Wurzeltrüffel (Rhizopogon)

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 3.998 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Craterelle.

  • Der Anfang dieser Geschichte liegt schon etwas länger zurück. Erstmals begegnet bin ich dieser Wurzeltrüffel etwa 2004 oder 2005.


    Auf den westlichen kanarischen Inseln ist sie vermutlich die häufigste Pilzart überhaupt und wird dort als "Nacida" bezeichnet (und gern verspeist).


    Einige wenige Bilder von mir:

    213303-nacidas-jpg


    132129-nacidas-jpg


    Eines von Torsten:

    dsc06014h1kcy.jpg


    Weitere Bilder anderer Fotogafen als Links:

    rhizopogon_obtextus_1.htm

    Image - Rhizopogon luteolus | BioLib.cz

    Nacidas – La Palma island

    nacidas01.jpg

    nacilla-op-la-palma..jpg

    nacillas-op-la-palma..jpg

    file.php?id=48973

    dsc_0061.jpg

    020295_s.jpg


    Auffällig erscheinen mir folgende makroskopische Merkmale:

    • sehr leuchtend gelbe Farbe junger Fruchtkörper, beinahe Zitronengelb
    • ockerfarben erst im Alter
    • Peridie eher glatt, wenig und dünne Rhizomorphenstränge
    • Röten bei Verletzung oder Reiben der Peridie
    • Gleba meiner Erinnerung nach in allen Altersstufen kompakt, ohne erkennbare Hohlräume
    • Sporenmasse bei Reife olivbraun (nicht dunkelbraun)


    Später dann wollte ich gern wissen, um welche Rhizopogon-Art es sich nun eigentlich handelt.


    Gefunden habe ich dieses Dokument der mykologischen Gesellschaft von Teneriffa:

    n12laturmasepoct2010.pdf (S. 2-4)


    Da es nicht mit Google Translate übersetzbar ist, anbei noch eine Übersetzung der relevanten Absätze ins Deutsche, sprachlich etwas holprig, aber hoffentlich größtenteils verständlich.


    Pablo hatte allerdings starke Zweifel an der Einordnung als Rhizopogon luteolus/obtextus geäußert, insbesondere wegen des schwach ausgeprägten oder fehlenden umhüllenden Rhizomorphennetzes.


    Ich habe mir fest vorgenommen, das Rätsel zu lösen, sei es mit dem Mikroskop oder auch per Gensequenzierung. Beides erfordert allerdings eine weitere Reise auf die Kanaren (diese nehme ich zur Klärung der Frage gern auf mich ;)), da ich beim letzten Mal kein Material mitgenommen habe.


    Vielleicht könnt ihr mir vorab schon mal dabei helfen einzugrenzen, welche Arten makroskopisch überhaupt in Frage kämen?


    LG, Craterelle

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    kontaktiere am besten mal Ulla (lamproderma). Hengu ist Spezi für die Rhizopogon-Arten und könnte dir bestimmt helfen. :)


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Servus Craterelle,


    Rhizopogon luteolus rötet nicht - das ist ein Ausschlusskriterium für diese Art. Auch müsste da ein viel deutlicherer Rhizomorphenfilz rundherum ausgeprägt sein.


    Es gibt aber gelbe Arten, die röten - unter anderem aus dem Rhizopogon-roseolus-Aggregat, das bis heute nicht sauber aufgedröselt wurde. Aber auch Rhizopogon occidentalis ist gelb und rötet, wenn man reibt. Ohne Mikroskopie der Peridie, der Basidien, der Brachybasidiolen und der Sporen wird man da nicht weiter kommen.


    Kurzum: ohne Material keine Chance.


    Ich verweise mal auf den Rhizopogon-Schlüssel, den ich im BMG-Forum online gestellt habe und eine ausführliche Diskussion zu Rhizopogon verii, wobei die Art wegen des Rötens auch ausgeschlossen werden kann. Ich beschäftige mich seit den 90er Jahren mit der Gattung, habe aber leider bisher nicht sehr viele Arten selbst in der Hand gehabt (Rhizopogon roseolus agg., Rh. luteolus, Rh. verii, Rh. melanogastroides).


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Ahoi Christoph,


    Ich hatte darauf gehofft, dass du vielleicht etwas dazu schreiben würdest. Hengu hatte ich früher schon mal angeschrieben, das war aber ohne Reaktion geblieben.


