4 Grad Süd - Remix (1): Pilze & Mee/hr

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 4.983 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo Pilzfreunde,


    darf ich euch wieder mal entführen - dahin, wo es warm, feucht und grün ist?

    Es gibt eine Fortsetzung meiner "4 Grad Süd"-Reihe, wie ich ja schon im Fotowettbewerb (Favolaschia calocera-Fund) angekündigt hatte. Alle bisher vorgestellten Pilzarten von dort sind unter dem Begriff "4 Grad" mit der Suchmaske zu finden, am besten über erweiterte Suche (nur Themen anzeigen lassen).


    Die Bilder stammen wieder von der Hauptinsel der Seychellen, Mahé - überwiegend aus dem Süden.

    Über Land und Leute inkl. ein bisschen zu Flora und Fauna hatte ich schon einiges geschrieben -

    wer da noch mal hereinschauen möchte: das war der > pilzfreie Tropenmix


    Auf den ersten Blick hat sich in der relativ kurzen Zeit natürlich nicht viel verändert, allerdings möchte ich das "Kleingedruckte" etwas ergänzen.

    Das kann man jetzt lesen, später lesen, flüchtig lesen oder auch gar nicht lesen.


    Es wurde seit dem letztem Herbst in diversen Medien/Foren über vermehrtes Auftreten von Kriminalität berichtet, die über das - schon seit vielen Jahren immer wieder vorkommende - "Mitgehenlassen" dessen, was leicht greifbar ist, hinausgeht. Es gab "Hotspots" im Haupt-Tourismusgebiet auf Praslin (der zweitgrößten Insel), wo es auch vereinzelt zu Gewaltanwendung kam.

    Da macht man sich natürlich Gedanken - und falls das zunehmen sollte, dann "gute Nacht"!

    Mehr oder weniger alles auf den Seychellen ist vom Wirtschaftszweig Tourismus abhängig und dieser würde durch stark zunehmende Kriminalität natürlich extrem geschädigt - viele Einheimische sehen die Entwicklung mit großer Sorge.

    Subjektiv haben wir uns bei unserem Aufenthalt nicht mehr oder weniger sicher als sonst gefühlt - und es gab auch keinerlei "unschöne Ereignisse", aber man sollte auf keinen Fall unvorsichtig oder "zu naiv" sein...
    ... manche Touristen denken, sie seien im Paradies und umgeben von lauter Engelchen ...

    ... manche Touristen lassen sogar bei Abwesenheit in ihrer Unterkunft große Fenster/ Terrassentüren sperrangelweit offen - und der Eigentümer sieht sich gezwungen, diese zu schließen ... ich mache die Tür schon zu, wenn ich nur im Nebenraum bin und der Eingang unbeobachtet ist.
    ... manche Touristen lassen sichtbar Geld oder Wertsachen im Auto liegen...

    ... manche Touristen lassen am Strand ihre Siebensachen unbeaufsichtigt und gehen beide ins - oder auch nur einige Meter weit ans! - Wasser. Es gibt zwar "Beach Police", die exakt davor warnt und sogar empfiehlt, die Taschen vor sich in den Sand zu stellen und nicht hinten - aber die wenigen Aufpasser können ihre Augen auch nicht immer überall haben - und sie haben auch recht früh Feierabend.
    Man sollte auch in der Nacht kein eFenster offen lassen, durch die eine Person einsteigen könnte. Einige Unterkünfte "rüsten auf", es gibt Alarmanlagen, Überwachungskameras, Bewegungsmelder... oder auch vergitterte Fenster. letzteres ist an sich sehr gut, weil sonst müsste man wirklich alles geschlossen lassen und zwingend die Klimaanlage nutzen - und dann kriegen alle Touristen Husten. Allerdings ist es schon mehrfach vorgekommen, dass erfolgreich versucht wurde, durch ein geöffnetes und vergittertes Fenster mit einer langen "Angel" Wertgegenstände wie Mobiltelefone vom nahe gelegenen Tisch zu angeln ... also muss alles Wichtige außer Reichweite sein.

    Überwiegend soll es sich um Beschaffungskriminalität von Drogenabhängigen handeln.

    Jedenfalls habe ich noch nie so viel Polizei herumfahren sehen, die Polizei zeigte deutlich mehr Präsens als früher ... und die Lage scheint sich wieder etwas entspannt zu haben.


    Apropos "fahren" - das Verkehrsaufkommen nimmt auch weiter zu. Das bemerkt man tagsüber zumindest im Süden noch nicht zu jeder Uhrzeit so sehr - allerdings macht das Spazierengehen auf der Küstenstraße und den Hauptquerachsen schon lange keinen Spaß mehr. Sobald man zu einer bestimmten Zeit in der Hauptstadt oder am Flughafen sein will, muss man vor allem am frühen Morgen (Berufsverkehr, auch schon deutlich vor sieben Uhr) seit kurzem deutlich mehr Zeit einplanen. Unsere Fahrt zum Flughafen, normalerweise 20-25 Minuten, hat zum ersten Mal 45 Minuten (von 6:30h bis 7:15h) gedauert, weil sich schon ab "Kleinkleckersdorf" lange Autoschlangen bildeten - mit dem Ergebnis, dass dann am Flughafen beim Check-in sich die Schlange schon aufgelöst hatte ... aber zu spät waren wir nicht...
    Vor allem am Sonntag meint man, dass die komplette Bevölkerung des Nordens in den Süden reist. An jedem kleinsten Fleckchen mit Wasser, Sand und Schatten, das mit dem Auto gut zu erreichen ist, wird mit "Kind und Kegel", Grill und Picknick, Tischen und Stühlen und Musikboxen campiert. Dann wird an den Küstenstraßen an allen unmöglichen Stellen rechts und links eng geparkt - und später sind oft Fahrer unterwegs, die auffallend langsam - und unsicher - und oft mittig, d.h. noch mittiger als sonst - die Kurven der relativ engen Straßen fahren.

