Saccobolus spec. und Pseudombrophila auf Rinderdung

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 3.020 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Roni.

  • Hallo liebe Dungpilz-Gemeinde,

    schon seit langer Zeit bin ich Nutznießer eurer interessanten Beiträge. Nun habe ich mich endlich aufgerafft und einen eigenen Beitrag verfasst.

    Vor einiger Zeit fand ich auf Rinderdung eine große Vielfalt von Ascomyceten. Unter anderem Cheilymenia stercorea, Schizothecium myriaspora, Sch. conicum usw. Außerdem zahlreiche gelbliche 0,2- 0,5 mm große Saccobolus-Fruchtkörper.

    Asci: 70 - 90 x 16 - 25 µm, Paraphysen nur selten mit gelblich - bräunlichem Inhalt, Sporencluster 33 - 40 (42) x 12 - 13 µm, mit seitlicher Schleimhülle, Sporen angeordnet nach Muster II nach V. Brummelen. Einzelsporen ungleichseitig ellipsoid, kaum abgestutzt, erst violett, dann braun gefärbt. Ornament felderig gefleckt.

    Leider komme ich aber mit V. Brummelens Schlüssel zu keinem Ergebnis, da die gelben Fruchtkörper nicht zum Sporenmuster II passen.

    Könnt ihr mir da helfen?

    Hier einige Fotos:

    unten Cluster mit Schleimhülle in IKI



    Außerdem sind auf den Fladen Fruchtkörper von Pseudombrophila equina cf. verstreut. Apothecien 2 - 3 mm, Asci 100 - 110 x 8 µm, uniseriat, IKI -, Sporen 8 - 10 x 4,5 - 5 µm, glatt, hyalin. Auch aufgrund dieser kleinen Sporen habe ich die Art als P. equina bestimmt. Nach der Pseudombrophila-Monographie wird dafür allerdings als Substrat Pferd und Hirsch angegeben.

    Ist es möglich, dass auch Rind als Substrat in Frage kommt?



    Bin gespannt was ihr dazu meint.


    Herzliche Grüße,

    Roni

  • Hallo Roni,

    ich bin zwar keine Pilzexpertin und schon gar keine Dungpilzexpertin, nur eine Sympathisantin, aber ich möchte Dich dennoch ganz herzlich im Forum begrüßen. Prima, dass Du den Schritt vom stillen Leser zum wahrnehmbaren Poster gegangen bist. Dein Beitrag ist interessant und die Fotos klasse. Damit erfreust Du auch die Nicht-Dungpilzgemeinde.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Roni,


    auch von mir erstmal ein herzliches Willkommen. Zum Saccobolus müsste man wirklich sicher wissen, ob gelbe Paraphyseninhalte sichtbar waren oder nicht. Eigentlich sind in der Sektion Saccobolus die gelben Inhalte immer und recht gut zu sehen. Ist das nur vereinzelt und schwach zu erkennen kann das auch täuschen. Weiter wären die Sporenmaße wichtig. aber auch damit dürfte es mehr als schwierig werden. Es sei denn, unser Nobi weiß da mehr.
    P. equina kenne ich nicht aus eigener Anschauung, da halte ich mich zurück.

  • Hallo Wutzi und Rada,


    danke für eure freundliche Begrüßung.

    Tatsächlich habe ich vergessen die Einzelsporen-Größe anzugeben==7, was ich jetzt aber nachliefere:


    Sporengröße: 12 - 15 x 6 - 7 µm.

    Wegen des Paraphysen-Inhalts lege ich später nochmals ein Pilzchen unters Mikro.


    Bis dahin viele Grüße,

    Roni

  • Super Einstand, Roni!:thumbup:

    Ich hoffe, dass Du auch zukünftig unsere kleine aber feine Dungpilzecke bereicherst! Scheue Dich nicht, hier weitere Anfragen einzustellen.


    Nun zu Deinen Funden.

    Zum Saccobolus schreibst Du:

    Leider komme ich aber mit V. Brummelens Schlüssel zu keinem Ergebnis, da die gelben Fruchtkörper nicht zum Sporenmuster II passen.

    Nun, das ist kein Wunder, da Du meiner Meinung nach in der falschen Sektion (Saccobolus) suchst.;)

    Deren Fruchtkörper zeichnen sich u.a. durch auffallend gelbe Paraphyseninhalte und eben eine andere Sporenanordnung aus.

    Auf die Paraphysen wies ja bereits Ralf hin.

    Deine Pilzchen gehören hingegen ziemlich sicher zur Sektion Eriobolus, wovon auch die zarten Violetttöne im Hymenium zeugen (siehe u.a. Bild 3, Mitte). Die Sektion Saccobolus "kann" das nicht.

    Nun passt auch die Sporenanordnung.

    Lass Dich von der scheinbaren Gelbfärbung nicht irritieren. Bei Reife verfärben die einst schneeweißen Apothecien dieser Sektion gern in Richtung schmutzigweiß bis gelblich.

    Mit den Cluster- und Sporenmaßen sowie den glatten Sporen komme ich zum häufigen Saccobolus depauperatus.


    Die Pseudombrophila ist mit den Sporenmaßen und dem Habitus die von Dir genannte Pseudombrophila equina.

    Es gibt da an sich keinen Verwechslungskandidaten. Das Substrat ist in der Tat ungewöhnlich, aber wenn die Art auf Pferdedung fruktifizieren kann, warum nicht auf Rinderdung?

    Ich selbst kenne P. equina nicht. Aus Thüringen sind mir einige montane Funde bekannt, diese allerdings stets auf Reh- bzw. Hirschlosung.

    Auf alle Fälle ein außergewöhnlicher Fund, um den ich Dich ein wenig beneide und zu dem ich Dich herzlich beglückwünsche.


    Interessant wäre zu wissen, aus welcher Region Du kommst und in welcher Höhe Du die Probe gesammelt hast.


    Liebe Grüße vom Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Nobi,


    danke für deine fachmännischen Ausführungen und die Bestätigung der Pseudombrophila.

    Deine Pilzchen gehören hingegen ziemlich sicher zur Sektion Eriobolus, wovon auch die zarten Violetttöne im Hymenium zeugen (siehe u.a. Bild 3, Mitte). Die Sektion Saccobolus "kann" das nicht.

    Tatsächlich zeigten beim nochmaligen Mikroskopieren die Paraphysen keinen gelben Inhalt, jedoch vereinzelt gelbbraunes "Granulat" in den P.-Spitzen.

    Interessant ist, dass die Fruchtkörper teils deutlich gelbgrünlich erscheinen. Siehe Makrobild.


    Ob das von einem auffallenden Algenwachstum herrühren kann?

    Interessant wäre zu wissen, aus welcher Region Du kommst und in welcher Höhe Du die Probe gesammelt hast.

    Die Proben stammen aus der Gegend von Inzell aus einer Höhe von ca. 900m.


    Beste Grüße,

    Roni