    Den Schlüssel hatte ich schon entdeckt. Allerdings bin ich bei Nr. 3 steckengeblieben (nachdem ich erst bei 2 eingestiegen bin ;)):


    Ich verstehe die Frage so, als müsste man bei teilweise kahlen Fruchtkörpern wie diesen dem zweiten Ast folgen. Dann lande ich aber bei Arten, die ich nicht mal dem Namen nach kenne, während die von dir genannten alle im anderen Ast (mit vollständigem Rhizomorphenfilz) sitzen.


    Die Sporenmaße sind in dieser Gattung wohl kein besonders gutes Kriterium, richtig? Zumal für Rh. roseolus, wenn das auch noch ein Aggregat ist?


    LG, Craterelle

  • Servus Craterelle,


    der Einstieg bei "2" passt schon, denn Rhizopogon melanogastroides ist nicht so gelb und rötet auch nicht. Die Art wurde rezent einmal in Deutschland gefunden und ist ansonsten nur vom Typus bekannt (wenn ich nicht irgendeine Fundmeldung übersehen habe). Zudem ist das gar kein Rhizopogon (genetisch), wurde aber noch nicht wegkombiniert.


    Die Sporenmaße können durchaus etwas aussagen, insbesondere die Sporenform. Maria Paz Marín ging in ihrer Monographie nur davon aus, dass im Rhizopogon-roseolus-Formenkreis die Sporenmaße völlig frei variierend seien (von winzig bis riesig in allen Übergängen). Genetisch zerfällt aber Rhizopogon roseolus in mehrere Arten - nur ist da die Morphologie der Arten nicht ganz klar. Kollektionen mit Riesensporen werden aber wohl wieder abgetrennt als Rhizopogon gigasporus Pacioni... der Rest ist da noch unklar.


    Man sollte aber nicht zu genau auf die Maße als Merkmal vertrauen. Gunnar hat bezüglich Rhizopogon verii vs. Rh. luteolus den Sporenquotienten verwendet - andere Funde widersprechen dem aber und zeigen das Gegenteil auf (ebenfalls squenziert und abgesichert). Hier sind die Sporenmaße also auch unsicher. Das liegt vermutlich daran, dass die Basidien zwischen 2-sporig und 16-sporig variieren können und somit diverse Sporenpopulationen parallel gebildet werden. Je nachdem, welche Sporenzahl / welche Basidien aktiv sind, fallen die Sporengrößen unterschiedlich aus. Jetzt sind halt Rh. roseolus agg. und Rh. luteolus s.l. recht häufig - bei den seltenen oder selten gefundenen Arten sind vermutlich nicht genug Kollektionen untersucht worden, um die Variabilität auszuleuchten.


    Ich verlasse mich daher auf die Peridienstruktur, die Basidienform, die Brachybasidiolen und auf Sondermerkmale wie trunkate Sporen vs. nicht trunkate Sporen, Amyloidie etc.


    Rein aus dem Bauch heraus ist dein Fund für mich Rhizopogon roseolus agg., möglicherweise das, was teils als Rhizopogon vulgaris bezeichnet wird (deutlich gelb und rötend) - in wessen Sinn auch immer. Dieses Aggregat ist im Moment - fürchte ich - noch nicht auf Artebene sicher aufzudröseln. Bin da auf die nächsten Publikationen gespannt. Maria Paz Martín hat dreieinhalb Seiten als Synonymliste für Rhizopogon roseolus (und musste da wieder ganz von vorne anfangen und ist noch nicht durch).


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    Danke für die Infos. Es bleibt also spannend.


    Wenn ich Proben einsammle, wie sollten die idealerweise beschaffen und behandelt sein?


    Ziemlich reife Fruchtkörper, also schon mit dunkler Gleba, aber noch nicht stäubend, halbiert und luftgetrocknet, wäre das brauchbar zum Mikroskopieren?


    LG, Craterelle

  • Servus Craterelle,


    ideal wäre ein junger und ein richtig reifer Fruchtkörper. Halbiert oder besser in mehrere Scheiben geschnitten (je nach Größe des Fruchtkörpers)... und Notizen der Frischmerkmale, insbesondere Färbung und Verfärbung, Farbe der Rhizomorphen usw.


    Liebe Grüße,

    Christoph