    Ebenso wird weiter verstärkt gebaut - wenn ich vorher schrieb "Je "einheimischer" das Umfeld ist, desto mehr muss man auch mit Hunden, Hähnen und ("nur" tagsüber) lauter Musik rechnen." - dann könnte ich jetzt sagen: es gibt weniger Hähne, dafür mehr Kreissägen, Hammer und Trennschleifgeräte "in Action".

    Natürlich bleibt nirgendwo alles unverändert - hier bei uns nicht, dort auch nicht - das kann und darf man nicht erwarten.

    Aber Leute, die vor vielen Jahren schon mal dort waren und dann nach langer Zeit wieder die Inseln besuchten, die sind zum Teil enttäuscht und fast schon entsetzt - während diejenigen, die zum ersten Mal dorthin reisen durchaus begeistert sind, vor allen natürlich von der Natur.
    Doch die Natur ist unglaublich verletzlich.

    Z.B. haben sich auf den Seychellen die Korallenbestände nach dem großen Korallensterben in den 90er Jahren (durch die Meereserwärmung) anders als in anderen Gebieten noch nicht sichtbar erholt. Ein Nachbar in unserer Unterkunft, der mehrfach getaucht ist, hat mir das auch bestätigt -.
    Über ein weiteres Naturthema - es gibt 2 an den Nerven sägende Tierchen - schreibe ich später noch etwas.

    Es gibt teilweise Bauprojekte in den einsamsten noch weitgehend naturbelassenen Gegenden, die nur mit Petitionen verhindert wurden - oder doch noch nicht vom Tisch sind. Gerade habe ich von irrwitzig klingenden Plänen (Straßentunnelbau quer durch die Insel ... kein Aprilscherz ...) gelesen.
    Im > Seychellen-Forum (da bin ich nicht angemeldet) werden auch die ganzen "Negativ-Geschichten" gelistet und auch immer aktuelle Links zu den lokalen Medien gesetzt.

    So was lese ich hin und wieder schon mal, vor allem vor einer Reise.


    So, genug von diesen Dingen.


    Alle meine Bilder werde ich als Vorschau einfügen: die Originale in 1200-Pixel Breite können durch Linksklick als Diashow (es werden alle Bilder des Themas geladen) und per Rechtsklick + "Link in neuem Tab öffnen" einzeln in der größeren Form angeschaut werden.

    Ich werde in mehreren Etappen posten und die Gesamtheit der Bilder in drei separate Themen aufteilen.

    Wegen der Anzahl der Zeichen muss der erste Bildbeitrag schon als Antwort hierauf geschrieben werden - er kommt also mit Verzögerung, weil ich Bilder und Text erst zusammensetzen muss.


  • Viele meiner bisherigen Porlingsfunde stammten von Casuarina-Baumstämmen, die als Befestigungshölzer tief im Sand verankert worden waren an der Anse á la Mouche. Der Tsunami 2004 hatte Auswirkungen bis auf die Seychellen und an diesem Strand war sehr viel Sand abgespült worden und das ganze Wurzelwerk der Küstenbäume lag frei. Als Maßnahme gegen weitere Erosion hatte man eine große Fläche befestigt, aufgefüllt und bepflanzt - ein kleiner Park war entstanden.

    Das, was man dort im Verlauf der Zeit sehen konnte, passte eigentlich sehr gut auf unser Motto-Thema "Natur versus Menschenwerk" - es war wirklich ein Porlings-Eldorado an diesem vom Mensch bearbeiteten Casuarina-Holz.

    Von der Porlingen ist jetzt so gut wie nichts mehr zu sehen - und das verbliebene Holz ist extrem löchrig/morsch geworden.

    Die einzigen Pilze, die ich jetzt sah sind cf. Neonothopanus hygrophanus und cf. Perenniporia tephroleuca ... alles nicht so fotogen.



    1

    cf. Neonothopanus hygrophanus, ein sehr häufiger Pilz (auch auf anderem feucht liegendem Totholz).

    Hier das sind die größten Exemplare, die ich bisher gesehen habe, ca. 5 cm Durchmesser

    Zum Vergleich > hier Pilz Nr. 9





    2

    so sieht das Holz aus, auch mit dem gleichen Pilz (mit winzigen Exemplaren)






    3

    cf. Perenniporia tephropora

    Zum Vergleich > hier Pilz Nr. 34





    4 - 5

    Vereinzelt kann man nach Regen vor den Hölzern im Sand kleine Tintlinge entdecken.






    Die wassernahen Hölzer hat man entfernt und große Strecken des Küstenabschnittes mit Granitblöcken gesichert.

    Das sieht nicht so toll aus, ist aber effektiv und dauerhaft - und da "beißen die Pilze auf Granit"


    6 - 7

    Befestigung, alle Steine ohne Mörtel lose aufeinander geschichtet, oben in Parknähe kunstvoll als eine eine Art Mäuerchen mit ebenem Abschluss, auf dem man auch gut sitzen kann.


       




    8

    Auf den wassernahen Steinen setzen sich Felsenaustern > Natal Rock Oyster, Saccostrea cucullata fest, hier mit irgendwelchen Seepocken (Barnacles, Krustentiere Fam. Balanidae)




    9 - 10

    Bei Ebbe kann man unten auf einer großen sehr festen sandigen Fläche laufen und Wasservögel beobachten, dieser etwas größere auffällige Vogel müsste Tringa nebularia ( > Grünschenkel, der in Mittel- und Nordeuropa brütet) im Winterquartier sein. Der Vogel ist in einem meiner Bücher abgebildet, die Färbung und der leicht nach oben gebogene Schnabel stimmen mit den Abbildungen sehr gut überein.





    11 - 12

    Oder man kann verwitterndes Holz und halb-abgestorbene Bäume mit ansitzenden Muscheln und wieder mit Seepocken fotografieren.





    13

    Welche Würmer (?) machen solche Löcher ? ... keine Ahnung...




    14

    Fruitbats , > Flughunde fliegen zu ihren Schlafplätzen, Pteropus seychellensis




    15

    z.B. nächtigen sie in einen Mangobaum




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    Ein für mich außergewöhnlicher Pilz, eine Blattfleckenkrankheit. Die Flecken erinnert an Cercospora, hier auf einem abgefallenen Blatt von > Hernandia nymphaeifolia. Ich wusste gar nicht, dass die trockenen Blätter der Art so eine leuchtende Farbe annehmen.

