"Alles außer Technik"

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.460 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Es juckt.

    Es juckt mal mehr, mal weniger, aber es juckt.

    Ich glaube, ich habe eine Überempfindlichkeit oder sogar eine Allergie entwickelt.

    Was kann ich bloß dagegen tun?

    Salben auftragen? Tabletten einnehmen? Expositions-Vermeidung? Allergen ausschalten? Desensibilisierung? Oder Kratzen?

    Es juckte in den Fingern, diesen Text zu schreiben - das ist beinahe wie Kratzen - dadurch wird die Stelle, die juckt, erst mal deutlicher sichtbar.


    Was juckt denn da?


    Die alleinige Verwendung der Begriffs "Kreativität" für das zweite Bewertungskriterium im Fotowettbewerb, für die "B-Note", für "alles außer Technik", die juckt.


    Zur Erinnerung >Link : bewertet werden "Qualität und Kreativität", es handelt sich um "persönliche und subjektive Meinungen" der Juroren.

    Mit "Qualität" ist die technische Qualität gemeint (= "Technik").


    Ich möchte ausdrücklich betonen, dass es mir im Folgenden nicht um die Art und Weise des Bewertens an sich geht, nicht um erreichte Platzierungen oder Punktzahlen und vor allem nicht um die Subjektivität der Bewertung und nicht um die persönlichen Kriterien, die den subjektiven Bewertungen zugrunde liegen - das halte ich sogar für völlig unvermeidbar, menschlich und für das Natürlichste überhaupt - das läuft alles bestens.

    Auch die möglicherweise unterschiedlichen Definitionen von Kreativität, über die vor ein paar Jahren schon mal diskutiert wurde oder die Frage, inwieweit der Begriff Kreativität in der Pilzfotografie generell anwendbar ist, spielen nur eine sehr untergeordnete Rolle.

    Mir liegt daran aufzuzeigen, dass die Kreativität des Fotografen nur einen kleinen Teilbereich dessen abdeckt, was bei "alles außer Technik" bewertet wird - d.h. dass die Kreativität nur ein Mosaik-Steinchen im Gesamtbild ist und dass der Begriff hier etwas "unglücklich" gewählt ist.


    Schon seit Jahren wird von verschiedenen Seiten immer wieder angemerkt, dass alle Teilnehmer des Fotowettbewerbs "immer besser" würden, vor allem technisch.

    So richtige "schlechte" Fotos kommen ja auch kaum vor - es ist eher so, dass das Teilnehmerfeld oft "gefühlt" recht nahe beieinander liegt.

    Größere Unterschiede in der Bewertung bei den technisch guten Fotos wären demnach - wollte man die Begriffe wortwörtlich nehmen - vor allem auf die unterschiedlich bewertete Kreativität zurückzuführen.


    Wenn in der Vergangenheit hier über den Begriff der Kreativität in der Pilzfotografie geschrieben wurde, deutete es sich oft an, dass es unterschiedliche Auffassungen darüber gab, was "kreativ" sein könnte. Man kann aber verallgemeinernd sagen, dass das Wort Kreativität in engem Zusammenhang mit der Bildidee und mit dem Schaffensprozesses steht, also dem Prozess des "Bildermachens" mit den vorgefundenen Pilzen, der Umgebung und allen "Zutaten", der vorhandenen technischen Ausrüstung und der digitalen Nachbearbeitung.


    In die "B-Note" fließen jedoch noch ganz andere Dinge außer der Kreativität ein und haben meiner Meinung nach einen sehr großen oder sogar den größten Einfluss auf die Bewertung.


    Das lässt sich an ein paar Beispielen ganz einfach belegen.


    Im letzten Motto-Wettbewerb:

    Wenn Karl einen hinreißenden tropfenden Adernseitling zeigt und Irisle einen perlmuttig schimmernden Stäublings-Schleimpilz, dann wundert es niemanden, dass Karl mehr Punkte erreicht.

    Technisch sind beide Fotos völlig in Ordnung ... ist also der Rest die "Kreativität"?

    War Karl höchst kreativ, weil er glücklicherweise einen Adernseitling fand und Irisle deutlich weniger kreativ, weil sie nicht das Glück hatte, einen "Megatropfer" im Fundus zu haben ?

    Doch wohl kaum ... so kann man das doch nicht sehen.

    Es ist eher so, dass die meisten Betrachter einen Adernseitling höchst attraktiv finden und noch nie gesehen haben (= Seltenheitsfaktor) und einen Stäublings-Schleimpilz - auch gut fotografiert - an sich für weniger attraktiv halten.


    Anderes Beispiel, zwei Bilder von Ricky (Platz 1, Februar 2018 und Platz 6, April 2018):

    mit den Augen für kleine Details, mit der Entscheidung, das kleine Detail in seiner Form und Struktur hervorzuheben und im Bild in diffusem Umfeld an einer bestimmten Stelle zu platzieren (offene Blende und Stack): zweimal sehr ähnlicher Ansatz, ähnliche Intention und Durchführung - zweimal einwandfreies Ergebnis.

    Gibt es da Unterschiede in der Kreativität?

    Ich meine, den Ausschlag für das sehr gute "Ankommen" des kleinen Tintlings macht seine natürliche Schönheit - so filigran, so metallisch glänzend wie ein kostbares Schmuckstück - die sehr gut herausgearbeitet wurde.

    Ebenso optimal präsentiert wurde der Stäubling, aber der ist eben weniger "hübsch".


    Noch ein anderes Beispiel, meine eigenen Bilder:

    als im März-Wettbewerb meine Favolaschias sehr viele Punkte und eine gute Platzierung erzielt haben, da hat mich das sehr gefreut - als im April-Wettbewerb meine trockenen, für mich formal und farblich aber außergewöhnlichen Trameten nicht gut ankamen, da war ich ein bisschen enttäuscht - auch im direkten Vergleich zu einer trockenen aufgerissenen Ganoderma-Oberfläche, die im April 2017 auf dem zweiten Platz war.

    Technisch halte ich meine eigenen Bilder für immer ungefähr auf gleicher Qualitätsstufe. Da bemühe ich mich, keine groben Schnitzer zu produzieren, allerdings fehlt ihnen - bei genauer Betrachtung immer - kamerabedingt diese "ultra"-feine Schärfe, welche entsteht, wenn man höchstwertige zig-Megapixel-Originalgrößen auf Bilder von 1200 Pixel Breite eindampft.


