Vielfalt auf (Hirschdung=falsch) Wildschweinlosung

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 5.857 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Hallo zusammen,


    die Pilzlein auf dem Dung explodieren gerade. Ich drei Arten von ihnen auf Hirschdung mikroskopiert. Es gab noch andere. Die wollte ich später mikroskopieren. Jetzt sind sie wieder wegg:(. Vielleicht habt ihr eine Idee, was ich entdeckt habe.


    Hier erst einmal ein paar Fotos von der ganzen Bescherung:


    1.



    2. Leider habe ich von dem Hütchenträger keine besseren Fotos. Als ich abends bemerkt habe, dass die Bilder unbrauchbar waren, war der Pilz schon vergangen.

    Der Pilz hatte einige dunkle Schüppchen am Stiel und der Hut war mit kleine glänzende Kügelchen bedeckt. Leider kann ich keine Lupenbilder machen. Hier sind ein paar Bilder vom Innenleben. Ist meine Vermutung in Richtung Tintling richtig?



    3.



    4.



    5.

    Als Dritten habe ich einen grauen bis anthrazitfarbenen kleinen Becher gefunden.

    Als Dritten habe ich einen grauen bis anthrazitfarbenen kleinen Becher gefunden.



    6.


    Dann habe ich einen unscheinbaren grauen bis anthrazitfarbenen kleinen Becher gefunden. Der war nur mit der Lupe bzw. auf der Vergrößerung auf dem Foto erkennbar.



    7.


    8.


    Das Innenleben des kleinen Grauen zeigte auffällig kompakte Sporenpakete.



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    10.


    Und schließlich der mikroskopisch spannendste Fund:

    ein orangegelbes Borstelchen. Inter dem Mikroskop sieht es sehr interessant aus, wie ein kleiner Igel.



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    12




    13. mit Fremdsporen - vermutlich von dem kleinen grauen auf den Fotos zuvor.



    14 Eine Spore scheint nicht dazuzugehören. Möglicherweise stammt sie von ascobolus sacchariferus, den ich zuvor auf dieser Dungprobe gefunden hatte.



    15.

    Danke schon einmal für’s Ansehen und Eure Ideen.

    • Offizieller Beitrag

    Moin, Claudia!


    Nachdem Frank sich die Sache angeguckt und das Thema wieder offen ist, schreibe ich nun meine Gedanken hier schon mal dazu:
    Das Pilzchen auf den Bilder 8,9 & 10 scheint mir ein Saccobolus zu sein. Der Pilz danach ein Lasiobolus. Zur detaillierteren Ideen zur Artbestimmung halte ich mich lieber zurück, in der Hoffnung, daß sich noch ein paar Leute äußern, die sich da viel besser als ich auskennen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    ich habe die mal gegoogelt und denke, dass das hinkommt. Ja, es wäre prima, wenn sich noch etwas mehr sagen ließe. Aber ansonsten bin ich mit den Gattungsnamen schon vollauf zufrieden. Hab vielen Denk!

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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  • Hallo Claudia,


    bei Saccobolus sind die kompletten Maße wichtig. Also vermesse bitte mal die Maße der Asci, der Sporencluster und der Sporen. Bei Lasiobolus ist das genau das gleiche. Hier sind die Maße der Schläuche, die Lage der Sporen und die Maße der Seten erfoderlich! Oft ist es auch noch notwendig die Reaktion mit Jod zu testen! Bevor das nicht bekannt ist, kann man maximal etwas zur Gattung sagen. Die Bestimmung der Coprophilen Arten ist schon keine einfache Sache! Ich finde es jedenfalls super, dass du dich an die kleinen heranwagst! :thumbup:


    LG Charlotte

  • Hallo Claudia,


    soeben aus dem Urlaub zurück habe ich Deinen interessanten Beitrag entdeckt.


    Bei dem Dung handelt es sich allerdings nicht um Hirsch-, sondern um Wildschweinlosung.