    Auf der Suche nach Cercospora-ähnlichen Pilze in Verbindung mit der Baumgattung bin ich auf den Namen Guignardia hernandiae gestoßen, als relativ neu entdeckte/neu beschriebene Blattflecken-Krankheit - aber dazu finde ich keinerlei Bilder oder weiteren Informationen.






    19 - 20 - 21

    Vor allem kurz vor Sonnenuntergang kommen vielfach Leute (Einheimische und Touristen) und setzen sich auf die dann angenehm warmen Steine. Man kann fast jeden Tag ein anderes Schauspiel bewundern:


    "sanft"




    "dramatisch"




    "surreal"





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    Fortsetzung folgt ... demnächst.


    PS: die Handhabung der Forensoftware betr. "Vorschaubild einfügen" scheint sich verändert zu haben - im Vergleich zu meinem Frühlingsbeitrag. Die Liste springt nicht mehr "auf Anfang", wenn man nach dem einzelnen Einfügen auf "enter" drückt - das ist eine deutliche Verbesserung. Auch gelingt es plötzlich einfacher, die Vorschaubilder direkt hintereinander zu setzen und die Abstände später einzufügen. :thumbup::sun::sun::sun:

  • Servus abeja,


    die Originalbeschreibung von Guignardia hernandiae ist offen als pdf lesbar (open access): https://www.jstage.jst.go.jp/a…/3/36_3_195/_pdf/-char/en - da ist auch ein s/w-Foto und natürlich sind auch Mikrozeichungen zu finden.


    Guignardia ist eine polyphyletische Gattung, die auf mehrere Ordnungen verteilt wurde: ppq_4_1_6.pdf (auch open access). Die Autoren wollten auch G. hernandiae untersuchen, haben den Typus aber nicht bekommen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,

    danke für die Informationen, da hatte ich nicht gründlich genug gesucht - "nur mal so", ob es irgendwo Bilder zu sehen gibt.

    Ich bin ja auch nicht wirklich in dieser Materie drin, nur so weit (falls man das sagen kann), dass ich solche schwarzen Flecken auf Blättern für Pilze halte - und so ganz grob in die vermeintlich richtige Richtung "tappe".

    Nach Bildvergleich :grotwerd: sieht das ja gar nicht mal so schlecht aus. Diese Pilze sind ja auch recht wirtsspezifisch im Allgemeinen.


    @ Tuppie u.a.: gleich geht es weiter ... nicht nur mit schönen Dingen.

  • Weiter gehts ...


    ... mit eher unschönen Erscheinungen - zur Zeit nicht ganz aktuell, denn sie schon seit 2015/2016 aufgetreten - sie könnten aber jederzeit wieder sehr aktuell werden.

    Meine Fotos sind teilweise auch von 2015/2016, aber ich wollte die weitere Entwicklung abwarten und sie nicht an den ersten "Tropenmix" noch anhängen..



    Seit 2015 bemerkte man eine weiße Falterart, deren Raupen Brennhaare haben ("Hairy caterpillar" = "Chenille plume" = "senir plim")

    Woher die Tiere kamen, wie sie eingeschleppt wurden und um welche Art es sich genau handelt, konnte nicht hundertprozentig geklärt werden, auch nicht von internationalen Schmetterlingsexperten.

    Die größte Ähnlichkeit besteht insgesamt mit Euproctis fraterna (kommt im indo-pazifischen Raum vor), der Falter (aber nicht die Raupe) ist sehr ähnlich unserem Goldafter (Euproctis chrysorrhoea).

    Peu á peu hatte sich diese Plage von wenigen Orten über die ganzen Inseln ausgebreitet.

    Die Raupe hat ein sehr großes Nahrungsspektrum: viele Strandbäume und auch Obstbäume in Gärten, Sträucher und Waldbäume werden angefressen. Die Brennhaare - die überall dort dann herumliegen/-fliegen sind extrem unangenehm, es kommt zu langanhaltenden juckenden Pusteln (Euproctis-Dermatitis).

    Man versuchte mit diversen Mitteln, z.B. mit speziellen Bakterien als Insektizide, aber auch mit physikalischen und chemischen Anwendungen der Ausbreitung Einhalt zu bieten - leider mit mäßigem Erfolg.

    Was einmal da ist, geht auch nicht wieder weg.

    Zur Zeit sieht es so aus, dass die Küstenregionen weniger betroffen sind, die Tiere sollen sich jetzt eher im Wald aufhalten (... ja ... leider ... meine Favolaschia-Fotografiererei hatte auch einen pusteligen Unterarm zu Folge).



    22 - 23

    Falter, Euproctis spec.






    24

    Raupe, Euproctis spec. nur ca. 2 cm lang an Blütenstand von Terminalia catappa (Strandmandelbaum)




    25

    Ob dieses "Gewölle" an der Rinde von einem Takamaka-Baum (Calophyllum inophyllum) auch dazu gehört, ist mir nicht ganz klar - ich vermute es, aber ich habe ... verständlicherweise ... nicht daran herumgewerkelt.




    Viele Leute haben in den vergangenen 2 Jahren die großen Bäume direkt in Hausnähe gefällt (Wo ist denn euer schöner Mangobaum ???). Sie konnten ihre Terrassen nicht mehr nutzen, die Haare befanden sich in der Wäsche, die zum Trocknen hing etc. - einfach überall waren diese (unsichtbaren) Haare, die auch vom Wind weiter getragen werden können und bei jedem Kehren wieder aufgewirbelt wurden. Auch am Strand konnte man damit in Kontakt kommen, auch wenn man nicht immer Raupen in den Bäumen sah. Die Haare lagen z.B. noch auf Holzstämmen ... und wenn man sich darauf setzte oder anlehnte, dann .... konnte man bald sehen, dass das nicht so eine gute Idee gewesen war.

    Bei Kontakt bildet sich Quaddeln aus, ähnlich Mückenstichen - diese gehen aber nicht so schnell weg wie Mückenstiche, sondern breiten sich (bei mir jedenfalls) mit Juckreiz noch 2-3 Tage weiter aus, um dann langsam - gaaaanz langsam - rückstandslos wieder zu verschwinden (doch ca. 2 Wochen sah man die Stellen noch).

