Es juckt.
Es juckt mal mehr, mal weniger, aber es juckt.
Ich glaube, ich habe eine Überempfindlichkeit oder sogar eine Allergie entwickelt.
Was kann ich bloß dagegen tun?
Salben auftragen? Tabletten einnehmen? Expositions-Vermeidung? Allergen ausschalten? Desensibilisierung? Oder Kratzen?
Es juckte in den Fingern, diesen Text zu schreiben - das ist beinahe wie Kratzen - dadurch wird die Stelle, die juckt, erst mal deutlicher sichtbar.
Was juckt denn da?
Die alleinige Verwendung der Begriffs "Kreativität" für das zweite Bewertungskriterium im Fotowettbewerb, für die "B-Note", für "alles außer Technik", die juckt.
Zur Erinnerung >Link : bewertet werden "Qualität und Kreativität", es handelt sich um "persönliche und subjektive Meinungen" der Juroren.
Mit "Qualität" ist die technische Qualität gemeint (= "Technik").
Ich möchte ausdrücklich betonen, dass es mir im Folgenden nicht um die Art und Weise des Bewertens an sich geht, nicht um erreichte Platzierungen oder Punktzahlen und vor allem nicht um die Subjektivität der Bewertung und nicht um die persönlichen Kriterien, die den subjektiven Bewertungen zugrunde liegen - das halte ich sogar für völlig unvermeidbar, menschlich und für das Natürlichste überhaupt - das läuft alles bestens.
Auch die möglicherweise unterschiedlichen Definitionen von Kreativität, über die vor ein paar Jahren schon mal diskutiert wurde oder die Frage, inwieweit der Begriff Kreativität in der Pilzfotografie generell anwendbar ist, spielen nur eine sehr untergeordnete Rolle.
Mir liegt daran aufzuzeigen, dass die Kreativität des Fotografen nur einen kleinen Teilbereich dessen abdeckt, was bei "alles außer Technik" bewertet wird - d.h. dass die Kreativität nur ein Mosaik-Steinchen im Gesamtbild ist und dass der Begriff hier etwas "unglücklich" gewählt ist.
Schon seit Jahren wird von verschiedenen Seiten immer wieder angemerkt, dass alle Teilnehmer des Fotowettbewerbs "immer besser" würden, vor allem technisch.
So richtige "schlechte" Fotos kommen ja auch kaum vor - es ist eher so, dass das Teilnehmerfeld oft "gefühlt" recht nahe beieinander liegt.
Größere Unterschiede in der Bewertung bei den technisch guten Fotos wären demnach - wollte man die Begriffe wortwörtlich nehmen - vor allem auf die unterschiedlich bewertete Kreativität zurückzuführen.
Wenn in der Vergangenheit hier über den Begriff der Kreativität in der Pilzfotografie geschrieben wurde, deutete es sich oft an, dass es unterschiedliche Auffassungen darüber gab, was "kreativ" sein könnte. Man kann aber verallgemeinernd sagen, dass das Wort Kreativität in engem Zusammenhang mit der Bildidee und mit dem Schaffensprozesses steht, also dem Prozess des "Bildermachens" mit den vorgefundenen Pilzen, der Umgebung und allen "Zutaten", der vorhandenen technischen Ausrüstung und der digitalen Nachbearbeitung.
In die "B-Note" fließen jedoch noch ganz andere Dinge außer der Kreativität ein und haben meiner Meinung nach einen sehr großen oder sogar den größten Einfluss auf die Bewertung.
Das lässt sich an ein paar Beispielen ganz einfach belegen.
Im letzten Motto-Wettbewerb:
Wenn Karl einen hinreißenden tropfenden Adernseitling zeigt und Irisle einen perlmuttig schimmernden Stäublings-Schleimpilz, dann wundert es niemanden, dass Karl mehr Punkte erreicht.
Technisch sind beide Fotos völlig in Ordnung ... ist also der Rest die "Kreativität"?
War Karl höchst kreativ, weil er glücklicherweise einen Adernseitling fand und Irisle deutlich weniger kreativ, weil sie nicht das Glück hatte, einen "Megatropfer" im Fundus zu haben ?
Doch wohl kaum ... so kann man das doch nicht sehen.
Es ist eher so, dass die meisten Betrachter einen Adernseitling höchst attraktiv finden und noch nie gesehen haben (= Seltenheitsfaktor) und einen Stäublings-Schleimpilz - auch gut fotografiert - an sich für weniger attraktiv halten.