    Also ... Kreativitätsbegriff wörtlich genommen:

    war ich im März "hyper"-kreativ , im April viel weniger kreativ und letztes Jahr im April wiederum sehr kreativ?


    Die Favolaschias fanden Fans, u.a. weil sie diesen "propper-knallfarbig-niedlich-noch nie gesehen-selten-möchte ich auch mal finden"-Faktor haben.

    Mein "Bild-(Er)findungs-Prozess" lief aber ab wie immer. Ich bin da sogar recht wenig mutig auf "Nummer Sicher" gegangen ... ist das kreativ?

    Und wenn ich den Schaffensprozess bei den drei Bildern selbst versuche zu vergleichen, dann war ich bei den Trameten am "kreativsten", um aus diesem Fund in diesem Umfeld überhaupt ein Bild zu machen. Bei der Ganoderma-Oberfläche war ich vielleicht weniger einfallsreich bei der Bilderstellung, aber "am herzhaftesten" in der Verwertung.

    Eventuell lädt deren Oberfläche den Betrachter mehr zu gedanklichen Assoziationen ein als die Trameten-Oberflächen, in denen ich allerdings auch mehr sehe als die reinen Oberflächen und Formen.


    Ich wundere mich aber ganz und gar nicht, dass die Favolaschias mehr Punkte als die Tramteten-Oberflächen bekommen - das habe ich sogar erwartet.

    Sie sind für die Mehrzahl der Betrachter attraktiver, für mich selbst auch - nur nicht so sehr viel attraktiver, wie es dem Punkteabstand entspräche.


    Bitte nicht falsch verstehen:

    das Ergebnis (Platzierung und Punktzahl) an sich verursacht nicht den "Juckreiz".

    Jede Meinung wie "dieses Bild gefällt mir nicht oder weniger gut", "es berührt mich nicht" bis hin zu "damit kann ich gar nichts anfangen" kann ich gut akzeptieren.

    Das, was mir nicht gefällt ist, dass alles unter dem Begriff Kreativität läuft - und dass im Bewertungsmodus scheinbar die Beurteilung der - auch ohne Einfluss des Fotografen - vorhandenen Attraktivität des vorgefundenen Bildmotivs ausgeblendet wird.

    Und dabei wissen alle Teilnehmer, dass auch das bzw. die persönlichen Vorlieben dazu eine große Rolle spielen.


    Was wird denn tatsächlich bewertet - neben der technischen Qualität?

    Dazu fällt mir Folgendes ein - jeweils vom einzelnen Juror subjektiv nach eigenen Kriterien eingeschätzt:


    1.

    Die Attraktivität der gefundenen Pilzart an sich.

    Zum Beispiel, ob sie gemeinhin als hübsch angesehen wird, ob sie besonders selten zu finden ist oder ob sie als schwierig zu fotografieren gilt oder auch ob sie bisher selten gezeigt wurde ( diese Attraktivität kann sich bei öfterem Sehen abschwächen).


    2.

    Die Attraktivität der gezeigten so vorgefundenen Fruchtkörper.

    Zum Beispiel, ob sie besonders typisch oder auch untypisch sind, d.h. mustergültig oder außergewöhnlich sind, stattlich, prächtig, niedlich, "süß", makellos oder auch hinreißend bis herzzerreißend "angedallert" sind.


    3.

    Die Attraktivität des vorgefundenen Umfeldes.

    Zum Beispiel, ob es "Wow-Effekt-Erzeuger" oder "Wirkungs-Verstärker" gibt, wie hübsche Accessoires und Mitspieler, darunter laufen alle zusätzlichen Pilzchen, Pflänzchen, Tierchen, Tröpfchen und auch natürliche, möglicherweise auch sehr außergewöhnliche Lichtsituationen. Oder ob z.B. das tatsächlich vorgefundene Umfeld ein "wahres Idyll" ist oder ob es wie bei "Henkels hinter'm Sofa" aussieht.


    Die Entscheidung, ob man das Umfeld komplett zeigt, noch erahnen lässt oder gänzlich ausblendet, ist teils eine "technische" Entscheidung, teils eine "gestalterische" Entscheidung - hier gibt es fließende Übergänge - und alle Möglichkeiten können zur Attraktivitäts-Steigerung aber auch -Verminderung des Gesamtbildes beitragen.


    Die erstgenannten Punkte bis auf das Freistellen sind ganz überwiegend naturgegeben und haben erst einmal sehr wenig mit der Bildgestaltung durch den Fotografen zu tun, bzw. alle "Bildermacher" sind meiner Meinung nach an diesem Punkt mehr oder weniger gleich kreativ.

    Sie nehmen das Motiv überhaupt wahr, an dem ein "normaler Waldgänger" vielleicht achtlos vorübergehen würde.

    Sie wollen es festhalten und zeigen, was für sie das Besondere daran ist.

    Sie stellen Überlegungen an, welcher Weg dafür geeignet ist und erkennen dabei vielleicht unterschiedliche Möglichkeiten.

    Sie entscheiden sich für eine bestimmte Vorgehensweise. In diesen Bereich gehört dann auch die Verwendung von zusätzlicher Beleuchtung und geringe oder stärkere digitale Nachbearbeitung.


    Dann folgt die individuelle Einschätzung der einzelnen Juroren, wie bzw. ob der Fotograf die vorgefundenen Dinge mit seinen technischen Möglichkeiten in einer mehr oder weniger individuellen Weise bildlich adäquat umgesetzt hat.


    Diese Umsetzung, nur das ist dann für mich die eigentliche Kreativ-Leistung - und diese bewerten zu wollen, halte ich für ein sehr ambitioniertes Ziel.

    Um unterschiedliche Kreativ-Leistungen verschiedener Fotografen - immer noch nach subjektiven Kriterien, die man für sich selbst erst einmal festlegen müsste - "messen" zu wollen, bräuchte es eine sehr statische Versuchsanordnung.