    Typische Mittel gegen Insektenstiche (kühlend, abschwellend, beruhigend) helfen nur bedingt, von Antihistamin-Tabletten habe ich keine Wirkung gespürt.

    Aloe vera soll gut sein, manche Leute berichten von der guten Wirkung einer Zinksalbe (habe ich nicht ausprobiert). Bei großflächig betroffenen Arealen und allg. fiebrigen Krankheitsgefühl (das hatten wir allerdings nie) sollte man eine lokale Gesundheitsstation aufsuchen.

    Dort kann man sich - vermutlich cortisonhaltige - Spritzen geben lassen.


    Biological control planned to eradicate hairy caterpillar pest in Seychelles

    Euproctis spec.: Invasiv auf den Seychellen *Foto*

    Stacheliger Störenfried: eine Raupe namens senil plim - Seychellen-Inselglueck.de

    „Senil plim“ – ein Update zum stacheligen Störenfried - Seychellen-Inselglueck.de


    Da man entgegen der zuerst geäußerten Absichten später doch auch verbreitet chemische Insektizide einsetzte, hat das - möglicherweise - dazu geführt, dass man plötzlich keine Palmspinnen (> Nephila inaurata) mehr sehen konnte. Diese waren sonst "abundant" und saßen wirklich überall in ihren Netzen.

    Vielen Leuten ist das Verschwinden der Spinnen in ihrem Umfeld zuerst gar nicht aufgefallen.

    Nun ja ... wer mag schon Spinnen? Aber diese großen Netzspinnen fressen wohl eine ganze Menge von Insekten.


    Fast zeitgleich gab es seit 2016 nach größeren Regenperioden ein massives Aufkommen von "black fly" ("black fungus gnat"). Diese kleinen schwarzen Fliegen - eigentlich sind es > Trauermücken, Sciaridae - waren vorher nie aufgefallen, jedenfalls nicht unangenehm. Es ist nicht klar, wodurch diese Massenvermehrung, die seitdem periodisch immer wieder auftritt, verursacht wurde.

    Die Tiere sind nicht gefährlich, sie stechen nicht und sind auch nicht giftig - aber sie fliegen zum Licht, kommen ins Haus in der Dämmerung und fallen plöpp-plöpp-plöpp ins Essen, falls die Lampe über dem Tisch ist - was ja eigentlich üblich ist.

    Morgens liegen die Tiere in großen Mengen tot herum. Manche Leute haben allerdings allergische Hautreaktionen, falls die Körperflüssigkeit der durch Draufschlagen getöteten Tiere auf der Haut verrieben wird. Wenn die Tiere ins Auge flogen, gab es nach Reiben Bindehautentzündungen und auch allergische Erscheinungen wie Augenbrennen und Niesreiz beim Aufkehren der Tiere.

    Der Staubsaugerabsatz muss sprunghaft angestiegen sein.

    Einheimische und Touristen fühlten sich extrem gestört, die Touristen bemängelten das Vorkommen der Tiere in den Unterkünften (... ist ja nicht sauber hier...), obwohl die Betreiber kaum etwas dagegen unternehmen konnten.



    26

    Teilfund an toten Trauermücken nach einer Nacht (unter Neonröhre)




    27

    Typisch für die Familie ist die Mittelader der Flügel, die sich gabelt





    Very annoying little black night flies - aus Tripadvisor

    Black fungus gnat species needs to be identified - aus Seychellesnewsagency

    Tips on how to cope with black fungus gnat - aus Nation (lokale Presse)

    Where have all the spiders gone? – Wild Bird Conservation


    Wenn man nicht draußen bei Kunstlicht aß und wenn man die Fenster "gescreent" (Fliegengitter oder Mückenschutz) hatte ... dann, aber nur dann ... hielt sich das Problem in Grenzen. Da viele einheimische Häuser und viele Restaurants aber sehr offen gebaut sind, wurde empfohlen, ein sehr großes helles Licht außerhalb zu installieren (mit Wassereimer darunter)und schon kurz vor Einbruch der Dämmerung diese Licht einzuschalten. Dadurch wurden dann die Tiere angelockt und sie flogen weniger zum dunkleren Licht nach innen.

    Zumindest zum Teil hat das funktioniert.


    Inzwischen scheint sich die Spinnenpopulation langsam zu erholen, ich sah einige in den Sträuchern und Bäumen am Strand. Im Wald soll es sie auch immer gegeben haben.

    Und was machen die "Nichtspinnenliebhaber" jetzt: "Ich mag die Spinnen ja eigentlich nicht, aber ich habe ein paar aus dem Wald geholt und in meinen Garten gesetzt ... mal schauen, ob sie sich dort vermehren."


    Nach so viel "Viehzeugs" braucht man dringend etwas anderes zur Entspannung!!

  • 28

    Blüte von Morinda citrifolia (Rötegewächse, Rubiaceae), Noni (auf den Seychellen "Bwa Torti" genannt, weil die reife Frucht eine ähnliche Oberfläche wie ein Schildkrötenpanzer hat. Aus den Früchten wird - neumodischerweise, nicht traditionellerweise - in einem speziellen Verfahrung Saft für medizinische Anwendungen gemacht.

    Reife Früchte wirken nicht sehr appetittlich, der Saft soll es auch nicht sein.




    29

    Blüte von Barringtonia asiatica (Topffruchtbaumgewächse, Lecythidaceae), Fish Poison Tree (auf den Seychellen "Bonnen Kare" genannt - "Quadratisches Mützchen", weil die Frucht so ähnlich aussieht), die Blüten öffnen sich erst am späten Nachmittag/ frühen Abend.





    Beim akribischen Durchsuchen des Strandwaldes nach Fotomotiven entdeckt man hin und wieder auch mal einen PILZ!


    30 - 31

    Ein großer Porling an einem lebenden Casuarinabaum, die alten Oberflächen entwickeln eine schwärzliche Kruste, die Zuwachskante, Poren, Röhren, Huttrama haben alle die gleiche Farbe: diesen messing-gelben Ton. Der ganze Pilz ist extrem hart, ich habe nichts abgesäbelt, nur daran herumgekratzt.