Anderes Beispiel, zwei Bilder von Ricky (Platz 1, Februar 2018 und Platz 6, April 2018):
mit den Augen für kleine Details, mit der Entscheidung, das kleine Detail in seiner Form und Struktur hervorzuheben und im Bild in diffusem Umfeld an einer bestimmten Stelle zu platzieren (offene Blende und Stack): zweimal sehr ähnlicher Ansatz, ähnliche Intention und Durchführung - zweimal einwandfreies Ergebnis.
Gibt es da Unterschiede in der Kreativität?
Ich meine, den Ausschlag für das sehr gute "Ankommen" des kleinen Tintlings macht seine natürliche Schönheit - so filigran, so metallisch glänzend wie ein kostbares Schmuckstück - die sehr gut herausgearbeitet wurde.
Ebenso optimal präsentiert wurde der Stäubling, aber der ist eben weniger "hübsch".
Noch ein anderes Beispiel, meine eigenen Bilder:
als im März-Wettbewerb meine Favolaschias sehr viele Punkte und eine gute Platzierung erzielt haben, da hat mich das sehr gefreut - als im April-Wettbewerb meine trockenen, für mich formal und farblich aber außergewöhnlichen Trameten nicht gut ankamen, da war ich ein bisschen enttäuscht - auch im direkten Vergleich zu einer trockenen aufgerissenen Ganoderma-Oberfläche, die im April 2017 auf dem zweiten Platz war.
Technisch halte ich meine eigenen Bilder für immer ungefähr auf gleicher Qualitätsstufe. Da bemühe ich mich, keine groben Schnitzer zu produzieren, allerdings fehlt ihnen - bei genauer Betrachtung immer - kamerabedingt diese "ultra"-feine Schärfe, welche entsteht, wenn man höchstwertige zig-Megapixel-Originalgrößen auf Bilder von 1200 Pixel Breite eindampft.
Also ... Kreativitätsbegriff wörtlich genommen:
war ich im März "hyper"-kreativ , im April viel weniger kreativ und letztes Jahr im April wiederum sehr kreativ?
Die Favolaschias fanden Fans, u.a. weil sie diesen "propper-knallfarbig-niedlich-noch nie gesehen-selten-möchte ich auch mal finden"-Faktor haben.
Mein "Bild-(Er)findungs-Prozess" lief aber ab wie immer. Ich bin da sogar recht wenig mutig auf "Nummer Sicher" gegangen ... ist das kreativ?
Und wenn ich den Schaffensprozess bei den drei Bildern selbst versuche zu vergleichen, dann war ich bei den Trameten am "kreativsten", um aus diesem Fund in diesem Umfeld überhaupt ein Bild zu machen. Bei der Ganoderma-Oberfläche war ich vielleicht weniger einfallsreich bei der Bilderstellung, aber "am herzhaftesten" in der Verwertung.
Eventuell lädt deren Oberfläche den Betrachter mehr zu gedanklichen Assoziationen ein als die Trameten-Oberflächen, in denen ich allerdings auch mehr sehe als die reinen Oberflächen und Formen.
Ich wundere mich aber ganz und gar nicht, dass die Favolaschias mehr Punkte als die Tramteten-Oberflächen bekommen - das habe ich sogar erwartet.
Sie sind für die Mehrzahl der Betrachter attraktiver, für mich selbst auch - nur nicht so sehr viel attraktiver, wie es dem Punkteabstand entspräche.
Bitte nicht falsch verstehen:
das Ergebnis (Platzierung und Punktzahl) an sich verursacht nicht den "Juckreiz".
Jede Meinung wie "dieses Bild gefällt mir nicht oder weniger gut", "es berührt mich nicht" bis hin zu "damit kann ich gar nichts anfangen" kann ich gut akzeptieren.
Das, was mir nicht gefällt ist, dass alles unter dem Begriff Kreativität läuft - und dass im Bewertungsmodus scheinbar die Beurteilung der - auch ohne Einfluss des Fotografen - vorhandenen Attraktivität des vorgefundenen Bildmotivs ausgeblendet wird.
Und dabei wissen alle Teilnehmer, dass auch das bzw. die persönlichen Vorlieben dazu eine große Rolle spielen.
Was wird denn tatsächlich bewertet - neben der technischen Qualität?
Dazu fällt mir Folgendes ein - jeweils vom einzelnen Juror subjektiv nach eigenen Kriterien eingeschätzt:
1.
Die Attraktivität der gefundenen Pilzart an sich.