    Sie müssten mit exakt dem gleichen Equipment - mit dem sie aber alle schon gut vertraut sein müssten - auf exakt das gleiche Pilzmotiv losgelassen werden, innerhalb eines Zeitraumes in dem sich die Umweltbedingungen wie z.B. das Licht nicht ändern dürften ... illusorisch.


    Schließlich kommt es dann zu einer Beurteilung des Gesamteindrucks für die "B-Note", wobei der Gesamteindruck wiederum - vollkommen natürlich - von subjektiven Vorlieben geprägt ist.

    Dabei hoffe ich dann immer, dass der Bewerter - für sich selbst - seine Einschätzung auch begründen könnte.

    Beim Gesamteindruck spielt es meiner Meinung nach auch eine Rolle, ob das Bild beim einzelnen Betrachter Emotionen oder Assoziationen hervorrufen konnte - ob es berühren konnte.



    So viele Worte wegen eines Wortes?



    Ja ... weil ich die Verwendung des Wortes hier - immer schon und immer wieder - für so wenig stimmig halte.


    Ich meine, dass der Begriff Kreativität als - scheinbar - alleiniges Kriterium für die "B-Note" - für "alles außer Technik" - viel zu kurz greift.

    Die "innewohnende", kaum zu beeinflussende Attraktivität von Objekt und Umfeld sehe ich eher als Hauptbewertungskriterium und auch dieses Kriterium ist völlig abhängig vom persönlichen Geschmack. Daran sehe ich allerdings nichts Negatives.

    Im Gegenteil, ich finde es absolut richtig, dass der persönliche Geschmack bei der "B-Note" einfließt.



    Aber es ist doch nur ein Wort - ein Wort, das hier im Fotowettbewerb immer schon in dieser Art und Weise verwendet wurde - und niemand war damit unzufrieden.



    Es ist ein Wort, das im Fotowettbewerb als "gegeben" hingenommen wird,

    ein Wort, das man häufig hört und liest, ohne sich jedes Mal Gedanken über seine Bedeutung zu machen,

    und es ist ein Wort, das die Teilnehmer selbst so gut wie nie verwenden.


    Wenn z.B. viele Teilnehmer von einem Bild begeistert sind, dann loben sie seine Gesamt-Attraktivität - eventuell auch spezielle Details.

    Selten wird gesagt: "Da war Teilnehmer X besonders kreativ oder kreativer als ein anderer Teilnehmer."

    Landet das eigene "Werk" im Vergleich mit den anderen Bildern erwartet oder auch unerwartet im unteren Teilnehmerfeld und das ohne auffällige technische Mängel, dann sagt und denkt man vielleicht typischerweise : "Ich habe den Geschmack der Jury nicht getroffen", "Das Bild ist nicht so gut angekommen." oder "O.k. es ist vielleicht nicht so interessant oder so schön wie dieses oder jenes andere Bild, aber unter den gegebenen Möglichkeiten war es das Einzige, was ich nehmen konnte - und ich habe aus diesen Möglichkeiten das Beste gemacht."

    Niemand sagt: "Da war ich besonders unkreativ oder weniger kreativ als ein anderer Teilnehmer."


    Es kann durch Verwendung des Wortes "Kreativität" der Eindruck entstehen, dass im Fall eines Ergebnisses auf den hinteren Plätzen, welches nicht auf technische Mängel zurückzuführen ist und wo im Wettbewerb die "Nach-Treppchen-Platzierten" nicht alle sehr ähnliche Durchschnittswerte nahe bei 8 Punkten erreicht haben, diesen Teilnehmern quasi die "Kreativ-Leistung" abgesprochen wird.


    Und das ist dann meiner Meinung nach ein besonders kritischer Punkt.

    Mit dem Begriff "Kreativität" wird nicht nur das Bild an sich als "kreatives Produkt" beurteilt, sondern automatisch auch der Bild-Autor, der mit seiner Idee dahinter steht.


    "Kreativ" und "Kreativität" sind auch Modeworte und sie haben eine positiv besetzte breit gefächerte Bedeutung.

    Jeder möchte so sein. Niemand will das Gegenteil sein.


    Ersetzt man bei einem positiv bewerteten Bild das Wort "kreativ" probehalber einfach mal durch "Gefallen erzeugend oder gefällig" ... obwohl das nicht das Gleiche ist (aber die Bilder haben ja Gefallen erzeugt), und dem Fotografen unterstellt man "Gefallen erzeugen zu wollen" (auch wenn er ausschließlich Bilder zeigen sollte, die ihm selbst am besten gefallen, so schaut er doch wahrscheinlich mal mehr, mal weniger auch auf die vermutete Publikumswirkung), dann bekommt die ganze Sache plötzlich eine andere Richtung.

    Die positiven Einschätzungen, die das Wortes "kreativ" nahelegen, wie "schöpferisch", "innovativ" bis hin zu "Normen in Frage stellend", "querdenkend" verschieben sich fast schon zum Gegenteil, wie "sich nach den vermutetem Mehrheitsgeschmack richtend", "anbiedernd", wenig eigenständig".

    Und bei den gegensätzlichen Begriffen funktioniert das - gar nicht überraschend - auf die gleiche Weise:

    "Nicht kreativ" oder "weniger kreativ" ist absolut negativ besetzt, während fast jeder mit "hat keinen Gefallen erzeugt" kein Problem hat und die Aussage "legt es nicht darauf an, Gefallen zu erzeugen" ist schon fast ein Kompliment.


    Generell, meine ich, kann gerade bei der Pilzfotografie die Verwendung des Begriffs "kreativ" heikler sein als bei anderen schöpferischen Prozessen.


    Ein Beispiel:

    Bei einem Pilzbild ist alles tipp-topp, makellos, technisch sowieso, Pilz hübsch, Bildaufbau gut, nicht stört, rein gar nichts.

    Trotzdem denkt man ... irgendwie schon tausendmal so oder so ähnlich gesehen ... es macht sich das vage Gefühl von Langeweile breit ... man will einen "Wow-Effekt" oder giert einfach nur nach Abwechslung.

    Und wie schnell kann es passieren, dann das Bild (und den Fotografen...) für einfallslos und weniger kreativ zu halten?

