Aktuelle Studie über die Trüffelnutzung in Spanien

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  • Hallo zusammen,


    ich weiß nicht, wo man hier Naturschutzthemen posten kann (gibt es solche Themen hier überhaupt?). Drum schreibe ich einfach mal hier bei Pilze allgemein... ;)


    In Spanien werden einige Pilzarten intensiv kommerziell genutzt. Dazu gehören neben Steinpilzen und Reizkern auch Schwarze Trüffeln. Garcia-Barreda et al. (2017) haben die Mengen an Schwarzen Trüffeln, die in Spanien gesammelt und kultiviert werden, verglichen und ausgewertet.


    Dabei zeigt sich, dass die Zahl kultivierter Trüffeln deutlich steigt, während die wild gesammelte Menge deutlich abnimmt. Die Trüffel"produzenten" steigen also um auf Trüffelplantagen.

    Interessant sind die Gründe für das verringerte Wildsammeln - denn Plantagen sind auch aufwändig.


    Ich zitiere Garcia-Barreda et al. (2017) - "Declining black truffle harvest has been generally attributed to a combination of factors including habitat deterioration, overharvesting and climate change (Reyna 2012b)."


    Die Studie von Reyna 2012 - Reyna S (2012b) Sostenibilidad de la truficultura: aspectos ecológicos, económicos y sociales. In: Reyna S (ed) Truficultura: Fundamentos y técnicas, 2nd edn. Mundi-Prensa, Madrid, p 49–71. - habe ich nicht gelesen bzw. nicht vorliegen.


    Leider hat der Artikel keine Seitenzahlen (ist wohl modern, bei Onlinepublikationen Seiten wegzulassen...), weshalb ich die Zitate nicht genau angeben kann - aber man findet die entsprechenden Passagen schnell. Daher noch ein zweites Zitat:


    "In recent years sustainability issues in public forests have been exacerbated by collective harvesting arrangements. As a result of decline in productivity, forests become economically unattractive to private harvesters, with municipality councils offering the floor price in auctions. Thus, every year residents interested in harvesting put their name down and share the rent."


    Aber nicht nur in Spanien wird übernutzt und übersammelt. In China ist es noch extremer:


    "Wild T. melanosporum decline in Spain is not a unique case among edible fungi. In China, the native T. indicum is intensively harvested for commercial purposes since the late 1980s, when it was originally exported to Europe. Its price sharply increased and pure extractivism and damaging picking techniques have been indicated as the general rule (Wang and Liu 2010). Wang (2013) reported that harvests decreased by 30–50% in recent years, after about 30 years of intensive use, no harvesting regulation and no resource management."


    Es ist wohl wie immer in unserer Welt. Sobald kommerzielle Interessen im Konflikt mit Natur- bzw. Biotopschutz stehen, hat der Schutz das Nachsehen. Die Wälder werden solange ünernutzt und überbesammelt, bis es sich nicht mehr lohnt, zu suchen, weil die Wildpopulationen einbrechen. Dann steigt man zur Kultur um. Vielleicht hilft das ja, dass sich sowohl die Wälder als auch die Artenzusammensetzung der Funga wieder regenerieren. Der Klimawandel kommt ja ohnehin als Druck auf die Artengemeinschaft dazu - da kann man grabende Trüffeljäger nicht auch nich gebrauchen. Aus China kenne ich Beschreibungen vom Zustand der Wälder von Augenzeugen. Dort wird (zumindest da, wo nach Trüffeln gejagt wird) teils hemmungslos umgegraben und zerstört.

    Da bin ich ganz froh, dass Trüffeln bei uns vollkommen geschützt sind. Und was die Vermarktung heimischer Trüffeln angeht, sind ja auch hier Plantagen ein Thema. Das nimmt dann den Sammeldruck ohnehin.


    Hier das Zitat der Arbeit:

    Sergi Garcia-Barreda, Ricardo Forcadell, Sergio Sánchez, María Martín-Santafé, Pedro Marco, J. Julio Camarero & Santiago Reyna (2017): Black Truffle Harvesting in Spanish Forests: Trends, Current Policies and Practices, and Implications on its Sustainability. Environmental Management DOI 10.1007/s00267-017-0973-6


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Ich gebe zu, daß ich in China nicht in alle Waldgebiete gekommen bin- nicht mal in Yunnan. Trüffel (T.indicum) haben wir selbst nicht gefunden, auch einige andere auf unserer Wunschliste nicht, fanden wohl die Gebiete nicht. Aber allgemein hatten wir nicht den Eindruck, daß irgendeine der Sammelarten zurückgegangen war. Auf den Märkten gab es Massen an Pilzen und die zu einem Preis, der nicht unbedingt auf Seltenheit schließen ließ Und die Pilzmärkte in Yunnan sind legendär. Ich denke, daß die Waldökologie eine weit größere Rolle spielt als das Sammeln- genau , wie auch in Deutschland. Wenn die Waldökologie zerstört wird, dann verschwinden die Pilze. Was in China allerdings auffiel: es wird so ungefähr alles mitgenommen- auch alte Schlappen, die ich nie mehr essen würde, aber andere scheinen sie zu essen. T. indcum: Natürlich weiß ich nicht, ob der Ertrag niedriger geworden ist- bei Trüffeln ist natürlich das Myzel durchwühlen immer schädlich- und ich weiß nicht, was die vor 10 Jahren gekostet haben, aber er ist nach wie vor auf Märkten ein Massenpilz und ich denke, daß die aus Wildsammlungen waren, weil die kleinen Wildpilzhändler eigentlich keine Zuchtpilze anbieten.