Zum Beispiel, ob sie gemeinhin als hübsch angesehen wird, ob sie besonders selten zu finden ist oder ob sie als schwierig zu fotografieren gilt oder auch ob sie bisher selten gezeigt wurde ( diese Attraktivität kann sich bei öfterem Sehen abschwächen).
2.
Die Attraktivität der gezeigten so vorgefundenen Fruchtkörper.
Zum Beispiel, ob sie besonders typisch oder auch untypisch sind, d.h. mustergültig oder außergewöhnlich sind, stattlich, prächtig, niedlich, "süß", makellos oder auch hinreißend bis herzzerreißend "angedallert" sind.
3.
Die Attraktivität des vorgefundenen Umfeldes.
Zum Beispiel, ob es "Wow-Effekt-Erzeuger" oder "Wirkungs-Verstärker" gibt, wie hübsche Accessoires und Mitspieler, darunter laufen alle zusätzlichen Pilzchen, Pflänzchen, Tierchen, Tröpfchen und auch natürliche, möglicherweise auch sehr außergewöhnliche Lichtsituationen. Oder ob z.B. das tatsächlich vorgefundene Umfeld ein "wahres Idyll" ist oder ob es wie bei "Henkels hinter'm Sofa" aussieht.
Die Entscheidung, ob man das Umfeld komplett zeigt, noch erahnen lässt oder gänzlich ausblendet, ist teils eine "technische" Entscheidung, teils eine "gestalterische" Entscheidung - hier gibt es fließende Übergänge - und alle Möglichkeiten können zur Attraktivitäts-Steigerung aber auch -Verminderung des Gesamtbildes beitragen.
Die erstgenannten Punkte bis auf das Freistellen sind ganz überwiegend naturgegeben und haben erst einmal sehr wenig mit der Bildgestaltung durch den Fotografen zu tun, bzw. alle "Bildermacher" sind meiner Meinung nach an diesem Punkt mehr oder weniger gleich kreativ.
Sie nehmen das Motiv überhaupt wahr, an dem ein "normaler Waldgänger" vielleicht achtlos vorübergehen würde.
Sie wollen es festhalten und zeigen, was für sie das Besondere daran ist.
Sie stellen Überlegungen an, welcher Weg dafür geeignet ist und erkennen dabei vielleicht unterschiedliche Möglichkeiten.
Sie entscheiden sich für eine bestimmte Vorgehensweise. In diesen Bereich gehört dann auch die Verwendung von zusätzlicher Beleuchtung und geringe oder stärkere digitale Nachbearbeitung.
Dann folgt die individuelle Einschätzung der einzelnen Juroren, wie bzw. ob der Fotograf die vorgefundenen Dinge mit seinen technischen Möglichkeiten in einer mehr oder weniger individuellen Weise bildlich adäquat umgesetzt hat.
Diese Umsetzung, nur das ist dann für mich die eigentliche Kreativ-Leistung - und diese bewerten zu wollen, halte ich für ein sehr ambitioniertes Ziel.
Um unterschiedliche Kreativ-Leistungen verschiedener Fotografen - immer noch nach subjektiven Kriterien, die man für sich selbst erst einmal festlegen müsste - "messen" zu wollen, bräuchte es eine sehr statische Versuchsanordnung.
Sie müssten mit exakt dem gleichen Equipment - mit dem sie aber alle schon gut vertraut sein müssten - auf exakt das gleiche Pilzmotiv losgelassen werden, innerhalb eines Zeitraumes in dem sich die Umweltbedingungen wie z.B. das Licht nicht ändern dürften ... illusorisch.
Schließlich kommt es dann zu einer Beurteilung des Gesamteindrucks für die "B-Note", wobei der Gesamteindruck wiederum - vollkommen natürlich - von subjektiven Vorlieben geprägt ist.
Dabei hoffe ich dann immer, dass der Bewerter - für sich selbst - seine Einschätzung auch begründen könnte.
Beim Gesamteindruck spielt es meiner Meinung nach auch eine Rolle, ob das Bild beim einzelnen Betrachter Emotionen oder Assoziationen hervorrufen konnte - ob es berühren konnte.
So viele Worte wegen eines Wortes?
Ja ... weil ich die Verwendung des Wortes hier - immer schon und immer wieder - für so wenig stimmig halte.
Ich meine, dass der Begriff Kreativität als - scheinbar - alleiniges Kriterium für die "B-Note" - für "alles außer Technik" - viel zu kurz greift.
Die "innewohnende", kaum zu beeinflussende Attraktivität von Objekt und Umfeld sehe ich eher als Hauptbewertungskriterium und auch dieses Kriterium ist völlig abhängig vom persönlichen Geschmack. Daran sehe ich allerdings nichts Negatives.