    Man wirft dieses Bilderzeugnis und seinen Hersteller in einen Topf z.B. mit einem Maler, der immer nur Blumensträuße mit roten Blüten mit Aquarellfarben malt - obwohl ihm doch alle Farben und Materialien zur Verfügung stehen oder z.B. mit einem Komponisten, dessen Stücke immer sehr ähnlich klingen, obwohl er doch alle Töne und Instrumente verwenden könnte.


    Doch bei der Pilzfotografie sind die Voraussetzungen - wie wir ja alle eigentlich sehr gut wissen - ganz anders. Die Pilzarten haben festgelegte Grundformen und Farben, beides in relativ geringer Variabilität, und sie stehen meist in dem für sie typischem Umfeld.

    Der Pilzfotograf hat viel weniger Auswahl und muss erst mal alles so nehmen, wie es kommt und nur das, was er überhaupt findet, kann dann das Grundgerüst für seine Fotos bilden.


    Wenn ich nach den Fotowettbewerben Lust hatte, einen persönlichen Kommentar zu den Bildern zu schreiben, dann vermied ich es fast völlig, den Begriff "kreativ" zu benutzen - vor allem nicht im direkten Teilnehmervergleich.

    Überwiegend versuche ich herauszufinden, was der Grund dafür ist, dass ein Bild mir sehr gefällt oder weniger gut gefällt - und welche möglicherweise anderen Gründe es geben könnte, aus denen es anderen Betrachtern oder gar den Mehrheiten gefallen oder weniger gefallen könnte.

    Sofern dann Technik und auch der Bildaufbau mehr oder weniger stimmig sind - letzteres ist auch schon wieder eher subjektiv - dann ist der Auslöser bei mir für Gefallen oder Nicht-Gefallen weniger die mutmaßliche Kreativität des Fotografen sondern eher die subjektive Beurteilung von Attraktivität von Pilz und Umfeld und besonders ob ich irgendwelche "Störfaktoren" und ihre negativen Einflüsse im Bild wahrnehme.


    Noch ein Beispiel für einen "schwierigen" Fall.

    Was würde hier die Oberhand gewinnen: die persönliche Einschätzung der Kreativ-Leistung des Fotografen oder die persönliche Einschätzung der Gesamt-Attraktivität des Bildes ( = das rein subjektive "Gefallen")?

    Bei diesem (fiktiven) - technisch guten - Bild "fühlt" man, dass eine kreative Bildidee dahinter steckt und das ganze Bild Ergebnis eines möglicherweise überdurchschnittlich kreativen Umsetzung-Prozesses ist, aber das Bild ist erst einmal schwierig, "anstrengend" und ungewohnt, z.B. es werden Sehgewohnheiten in Frage gestellt.

    Da hält man - im besten Fall - einen längeren Moment inne und überlegt nach der "Auf-den-ersten-Blick-Meinung" noch einmal: Was ist da so anders? Warum ist das so bzw. was will der Fotograf damit vermutlich bezwecken? Und was hat das für Auswirkungen und ist es - unter diesen Gesichtspunkten betrachtet - gelungen? Und wie gefällt mir das dann?

    ... Es kann sein, dass man plötzlich davon begeistert ist ... oder es zumindest interessant und doch ganz gut findet ... oder eben auch nicht.

    Was würde dann - hätte man es zu bewerten - den Ausschlag geben: die irgendwie wahrgenommene Kreativ-Leistung, die nach persönlichen Kriterien überdurchschnittlich ist - oder die Tatsache, dass das Bild einem gefällt oder trotzdem nicht gefällt?

    Ich denke, die Antwort ist eindeutig.


    Meine wieder regelmäßig gewordenen "Aftershow"-Kommentare werde ich in Ausführlichkeit und Frequenz wieder etwas reduzieren - einerseits, weil es wieder eine zu einseitige Sache werden könnte, andererseits wird mir das in der nächsten Zeit etwas viel - und so viele "Störfaktoren" gibt es ja auch gar nicht immer aufzustöbern.



    Jetzt ging es so viel um ein Wort, gibt es denn überhaupt ein alternatives Wort?


    Leider ist es schwierig, einen wirklich allumfassenden "griffigen" Begriff dafür zu finden,


    für diese "B-Note", die "alles außer Technik" beinhaltet.....................................................................==19

  • Hallo Abeja!

    Nun, eine echte Alternative fällt mir da auch nicht ein, außer, dass man vielleicht die Noten anders verteilen könnte, also z. B. 1/3 Technik, 1/3 Motiv/Modell und Störfaktoren, 1/3 Krativität und Gefälligkeit, oder so ähnlich. Aber das ist wie immer sehr schwierig. zumal auch die Arbeit der Juroren nicht einfach ist, ich möchte mich oftmals nicht entscheiden müssen.


    (Trotzdem hat mich z. B. der letzte Mottowettbewerb so frustriert, dass ich sicher so schnell kein weiteres Bild einreichen werde. ==7)

  • Hallo Tuppie,

    wahrscheinlich habe ich mit meinen Text oben ... alle .... ähh ...öhh.... egal.


    Es tut mir leid, wenn dich der Fotowettbewerb so frustiert hatte - leider "passiert" das manchmal so. :gnichttraurig:

    Was ich aber meinte - kurz zusammengefasst - und es ist nichts zum "Jury-Erschrecken" und auch nichts zum "Am-Wettbewerb-Herummosern":

    theoretisch alles so lassen, wie es ist - nur - wenn es geht - einen anderen "Oberbegriff" für das zweite Kriterium finden.

    Das mit "B-Note" oder "Alles außer Technik" meinte ich durchaus ernst...


    Denn es ist eine Tatsache (siehe "Beweisführung" oben g:-)), dass da mehrere Sachen einfließen , die nicht von der "Kreativität" des Fotografen abhängen.

    Nach dem Fotowettbewerb äußern sich immer recht wenig Leute, und ich denke oft, das der eine oder andere doch hin und wieder frustriert sein müsste - und wenn etwas gesagt wird, wird das "gekonnt" überspielt. Oder wir haben hier wirklich ausschließlich "Olympioniken".

    Wie gesagt, ich denke, es kommt nicht primär auf Platzierungen und Punktzahlen an, aber so eine "miese" Platzierung, die vielleicht dann vollständig an der "Kreativitätsnote" hängen könnte, könnte schon manchmal ein bisschen weh tun.

