Auf der Skipiste im Harz ohne Ski

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.502 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von lamproderma.

  • Hallo beieinander,

    heute will ich Euch mal wieder in die Welt der Schleimpilze entführen.

    Im zeitigen Frühjahr führt mich das vor allem ins Gebirge, d.h. bei mir in Sachsen-Anhalt in den Harz.

    Da muß der Schnee gerade so weggetaut sein und am Rand der Schneefelder suche ich dann nach nivicolen (schneeliebenden) Myxomyceten.

    Dieses Jahr waren wir im Harz allerdings im „Ausland“, in Niedersachsen am Wurmberg bei ca. 900 m NN.

    Dort haben wir die Skipisten mit Schneeresten abgeklappert und haben am Rand der noch existierenden Schneefelder nach Myxomyceten gesucht.


    Wir sind auch fündig geworden.

    Direkt am Schneefeld fanden wir Diderma alpinum. Diese Art wächst vor allem an Gras was gerade so aus dem Schnee rauslugt.




    An Rubus (Himbeer)- Ranken fanden wir dann:

    Lamproderma ovoideum,


    Lepidoderma chailletii



    Meriderma carestiae.


    Meriderma carestiae hat typisch netzig-stachlige Sporen und das Capillitium hat an den freien Enden immer Reste der Peridie.


    Dann hatten wir noch Lamproderma echinosporum

    Mikroskopisch ist diese Art charakterisiert durch die braungefleckte Peridie und die stacheligen Sporen.



    Vielleicht habe ich Euch ein wenig Appetit gemacht mal nach Myxomyceten Ausschau zu halten.

    Die gibts das ganze Jahr, aber die nivicolen Mxomyceten sind besonders spannend mit ihrer Lebensweise.

    LG Ulla

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ulla!


    Sagenhaft! :thumbup:

    Eigentlich hatte ich es mir ja auch mal vorgenommen, und tatsächlich letztes und dieses Jahre beim Osterurlaub in den Südalpen hier und da sporadisch Ausschau gehalten. Aber irgendwie passen zwei Dinge nicht zusammen: Wandern / Bergsteigen mit Tourencharakter (wo man dann auch vor hat, irgendwann irgendwo anzukommen) und das Auffinden von kleinen Myxos an den Gräsern und Pflanzenresten am Rande der abtauenden Schneefelder. Ich glaube, da muss man sich tatsächlich mehr Zeit nehmen, den Gipfel vielleicht einfach weglassen...

    ... wenn man nach drei Stunden steilem Aufstieg da oben ankommt, ist man (ich) erstmal etwass platt und hat nicht so den Blick für's Detail.



    LG, Pablo.

  • Ahoj,


    feine Sammlung, Ulla -

    Danke fürs Zeigen!


    LG

    Peter

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

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  • Hallo Pable,

    ja so wie auf Deinem Foto müßte es auch aussehen, allerdings darf es nicht mehr so kalt sein, denn die Schleimis kommen erst raus wenns Plusgrade gibt.

    Mit gehts aber auch so wie Dir: wenn ich erst mal oben bin, brauch ich 'ne Weile um mich zu akklimatisieren. Aber dann ist die Spannung auf die möglichen Funde größer und man vergißt die Mühe des Aufstiegs. Allerdings braucht man wie Du schon festgestellt hast, doch einige Zeit zum Suchen.


    Hallo Schwammegieher,

    vor allem bei den Lamproderma/Meriderma-Arten ist es selten möglich die gleich makroskopisch anzusprechen. Da braucht man doch ein Mikroskop und auch entsprechende Bestimmungsliteratur.

    Die anderen Arten sind zumindest mit Bestimmungsliteratur und auch Erfahrung makroskopisch schon schneller zu bestimmen.


    LG Ulla

  • Toller Beitrag mit großartigen Bildern, Ulla!


    Ich habe auch schon an solchen Schneefeldrändern nach Pilzen gesucht, allerdings nach nivicolen Pezizales.

    Leider blieben mir solche Erfolgsmomente wie Dir bisher vergönnt.


    Liebe Grüße vom Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Servus Ulla,


    vor vielen Jahren habe ich mal in unglaublichen Massen Diderma alpinum gefunden. Die schon verstorbene Myxo-Spezialistin Marianne Runk hatte die damals für uns (ich war nicht allein bei der Exkursion, Ludwig Beenken war z.B. mit dabei) bestimmt. Es wuchs aber auch Diderma niveum mit dabei - ich hätte die beiden makroskopisch nicht auseinanderhalten können. Aber die Gattung geht zum Glück gut im Gelände.


    Ich möchte noch nebenbei den Artikel von Andreas Kuhnt aus der Z. Mykol. empfehlen: https://www.dgfm-ev.de/publika…en-alpen-teil-iv/download


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,

    ja in den Alpen ist es wesentlich leichter nivicole Myxos zu sammeln, da man über einen wesentlich längeren Zeitraum die notwendigen Bedingungen für die Fruktifikation der Arten findet.

    Im Mittelgebirge wie dem Harz ist der Zeitraum viel kürzer und man muß oft das kurze Zeitfenster genau abpassen in dem die nivicolen Myxos wachsen. Auch sind die Biotope für das optimale Wachstum der Arten begrenzt, da die Myxomyceten vor allem auf offenem Gelände, gern mit kurzen Kräutern, Himbeer-Ranken, Heidelbeeren oder kleinen Sträuchern, wachsen. Aber über die Jahre haben wir fast 20 nivicole Arten nachweisen können, wovon ich in diesem Beitrag nur eine kleine Auswahl (die wir jetzt gefunden haben) gezeigt habe.

    Aber wir fahren dieses Wochenende wieder Richtung Oberharz. Mal sehen ob wir Glück haben und überhaupt noch was finden. Es war ja jetzt schon längere Zeit warm und da ist es eine Kunst die kleinen Schneereste wo man was finden kann, noch auf zu finden.

    LG Ulla

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr lieben,


    Prof. Wolfgang Nowotny hat sich zu folgendem Thread zu Wort gemeldet per Kontaktformular an Pilzmännchen. Ich wurde gerade von Susanne gebeten, seine Mail hier zu teilen.


    Zitat

    Ich freue mich über jede Aufmerksamkeit, die den Myxomyceten gilt. Durch Zufall stieß ich auf den angefüjhrten Artikel. Bei der inzwei Bildern vorgestellten Art handelt es sich nixht um Diderma alpinum, sondern um Physarum vernum.

    MfG

    Wolfgang

    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

  • Hallo Stefan,

    da muß ich Herrn Nowotny recht geben. Das Foto der Diderma alpinum war eine Verwechslung, die hat nämlich keine Kalkknoten im Innern wie auf dem einen Foto zu sehen ist. Das ist Physarum vernum. Beide Arten sehen sich äußerlich aber sehr ähnlich, deshalb mein fauxpas. Diderma alpinum haben wir zwar dort auch gefunden aber kein Makrofoto gemacht, da das eine der häufigeren Arten ist.

    Diese Jahr haben wir im Harz ja kein Glück gehabt mit den nivicolen Schleimpilzen. Hoffen wir auf nächstes Jahr.


    LG Ulla