Im Gegenteil, ich finde es absolut richtig, dass der persönliche Geschmack bei der "B-Note" einfließt.
Aber es ist doch nur ein Wort - ein Wort, das hier im Fotowettbewerb immer schon in dieser Art und Weise verwendet wurde - und niemand war damit unzufrieden.
Es ist ein Wort, das im Fotowettbewerb als "gegeben" hingenommen wird,
ein Wort, das man häufig hört und liest, ohne sich jedes Mal Gedanken über seine Bedeutung zu machen,
und es ist ein Wort, das die Teilnehmer selbst so gut wie nie verwenden.
Wenn z.B. viele Teilnehmer von einem Bild begeistert sind, dann loben sie seine Gesamt-Attraktivität - eventuell auch spezielle Details.
Selten wird gesagt: "Da war Teilnehmer X besonders kreativ oder kreativer als ein anderer Teilnehmer."
Landet das eigene "Werk" im Vergleich mit den anderen Bildern erwartet oder auch unerwartet im unteren Teilnehmerfeld und das ohne auffällige technische Mängel, dann sagt und denkt man vielleicht typischerweise : "Ich habe den Geschmack der Jury nicht getroffen", "Das Bild ist nicht so gut angekommen." oder "O.k. es ist vielleicht nicht so interessant oder so schön wie dieses oder jenes andere Bild, aber unter den gegebenen Möglichkeiten war es das Einzige, was ich nehmen konnte - und ich habe aus diesen Möglichkeiten das Beste gemacht."
Niemand sagt: "Da war ich besonders unkreativ oder weniger kreativ als ein anderer Teilnehmer."
Es kann durch Verwendung des Wortes "Kreativität" der Eindruck entstehen, dass im Fall eines Ergebnisses auf den hinteren Plätzen, welches nicht auf technische Mängel zurückzuführen ist und wo im Wettbewerb die "Nach-Treppchen-Platzierten" nicht alle sehr ähnliche Durchschnittswerte nahe bei 8 Punkten erreicht haben, diesen Teilnehmern quasi die "Kreativ-Leistung" abgesprochen wird.
Und das ist dann meiner Meinung nach ein besonders kritischer Punkt.
Mit dem Begriff "Kreativität" wird nicht nur das Bild an sich als "kreatives Produkt" beurteilt, sondern automatisch auch der Bild-Autor, der mit seiner Idee dahinter steht.
"Kreativ" und "Kreativität" sind auch Modeworte und sie haben eine positiv besetzte breit gefächerte Bedeutung.
Jeder möchte so sein. Niemand will das Gegenteil sein.
Ersetzt man bei einem positiv bewerteten Bild das Wort "kreativ" probehalber einfach mal durch "Gefallen erzeugend oder gefällig" ... obwohl das nicht das Gleiche ist (aber die Bilder haben ja Gefallen erzeugt), und dem Fotografen unterstellt man "Gefallen erzeugen zu wollen" (auch wenn er ausschließlich Bilder zeigen sollte, die ihm selbst am besten gefallen, so schaut er doch wahrscheinlich mal mehr, mal weniger auch auf die vermutete Publikumswirkung), dann bekommt die ganze Sache plötzlich eine andere Richtung.
Die positiven Einschätzungen, die das Wortes "kreativ" nahelegen, wie "schöpferisch", "innovativ" bis hin zu "Normen in Frage stellend", "querdenkend" verschieben sich fast schon zum Gegenteil, wie "sich nach den vermutetem Mehrheitsgeschmack richtend", "anbiedernd", wenig eigenständig".
Und bei den gegensätzlichen Begriffen funktioniert das - gar nicht überraschend - auf die gleiche Weise:
"Nicht kreativ" oder "weniger kreativ" ist absolut negativ besetzt, während fast jeder mit "hat keinen Gefallen erzeugt" kein Problem hat und die Aussage "legt es nicht darauf an, Gefallen zu erzeugen" ist schon fast ein Kompliment.
Generell, meine ich, kann gerade bei der Pilzfotografie die Verwendung des Begriffs "kreativ" heikler sein als bei anderen schöpferischen Prozessen.
Ein Beispiel:
Bei einem Pilzbild ist alles tipp-topp, makellos, technisch sowieso, Pilz hübsch, Bildaufbau gut, nicht stört, rein gar nichts.