    Desensiblisierungs-Maßnahme:

    das "Wort" ignorieren und selbst nicht verwenden ... da man ja sowieso weiß, dass es nicht wirklich die Zusammenhänge treffend beschreibt.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Das ist tatsächlich ein Thema, das wir auch schon in der Jury diskutiert hatten.

    Letztlich stellte sich heraus, daß es tatsächlich ein paar individuelle Unterschiede gibt hinsichtlich der Auslegung der Begriffe und damit der Bewertungen. Einig waren wir uns aber, daß das eigenltich ganz gut ist so. Denn wenn man es wirklich klar definieren wollte, was wie gewertet wird, bräuchten wir viel mehr Kategorien und der ganze Spaß unnötig kompliziert. Für Teilnehmer und Jury.
    Da geht's auch drum, eine gewisse Freiheit bei der Bewertung zuzulassen, wie ja auch für die Teilnehmer bei der Auswahl, Bearbeitung und Präsentation der Bilder.

    Letztlich haben wir festgestellt: Irgendwie funktioniert das System. Klar liegen wir in der Jury bei einzelnen Bildern normalerweise so um die 2, selten mal 4 oder 5 Punkte auseinander. Daß aber ein Juror einem Bild 10 Punkte gibt, ein anderer dem selben nur 3 oder 4, das ist meines Wissens noch nicht vorgekommen.
    Im Grunde könnte man die Begriffe "Qualität" und "Kreativität" auch irgendwie anders nennen. Nur wozu? Die Auslegung ist wie gesagt ein wenig individuell, und nicht abhängig davon, wie die beiden Rubriken nun genannt werden. Es kommen immer am Ende 2 bis 10 Punkte pro Bild raus.


    Bei mir selbst ist es auch manchmal Abwägungssache: Manche Bildbearbeitungen (Helligkeit, Sättigung, Hintergrundbearbeitungen) fließen noch in die Kreativitätspunkte mit ein. Auswahl des Bildausschnitts, Freistellung des Objektes zB aber auch in die "Qualität". Das kann aber bei anderen Juroren wieder anders rum sein. Generell sollte in der Rubrik "Kreativität" auch der ansonsten schwer messbare persönliche Eindruck der Juroren Platz finden, also ein "Geschmacksmoment". Und das muss ja individuell verschieden sein.

    Die Freiheit, diese beiden Kriterien mit jeweils 1-5 Punkten auslegen zu können, ist meiner Ansicht nach schon wichtig für die Jury. Unabhängig von der Benennung dieser Kategorien. Meinetwegen kann man die auch anders nennen, muss man aber nicht.



    LG; Pablo.

  • Hallo Abeja!

    Ich wollte ja auch nicht mäkeln, meinen Vorschlag auf Deinen Post hatte ich ja auch im ersten Teil meiner Antwort geschrieben. Ich habe schon verstanden, was Du meinst.


    Ich finde auch, dass unsere Jury eine gute Arbeit macht, hatte ich oben schon darauf hingewiesen, dass das eine echt schwere Aufgabe ist.


    Das mit dem Frust habe ich im Nachsatz geschrieben, da es nun mal so war. Ich weiß, dass so etwas passieren kann.

  • Hallo abeja, Du Anspruchsvolle==3,

    ich glaube, dass neben der Attraktivität des Motivs vor allem die Komposition des Bildes - der Goldene Schnitt, also die Seitenverhältnisse, die neben dem einfachen Verhältnis von Beiwerk zu Pilz, darüber bestimmt, ob ein Foto gefällig ist, oder nicht.

    Du machst Dir regelmäßig die Mühe, die gezeigten Fotos zu kommentieren. Letztens schriebst Du sinngemäß: "für meinen Geschmack zu viel drumherum...“ Völlig zu Recht.

    Aber ich stelle es mir ziemlich schwer für unsere Juroren vor, eine Differenzierung zwischen technischer Qualität und künstlerischer Umsetzung - (Größenverhältnisse, Anordnung, Bildausschnitt, Farbkomposition und Beiwerk) vorzunehmen. Eine technische und eine Haltungsnote trifft es aber meiner Ansicht auch nicht wirklich.

    Es wird ja auch schon lange nicht mehr einfach fotografiert, sondern gefotoshopt oder irfanvievt oder sonstige bildbearbeitet. Was also genau soll bewertet werden. Hmm...

    Vielleicht eine nicht lösbare Herausforderung, wenn wir es nicht dabei belassen, dass die Juroren ihrem persönlichen Gefühl für Schönheit folgen.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo,


    danke für eure Ausführungen. g:-)

    Jetzt ist es ja eigentlich "my turn", diese auch zu beantworten.


    Ich habe wieder etwas die "Gefahr" unterschätzt, dass man bei solchen Fragen sehr schnell - ohne Absicht - aneinander vorbei redet oder argumentiert.

    Daher bereue ich es fast, das Thema gestartet zu haben. :grotwerd:


    Mir ist bewusst, dass VIELES in die Bewertung einfließt - wobei ich meine (und damit stehe ich in KEINERLEI Widerspruch zu euren Kommentaren), dass der individuelle Geschmack sogar das Hauptkriterium ist, aber nicht NUR bei der Umsetzung des Vorgefundenen (der "Kreativität") sondern auch bezüglich des gefundenen Objektes überhaupt. Ich habe mich im obigen Text mehrfach so geäußert (bitte bei Bedarf nachlesen.... g:D)


    Statt den Modus zu verkomplizieren oder die Bewertung noch in weitere Einzelpunkte aufzusplitten (das war nie mein Vorschlag), würde ich eher eine (theoretische) VEREINFACHUNG bevorzugen - man sollte nicht noch "stärker aufgegliedert" definieren - sondern "großzügiger" d.h. "durch einen Oberbegriff allumfassender" definieren - unter dieser Definition könnte dann jeder das verstehen, was er darunter verstehen will.

    Es ist ja eigentlich sowieso klar, wie es abläuft (eben etwas "variabel" und jeder legt seine ureigenen Definitionen zugrunde - auch das hatte ich geschrieben, auch dass ich das gut finde ...) - das wird nur durch das verwendete Wort nicht deutlich, weil dieses Wort sehr einschränkend ist.