    Ich vermute irgendeine Phellinusart im weiteren Sinn.





    32 - 33

    An einem liegenden dickeren Laubholzast ein weißer Porling, der mir ziemlich bekannt vorkommt. Ich vermute, es handelt sich hier wieder um diese Art, die ich bei den vorherigen Funden als Trametes cf. lactinea abgelegt hatte.

    Die Pilze sitzen sehr fest an, sind sehr zäh, oben-unten-innen weißlich, durchgehend regelmäßig feinporig (angeschaut, aber nicht fotografiert) - und wirken insgesamt wie ein naher Verwandter unserer Buckeltramete.






    34

    Ein unbenannter Prachtkäfer (Buprestidae), ganz schön groß - er hat sich tot gestellt.




    35

    Allerlei liegt herum ... neben leeren Bierdosen (tse-tse-tse) eine alte feuchte geschwärzte Spatha (Hüllblatt des Blütenstandes) einer Kokospalme, darauf ist etwas Gelbliches getüpfelt.




    36

    Es sind winzig kleine Spaltblättlinge, Schizophyllum commune - auch in den Tropen einer der häufigsten Pilze




    37

    Rechts der Mitte des Blütenhüllblattes noch etwas, was ich aus normaler Sehentfernung nicht erkennen konnte - so klein!

    Ich hatte mit Becherchen gerechnet, aber es ist ein winziger gelblicher reifer Schleimpilz mit typischer Form, so dass ich den Fund Hemitrichia serpula (Netzschleimpilz) nennen möchte (pers. Erstfund).

    Die Art soll in Tropen und Subtropen weit verbreitet sein und keinen Verwechslungspartner haben, aber es soll allerdings mehrere Varietäten geben.




    38

    Hier fand ich es interessant, wie eine Rotalge (ein koralline Algenart, d.h. sie ist hart, weil sie Kalk einlagert - cf. Jania spec. ... nach Bildvergleich, so ganz zart und verzweigt) auf einer Braunalge (Turbinaria cf. ornata, nach Buch) wächst. In Kreol Seselwa (Seychellen-Kreolisch) ist das alles (alle Algen, alle Seegräser) "Gomon".





    39

    Dem Graureiher (Ardea cinerea, die gleiche Art wie in Deutschland - auf den Seychellen ein Wintergast) waren meine Annäherungsversuche dann doch irgendwann zu viel. Die Fluchtdistanz ist dort aber deutlich geringer als in Deutschland.




    40

    Und mal kein Sonnenuntergang (falsche Inselseite!), aber solche Wolkenspiegeleien sieht man hauptsächlich am späten Nachmittag.




    [trennlinie][/trennlinie]

    Fortsetzung folgt in einem neuen Thema - doch nicht heute.

  • Hallo abeja,

    gerade habe ich Deine Seychellen-Berichte verschlungen und ich bin beeindruckt. Besser als Kino! Den ersten Beitrag von 2015 kannte ich noch nicht. Da klangst Du begeistert und unbeschwert und die Bilder zeigen einen Urlaubstraum mit phantastischen Naturerlebnissen. Das, was Du in Deinem aktuellen Beitrag zeigst und schreibst, macht nachdenklich. Selbst die Paradise dieser Welt bleiben nicht vor Respektlosigkeit und Naturzerstörung verschont. Für mich gehören die Unterwasserbilder die ich beim Schnorcheln und Tauchen erleben konnte, zu den schönsten Erinnerungen. Mittlerweile bin ich reisefaul geworden, aber ich würde nicht noch einmal in die Schnorchelparadiese fahren wollen, um nicht enttäuscht zu werden.

    Jetzt bin ich gespannt auf den nächsten Teil Deines Berichtes.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Claudia,


    danke für deinen Kommentar g:-) .


    Klar, der erste Bericht hatte einen etwas anderen "Fokus" - sozusagen das Große-Rundum-Ding in Bezug auf Landschaft und Natur.

    Im Prinzip war die Entwicklung schon seit Jahren absehbar - man könnte sagen - und das liest man auch von anderen Leuten, die öfter dort waren - es gab eine größere Zäsur schon 2008. Jetzt könnte ich noch weiter ins Detail gehen, aber das bekomme ich gerade nicht auf die Reihe ...


    Mit dem ausführlichen Bericht geht es wahrscheinlich morgen oder übermorgen weiter.

  • Hallo,

    da habe ich doch noch mal auf der Tastatur geklimpert - als Ergänzung zum "Kleingedruckten".

    Es ist off-off-off-topic und dann doch ein "Roman" geworden, um die Entwicklung ein bisschen differenzierter darzustellen.


    "Warum gab es eine Zäsur in der wirtschaftlichen - aber auch sozialen - Entwicklung der Seychellen nach 2008?"



    Es geht etwas zurück in die jüngste Geschichte:

    kurz nach dem Erreichen der Selbstständigkeit gab es einen Putsch, danach hatten die Seychellen ein Ein-Parteien-System mit einer A r t von "selbstgestricktem " Sozialismus, mit allem restriktiven Eigentümlichkeiten in wirtschaftlicher Hinsicht und auch mit mehr oder weniger deutlichen Nachteilen für Andersdenkende, aber auch mit sozialer Absicherung/ freier Gesundheitsversorgung und Ausbildung (z.B. Auslandsstudium in Ostblockstaaten auf Staatskosten).

    In den 90-er Jahren - nach den politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in den Ostblockstaaten und die dadurch wegbrechende Unterstützung - wurde das Mehrparteien-System wieder eingeführt und private Investitionen sollten gefördert werden. Die bisher einzige Partei benannte sich um - und gewann viele Jahre weiterhin die Parlamentswahlen. Wie man hören konnte gelang dies auch durch viele Wahlgeschenke, Versprechungen und gleichzeitig Warnungen vor einer zu großer Veränderung. Die Stimmenverteilung war zwar oft fast 50/50 - die Sitzverteilung im Parlament wird aber überwiegend durch Direktmandate bestimmt - d.h. sie gibt nicht wie bei uns die prozentuale Verteilung der Stimmern wieder.