Trotzdem denkt man ... irgendwie schon tausendmal so oder so ähnlich gesehen ... es macht sich das vage Gefühl von Langeweile breit ... man will einen "Wow-Effekt" oder giert einfach nur nach Abwechslung.
Und wie schnell kann es passieren, dann das Bild (und den Fotografen...) für einfallslos und weniger kreativ zu halten?
Man wirft dieses Bilderzeugnis und seinen Hersteller in einen Topf z.B. mit einem Maler, der immer nur Blumensträuße mit roten Blüten mit Aquarellfarben malt - obwohl ihm doch alle Farben und Materialien zur Verfügung stehen oder z.B. mit einem Komponisten, dessen Stücke immer sehr ähnlich klingen, obwohl er doch alle Töne und Instrumente verwenden könnte.
Doch bei der Pilzfotografie sind die Voraussetzungen - wie wir ja alle eigentlich sehr gut wissen - ganz anders. Die Pilzarten haben festgelegte Grundformen und Farben, beides in relativ geringer Variabilität, und sie stehen meist in dem für sie typischem Umfeld.
Der Pilzfotograf hat viel weniger Auswahl und muss erst mal alles so nehmen, wie es kommt und nur das, was er überhaupt findet, kann dann das Grundgerüst für seine Fotos bilden.
Wenn ich nach den Fotowettbewerben Lust hatte, einen persönlichen Kommentar zu den Bildern zu schreiben, dann vermied ich es fast völlig, den Begriff "kreativ" zu benutzen - vor allem nicht im direkten Teilnehmervergleich.
Überwiegend versuche ich herauszufinden, was der Grund dafür ist, dass ein Bild mir sehr gefällt oder weniger gut gefällt - und welche möglicherweise anderen Gründe es geben könnte, aus denen es anderen Betrachtern oder gar den Mehrheiten gefallen oder weniger gefallen könnte.
Sofern dann Technik und auch der Bildaufbau mehr oder weniger stimmig sind - letzteres ist auch schon wieder eher subjektiv - dann ist der Auslöser bei mir für Gefallen oder Nicht-Gefallen weniger die mutmaßliche Kreativität des Fotografen sondern eher die subjektive Beurteilung von Attraktivität von Pilz und Umfeld und besonders ob ich irgendwelche "Störfaktoren" und ihre negativen Einflüsse im Bild wahrnehme.
Noch ein Beispiel für einen "schwierigen" Fall.
Was würde hier die Oberhand gewinnen: die persönliche Einschätzung der Kreativ-Leistung des Fotografen oder die persönliche Einschätzung der Gesamt-Attraktivität des Bildes ( = das rein subjektive "Gefallen")?
Bei diesem (fiktiven) - technisch guten - Bild "fühlt" man, dass eine kreative Bildidee dahinter steckt und das ganze Bild Ergebnis eines möglicherweise überdurchschnittlich kreativen Umsetzung-Prozesses ist, aber das Bild ist erst einmal schwierig, "anstrengend" und ungewohnt, z.B. es werden Sehgewohnheiten in Frage gestellt.
Da hält man - im besten Fall - einen längeren Moment inne und überlegt nach der "Auf-den-ersten-Blick-Meinung" noch einmal: Was ist da so anders? Warum ist das so bzw. was will der Fotograf damit vermutlich bezwecken? Und was hat das für Auswirkungen und ist es - unter diesen Gesichtspunkten betrachtet - gelungen? Und wie gefällt mir das dann?
... Es kann sein, dass man plötzlich davon begeistert ist ... oder es zumindest interessant und doch ganz gut findet ... oder eben auch nicht.
Was würde dann - hätte man es zu bewerten - den Ausschlag geben: die irgendwie wahrgenommene Kreativ-Leistung, die nach persönlichen Kriterien überdurchschnittlich ist - oder die Tatsache, dass das Bild einem gefällt oder trotzdem nicht gefällt?
Ich denke, die Antwort ist eindeutig.
Meine wieder regelmäßig gewordenen "Aftershow"-Kommentare werde ich in Ausführlichkeit und Frequenz wieder etwas reduzieren - einerseits, weil es wieder eine zu einseitige Sache werden könnte, andererseits wird mir das in der nächsten Zeit etwas viel - und so viele "Störfaktoren" gibt es ja auch gar nicht immer aufzustöbern.
Jetzt ging es so viel um ein Wort, gibt es denn überhaupt ein alternatives Wort?
Leider ist es schwierig, einen wirklich allumfassenden "griffigen" Begriff dafür zu finden,
für diese "B-Note", die "alles außer Technik" beinhaltet.....................................................................