    Pablo schreibt:

    "Generell sollte in der Rubrik "Kreativität" auch der ansonsten schwer messbare persönliche Eindruck der Juroren Platz finden, also ein "Geschmacksmoment". Und das muss ja individuell verschieden sein."

    EXAKT, davon rede ich : es geht um den unterschiedlichen "Geschmacksmoment", aber das ist in nicht in jeglicher Hinsicht GLEICHBEDEUTEND mit einer Bewertung der KREATIVITÄT des Fotografen (der UMSETZUNG des Vorgefundenen) sondern der individuelle Geschmack macht sich SCHON an der Beurteilung der ATTRAKTIVITÄT des vorgefundenen Objektes an sich fest.


    Wutzi/Claudi schreibt:

    "... wenn wir es nicht dabei belassen, dass die Juroren ihrem persönlichen Gefühl für Schönheit folgen."

    Ich WILL es dabei belassen, aber der Begriff "Beurteilung der Kreativität" trifft DIESEN Vorgang nur unzureichend.


    Wenn es zwei Bereiche gibt, für die es jeweils Punkte gibt, dann sollten die BEGRIFFLICHKEITEN für die beiden Bereiche möglichst treffend sein - ohne dass ein Juror anders vorgehen sollte als bisher und ohne dass ein Juror sich für seine Meinung rechtfertigen müsste (auch das steht oben sinngemäß unter "Ich möchte ausdrücklich betonen" ...)


    Warum "juckt" es bei mir trotzdem da so?


    Ich bevorzuge es "aus Prinzip", wenn ich "Irgendetwas" mit einem Begriff bezeichne, dass dieses "Irgendetwas" möglichst auch so sein sollte.

    D.h. wenn ich Apfelsaft kaufe, dann erwarte ich Apfelsaft und nicht eine Mischung von Apfel- und Traubensaft.

    Bekäme ich automatisch "naturgegeben" eine Mischung von Säften, dann sollte das auch so genannt werden.


    Ich komme noch einmal auf meine "Beweisführung" oben zurück, dass die KREATIVITÄT des Fotografen (darunter läuft jegliche Umsetzung des VORGEFUNDENEN, natürlich auch so was wie Bildaufbau etc. etc.) NUR einen Teilbereich des zweiten Bewertungskriteriums abdeckt. Ich meine, dass Bewertungskriterium Nr. 2 die persönliche Beurteilung der GESAMT-Attraktivität (außer der Technik, falls man die "sauber" abgrenzen will) des Gezeigten beinhaltet, was von VIELEN Einflüssen abhängig ist.


    Wenn jemand meine Argumentation im oberen Text für nicht zutreffend hält,

    dann müsste derjenige umgekehrt folgenden Äußerungen zustimmen (man beachte die Smilies....) g:D


    ==19 "Finderglück ist ein Zeichen von Kreativität!" ( ... ??? ....)


    oder


    ==19 Szenario 1:

    Fotograf im Studio, Licht, Kamera, Einstellungen, Hintergrund, Zubehör, Bildaufbau: alles gleich, alles gleich perfekt.

    Er fotografiert

    a) ein im Allgemeinen als schön angesehenes Objekt

    b) ein im Allgemeinen als weniger schön angesehenes Objekt

    Die Betrachter bevorzugen das hübsche Objekt - wie erwartet -und geben da eine bessere "Kreativitäts-Note"


    Wortwörtlich:

    dann wäre diese (Geschmacks-)Entscheidung KEINESFALLS auf die Eigenschaft des Objekts zurückzuführen, sondern hinge AUSSCHLIESSLICH von der Kreativität des Fotografen ab. (...???....)

    Also wäre dann der Fotograf, der das hübsche Objekt nicht zu Verfügung hatte, weniger kreativ . (...???? ...)


    oder


    ==19 Szenario 2:

    Fotograf im Wald, mit - im Allgemeinen als hübsch angesehenem - Pilz, auf hübschem Holz, mit hübschem Moos, vor hübschen Hintergrund

    Entscheidung des Fotografen: Freistellung, Hintergrund ist dann ein zart-diffuses Grün, Belichtung, Bildaufbau, alles perfekt.

    a) bei sehr diffusem Licht (sehr gut geeignet)

    b) das Licht ändert sich, im Hintergrund ergeben sich tolle Effekte, das Ganze erhält einen "magischen Schimmer", Belichtung, Bildaufbau sind noch perfekt.

    Die Betrachter bevorzugen das "magic-light-Bild" - und geben da eine bessere "Kreativitäts-Note"


    Wortwörtlich:

    Dann wäre diese (Geschmacks-)Entscheidung KEINESFALLS auf die Eigenschaft des veränderten Lichtes zurückzuführen, sondern hinge AUSSCHLIESSLICH von der Kreativität des Fotografen ab ( ... ??? ...)

    Also wäre dann der Fotograf, der der "tolle Licht" nicht zur Verfügung hatte, weniger kreativ? (...???...)


    Die Attraktivitätsbeurteilung des Vorgefundenen IST etwas anderes als die "Kreativitäts"-Beurteilung des Fotografen.


    Wenn der "Gesamttopf" des Bewertungskriteriums Nr. 2 ausschließlich "Kreativität" genannt wird (unabhängig von dem, was einfließt) dann hat das für mich einen sehr schalen Beigeschmack, es ist so ein psychologisch wirksames Wort.


    Damit "oute" ich mich als "empfindlich" oder gar als "überempfindlich" (habe das oben ja schon angedeutet) - und alle anderen scheinen an dieser Stelle gar nicht empfindlich zu sein. Oder sie nehmen die Bedeutung des Wortes gar nicht in dieser Weise wahr?


    Ist es völlig egal, wenn ein Bild, das technisch o.k. und vom Bildaufbau her gut ist (Geschmacksfrage...) - aber vielleicht ein als weniger attraktiv angesehenes Objekt (Geschmacksfrage ...) zeigt und dadurch etwas an "Gesamtattraktivität" verliert (Geschmacksfrage ...)-, also den "individuellen Geschmack" des Betrachters" (EXAKT, ja!) nicht trifft - als "unkreativ" bezeichnet wird?

