat hier Erfahrung? :Kuschel::gbravo::ghilfe:


    LG

    Christoph

  • P.P.S.:


    Zitat

    P.S.: die Studie von Holm & Holm (1988) habe ich leider nicht - falls sie jemand hat, wäre ich ein dankbarer Abnehmer


    Ich habe den Aufsatz mittlerweile erhalten - dieser Teil der Anfrage ist daher nicht mehr aktuell :gstrahlen:


    LG

    Christoph

  • Lieber Christoph,

    die sogenannten "Beile", sind das die länglichen schwarzen "Teile"?

    LG.

    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

  • Servus Christoph,

    L.caulium hatte ich erst einmal auf Brommbeeeere aus Spanien,Die hatte ich getrocknet / also tot vermessen. hier hatte ich eine Breite von 5,5-7µ,

    aber wie gesagt tot.


    Grüße

    Felli

  • Hallo Christoph


    Schreib doch einfach mal Björn Wergen an.

    Vor 7 Jahren hatte er auch mal etwas ähnliches gefunden gehabt (Siehe hier).


    VG : Thorben

  • Servus Thomas,


    ich hätte vielleicht besser "Keil" schreiben sollen, aber ja, die schwarzen Keile meine ich, die auf dem Makrofoto halbwegs erkennbar sind.


    Servus Felli,


    der Lophiostoma-caulium-Formenkreis ist ein Artenaggregat, das aber noch nicht aufgedröselt wurde. Die Zahl der Septen, die Art der Schleimanhängsel und die Sporenmaße, der Quotient - all das ist offenbar wichtig. Nur hat sich noch niemand so recht rangetraut, das Aggregat komplett zu überarbeiten und und vor allem L. caulium s,str. durch einen Neotypus festzulegen. Insofern schwimmt man im Moment frei herum. Ich habe die Zeit genutzt, vieles über das Aggregat nachzulesen, insbesondere auch in der Arbeit von Holm & Holm, die wirklich eine gute Grundlage ist.

    Diese Lophiostomae trocknen eh von allein aus und werden wieder angefeuchtet, wenn es erneut regnet. Trocken muss hier daher nicht tot sein, sie sind ja an Trockenheit angepasst. Die Dickwandigkeit der Sporen sollte auch für relativ konstante Maße sorgen.


    Servus Thorben,


    das, was Björn Wergen da an Clematis gefunden hat, entspricht von den Sporen her sehr gut meiner Kollektion an Clematis (sehr breite Sporen, aber nur wenige Septen). Er hatte damals ja keine Antwort in Ascofrance erhalten. Ich werde bei ihm gerne nachfragen, was aus der Kollektion wurde, ob er sie an einen Spezialisten verschickt hat (usw.). Gute Idee!


    Ich gehe davon aus, dass das quasi eine "var. g" ist (a bis f gibt es ja bereits), da diese Merkmalskombination bisher so nicht publiziert wurde (gemäß der Quellen, die ich bislang einsehen konnte). Ideal wäre es, einen Spezialisten zu finden, der Interesse an solchen Belegen hat.


    Für mich ist es jetzt erstmal Lophiostoma aff. caulium - mehr bekomme ich sicher nicht heraus. Schön war, dass ich am gleichen Tag auch noch das gefunden habe, was als "var. a" bekannt und beschrieben wurde - das hilft ungemein, nachzuvollziehen, was aktuelle Autoren unter L. caulium verstehen und dass die Sporen wirklich schmal und lang sein können (wie bei Fellis Fund). Ich gehe davon aus, dass die Artengruppe insgesamt nicht selten ist - Gernot hat das auch so im BMG-Forum angedeutet.


    LG

    Christoph