    "A direct franchise system was used for the 25 seats to the National Assembly (one per electoral district) on the basis of the first-past-the-post system. In addition, up to 10 seats would be filled by proportional representation, with the parties nominating a proportionally elected member for each 10 per cent of votes polled." aus electionsseychelles.html

    Seit 2016 haben zum ersten Mal "die anderen" im Parlament die Mehrheit, der Präsident/Regierungschef ist aber noch von der früheren Einheitspartei - weil Parlamentswahlen und Präsidentenwahlen zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattfinden. Diese etwas seltsame Konstellation wird von den Leuten unterschiedlich bewertet, von "geht gar nicht" bis zu "jetzt kommt alles auf den Tisch, alles muss beredet werden - und das ist gut!"


    History of Seychelles - Wikipedia
    Seychellois parliamentary election, 2016 - Wikipedia


    Die Strukturen blieben aber in all den Jahren im Prinzip unverändert. Obwohl es Tourismus gab, war chronisch Ebbe im Staatshaushalt. Der Wechselkurs der Währung entsprach nicht der Wirtschaftsleistung und wurde künstlich auf einem hohen Niveau stabil gehalten - die Währung war im internationalen Handel nicht frei konvertierbar. Ausländische Devisen waren absolute Mangelware. In den Banken gab es für "Otto-Normal-Seychellois" - und auch für kleinere Geschäftsleute - kein "Forex", daher gab es einen blühenden Devisen-Schwarzmarkt, der natürlich die Situation "kein Forex auf dem offiziellen Markt" noch verschlimmerte. Ohne Devisen kann man nichts im Ausland kaufen - und eigentlich muss auf den Seychellen alles importiert werden, von Reis und Mehl bis zu Mineralöl (auch für die Stromerzeugung!... inzwischen gibt es auch Windräder und ein bisschen Solarenergie-Nutzung), Autos, allen technischen Geräten, allen höherwertigen Materialien, allen Ersatzteilen.


    Relativ gut hatten es da schon die Besitzer von kleineren privaten Tourismus-Unternehmen, die von den Gästen Devisen einnahmen und diese nur zu einem Teil umtauschen mussten ... und noch weniger als sie sollten tatsächlich auf die einheimische Bank gebracht haben - und statt dessen irgendwo Auslandskonten hatten.

    Die Regale in den Läden waren oft ziemlich mager bestückt - um nicht zu sagen: leer.
    Nur Leute mit "Zugriff" auf ausländische Devisen konnten Dinge aus dem Ausland importieren. Der Staat war auf internationale Kredite angewiesen.


    Der Internationalen Währungsfond forderte für weitere Kreditvergaben wirtschaftliche Reformen und Einsparungen - und unter diesem Druck wurde der Wechselkurs der Währung 2008 freigegeben. Die Währung hat schlagartig ungefähr 50 Prozent an Wert verloren und sich dann auf einem Niveau stabilisiert, das fast an den vorherigen Schwarzmarktpreis herankam.
    Für viele "kleine" Leute war das ein extremer Einschnitt, weil das Preisniveau für alltägliche Güter für die Einheimischen stark anstieg - und Löhne und Renten deutlich hinterherhinkten. Auch wurde die Anzahl der staatlich Beschäftigten reduziert.


    Doch diejenigen, die doch einiges an Rupees gehortet hatten - für die sie vorher nichts kaufen konnten - oder diejenigen mit den Auslandskonten, diese konnten plötzlich doch mehr kaufen, mehr bauen, mehr investieren = Handel und Wandel - und es gab einfachere Entfaltungsmöglichkeiten auf dem privatwirtschaftlichen Sektor.

    Die Entwicklung ging dann ziemlich rasch - der Markt wurde für Importe geöffnet und die Läden waren voll, auch voll von Ramsch. (Im Übrigen sind viele Dinge in den Tropen nicht sehr haltbar: Stoffe werden durch UV-Strahlung schneller bleich und morsch, eingefärbtes Plastik draußen wird bleich und spröde, elektrische Geräte korrodieren schneller durch feucht-warme und salzhaltige Meeresluft, unedles Metall rostet so schnell, dass man beinahe zuschauen kann etc.)

    Es gab dann diejenigen, die sich die Konsumgüter schon leisten konnten und es gab diejenigen, die den anderen "hinterher hechelten", um sich das auch leisten zu können. Manche hatten sehr schnell das Nachsehen und wieder andere dachten ..."Wieso anstrengen? Wie komme ich da anders heran?"

    D.h. man meint oft, ein latente Unzufriedenheit bei manchen Leuten zu spüren, bei anderen eher Fatalismus und öfter wird auch von "Abzock-Aktionen" gegenüber Touristen berichtet. Ausflüge oder Grillen am Strand o.ä. Dinge ... mit Vorkasse ... sollte man nur bei lizensierten Unternehmen buchen oder sich von den Betreibern seiner Ferien- Unterkunft beraten lassen bzw. jemand Vertrauenswürdigen vermitteln lassen.

    Das, was immer noch in den Reisebroschüren und Werbeprospekten geschrieben wird - dieses "nicht-hektische", "entschleunigte", "gemächliche" Leben usw. , das entspricht nicht der Alltags-Realität der meisten Einheimischen.


    Der Konsum und das Streben nach "vorzeigbarem" Besitz hat zugenommen ... und wer will es den Leute verbieten, sich das zu leisten, was sie meinen, sich leisten zu können oder unbedingt besitzen zu müssen - wenn das bis vor wenigen Jahren noch nicht möglich war? Und wie will man es schaffen z.B. den Individualverkehr wieder etwas einzuschränken - oder den Weg von "kein Auto" über "ein Auto pro Familie" über "zwei Autos pro Familie" auf "Car-sharing mit Elektroauto" irgendwie zu verkürzen ... Trotz der steigenden Autozahlen hat noch längst nicht jede Familie einen fahrbaren Untersatz - allerdings gibt es auch schon die Familien mit 2-3 Fahrzeugen, wo dann z.B. die Kinder zur Schule gefahren und wieder abgeholt werden.