    Und das IST es, was - wortwörtlich - das Bewertungskriterium "Kreativität" ab einer gewissen Punktzahl tut.


    Es ist immer faszinierend zu sehen, wie man einerseits das "gute Abschneiden" von manchen Pilzobjekten, sofern das Bild einige gängige Normen einhält, "kalkulieren" kann (mein Favolaschia-Bild z.B. völlig kalkuliert, Kalkulation völlig aufgegangen ) - und wie man andererseits das "Abschneiden" von z.B. Porlings-Bildern absolut NICHT einschätzen kann.

    Das ist nur überhaupt KEIN Problem - so etwas buche ich unter "GESCHMACKSfrage "- und das kann jeder akzeptieren, aber der Begriff "Kreativität" ist da fehl am Platz. (Oder wer kann beweisen, an welchem Detail, an welchem Mangel - dass das Bild "wenig kreativ" ist? Man kann doch eigentlich nur sagen: "Gefällt mir nicht!")


    Ob es anderen Teilnehmern völlig egal wäre, wenn ihr Bild - mit "wenig kreativ" bezeichnet würde (wortwörtlich geschrieben oder gesagt)?

    (Wobei "kreatives" Bild genauso wie "kreativer" Toaster eigentlich Blödsinn ist - so ist eben der Sprachgebrauch, gemeint ist "Bild als Produkt eines kreativen Prozesses")


    Da könnte man ganz leicht "austesten":

    wie oben gesagt:, wenn ich ein Bild kommentierte, kommentierte ich die Gesamtattraktivität, versuchte Gründe dafür zu finden, warum etwas als attraktiv wahrgenommen werden könnte, was stören könnte. Ich hoffe immer, damit niemandem auf die Füße getreten zu haben - das war jedenfalls nicht meine Absicht.

    Kreative Bildideen sieht man viele, ich presse die "Kreativität" aber nicht in ein skaliertes Bewertungsschema - das versuche ich erst gar nicht. Trotz kreativer Ideen gibt es bei manchen Bildern Gründe, warum sie mir trotzdem nicht hundertprozentig "gefallen".


    Wenn ich aber einfach mal zu Teilnehmer X sagen würde:

    "Liebe/r X ... klar landet dein Bild unten, im unteren Drittel - obwohl es technisch gut ist - denn es ist nicht kreativ (--> nicht Ergebnis einer kreativen Bildidee ---> d.h. du bist (da) nicht kreativ (gewesen)".

    Ich würde das gegenüber Teilnehmer X als NICHT gerechtfertigt ansehen, geradezu als anmaßend und auch irgendwie verletzend.

    Und wie würde Teilnehmer X darauf reagieren?

    Ich würde mich nicht wundern, wenn derjenige das - euphemistisch ausgedrückt - nicht gut finden würde.


    Jetzt habe ich mich - glaube ich - :gkopfkratz:- genug "gekratzt".

  • Komm abeja,

    komm, wir schenken uns einen guten Roten ein und (kratzen) diskutieren das Thema an einem lauen Frühlingsbend ganz entspannt im Garten - zu Ende - hätte ich fast geschrieben. Aber ich bin nicht sicher, ob das möglich ist.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo abeja

    Ich lese Deine Kommentare zu den Bildern in den Fotowettbewerben stets mit großem Interesse und meine eigene Beurteitung kommt Deiner meist recht nah. Zum Thema Kreativität kann ich allerdings nur sagen, dass alle bisher von mir eingestellten Bilder dann mit Null Punkten bewertet werden müssten :). Meine bisher bei Fotowettbewerben eingereichten Bilder zeigen Pilze, wie ich sie in der Natur angetroffen habe ohne einen einzigen Gedanken daran, dass es sich um Motive für einen Fotowettbewerb handeln könnte. Bei einigen Motiven wäre eine weiter geöffnete Blende eine Option oder Serien mit mehreren Blenden aus denen man sich dann das Bild aussucht, welches noch gerade noch den Pilz mit ausreichender Tiefenschärfe zeigt, aber überflüssige Details im Hintergrund verschwimmen lässt. Die Zeit für die Auswahl, von Stacken und Nachbearbeitung ganz zu schweigen, würde mir beim Mikroskopieren und Bestimmen fehlen. Dann setze ich lieber auf den von Dir sicher zu recht angesprochenen Seltenheitsbonus ^^.

    LG Karl

  • Hallo Karl,

    genau so stellt man sich das vor : so läuft das eben bei den echten Mykologen ab . ==Gnolm8

    Und da kann auch niemand etwas dagegen haben, wenn bei der mykologischen Arbeit ... auch ohne größeren Aufwand ... wunderbare Bilder von wunderbaren Pilzen entstehen, die auf eine Vielzahl von Betrachtern einen sehr großen Reiz ausüben - dass diese Bilder dann auch tatsächlich "punkten" bei dem "Wie-auch-immer"-Kriterium . ==Gnolm1


    Heute habe ich meinen "Mai-Pilz" an Jan-Arne geschickt . ==Gnolm3


    Es ist .... natürlich ... kein Maipilz, die sind ausgefallen bzw. an anderer Stelle im "Made-im-Matsch-Modus" gewesen ...

    Es ist auch kein Mai-Porling, die waren alle zerfressen und schäbig.

    Es ist auch nichts Außergewöhnliches wie meine Auriporia oder mein Leucocoprinus ianthinus - dann hätte ich die ja nicht anfragen können ... und außerdem ... "Blitz-Schirmlinge"?? iiihhhh oder ... Porlinge? ...tse-tse-tse.

    Es ist auch nichts von meinen Polyporus-Funden , dann hätte ich damit ja keinen Küchenthread mit "beschicken" können - und außerdem war da das Umfeld "irgendwie blöd" und zuviel Licht und Schatten an den "falschen" Stellen.

    Es ist auch nicht eine von meinen diesjährigen Caloscypha-Funden, die waren nur so groß wie ein Fingernagel und nicht schön geformt und total dreckig.

    Und es leider auch nichts anderes, was selten wäre ... oder irgendwie dramatisch interessant ==Gnolm6


    Es ist wieder nur ein völlig normaler Pilz!

    In einem normalen Umfeld!

    Und gar nicht viel bearbeitet!