    Vor ein paar Jahren hatte ich ein PDF zur Unterscheidung einiger Dungarten im Forum vorgestellt. Ist ganz sinnvoll, wenn man sich mit coprophilen Pilzen beschäftigt.

    Denn manche Pilzarten bevorzugen bestimmte Substrate, was bei der Bestimmung oft hilfreich ist.


    Der vermeintliche Tintling ist ein Zärtling, und zwar der Wildschwein-Zärtling (Psathyrella tenuicula).

    Habitus und die kleinen schmalen Sporen passen sehr gut zu der Art. Auf dem ersten Mikrobild glaube ich auch einige Pileozystiden zu erkennen.


    Zum Saccobolus kann man nur sagen, dass er zu den weißen Arten der Gattung gehört (Sektion Eriobolus). Mehr geht ohne detailierte Mikromerkmale nicht.


    Der Lasiobolus ist mit den Sporenmaßen Lasiobolus intermedius.


    Sowohl Lasiobolus intermedius als auch Psathyrella tenuicula sind typische Wildschwein-Arten!

    Dieter und Matthias haben beide Arten hier sehr schön vorgestellt (Bilder 23-26).

    Auf Pilzmels HP findet man zudem dieses schöne Portrait der Psathyrella.


    Liebe Grüße vom Nobi

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    Chips: 72

  • Wutzi

    Hat den Titel des Themas von „Vielfalt auf Hirschdung“ zu „Vielfalt auf (Hirschdung=falsch) Wildschweinlosung“ geändert.
  • Guten Morgen Nobi,

    hoffentlich hattest Du einen erholsamen Urlaub und vielleicht gibts ja wieder erbauliche Bilder wie letztes Jahr==3.

    Es ist aber auch schön, dass du wieder da bist. Ich hatte Dich und Deinen Kommentar mit Spannung erwartet.

    Erst einmal vielen Dank für die Dung-Übersicht. Ich hatte die Wildschwein-Losung als etwas breiiger abgespiegelt und war ziemlich sicher, dass das ein kleiner Hirsch war. Da stimmt dann auch was mit einer meiner Reh-Dung-Proben nicht. Das Längliche ist dann vermutlich kein Rehdung, aber es lag mittenmang zwischen den anderen Köddeln.




    Wildschein-Zärtling ist ein sehr schöner Name für das kleine Gewächs. Von Zärtlingen hatte ich nur gelegentlich im Forum gelesen, schön, dass ich einen vor die Linse bekommen habe.


    Charlotte hatte auch schon geschrieben, dass ich den Saccobolus besser vermessen müsste. Leider waren die Pilze kurz nach meiner Fotografiererei alle wieder vergangen. Ein neues Foto ist nicht möglich. Reicht es aus, wenn ich die auf den vorhandenen Fotos erkennbaren Sporen/Cluster vermesse? Asci kann ich darauf leider nicht wirklich erkennen.


    Danke für die wunderbaren Links. So lässt es sich gut lernen. Und weil du wieder da bist, kann ich Dich gleich noch mit einer weiteren Frage überfallen.


    Meine Dungpröbchen sind in schicke Butterdosen umgezogen. Aber daran wird es vermutlich nicht liegen, dass sich jetzt an allen diesen Proben (vermutlich) derselbe Pilz zeigt. Ich hatte ihn zunächst auf Rehdung entdeckt und Ihr hattet ihn mir als Iodophanus carneus bestimmt. Kann das sein, dass er jetzt überall auf Reh und Hirsch wächst?

    Hier mal ein paar Makro-Fotos:




    Zunächst waren die Pilze von feinem Filz umgeben, ich hielt es zuerst für Schimmel. Aber offenbar war es Mycel, denn später war der weiße Filz weg und die Pilze sahen „fertig“ aus






    (Microfotos von beiden Stadien schicke ich heute Abend.)


