Hallo zusammen,
da sich hier hin und wieder auch Flechtenfreunde tummeln, stelle ich heute mal meinen Mittagspausenfund vom Mittwoch ein.
Wenn das Wetter taugt, mache ich meine Pause gerne auf dem Flachdach meines Arbeitgebers.
Ein Hausrotschwanz singt mir dort immer wieder was vor, aber ansonsten wirkt die nähere Umgebung dort ziemlich abiotisch. (Auf der Nordseite des Daches konnte sich ein Magerrasen etablieren, aber darüber vielleicht ein anderes Mal)
Ich war halbwegs erstaunt, als ich gestern auf einem Stein mehrere Apothecien einer Flechte entdeckte. Der Kiesel besteht aus Sandstein und enthält eine nicht geringe Menge an Kalk, wie ein Tropfen HCl-konz. bewies.
Hier einige Mikromerkmale:
Die Merkmale passen ganz gut zu Sarcogyne regularis, einer Sammelart die in "Die Flechten Deutschlands" nicht weiter differenziert wird. Die Apothecien sollen meist bereift sein, was bei meinem Fund nur stellenweise der Fall ist. Auch sind die Apothecien meiner Flechte mit durchschnittlich 2,6µm ein gutes Stück zu breit, laut meinen Büchern sollen die maximal 2µm haben und länglich elliptisch sein. Trotzdem denke ich, dass es eine der 15 im Index fungorum verzeichneten Formen bzw. Varietäten dieser Art sein dürfte. Wenn jemand von Euch mehr darüber weiß, würde ich mich über Hinweise sehr freuen.
Laut "Die Flechten Baden-Württembergs" gilt S. regularis als Pionier lichtreicher Standorte, besiedelt Kalkstein, kleine Steine und auch anthropogene Substrate. Auf der Schwäbischen Alb kommt sie in fast jedem MTB vor.
Flechtenstoffe enthält sie angeblich keine, trotzdem mache ich noch einen Acetonextrakt von einigen FK und versuche in Glycerinessig Kristalle zu züchten. Wenn was dabei rauskommt, reiche ich die Bilder noch nach...
Eine Allerweltsflechte - aber immerhin angenehme Gesellschaft, die mich in der Pause nicht volltextet;-)
Viele Grüße
Ralph