    Und das Bild hat trotzdem für mich reizvolle "Auffälligkeiten", wegen denen ich dieses Bild auswählte.

    Also eigentlich wählte ich aus nur unter zwei Möglichkeiten: dieses Bild oder gar kein Bild einsenden.

    Aber genau diese Auffälligkeit schätze ich wiederum sehr als "Geschmackssache" ein.

    Also - wie immer - schau'n wir mal! ==Gnolm13

  • Hallo abeja,

    Glückwunsch! Immerhin scheint es bei Dir pilziges zu geben, das es verdient, gezeigt zu werden. Ich habe heute den Pilz Nummer fünf (die Pablo-Pilze zähle ich nicht, die stehen ja schon seit dem Vorjahr) dieses Jahres gefunden. Nach einem Fichtenzapfenrübling und drei Scheibenlorcheln der dritte nicht Vorzeigbare. Aber mir geht es ebenso wie Karl. Ich bin auf der suche nach Pilzen und fotografiere sie, weil ich sie bestimmen will oder sie hübsch finde. Ästhetische Aspekte und der Fotowettbewerb spielen dabei eigentlich keine Rolle. Ich gute mich mal als Pilz-Foto-Proll.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


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  • Hallo Claudia,

    ... "pilziges zu geben, das es verdient, gezeigt zu werden" - das ist wunderschön ausgedrückt ... leider nein.

    Beim letzten Waldgang sah ich neben der Auriporia (noch mal fotografiert) exakt 3 komische Samthäubchen, 1 zerfallenen Maiporling, 1 mutmaßlichen Waldfreundrübling und 1 halbgefressenes Breitblatt. Dann letzte Woche im Friedhofsgelände die madigen Maipilze und einen seltsamen Rötling (der wahrscheinlich noch zu einer Anfrage wird, obwohl ich ihn nicht gut dokumentiert habe) und sonst gab es ... fast ... NICHTS in Wochen.


    Bei mir ist es meist so, dass ich auch aus WENIG noch was machen will, weil ich eben ganz gerne beim Fotowettbewerb teilnehme ... und dann bei einem - mir außergewöhnlich erscheinenden Aspekt - da "herumtanze" und dem Ding dann doch noch ein BILD "abtrotzen" will. g:D

    Aber ich fotografiere längst nicht alle Pilze , die "mir über den Weg laufen". Ich beschränke mich auf "neue" (zum Bestimmen), "bisher selten gesehene Arten mit neuem Aspekt" (wenn ich die erst einmal oder zweimal hatte, die sehen ja immer ein bisschen anders aus) und dann die "Dinger", die ich aus irgendwelchen (nur mir einleuchtenden :glol:) Gründen für "tauglich" für den Wettbewerb halte..

  • Nachdem die aktuellen Wettbewerbsbilder noch nicht da sind, kann ich ja hier noch meinen Sahnemeerrettich dazu geben.

    Bei uns ist dieses Jahr auch schier nichts zu holen, die paar Regentage letzte Woche haben noch gar nichts gebracht.

    Es ist sicher nicht sonderlich "kreativ", am 19. (zufällig Samstag) in den Wald zu gehen und auf ein tolles Motiv zu hoffen. Und die andeswo erwähnte Amanita ist spurlos verschwunden.

    Wobei höchstwahrscheinlich auch zehn ausdauernde Fotosafaris kaum mehr gebracht hätten weil es eben so gut wie nichts gab.

    Ich habe gestern abend kurz vor Schluss noch was aus dem Fundus gezerret. Dieser gibt nun aber wirklich nichts vernünftiges mehr her.

    Bei dem Bild bestand die Kreativität darin, dass das Motiv gut sichtbar am Wegesrand beim Parkplatz war und ich einfach draufgehalten habe. Je nach dem was sonst kommt wird es im Mittelfeld oder hinteren Drittel landen.

    zum Seltenheitsbonus:

    ich habe den Eindruck, dass der nur gelegentlich hilft. In der Ruhmeshalle der Jahressieger sind vier Buchenschleimer, ein Mal Fliegenpilze und ein Mal Parasole. Im März gewann ein langweiliges Judasohr...

    Es gabe auch schon Gegenbeispiele: Andreas hatte mal was sehr seltenes - ich weiß nicht mehr was und wo - und landete promt auf dem ersten Platz. Dort war soweit ich mich entsinne bei der Bildgestaltung kaum Kreativität. (möglich, notwendig, gefordert...)

    Ich glaube übrigens auch nicht, dass das hier ein Bildbearbeitungswettbewerb ist. Mag sein, dass manche schon einen nicht unerheblichen Aufwand treiben. Ich sicher nicht.

    Neben Finderglück ist die Kreativität doch oft gefragt, so es der Fundort und das Motiv zulassen.

    Wie auch immer, wir machen das ja zum Spaß und nicht um ein Pilzzuchtset zu gewinnen oder?

    Und da muss man manchmal kurz schlucken, wenn die Jury und die anderen etwas anders sehen als man selbst und dann sollte wieder gut sein.

    Ich stelle mir bei der Bewertung die Frage:

    würde ich mir das Bild gerne als Poster an die Wand hängen? Oder auch nur einen Monat als Kalenderblatt? Und das ist höchst subjektiv.

    Mal sehen, was es im Mai kreatives gibt.


    viele Grüße

    Alis

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    ich habe momentan wenig Zeit und konnte mich deshalb erst jetzt zurückmelden. Dein Problem mit dem Begriff Kreativität kann ich sehr gut nachvollziehen, weil in dieser Kategorie eben nicht nur die Kreativität, sondern auch persönlicher Geschmack, das Objekt selbst usw. bewertet wird - wie du also ausführlicher und besser erklärt hast. Ich benenne das Ganze jetzt um, sodass es a) Qualität (technische Qualität der Aufnahme) und es b) eine B-Note gibt, unter die Kreativität, persönlicher Geschmack usw. fallen. An der Ausführung der Bewertung wird das nichts ändern, aber ist schon irgendwie "richtiger".


    Übrigens: Meines Wissens und ohne nachzusehen hab ich die beiden Begriffe damals einfach beibehalten, als ich den Fotowettbewerb übernommen hab. Vor gefühlten 30 Jahren. 8|


    Liebe Grüße

    Jan-Arne