    Obwohl es immer schon relativ gut ausgebauten günstigen öffentlichen Nahverkehr gab, hat die Zahl der zugelassen PKW trotz relativ hoher Importsteuern drastisch zugenommen (KFZ-Steuer wurde - glaube ich -noch nicht "erfunden" und das Benzin ist auch billiger als in Europa), Allerdings sind die Busse alt und relativ unkomfortabel, sie stoßen dicke schwarze Wolken aus. Fast alle kleineren Wohngebiete werden angefahren, manche Strecken sind durch Umsteigezeiten allerdings zeitaufwendig - aber fast alle Orte sind erreichbar. Es gibt Schulbusse und große Hotel haben Transportbusse für ihre Angestellten. Trotzdem fahren immer mehr - allein - mit dem Auto weite nervtötende Strecken zu Arbeit und die allerliebste Freizeitbeschäftigung ist es auch geworden.
    Reduzierung ginge nur über Preise und Steuern - und diejenigen, die das einführen, würden wohl nicht gewählt werden ...

    Es muss also erst wirklich für alle sichtbar der "Karren im Dreck" stecken ... was vielleicht nicht mehr lange dauert, denn die Insel ist so klein bzw. so gebirgig, dass für breitere Straßen oft einfach kein Platz ist.

    Ebenso führt mehr Konsum zu mehr Müll, zu viel mehr Müll - die Jahresmüllmenge in kg/Einwohner liegt deutlich über dem europäischen Durchschnitt, auch über den Mengen in Deutschland.

    Dabei wirkt alles relativ sauber, es gibt Mülltonnen an bestimmten Sammelpunkten, diese werden regelmäßig von der Müllabfuhr geleert. Nach den Wochenenden sind manche gut besuchte Strandabschnitte verschmutzt, aber dann kommt ein Aufräumkommando, das kehrt auch immer wieder das angeschwemmte Seegras/die Algen auf einen Haufen. Das funktioniert alles sehr gut. Man sieht keine stinkenden Müllhalden, es gibt keine rauchenden Müllfeuer, relativ selten sieht man wilde Kippen ... d.h. man muss wissen, an welcher Stelle man den Abhang hinunter schauen muss...

    Aber wo landet der Müll?

    Ich wusste es auch nicht genau und habe mal gesucht: natürlich wird der Müll auf Halden ("Landfill") gelagert, auf (künstlich) aufgeschüttetem Land angrenzend an das Haupt-Gewerbegebiet.

    Und es ist schon lange von offizieller Seite erkannt worden, dass die Mengen ein Problem sind bzw. in naher Zukunft werden. Mülltrennung, Recycling, Export von herausgesammelten Wertstoffen (Aluminium, aber auch sauberes PET), Biogasherstellung, das ist alles "angedacht" - aber es dauert lange, bis Entscheidungen getroffen und auch wirklich allgemein merklich in die Tat umgesetzt werden.

    Eine Studie zum Müllmanagement in Zusammenarbeit mit ETH Zürich fand 2016 statt.

    Report: Sorting trash could help reduce Seychelles’ waste management problem

    Der Müll wird größtenteils noch nicht getrennt - ein Pilotprojekt in einem kleineren Bezirk scheiterte wohl. Vielleicht braucht es da noch ... mehr Einsicht? mehr Zeit? mehr Willen? mehr Anleitung?

    Ein schon seit Jahren funktionierendes Pfandsystem besteht nur für die Bierflaschen der einheimischen Brauerei, für Limonade ist es vor einiger Zeit abgeschafft worden.

    Der PET-Müll nimmt zu, obwohl im Verbrauch da m.M. nach die Touristen führend sind (oder waren). Für die Einheimischen waren bisher die abgefüllten relativ kleinen Flaschen sehr teuer. Wer kann, greift kostengünstig auf natürliches Quellwasser zurück, mit direktem Schlauch von einer Quelle in einen privaten Wassertank oder nutzt das Leitungswasser.

    Dieses entspricht - und das ist auch eine Leistung für ein Land in den Tropen - den internationalen gesundheitlichen Standards und ist mit Chlor desinfiziert ... Die Nutzung wurde gerade (wg. des Müllaufkommens) wieder heiß empfohlen ... Minister So-und-so: "Leute, trinkt wieder mehr Leitungswasser, das ist völlig in Ordnung!"

    Es ist manchmal merklich, manchmal weniger merklich gechlort... Tee damit zubereitet schmeckt oft erbärmlich. Die Leute haben dann Tricks wie "Wasser in Eimer füllen, stehenlassen, nur das obere Drittel benutzen, lange abkochen etc.) Man kann auch nicht hundertprozentig sicher sein, dass - wenn das Wasser in Tanks auf Grundstücken gesammelt wird (was sehr sinnvoll ist, weil manchmal ist die Versorgung unterbrochen), diese Tanks niemals verunreinigt sind und dass die Schläuche immer sauber und tauglich sind (alles schon erlebt ...).In regenarmen Perioden - und wenn die Reservoirs fast leer sind - wird das Wasser mit dem Wasser aus einer Meerwasserentsalzung gemischt. Auch hier kann immer wieder mal der Restsalzgehalt nicht hundertprozentig stimmen, das ist schon vorgekommen.

    Über die gesundheitliche (Langzeit-)verträglichkeit von gechlortem Wasser gehen die Meinungen auseinander - es ist eine Frage der Dosis und inwiefern schädliche Reaktionsprodukte entstanden sind oder entstehen können. Meine eigene Erfahrung geht aber dahin, dass mein Magen schon nach relativ kurzer Zeit bei versuchsweiser Nutzung von gechlortem Trinkwasser (auch mit den Tricks s.o.) sehr empfindlich reagiert, mit Appetitverlust und Aversion gegenüber diversen Lebensmitteln, so eine A r t von latenter Schleimhautreizung - ich nutze solches Wasser höchstens zum Kochen aber nicht als pures Getränk.

