Hallo zusammen,
eigentlich war ich skeptisch, ob so ein Mikroskopierkurs wohl das Richtige für mich sei. Aber der Kurs in Jena bei Andreas Gminder war so gut, dass ich euch gern daran teilhaben lassen will. Es war ein Seminar, das alle in guter Erinnerung behalten werden. Wir haben viel Spaß gehabt und noch mehr gelernt, obwohl wir in der Dürre nur eine Handvoll Pilze gefunden haben. Die Kreativität der Gruppe war wirklich beeindruckend. Es gab flachrosa gefärbte Präparate, jede Menge UMO`s (unbekannte mykologische Objekte) und einen Meister, der die Pilznamen, die wir nach akribischen makro- und mikroskopischen Untersuchungen vorschlugen, immer mal für ein Gerücht hielt.
Lamellendrama I. Akt:
An allen vier Tagen ging es morgens in "die Pilze“. Die machten sich zwar rar, aber für mich waren etliche Perser dabei. Hier eine kleine kleine Auswahl unserer Beute.
Schuppiger Porling - den hatte ich mir schon lange gewünscht.
Tintlinge wie gesät
Die Langstielige Holzkeule - Verursacherin des Giraffenholzes in flagranti.
Hübsche kleine Schildborstlinge, die ich alleine nie gefunden hätte, weil sie viel kleiner sind, als ich dachte.
Das Highlight: Eine Sommertrüffel. Mich überrascht es ja kaum noch, dass Andreas solche mythologischen Kostbarkeiten scheinbar mühelos im Waldboden aufspürt.
Ein paar Mal waren auch richtig große Lamellenpilze dabei, so wie hier. Die wurden dann natürlich ausführlich begutachtet.
Lamellendrama II. Akt
Nach dem Vergnügen ging's an die Arbeit. Wir lernten, woraus ein Pilz besteht und wie man es erkennt. Blöderweise mussten die Präparate selbst geschnitten werden werden. Die Quetschpräparate waren ja noch ziemlich easy. Ich habe mir erst einmal die Ascos herausgepickt. Die sind nicht nur hübscher, sondern auch viel leichter zu durchschauen - zumindest, wenn sie reif sind.
Sehen sie nicht gefährlich aus, die Borsten des Schildborstlings!
Und dann erst die Schildborstlings-Sporen in den wohl geordneten Schläuchen!
Bei der Sommertrüffel gab auch schon die Sporensäcke mit den Sporen zu sehen. Kaum zu glauben, dass die hier nicht reif werden.
Aber leider waren Schlauchpilze und die Trüffel bald hinreichend untersucht.
Lamellendrama III. Akt.
„Macht ihr Blätterpilze“
„Ja, wir blättern, bis wir die Pilze gefunden haben"
Bei den Basis lernten wir, dass es mehr gibt als Sporen und deren Behälter, aber zunächst begannen wir doch mit den Sporen, zum Beispiel damit, dass sich Sporen bestimmter Pilze mit Melzers blaugrau färben lassen und dass das dann amyloid heißt.
Andere Sporen wiederum färben sich mit Melzers braun, was man dann dextrinoid nennt. Dann wurden die Farbreaktionen komplizierter, keine Angst, das führe ich nicht aus...
Gelegentlich jubelte es: „Ich hab ne Lamelle....!“ Hmmm....
Und wenn dann zwischen den Basidien, also den Zellen, auf denen die Sporen wachsen, sterile Zellen herausgucken, sind das wahrscheinlich die Zystiden - zumindest dann, wenn man das Präparat nicht zu sehr gedrückt hat, ansonsten gucken auch gern mal andere Zellen hervor. Und weil das so zu einfach wäre gibt es diverse Orte an denen Zystiden wachsen, oder auch nicht, die dann jeweils auch noch unterschiedliche Vornamen haben- Cheilo, Pleuro Kaulo, Pleuro....
Auf manchen Hutdächern wachsen Dermatozystiden. Die sind aber so getarnt, dass Sulfovanillin nötig ist, damit sie sich zeigen. Dann werden die grau.
Neben den Hyphen, aus denen Pilzen im Allgemeinen bestehen, besitzt dieser resupinate Porling auch noch Skeletthyphen. Das sind die langen Fäden im Bild.
Zu guter letzt durften wir Kammschnitte üben. Da schneidet man so durch einen Lamellenpilz, dass das Präparat aussieht wie ein Kamm. Die einzelne Lamelle ist im Erfolgsfall quer durchgeschnitten, so dass die Lamellenaußenseiten und das Lamelleninnere zu sehen ist. Auf diese Weise kann man beurteilen, ob die Zystiden an der Lamellenschneide, oder an der Seite, oder überhaupt nicht vorhanden sind. Und es ist das Lamellenfleisch (Trama) zu sehen, und man erkennt in welcher Richtung die Zellen des Lamellentramas verlaufen. Ach, ich könnte euch noch stundenlang berichten. Ich befürchte nur, dass sich der Eine oder die Andere langweilt bzw. zu genau liest und die Fehler finden könnte. Ich glaube, ich muss das noch sehr lange üben, bevor es richtig sitzt. Ein Anfang ist immerhin gemacht.
Ich überlege gerade, ob das nicht ein kleines Mikro-Pilzrätsel werden könnte. Ihr dürft raten, welche Pilze wir uns angesehen haben.
und so sehen glückliche Pilz-Mikroskopierer aus