    Gegen die Kotlinge hätte ich ja eigentlich nichts, aber andere Pilze finde ich im Moment so gut wie gar nicht auf meinen Dungproben.. Könnten sie von dem Kotling verdrängt worden sein?

    Eine weitere Frage: Wie lange ist es sinnvoll dieselben Kotproben zu beobachten und wann tauscht man sie am besten aus?

  • Hallo Claudia,


    es ist eine Freude, zu sehen, wie Deine Dungproben in den Butterdosen "blühen".:)

    Zu den Kötteln.



    Rot umrandet sind ziemlich sicher Hasenköttel, blau könnte Hirsch sein. Einfach mal messen, um Reh ausschließen zu können.

    Guten Morgen Nobi,

    hoffentlich hattest Du einen erholsamen Urlaub und vielleicht gibts ja wieder erbauliche Bilder wie letztes Jahr==3.

    Ja, der Urlaub war genial, auch wenn es nur einen Pilz gab, den allerdings mit zugehörigem Pilzkäfer!

    Vielleicht schreibe ich einen kleinen Bericht, mal sehen. So richtig Spaß macht mir das mit der neuen Forensoftware allerdings nicht.

    Reicht es aus, wenn ich die auf den vorhandenen Fotos erkennbaren Sporen/Cluster vermesse? Asci kann ich darauf leider nicht wirklich erkennen.

    Wenn Du noch was zur Struktur der Sporenoberfläche sagen könntest (glatt - rissig - warzig) könnte das durchaus zur Bestimmung ausreichen.

    Gegen die Kotlinge hätte ich ja eigentlich nichts, aber andere Pilze finde ich im Moment so gut wie gar nicht auf meinen Dungproben. Könnten sie von dem Kotling verdrängt worden sein?

    Erstmal. Iodophanus carneus erscheint mir sicher. Typisch die kleinen Wattebäusche, wenn sich die Apothecien zu entwickeln beginnen. Auch typisch dieser Massenaspekt.

    Der Kotling kann schon andere Pilze am Wachstum hemmen. Aber irgendwann vergeht er und dann entwickeln sich sehr wahrscheinlich noch einige Pyrenos.

    Die Proben nicht zu feucht lagern. Sie sollten nicht zu nass, sondern lediglich leicht angefeuchtet sein.

    Eine weitere Frage: Wie lange ist es sinnvoll dieselben Kotproben zu beobachten und wann tauscht man sie am besten aus?

    Da gibt es keine Regel. Solange sich Pilze entwickeln, kann man weiter beobachten. Wenn man nach wenigen Tagen merkt, dass nichts passiert, kann man die Probe entsorgen.

    Andererseits gibt es Proben, wo ein Aspekt dem anderen folgt. Dann kann man auch nach acht bis zwölf Wochen noch Neues entdecken!

    Nils Lundqvist berichtete von einer "vergessenen" Probe, die er nach vielen Monaten wieder anschaute. Natürlich war sie völlig ausgetrocknet. Zu seiner großen Überraschung fand er darauf eine Art der xerophilen Gattung Wawelia! Wahnsinn!


    Ich hoffe, damit sind Deine Fragen weitgehend beantwortet.


    Liebe Grüße vom Nobi

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  • Danke Nobi!


    die rot eingekreisten Köddel stammen von einem Stall-Kaninchen. Die länglichen dahinter sind ca. 2,0 bis 2,5 cm lang und stammen von einer Waldlichtung. Da lang jede Menge „normaler“ runder Rehdung herum und diese länglichen Dinger. Für Hirsch wären sie ziemlich schmächtig.



    Die Mikrobilder, die ich von dem vermuteten Iodophanus carneus gemacht habe, sehen von den Pilzlein in reifem Zustand so aus:





    Zu dem Saccobolus habe ich noch je ein Sporenpaket bzw. eine Einzelspore vermessen, so gut es möglich war: Mehr geht leider nicht.


    Lieben Gruß


    Claudia


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