    Neuerdingsgibt es große wiederverwertbare Behältnisse mit einem Pfandsystem (5 und 20 l ... und es gibt auch diese Trinkwasserspender/-kühler, auf die diese Flaschen aufgesetzt werden können) - wie das genau funktioniert, z.B. mit der dezentralen Versorgung oder sogar Anlieferung im Abo ist mir noch nicht so ganz klar geworden. Die großen Flaschen kann ja keiner aus dem Laden nach Hause schleppen, die müssen schon anders transportiert werden.

    Der Begriff "sustainability" (Nachhaltigkeit) wird auch schon verwendet.


    Neue Unterkünfte müssen auch irgendwas mit erneuerbarer Energie machen (hörte ich), meist ist das dann Warmwasser-Erzeugung mit Solarenergie (so ein Tank auf dem Dach), in öffentlichen Bereichen in der Stadt sieht man Beleuchtung, die mit Solarpanels funktioniert.

    Stromerzeugung mit Solarzellen auf Gebäuden sieht man noch sehr wenig, einige (bessere, eventuell von Ausländern bewohnte Häuser) habe ich damit gesehen.

    Andererseits wird auch immer mehr Strom verbraucht.
    Die traditionelle Bauweise war so, dass es einen "Innenkern" gab (aus Holz oder Stein) mit einer umlaufenden Veranda mit viel Dach, die den direkten Sonneneinfluss auf die Wand verminderte, ein hohes Dach mit "Lufthutzen", so dass warme Luft oben abgeführt werden konnte. In solchen Häusern waren Klimaanlagen völlig überflüssig - und auch gar nicht machbar, wegen der vielen Luftöffnungen. Man kam von draußen nach drinnen und fühlte sich wohl, es war wie im tiefsten Schatten.

    Später hatte man überwiegend Glas-Lamellenfenster, wo man den "Durchzug" regulieren konnte (die sind aber nicht einbruchssicher und die Scharniere verrotten schnell). Mit den jetzigen Schiebefenstern ist es entweder zu offen (man hat vollen Durchzug) oder nicht offen genug (die Einheimischen klagen darüber, dass ihr Haus auf einmal so heiß ist.) Die Dachkonstruktionen sind oft niedriger, die Lufthutzen spart man sich (ist aufwendiger und kostet mehr), es gibt keine Außenjalousien o.ä. die den Sonneneinfluss auf Fenster vermindern würden. Stein-und Betonhäuser heizen sich viel mehr auf, bzw. geben die Wärme noch spät am Abend bis nachts ab.
    Nicht nur in "modern" gebauten Ferienunterkünften gibt es Klimaanlagen (80-90 Prozent der Touristen wollen das unbedingt, aber es liegt viel an der Bauweise), auch viele Einheimische schaffen sie sich an ...


    Inzwischen hat man die Plastiktüten in den Läden abgeschafft und die Styropor-Boxen der Take-aways (es gibt jetzt Tragetaschen aus Stoffen und Vliesmaterial und Boxen aus Recycling-Material, abbaubar ... aber Müllbeutel muss man daher jetzt kaufen.)

    Beginning of a cleaner Seychelles? Ban on plastic bags, plates, cups now in effect in Seychelles


    Wie man sieht, alles ist irgendwie wie überall, nur quasi "en miniature".

    Man darf durchaus gespannt sein, wie es weitergeht.


    Noch ein paar Eindrücke:



    ohne Worte




    Großbaustelle und Solarlampe




    Nicht so häufig





    Hypermarket mit Wachmann (der breitbeinige Mann im Vordergrund, einer von mehreren)




    Bunte Vliestüten



  • Hallo abeja, danke für den Kommentar. Da hast Du eine Menge Zeit investiert. Mir scheint, dass es im Kleinen wie im Großen.

    ist. Die Sozialismus-Versuche funktionieren nicht und wenn dann das Fass aufgemacht wird ist kein Halten mehr - die Gesellschaft zerfällt in zwei Lager. Dabei könnte es allen ganz gut gehen, wenn die Supperreichen weniger reich und die Armen weniger arm wären.


    Die größte Sorge macht mir der Umgang mit Müll und Energie. Auf einer Insel sind die Auswirkungen ja viel dramatischer, als auf dem Kontinent. Da fallen alle „Puffer-Optionen“ weg. Hast du eigentlich im Meer Plastikvermüllungen entdeckt, wie man sie immer häufiger in den Medien sieht, oder sind die Meeresströmungen gnädig mit Deiner Seychellen-Insel umgegangen?


    Du hattest auch Pilze gezeigt. Gibt es eigentlich so richtige Speisepilze?

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Claudia,

    wie gesagt, es wirkt alles relativ sauber, auch das Meer - ich habe noch keine Plastikvermüllungen gesehen, keine Anschwemmungen davon (wir sind allerdings nicht mit Booten unterwegs - aber beim Anflug schaut man ja von oben aufs Meer) und ich habe auch noch keine Klagen darüber gehört.


    Theoretisch gäbe es hin und wieder Pilze, die essbar wären, die Lentinus-Arten z.B. oder Auricularia spec.

    Sie werden aber nicht genutzt (soweit ich weiß). Es ist unüblich, frische Pilze zu essen. Für europäische Gerichte werden schon mal Dosen-Champignons verwendet. Es wäre bestimmt auch möglich, Pilze zu züchten. Das hat - glaube ich - mal ein Deutscher mit Champignons probiert und ist gescheitert (ob an der Züchtung oder an der Vermarktung ... weiß ich nicht, wahrscheinlich an beidem). Wenn, dann müsste man Arten züchten, wie sie im tropischen Asien üblich sind.


    Hier der Link zu den Lentinus-Arten.

    4 Grad Süd (19: Lentinus sajor-caju)

    4 Grad Süd (20: Lentinus cf. squarrosulus) + Neue Bilder 2016


    Man sieht sie relativ häufig, aber sehr selten in frischem, weichen Zustand, in dem man sie für essbar halten würde.

    Mir war auch immer der Standort/ das Substrat sehr suspekt. Das müsste schon Holz auf einem Privatgelände sein, wo man sicher ist : keine Insektizide, kein Motoröl, kein Hundepippi.



    Weiter geht es mit > 4 Grad Süd - Remix (2): Pilze und noch Mee/hr